Gerald O. Martin, genanntGerry, seltener auchJerry, (*21. Mai1915 inGreensburg; †18. Mai1980 amMount St. Helens) war einUS-amerikanischerNavy-Offizier undFunkamateur.Postume Bekanntheit erlangte er durch seine Berichterstattung vomAusbruch desStratovulkans Mount St. Helens im Mai 1980. Neben demVulkanologenDavid A. Johnston war er der Erste, der die beginnende Eruption per Funk meldete. Wenig später beobachtete und kommentierte er auch Johnstons Tod, starb dann allerdings nur wenige Sekunden nach diesem.
Er kam imUS-BundesstaatIndiana zur Welt, lebte aber zum Zeitpunkt seines Todes seit vielen Jahren im DorfConcrete im Nordwesten des BundesstaatesWashington. Bis zu seiner Pensionierung hatte er als sogenannter non-commissioned officer (NCO; entspricht in etwa einemUnteroffizier) für dieUnited States Navy gearbeitet. Martin war mit Dorothy Edra Shonblom (1917–1998) verheiratet; das Paar hatte mit den Töchtern Linda Ann (1948–2003) und Mary Louise (1951–1961) zwei gemeinsame Kinder.[1]
Als ab Mitte März 1980 Vorboten –seismologische Aktivitäten undphreatische Explosionen – eine nahende größereEruption desMount St. Helens ankündigten, und insbesondere ab Beginn der sichtbarenAuswölbung an der Nordflanke in der letzten Aprilwoche initiierte das Washington State Department of Emergency Services (DES) eine Kooperation mit demAmateur Radio Emergency Service (ARES) und demRadio Amateur Civil Emergency Service (RACES): Rund um den Vulkan postierten sich Funkamateure,[2] die das DES zeitnah über die fortlaufende Deformation des Berges und etwaige Ausbrüche unterrichten sollten. Auch Gerry Martin hatte sich für die Dauer einer Woche zu dieserehrenamtlichen Tätigkeit gemeldet. Am Nachmittag des 17. Mai fuhr er mit seinemWohnmobil viereinhalb Stunden von seinem Wohnort zum Berg im Südwesten des Bundesstaates.[3] Als Stellplatz wählte er den Rand einesabgeholzten Bereichs auf demBergsattel Coldwater Ridge, etwa 12,8 Kilometer Luftlinie nördlich des Kraters[2] sowie rund 3,2 Kilometer nördlich vonDavid A. Johnston und zudem etwas höher als dieser.[2] Von dem Standort aus hatte Martin einen uneingeschränkten Blick auf den Nordhang des Vulkans. SeinFunkrufzeichen war W6TQF und seine Meldungen wurden von Reade Apgar in der DES-Funkrelaisstation inOlympia aufgezeichnet.
Am Morgen des 18. Mai nahm er wie sämtliche Beobachter um 8:32 Uhr ein Erdbeben der Stärke 5,1 auf derRichterskala wahr, dessenHypozentrum direkt unterhalb der Nordseite des Berges lag. Dadurch destabilisiert, löste sich vermutlich etwa zehn Sekunden später die gesamte Nordflanke und setzte sich in einem der größten jemals aufgezeichneten Bergrutsche in Bewegung. Die Druckentlastung hatte unmittelbar darauf einelaterale und wenig später eine terminal-vertikale Eruption zur Folge. Derpyroklastische Strom überholte die Gesteinsmassen des Bergrutsches rasch, breitete sich rasend schnell fächerförmig in nördliche Richtung aus und verwüstete in Kombination mit einer enormen Druckwelle – über natürliche Barrieren wie etwa Bergrücken hinweg – ein Gebiet bis in 30 Kilometer Entfernung vom Krater. Martin schilderte seine Eindrücke dabei über Funk:
Letzte Übertragung von Gerry Martin[4][5]
[Die Übertragung brach ab, da über diese Frequenz nur Kurzmeldungen möglich waren.]
[Nun schaltete Martin auf eine andere Frequenz um, die keine Beschränkung hinsichtlich der Übertragungslänge hatte.]
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Geht man, eineVerzögerungszeit mit einberechnet, davon aus, dass die Eruption etwa 28 Sekunden nach dem Beginn von Martins erster Meldung ihren Anfang nahm und dass der pyroklastische Strom Martins Standort zweieinhalb Minuten nach dem Start der Übertragung erreichte, dann hat er die Distanz von 12,8 Kilometern in 2:02 Minuten zurückgelegt – also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 377 Kilometern pro Stunde. Mittlerweile sind Wissenschaftler sicher, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Stroms kurzzeitig sogar dieSchallmauer durchbrach. Gerry Martin starb drei Tage vor seinem 65. Geburtstag.
Seine Leiche wurde – ebenso wie die Johnstons und zahlreicher weiterer Opfer – nie gefunden. Mutmaßlich liegt sie unter mehreren Zehnermetern vulkanischer Ablagerungen begraben. Gleichwohl gelangen durchfluviatile, regenbedingte,äolische oderRillenerosion des vergleichsweise unverfestigten Materials immer wieder Überreste an die Erdoberfläche. Im September 2022 gab Matthew Mawhirter, Archäologe beimUnited States Forest Service und Heritage Program Manager imGifford Pinchot National Forest, bekannt, dass man einen kürzlich aus denAsche- undBimslagen geborgenenMotorblock und weitere Fahrzeugteile nahezu zweifelsfrei Martins Wohnmobil zuordnen könne. Der Lokalhistoriker Steve Rosenow zeigte sich anhand von Fotografien allerdings skeptisch und äußerte, dass das Aussehen des Motors nicht mit dem übereinstimme, was er über Martins Wohnmobil wisse.[2]
Personendaten | |
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NAME | Martin, Gerry |
ALTERNATIVNAMEN | Martin, Gerald O.; Martin; Jerry |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Navy-Offizier und Funkamateur |
GEBURTSDATUM | 21. Mai 1915 |
GEBURTSORT | Greensburg, Indiana |
STERBEDATUM | 18. Mai 1980 |
STERBEORT | Mount St. Helens, Washington |