George Warren Rickey (*6. Juni1907 inSouth Bend,Indiana; †17. Juli2002 inSaint Paul,Minnesota) war einUS-amerikanischerBildhauer.
Rickey wuchs in Helensburgh, inSchottland, auf und besuchte dort dasGlenalmond College. InOxford studierte er Geschichte. Er reiste durch Europa und studierte in Paris Kunst. Danach kehrte Rickey in die USA zurück und wurde dort Lehrer. Sein Schwerpunkt war Malerei. Er selbst zeichnete Porträts. 1942 trat Rickey in dieUS-Army ein und arbeitete als Ingenieur in den Forschungsabteilungen für Flugzeuge und Waffensysteme. Nach seiner Entlassung aus der Armee studierte er Kunst an derNew York University, demNew Yorker Institute of Fine Arts und schließlich inChicago amChicago Institute of Design. Danach lehrte George Rickey an verschiedenenColleges. Er ging an dieIndiana University, wo erDavid Smith traf, dessen Skulpturen ihn aufgrund ihres Materials (Edelstahl), ihrer Bearbeitung (Oberflächentextur) und ihrer Formensprache (geometrische und stereometrische Elemente) beeinflussten.[1]
Im Bereich der bildenden Kunst vor allem des 20. Jahrhunderts gibt es – nach vielen Vorläufern in der Antike, der Renaissance, dem Barock und dem 19. Jahrhundert – verschiedene ästhetisch anspruchsvolle Ansätze für eine metaphorische Darstellung des Prinzips der permanenten Bewegung künstlerischer Formen ohne künstliche Energie.[2] Angeregt durch diekinetischen Plastiken vonAlexander Calder, den vonMarcel Duchamp mitMobile bezeichneten frei beweglichen Metallplastiken der 30er Jahre, arbeitete Rickey ab 1945 an seinen ersten Mobiles. 1951 wurde seine erste kinetische Plastik in der GruppenausstellungAmerican Sculpture imMetropolitan Museum of Art gezeigt. Seit dieser Zeit gehört er zu den wichtigsten Vertretern derKinetischen Kunst.
Die meisten seiner kinetischen Plastiken bestehen aus einem vertikalen Metallstab, an dessen oberen Teil – vergleichbar einer Baumkrone – frei bewegliche stereometrische oder nadelartige ausgebildete Formelemente mit Hilfe von Stahlstäben und speziellen Kugellagern so befestigt sind, dass sie bei geringstem Luftzug eine nicht nachvollziehbare Vielfalt von Bewegungsabläufen vollführen, ohne dass sich die plastischen Elemente dabei berühren. Rickey zeigt unter Einsatz hochentwickelter Technik und unter Nutzung der unsichtbaren Naturkräfte Schwerkraft und Windkraft in lyrisch-spielerischer Weise, wie sich Bewegung ohne eine elektrotechnische Energiequelle manifestieren kann.
Rickey wurde 1964 zurdocumenta III, 1968 zur4. documenta und 1977 zurdocumenta 6 inKassel eingeladen. Im Jahr 1965 erwarb dasMuseum of Modern Art New York die zuvor auf der documenta III gezeigte GrossplastikTwo Lines - Temporal I (1964)[3]. Nach der documenta III arbeitete er viele Jahre in Berlin und bereitete von dort aus seine Ausstellungen in Europa vor. In den Jahren 1968 und 1969 war erStipendiat desDeutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) inBerlin. In dieser Zeit entstanden in mehrere Werke, von denen einige noch heute in Berlin zu sehen sind. 1967 publizierte er seine Textsammlung Constructivism – Origins and Evolution, das einen großen Überblick über konstruktivistische Kunst und geometrische Abstraktion bis zur Kinetik gibt.[4]
Die öffentliche Empörung 1973, als die StadtMünster Rickeys SkulpturDrei rotierende Quadrate für 130.000 DM kaufen wollte, war ein Grund für die späteren Kuratoren, 1977 die AusstellungSkulptur Projekte ins Leben zu rufen. Die 1975 von derWestdeutschen Landesbank erworbene und Münster geschenkte Skulptur steht dort noch heute.[5] 1974 wurde Rickey in dieAmerican Academy of Arts and Letters gewählt.[6] Im Jahr 1983 erwarb dieKunsthalle Mannheim die kinetische WandplastikTwo Open Triangles up Wall II (1982)[7]. Im Jahr 1987 wurden seine Werke in der GalerieRoswitha Haftmann Modern Art, Zürich ausgestellt.[8] 2016 stiftete ein Förderer dem Städelschen Kunstinstitut Frankfurt die FreiplastikFour Lines Oblique Gyratory (1972)[9] als Hommage an Max Hollein.
In den 1990er Jahren übernahm Rickey eine Professur für Bildhauerei am Rensselaer Polytechnic Institute in Troy, New York. In diesen Jahren entstanden die meisten seiner Werke in seinem New Yorker Studio in East Chatham. Im Jahr 1979 fand eine große Retrospektive der Werke Rickeys imSolomon R. Guggenheim Museum, New York City statt.[10] Die letzte große Präsentation seiner PlastikenGeorge Rickey: Kinetic Sculpture, A Retrospective, verbunden mit einem umfangreichen Katalog, wurde 2007 im Vero Beach Art Museum durchgeführt.[11]
Seine letzten Jahre verbrachte George Rickey inKalifornien in der Nähe vonSanta Barbara und inSaint Paul (Minnesota). DieNational Academy of Design wählte George Rickey 2001 zum Mitglied (NA)[12].
2002 wurde ihm postum derKunstpreis Finkenwerder verliehen.
Personendaten | |
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NAME | Rickey, George |
ALTERNATIVNAMEN | Rickey, George Warren (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 6. Juni 1907 |
GEBURTSORT | South Bend |
STERBEDATUM | 17. Juli 2002 |
STERBEORT | Saint Paul, Minnesota |