UnterGebirgszug versteht man eine Folge hoherBerggipfel oder eine zusammenhängendeBergkette innerhalb eines größerenGebirges. Der Begriff wird aber auch für langgestreckteFaltengebirge mit mehreren Parallelketten verwendet (Kettengebirge). Während imHochgebirge die Begriffe Bergkette oder Gebirgszug üblich sind, spricht man imMittelgebirge eher vonHöhenzug oder Höhenrücken, bzw. imHügelland von einer Hügelkette. Am häufigsten treten langgestreckte Bergketten beiOrogenen vom Typus des Faltengebirges (Auffaltung durch seitlichen Druck) und desDeckengebirges (Überschiebung dünner Gesteinspakete) auf. Andere Gebirgsarten wie Bruch- bzw.Horstgebirge oderRumpfgebirge bilden kaum Parallelketten aus. Wenn hingegen ein Rumpfgebirge zu einem hochgelegenenTafelland erodiert wird, kann eine fortschreitende Zertalung ebenfalls Bergketten entstehen lassen.
Die kettenartige Anordnung der Gipfel und die Ausbildung langer, gezackterBergkämme – spanisch auchSierra (Säge) genannt – ist eine Folge der gemeinsamen Entstehung durchgebirgsbildende Kräfte. Die oft linienförmige Struktur hängt neben der Richtung dieser Schubkräfte und den resultierendenGebirgsfalten oft auch mit geologischenStörungslinien der oberenErdkruste zusammen, die zwischen einzelnen Bergketten verlaufen. In diesenStörungszonen ist das teilweise zerriebene Gestein leichter erodierbar, sodass es dort zur Bildung größererFlusstäler kommt. Diese sogenanntenLängstäler verstärken den bei jungen Orogenen vorhandenen Trend zur Ausbildung paralleler Bergketten zusätzlich.
Dass vor allem Faltengebirge (z. B. dieKordilleren) zur Bildung annähernd paralleler Ketten tendieren, hängt mit ihrem Gesteinsaufbau und den Schubkräften derPlattentektonik zusammen. Die emporgepressten Gesteinspakete sind entweder magmatischeTiefengesteine, die durch ihre Wärme leicht verformbar sind, oder in denSynklinalen abgelagerteSedimente oderMetamorphite mit wenig fester Struktur. Daher bildet das Orogen gefaltete, aus der horizontalen Lage umgebogene und seitlich zusammengeschobene Schichten. Die Längserstreckung der Falten steht senkrecht auf der Richtung des Seitenschubes. Ähnlich sind auch dieÜberschiebungsfalten einesDeckengebirges (z. B. dieZentralalpen) geformt.
Die weltweit anzutreffenden Falten-, Ketten- oder Deckengebirge sind zwar zu verschiedenen Zeiten der Erdgeschichte entstanden, einander im Entstehungsstadium aber morphologisch ähnlich. Härtere Gesteine bilden fortlaufende Grate oder Rücken, die demStreichen der Schichten und Falten folgen. Die sich bildenden Ketten oder Rücken sind daher annähernd parallel zueinander. Sie werden nur von kurzen, meist engenQuertälern unterbrochen, die oft alsDurchbruchstal entstehen. Im Laufe der Erdgeschichte bewirkt dieErosion durch Wasser, Eis und Wind, dass die höchsten Stellen der Bergkämme am schnellsten abgetragen werden und einzelne Gipfel oderGipfelketten herausmodelliert werden. Dazwischen entstehen Einschnitte, die je nachHöhenlage und Gestein scharfkantigeScharten bilden, oder sanftereGebirgspässe undSättel.
Decken- oder Faltengebirge mit ihren etwa parallelen Bergketten haben im Wesentlichen ein einheitlichesgeologisches Alter, können aber aus mehrerenGesteinsarten bestehen. So überwiegen in den Zentralalpen diegranitischen Gesteine,Gneise und metamorpheSchiefer, während nördlich und südlich davon dieKalkalpen entstanden. DenNördlichen Kalkalpen sind wiederum die weichenFlyschberge und dieMolassezone vorgelagert.
Die Art der Gesteine prägt das Erscheinungsbild der Gebirgszüge sehr deutlich, weil dieErosion je nachGesteinshärte und petrologischer Struktur zu sehr unterschiedlichen Formen führt. Eine Rolle spielen neben Höhenlage und Klima auch dieSchichtung des Gesteins,Hangneigung undExposition,Gewässertypen undgeologische Störungslinien. Für harte Felsmassive typisch sind die schroffen Wände (z. B. derDolomiten) und ihre gewaltigenSchuttkegel. Im Gegensatz dazu bilden sich bei Flysch oder Schiefer sanfte Bergformen und Kuppen, weil das Gestein kaum wasserdurchlässig, aber gut verformbar ist.