Franz Xaver Josef Freiherr von Unertl (*21. Februar1675 inMünchen; †22. Januar1750 ebenda) warkurfürstlich bayerischer Geheimer Ratskanzler und Konferenzminister.
1691 schloss er seine Studien am Jesuitengymnasium in München (heuteWilhelmsgymnasium München) ab[1] und nahm anschließend ein Jurastudium inIngolstadt auf.
LautChristian Probst war Unertl 1705 Sekretär derKaiserlichen Administration inBayern. Unter KurfürstMaximilian II. Emanuel war erHofrat undGeheimer Sekretär und trat nach der Besetzung desRentamtes München in den Dienst der Kaiserlichen Administration, wo er die ständischen Finanzen verwaltete und seine Behörde bei der bayerischenLandschaft vertrat.
Unertl galt bald als der zuverlässigste bayerische Beamte, weshalb ihm AdministratorGraf Löwenstein nach derBayerischen Volkserhebung 1705/06 die Leitung der Untersuchung gegen die Rädelsführer übertrug. Obwohl er sich bei der Bevölkerung verhasst gemacht hatte, bewahrte er sich die Gunst Max Emanuels, da er bei der Besetzung Münchens dessen Geheimes Archiv in Sicherheit gebracht hatte und laut Christian Probst anscheinend weiter mit ihm in geheimer Verbindung stand. Als der Kurfürst nach Bayern zurückkehrte, übernahm er Unertl sofort wieder. Seine Rolle in der österreichischen Besatzungszeit während desSpanischen Erbfolgekrieges bleibt ungeklärt.
Max Emanuel ernannte auch nach seiner Rückkehr 1715 bis zum Ende seiner Regierung 1726 weder einen neuen Ratskanzler noch einen Vizekanzler des Geheimen Rats, nachdem der letzte VizekanzlerWämpl bereits 1704 verstorben war. Der neue KurfürstKarl Albrecht machte dann Unertl ab 1726 zum Geheimen Ratskanzler und dieser behauptete diese Stelle mehr als zwanzig Jahre lang. Erst 1749 folgte ihmFranz Xaver Andreas von Praidlohn.
Da die Erbfolgefrage der Habsburger in Wien offen war, protestierte Max Emanuels Nachfolger Karl Albrecht mit der Kurpfalz und Kursachsen 1732/33 gegen die Bestätigung derPragmatischen Sanktion durch das Reich und ließ gleichzeitig durch seinen Kanzler Unertl eine „Deductio jurium“ ausarbeiten, in der nunmehr das gesamte österreichische Erbe beansprucht wurde. Unertl hatte das Schicksal Max Emanuels 1704 vor Augen und warnte später vor den Konsequenzen eines Krieges, allerdings erfolglos. Der führende KonferenzministerIgnaz von Törring stand für eine Großmachtspolitik, der sich auch der Kurfürst verschrieben hatte.
Seit dem Tode Karl Albrechts 1745 konnte Unertl politisch nicht mehr in Erscheinung treten, auch wenn er sein Amt noch für einige Jahre behielt.
Seine Schwester Maria Johanna war mit dem bedeutenden SalzkaufmannJohann Baptista Ruffini verheiratet.
Nach ihm ist die Unertlstraße inMünchen-Schwabing benannt.
Personendaten | |
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NAME | Unertl, Franz Xaver Josef von |
ALTERNATIVNAMEN | Unertl, Franz Xaver Josef Freiherr von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | kurfürstlich bayerischer Geheimer Ratskanzler und Konferenzminister |
GEBURTSDATUM | 21. Februar 1675 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 22. Januar 1750 |
STERBEORT | München |