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Geldmarkt

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Abgrenzung zwischen Geld-, Kapital- undKreditmarkt

DerGeldmarkt ist einTeilmarkt desFinanzmarktes, der von kurzfristigemGeldangebot, kurzfristigerGeldnachfrage und dem hieraus gebildetenGeldmarktzins bestimmt wird und der insbesondere demLiquiditätsausgleich zwischenKreditinstituten dient.

Allgemeines

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Dem Geldangebot steht auf dem Geldmarkt die Geldnachfrage gegenüber. Handelsobjekte sindZentralbankgeldguthaben,Tages- und Termingelder,Repo- undLeihegeschäfte, kurzfristigeWertpapiere (Geldmarktpapiere),Fazilitäten der Zentralbank (z. B.Hauptrefinanzierungsinstrument derEZB), Geldmarktderivate (Forward Rate Agreements,Overnight Index Swaps, Geldmarkt-Futures),Schatzanweisungen oderWechsel. AlsMarktteilnehmer fungieren dieZentralbanken (Geldangebot),Kreditinstitute (Geldangebot/Geldnachfrage) und andereFinanzintermediäre,Großunternehmen aus demNichtbankensektor oder derStaat mit seinen Untergliederungen (öffentliche Verwaltung,Staatsunternehmen,Kommunalunternehmen) (Geldnachfrage). AuchTransaktionen desInterbankenhandels und desinternationalen Kreditverkehrs finden teilweise auf dem Geldmarkt statt.Anleger gehören als Geldnachfrager zu den Marktteilnehmern eines erweiterten Geldmarktbegriffs. DerPreis auf dem Geldmarkt heißt verallgemeinernd Geldmarktzins. Transaktionen werdenaußerbörslich, z. B. am Telefon, von so genannten Geldhändlern abgeschlossen. Die gehandelte Mindeststückelung beläuft sich in der Regel auf 1 Million Euro.[1]

DerKapitalmarkt unterscheidet sich vom Geldmarkt vor allem durch dieFristigkeit der Handelsobjekte. Diese Einteilung führte im Jahre 1909 derÖkonomArthur Spiethoff ein.[2] Sie betrifft auf dem GeldmarktLaufzeiten oderFälligkeiten von weniger als zwei Jahren, wobei die Abgrenzung unterschiedlich vorgenommen wird. Diemittlere Fristigkeit (2–4 Jahre) wird in derFachliteratur entweder dem Geldmarkt[3] oder dem Kapitalmarkt zugeordnet.[4]

Marktstrukturen

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Sämtliche klassischen volkswirtschaftlichenProduktionsfaktoren werden aufFaktormärkten gehandelt, und zwar dieArbeit auf demArbeitsmarkt, derBoden auf demImmobilienmarkt, dasKapital auf demKapitalmarkt und Geld auf dem Geldmarkt.

MarktAngebotNachfragePreis
ArbeitsmarktArbeitsangebotArbeitsnachfrageArbeitsentgelt
GütermarktGüterangebotGüternachfrageMarktpreis
GeldmarktGeldangebotGeldnachfrageGeldmarktzins
DevisenmarktDevisenangebotDevisennachfrageDevisenkurs
KapitalmarktKapitalangebotKapitalnachfrageKapitalmarktzins
KreditmarktKreditangebotKreditnachfrageKreditzins
ImmobilienmarktAngebot anWohn- und
Gewerbeimmobilien,
Agrar- undWaldflächen
NachfrageKaufpreis/Immobiliarmiete/
Bodenrente/Pacht

Während Arbeits- und Bodenangebot stark vonNatureinflüssen abhängen (Witterung,Bodenbeschaffenheit), wird das Geldangebot ausschließlich von wirtschaftlichen Erwägungen beeinflusst.[5]

Geldangebot

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Hauptartikel:Geldangebot

Geld ist imBankensystem bilanziell einPassivum, denn es steht in Form vonBargeld bei der Zentralbank und alsSichteinlagen beiGeschäftsbanken auf der Passivseite der Bilanzen.[6] Geldangebot ist also bilanziell die Bereitschaft des Bankensystems, Geld darstellende Passiva zu akzeptieren und damit zuerzeugen.

Angeboten, also „produziert“, wird Geld in modernen Volkswirtschaften von der Zentralbank und den Geschäftsbanken.[7] Entsprechend unterscheidet man beim Geldangebot zwischen Zentralbankgeld und Geschäftsbankengeld. DasZentralbankgeld besteht ausBargeld und Reserven, dasGeschäftsbankengeld entsteht im Rahmen derGiralgeldschöpfung.[8] Die Zentralbank kontrolliert das Geldangebot direkt (Zentralbankgeld) oder indirekt (beim Geschäftsbankengeld) durch Zinssätze, Offenmarktgeschäfte und dieMindestreserven.[9]

Geldnachfrage

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Hauptartikel:Geldnachfrage

Geldnachfrage ist dieGeldmenge, die auf dem Geldmarkt von denWirtschaftssubjektennachgefragt wird. Der (latente) Geldbedarf wird erst zur Geldnachfrage, wenn die Wirtschaftssubjekte als Marktteilnehmer auf dem Geldmarkt auftreten und dort Geld (Bargeld, Buchgeld) nachfragen.

Geldnachfrage entsteht aus der Notwendigkeit, die zeitlichen Abstände zwischen denEinnahmen und denAusgaben zu überbrücken.[10] Um Geldnachfrage handelt es sich daher, wennZahlungen etwa beimKauf vonGütern undDienstleistungen (fürKonsum oderInvestitionen), zurGeldanlage oder zurTilgung vonSchulden anstehen (Transaktionskasse). BestehtUngewissheit über die Höhe des Transaktionsbedarfs, so entsteht Geldnachfrage zum Schutz vorIlliquidität (Vorsichtskasse). Auch Geld fürHortungszwecke wegen Preis- und Zinserwartungen (Spekulationskasse) lässt Geldnachfrage entstehen. Nimmt in der Volkswirtschaft das nominaleBruttoinlandsprodukt zuzüglich des Handels mit Gebrauchtgütern (Transaktionsvolumen) bei konstanterUmlaufgeschwindigkeit des Geldes zu, so steigt proportional die Geldnachfrage. Sie sinkt bei steigendemZinsniveau.

Zinssteuerung durch die Zentralbank

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Kurzfristige Geldmarktzinssätze der Bundesbank seit 1980

Die Steuerung von Geldmarktzinsen gehört zu den wichtigstengeldpolitischen Aktivitäten vonZentralbanken. DieEuropäische Zentralbank (EZB) steuert Geldmarktzinsen überHauptrefinanzierungssatz,Spitzenrefinanzierungssatz undEinlagesatz, wodurch sich der Geldmarktzins in der Regel stets zwischen den beiden letztgenannten Zinssätzen bewegt, die beide zusammen denZinskorridor bilden.

DieUS-amerikanische Zentralbank (FED) steuert die Geldmarktzinsen neben der quantitativen Methode derDiskontpolitik über ein Zielband für dieFederal Funds Rate. Die Schweizerische Nationalbank verfolgt eine ähnliche Strategie. Ihre quantitative Steuerung erfolgt über die o. g. Rückkaufvereinbarungen, eine direkte Steuerung des Zinses über einZielband für denDreimonats-Libor.

Innerhalb des Zinskorridors richtet sich der Geldmarktzins nach dem Verhältnis von Zentralbankgeldangebot und Zentralbankgeldnachfrage, wobei sich der zu entrichtende Geldmarktzins nach der kürzest möglichenKündigungsfrist richtet, an dem der Geldmarktkredit zurückgezahlt werden muss.

Marktgleichgewicht

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Die Makroökonomie untersucht unter anderem dasMarktgleichgewicht. Die Erkenntnisse hierüber lassen sich auch auf den Geldmarkt übertragen, wo speziell vom Geldmarktgleichgewicht die Rede ist. Das Geldmarktgleichgewicht stellt sich auf dem Geldmarkt ein, wenn die GeldnachfrageL{\displaystyle L} mit dem GeldangebotM{\displaystyle M} übereinstimmt:[11]

L=M{\displaystyle L=M}.

Diese so genannteLM-Funktion führt weder zuInflation noch zuDeflation auf demGütermarkt. Stimmen Geldnachfrage und Geldangebot nicht überein, liegt entweder eineGeldlücke

L>M{\displaystyle L>M}

oder umgekehrt einGeldüberhang vor. Geldlücke oder Geldüberhang erzeugen inflatorische oder deflatorische Wirkungen und werden deshalb im Rahmen derGeldpolitik von den Zentralbanken durch Steuerung des Geldangebots beseitigt.

Funktionen von Geldmärkten

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Geldmärkte funktionieren wie jeder andereMarkt. Zu unterscheiden ist zwischen der Allokations-, Informations-, Bewertungs- und Koordinationsfunktion:

  • DieAllokationsfunktion betrifft die Verteilung von Geldangebot und -nachfrage. Die Geldallokation gilt als effizient, wenn diejenigen Geldnachfrager die angebotenenFinanzierungsinstrumente erhalten, die mit dem Geldeinsatz den höchstenNutzen erzielen können.[12] Effizienzmaßstab ist der Geldmarktzins.
  • DieInformationsfunktion hat für die Funktionsfähigkeit der Geldmärkte entscheidende Bedeutung, weil die Marktteilnehmer ihreEntscheidungen auf der Grundlage verfügbarer Informationen treffen müssen. Geldanbieter müssen Zugang zu Informationen über ihrKreditrisiko beispielsweise durch denJahresabschluss der Geldnachfrager erhalten.[13]
  • Die Bewertungs- und Preissetzungsfunktion der meist außerbörslich gehandeltenFinanzkontrakte entfaltet sich vor allem durchRatings derRatingagenturen über die Geldanbieter[14] sowie über dieRisikoklassen der Finanzkontrakte.
  • DieKoordinationsfunktion sorgt dafür, dass die dezentral erstellten und meist nicht miteinander harmonierendenWirtschaftspläne der Geldmarktteilnehmer so weit wie möglich in Einklang gebracht werden.[15]

EineRisikotransformation findet auf Geldmärkten statt, wennFinanzintermediäre zwischen die Marktteilnehmer mit unterschiedlicher Risikobereitschaft treten und dasAusfallrisiko verändern.

Funktionsweise des Geldmarktes

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Der Geldmarkt ist für denLiquiditätsausgleich zwischen Geschäftsbanken und derenRefinanzierung von zentraler Bedeutung. Wichtigstes Element ist dabei dieGeschäftsbeziehung zwischen Geschäftsbanken und Zentralbank. Grundsätzlich besitzen Geschäftsbanken verschiedene Methoden, ihren Bedarf an kurzfristiger Liquidität zu decken. Neben der Aufnahme von Zentralbankgeld über Hauptrefinanzierungsgeschäfte (in der Eurozone über das so genannteHauptrefinanzierungsinstrument, in derSchweiz überRückkaufvereinbarungen mit derSchweizerischen Nationalbank) bieten verschiedene Zentralbanken weitere kurzfristige Refinanzierungsinstrumente an; in der Eurozone sind dies dieSpitzenrefinanzierungsfazilität, in denVereinigten StaatenDiskontgeschäfte mit denFederal Reserve Banks.

Neben diesen Transaktionen mit der jeweiligen Zentralbank können Geschäftsbanken ihren Bedarf an Zentralbankgeld auch über den Geldmarkt optimieren. Hat eine Geschäftsbank Bedarf an Zentralbankgeld, der die ihr von der Zentralbank gewährteFazilität übersteigt, versucht sie diesen Bedarf auf dem Geldmarkt zu decken, indem sie überschüssiges Zentralbankgeld anderer Geschäftsbanken imInterbankenhandel leiht.

Risiken der Marktteilnehmer

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Alle Marktteilnehmer sind einem Ausfallrisiko ausgesetzt, das darin besteht, dass der Geschäftspartner (Kontrahent) seine Vertragspflicht nicht mehr erfüllen kann (Herstatt-Risiko). DiesesSettlement-Risiko wird über die Einräumung von gegenseitigenKreditlinien überwacht. Die Marktteilnehmer sind also nur bis zu einem festgelegten Höchstbetrag bereit, einem anderen Geld zur Verfügung zu stellen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Transaktionen im Interbankenhandel meist ohne Kreditsicherung (Blankokredit) durchgeführt werden. Außerdem resultiert aus Geldmarktaktivitäten einZinsänderungsrisiko, das aber auf Grund der kurzen Fristen vergleichsweise gering ist. Der Geldmarkt ist ein wichtiges Instrument zur Steuerung desLiquiditätsrisikos, wobei Geldmarktaktivitäten auch eigenständige Liquiditätsrisiken begründen können.

Einzelnachweise

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  1. Heinrich Eibl,Exchange Traded Funds, 2008, S. 65
  2. Arthur Spiethoff,Die äußere Ordnung des Geld- und Kapitalmarktes, in:Gustav von Schmoller (Hrsg.), Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, Heft 2, 1909, S. 17 ff.
  3. Joachim von Spindler,Geldmarkt – Kapitalmarkt – Internationale Kreditmärkte, 1960, S. 34
  4. Karl Friedrich Hagenmüller,Kapitalmarkt, in: Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, Band II, 1962, Sp. 3008
  5. Wolfgang Heller,Theoretische Volkswirtschaftslehre, 1927, S. 144
  6. Dieter Duwendag/Karl-Heinz Ketterer/Wim Kösters/Rüdiger Pohl/Diethard B. Simmert,Geldtheorie und Geldpolitik in Europa, 1999, S. 111
  7. Gabler Wirtschaftslexikon, Band 3, 1984, Sp. 1697
  8. Dieter Duwendag/Karl-Heinz Ketterer/Wim Kösters/Rüdiger Pohl/Diethard B. Simmert,Geldtheorie und Geldpolitik in Europa, 1999, S. 110
  9. Fritz Söllner,Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999, S. 174
  10. Bernhard Felderer/Stefan Homburg,Makroökonomik und neue Makroökonomik, 1994, S. 80
  11. Ulrich C. H. Blum/Alexander Karmann/Marco Lehmann-Waffenschmidt/Marcel Thum/Klaus Wälde/Bernhard W. Wieland/Hans Wiesmeth,Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2003, S. 130 f.
  12. Ulrich Pape,Grundlagen der Finanzierung und Investition, 2015, S. 11
  13. Ulrich Pape,Grundlagen der Finanzierung und Investition, 2015, S. 12
  14. Ulrich Pape,Grundlagen der Finanzierung und Investition, 2015, S. 11 f.
  15. Karl Häuser,Kapitalmarkt, in: Wolfgang Gehrke (Hrsg.), Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens, 1995, Sp. 1124
Normdaten (Sachbegriff):GND:4019899-6 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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