Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Gerd Schultze-Rhonhof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gerd Schultze-Rhonhof (*26. Mai1939 inWeimar) ist einGeneralmajor außer Dienst desHeeres derBundeswehr und deutscherAutor.

Familie und militärischer Werdegang

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Schultze-Rhonhof wurde 1939 in Weimar geboren; 1947floh seine Familie mit ihm aus derSowjetischen Besatzungszone (SBZ) nachKassel.[1] Er wuchs inBonn auf und trat nach demAbitur in Bonn 1959 beim Panzerbataillon 14 in Koblenz in dieBundeswehr ein.[1]

Er durchlief die Ausbildung zum Truppenoffizier des Heeres und war in derPanzertruppe unter anderem alsKompaniechef tätig. Studienreisen führten ihn 1964 und 1965 nachNamibia undSüdafrika. Schultze-Rhonhof absolvierte von 1970 bis 1972 den 13. Generalstabslehrgang Heer an derFührungsakademie der Bundeswehr inHamburg, wo er zumOffizier im Generalstabsdienst ausgebildet wurde, und war dann als Generalstabsoffizier imNATO-Hauptquartier derNorthern Army Group (NORTHAG); später imBundesministerium der Verteidigung und als Kommandeur eines Panzerbataillons eingesetzt. Er war von 1980 bis 1984 Lehrgangsleiter an der Führungsakademie der Bundeswehr und von April 1985 bis September 1989, alsBrigadegeneral, Kommandeur derPanzergrenadierbrigade 19 inAhlen. Anschließend war er Kommandeur derPanzertruppenschule in Munster.

Unter Beförderung zumGeneralmajor war Schultze-Rhonhof von September 1991 bis September 1994 zunächst Kommandeur der3. Panzerdivision in Buxtehude und von September 1994 bis März 1996 Kommandeur der1. Panzerdivision in Hannover. Außerdem war er Territorialer Befehlshaber für denWehrbereich II, zuständig für Bremen und Niedersachsen. Zuletzt leitete er die erste „Partnership for Peace“-Übung der NATO inUngarn. Im März 1996 wurde er auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Er gab als Begründung an, in damaligen Diskussionen um die Verkürzung desGrundwehrdienstes auf zehn Monate eine mangelnde Verteidigungsbereitschaft zu erkennen.

Zuvor hatte er öffentlich dasBundesverfassungsgericht wegen dessen „Soldaten sind Mörder“-Urteilen (1994/95) kritisiert.[2] DerDeutsche Bundeswehrverband teilte die durch Schultze-Rhonhof angestoßene Art der Auseinandersetzung nicht.[2] Das Bundesverteidigungsministerium unterVolker Rühe verwies auf die Zurückhaltungspflicht der Soldaten und denPrimat der Politik, erkannte aber die Motivation des Generals an.[2]

Schultze-Rhonhof ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er lebt inHaldensleben.

Publizistik und Referententätigkeit nach seiner Pensionierung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Aus Protest gegen die Forderung des evangelischen BischofsWolfgang Huber,Martin Hohmann aus derCDU-Bundestagsfraktion auszuschließen, trat er für die Dauer der Amtszeit Hubers aus der evangelischen Kirche aus. Seit Jahren tritt Schultze-Rhonhof als Publizist unter anderem mit Arbeiten zurVorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa hervor.

Im Mai 2006 trat er gemeinsam mit den umstrittenenHistorikernStefan Scheil undWalter Post auf einer Tagung der vomBundesamt für Verfassungsschutz alsrechtsextremistisch eingestuften[3] VerlegerWigbert Grabert undGert Sudholt auf.[4] Nach einer Schulung desSüdtiroler Schützenbundes, bei der Schultze-Rhonhof als Referent fungierte, leitete die Staatsanwaltschaft Bozen gegen die Teilnehmer Ermittlungen wegen des Verdachts auf Verletzung der Gesetze gegen die Einheit des italienischen Staates ein.[5] 2011 referierte Schultze-Rhonhof auf derAntizensurkonferenz des Schweizer VerschwörungstheoretikersIvo Sasek.[6]

Besonders häufig sprach er in der Vergangenheit vor Burschenschaften des VerbandesDeutsche Burschenschaft, so etwa im SS 2007 bei der Burschenschaft Normannia-Nibelungen in Bielefeld, ebenfalls 2007 bei derMarburger Burschenschaft Germania sowie im WS 2009/10 und im WS 2017/18 bei derMarburger Burschenschaft Rheinfranken.[7][8][9] Ein geplanter Vortrag im Audimax der Universität Greifswald auf Einladung derBurschenschaft Rugia musste nach Protesten auf deren Korporationshaus verlegt werden.[10]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In seinem Buch1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte geht Schultze-Rhonhof davon aus, dassAdolf Hitler nach mehreren Verhandlungsangeboten „im späten Frühjahr 1939 die deutsch-polnischen Probleme notfalls mit einem Krieg lösen wollte“.[11] Er meint,Polen habe mit der Ablehnung der deutschen Verhandlungsangebote eine Mitschuld amAusbruch desZweiten Weltkriegs. AuchGroßbritannien,Frankreich, dieUSA und dieSowjetunion seien massiv am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beteiligt gewesen, da sie letztlich Polen in den Krieg getrieben hätten. Zwar hätten die späteren Alliierten nach derBesetzung der Tschechoslowakei einen Kriegsgrund gegenDeutschland gehabt, da der militärische Eingriff aber ausblieb, seien sie danach durch die „Friedenspflicht“ gebunden gewesen.[12] Er wirft der deutschenGeschichtswissenschaft vor, im Falle der Analyse der Kriegsschuld mit einem „verengten Tunnelblick“ zu arbeiten.[13] Zudem behauptet er, dass amtliche Quellenbände wie die Akten zur deutschen auswärtigen Politik (ADAP) manipuliert worden seien[14] und die Geschichtswissenschaft und die deutschen Schulbuchverlage gezwungen seien, eine deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg festzuschreiben.[15]

Im Anhang des 609-seitigen Buches werden 178 Quellen- und Literaturverweise angegeben. Hierunter sind diverse von der Geschichtswissenschaft alsrevisionistisch und rechtsextremistisch eingeschätzte Autoren (wie z. B. Gerhard Baumfalk, Hans Bernhardt,Friedrich Grimm,David L. Hoggan,Erich Kern,Paul Rassinier,Jacques Benoist-Méchin,Annelies von Ribbentrop,Heinrich Schulze-Dirschau, ein Pseudonym für Franz Kurowski). Außerdem finden sich umstrittene Historiker, die diePräventivkriegsthese vertreten (u. a.Stefan Scheil,Werner Maser undErnst Topitsch), und Publizisten aus dem rechtskonservativen Milieu (wie z. B.Franz Uhle-Wettler,Heinz Nawratil,Heinz Magenheimer,Dirk Bavendamm).

Dagegen findet eine Auseinandersetzung mit dem internationalen geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand nicht statt. Stattdessen baut er seine Argumentation auf einer selektiven Auseinandersetzung mit bereits publizierten Aktenreihen zur auswärtigen Politik der kriegführenden Staaten auf. In Einzelfällen wird auf ungedruckteQuellen zurückgegriffen.[16] Eine Recherche zu den von Schultze-Rhonhof genutzten Quellen ergab bei einer Stichprobe zurFalsifizierung seiner Behauptung, zwischen 1933 und 1938 seien 557.000 Juden aus Polen nach Deutschland geflüchtet, dass er auf unbelegte Aussagen eines ehemaligen NS-Pressesprechers als Primärreferenz verwiesen hatte. Diese waren von ihm zuvor an anderer Stelle ungeprüft übernommen worden.[17]

2008 veröffentlichte Schultze-Rhonhof seine Ansichten über „das tschechisch-deutsche Drama 1918–1939“, ein Buch mit dem UntertitelErrichtung und Zusammenbruch eines Vielvölkerstaates als Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg.

Offen erklärtes Ziel Schultze-Rhonhofs ist es (Stand 2007), mit seinen Veröffentlichungen Schüler, Studenten und Lehrer zu erreichen,[18] um „den Gymnasial- und Universitätsbetrieb eines Tages in der Geschichtslehre von unten her“ neu zu gestalten.[19]

Rezeption

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Schultze-Rhonhofs Schriften zur Entstehung des Zweiten Weltkriegs widersprechen grundlegenden Ergebnissen der Forschung und sind in der Geschichtswissenschaft nicht rezipiert worden. In derFrankfurter Allgemeinen Zeitung rezensierteChristian Hartmann das Buch1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte als „abstrus“ und „einseitig“, das die Ergebnisse der seriösen Forschung auf den Kopf stelle.[20]

In einer Rezension zum BuchDas tschechisch-deutsche Drama 1918–1939 wiesRainer F. Schmidt in der FAZ darauf hin, dass Schultze-Rhonhof die „gesamte intensive Forschung zu diesem Komplex“ ignoriert habe und seinen „Drall ins Zwielicht des Revisionismus“ stattdessen „auf höchst zweifelhafte Literatur“ stütze. Hierbei bediene Schultze-Rhonhof „Klischees, die von rechtsradikaler Seite hochgehalten“ würden.[21]

Auszeichnungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. abKämpfer an zwei Fronten. Gerd Schultze-Rhonhof zum Siebzigsten. In:Junge Freiheit, Ausgabe 24, 26. Mai 2009.
  2. abcMichael Hepp, Viktor Otto (Hrsg.):„Soldaten sind Mörder“. Dokumentation einer Debatte 1931–1996. Ch. Links Verlag, Berlin 1996,ISBN 3-86153-115-1, S. 204 ff.
  3. Vgl. die Erwähnung Sudholts und des Grabert-Verlags im Kapitel „Rechtsextremismus“ im Verfassungsschutzbericht 2005, S. 128–130.
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.youtube.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024.Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Andreas Speit:Der notorische Generalmajor. In:die tageszeitung. 17. Februar 2007, S. 26.
  6. anti-zensur.info
  7. bisherige Vortragsthemen. Abgerufen am 20. Juli 2021 (deutsch). 
  8. Stahlhelm und Schmisse. In: Informationsstelle Militarisierung (IMI). Abgerufen am 20. Juli 2021 (deutsch). 
  9. VVN-BdA Kreisvereinigung Stade - Gerd Schultze-Rhonhof. Abgerufen am 11. August 2021. 
  10. Archiv: Kein Platz für Scharlatane an der Uni | webmoritz. Abgerufen am 20. Juli 2021 (deutsch). 
  11. Der Krieg, der viele Väter hatte. S. 443.
  12. Der Krieg, der viele Väter hatte. S. 564.
  13. Der Krieg, der viele Väter hatte. S. 11.
  14. Der Krieg, der viele Väter hatte. S. 11 f.
  15. Der Krieg, der viele Väter hatte, S. 13.
  16. Vgl. Dirk Mellies:Von Scharlatanen und Geschichtsrevisionisten. In: Luise Güth u. a. (Hrsg.):Wo bleibt die Aufklärung? Aufklärerische Diskurse in der Postmoderne. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2013 (= Historische Mitteilungen – Beihefte Bd. 84),ISBN 978-3-515-10423-4, S. 241–253.
  17. Es bleibt dann am Ende eine Naziquelle! (Memento vom 23. September 2009 imInternet Archive), in: Recherche Nord, abgerufen am 10. September 2009.
  18. www.vorkriegsgeschichte.de
  19. Sezession Nr. 17, Ausgabe 5/2007, S. 17.
  20. Christian Hartmann:Im Generalsblick. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung.Nr. 275, 26. November 2003,S. 8 (faz.net). 
  21. Rainer F. Schmidt:Adolf der Vertragstreue. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung.Nr. 104, 6. Mai 2009,S. 8 (faz.net). 
  22. Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 45/2012 vom 10. November 2012.
  23. Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen undSBB=1 setzen
Kommandeure der1. Panzerdivision

Willi Mantey (1956–1957) |Paul Reichelt (1957–1959) |Burkhart Müller-Hillebrand (1959–1961) |Wilhelm Meyer-Detring (1961–1963) |Anton Detlev von Plato (1963–1966) |Klaus Schubert (1966–1970) |Horst Hildebrandt (1970–1972) |Hans-Joachim Löser (1972–1974) |Wilhelm Garken (1974–1977) |Christian Schünemann (1977–1979) |Heinz Kasch (1979–1983) |Henning von Ondarza (1983–1985) |Helge Hansen (1985–1987) |Hartmut Behrendt (1987–1991) |Ernst Lissinna (1991–1994) |Hartmut Behrendt (1994) |Gerd Schultze-Rhonhof (1994–1996) |Christian Hellwig (1996–2000) |Horst Förster (2000–2002) |Karl-Heinz Ackermann (2002–2005) |Wolf-Dieter Langheld (2005–2008) |Markus Kneip (2008–2012) |Carsten Jacobson (2012–2014) |Johann Langenegger (2014–2017) |Markus Laubenthal (2017–2018) |Jürgen-Joachim von Sandrart (2018–2021) |Heico Hübner (seit 2021)

Kommandeure der3. Panzerdivision

Heinz Hax (1956–1958) |Christian Müller (1958–1961) |Hans-Ullrich Krantz (1961–1962) |Hans-Georg von Tempelhoff (1962–1967) |Bernd Freytag von Loringhoven (1967) |Walter Carganico (1967–1970) |Horst Ohrloff (1970–1974) |Eberhard Burandt (1974–1978) |Franz-Joachim Freiherr von Rodde (1978–1983) |Wolfgang Tebbe (1983–1984) |Klaus Nennecke (1984–1985) |Harald Schulz (1985–1988) |Jörg Schönbohm (1988–1989) |Winfried Weick (1989–1991) |Gerd Schultze-Rhonhof (1991–1994)

Personendaten
NAMESchultze-Rhonhof, Gerd
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Generalmajor der Bundeswehr und Publizist
GEBURTSDATUM26. Mai 1939
GEBURTSORTWeimar
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gerd_Schultze-Rhonhof&oldid=254178874
Kategorien:
Versteckte Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp