Die östliche Grenze der Region fiel auf circa 230 Kilometern mit der Landesgrenze Frankreichs zurSchweiz zusammen. Diese teilweise natürliche Grenze wurde vomJuramassiv gebildet. Die Franche-Comté lag zwischen diesem und den früheren RegionenElsass,Lothringen undChampagne-Ardenne im Norden, derBourgogne (Burgund) im Westen undRhône-Alpes im Süden.
Der Norden, der Teile derVogesen einschließt, und der Osten mit dem französischen Jura sind gebirgig; die höchste Erhebung bildet der Crêt Pela (1495 Meter) im Département Jura. Das Gebiet ist wasserreich; die wichtigsten Flüsse sind dieSaône, derDoubs und derAin. Zudem gibt es vor allem im Département Jura zahlreiche mittelgroße und kleine Seen, die touristisch genutzt werden. Der Waldanteil (43 % der Fläche) war der höchste aller ehemaligen 26 Regionen Frankreichs; man findet vorwiegendBuchen,Eichen undTannen. Die Böden sind kaum geeignet für intensive Landwirtschaft.
Beschreibung: In Blau mit goldenenSchindeln besäter Schild und ein goldener rot gezungter undbewehrterLöwe mit goldenerKrone.
Von diesem Wappen, dessen ältesten Vorkommnisse auf wenige Jahre nach der Erhebung des Gebietes 1169 zurPfalzgrafschaft Burgund durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa datiert wurden (allerdings relativ ungenau), stammt wahrscheinlich das Wappen des verwandten AdelsgeschlechtesNassau, der sog.nassauische Löwe, ab. Bei letzterem erscheinen die goldenen Schindeln spätestens 1246 in einem Siegel vonHeinrich II. von Nassau.[1]
In derfrühgeschichtlichen Periode wurde die Franche-Comté von dem Volksstamm derSequaner besiedelt. Ihre HauptstadtVesontio befand sich an der Stelle des heutigen Besançon.
Barbarossa trennte das Gebiet 1169 vom übrigen Burgund ab und erhob es zurPfalzgrafschaft. Die BezeichnungFreigrafschaft (freie Grafschaft, französischla Franche-Comté, nicht zu verwechseln mit dem Begriff „Freigrafschaft“) ist erst seit dem 14. Jahrhundert bezeugt. 1361 fiel das Land an dieGrafen von Flandern und kam 1384 mit diesem zum Länderkomplex desHauses Burgund. Nach dem TodKarls des Kühnen in denBurgunderkriegen mit derEidgenossenschaft verzichteten die Eidgenossen für 150.000Gulden auf ihre Ansprüche auf die Freigrafschaft. 1493 wurde sie imVertrag von SenlisPhilipp dem Schönen zugesprochen und kam damit zum habsburgischen Länderkomplex (ab 1556 als Besitz derspanischen Linie der Habsburger), während damals das westlich liegende eigentlicheHerzogtum Burgund um Dijon an die französischen Könige fiel.
Zwischen Habsburg und den Eidgenossen wurde 1512 dieNeutralisierung der Freigrafschaft vertraglich festgelegt, wobei die Eidgenossen den militärischen Schutz der Freigrafschaft übernahmen. Für die Eidgenossen war das Gebiet wirtschaftlich enorm wichtig, da die meisten Salz- und Metallimporte von dort – insbesondere vonSalins-les-Bains – kamen und Salz auch für die Käseproduktion essentiell ist. Wegen ihrer inneren Zerstrittenheit und ihrer Abhängigkeit von Frankreich konnte die Eidgenossenschaft ihren militärischen Verpflichtungen gegenüber der Freigrafschaft jedoch nicht nachkommen, als diese imDreißigjährigen Krieg in den Jahren des französisch-schwedischen Krieges (1635–1648) zum Kriegsgebiet wurde und auch geplündert wurde. Ähnlich war es später, alsLudwig XIV. die Freigrafschaft imDevolutionskrieg 1668 und imHolländischen Krieg 1674 militärisch besetzte.
ImFrieden von Nimwegen musste Spanien 1678 die Freigrafschaft an Frankreich abtreten. Bis dahin hatte sie zumBurgundischen Reichskreis des Heiligen Römischen Reiches gehört. Ludwig XIV. beauftragteVauban mit der Befestigung der ehemaligen ReichsstadtBesançon und machte sie zur neuen Hauptstadt der französischen Provinz Franche-Comté. Zuvor warDole Hauptstadt gewesen.
Bis 1790 (Französische Revolution) war die Franche-Comté eine derhistorischen Provinzen Frankreichs. Sie war jedoch nicht Teil des französischen Zollgebiets. Als Verwaltungseinheit wurde das Gebiet 1790 abgeschafft und in die Departements Jura, Doubs und Haute-Saône aufgeteilt. Als geographischer Name überlebte der Begriff jedoch.
Das Umland vonBelfort ist historisch kein Teil der Franche-Comté, sondern gehörte früher zumElsass (RegionSundgau). Es war bis zur Annexion des Elsass durch das Deutsche Reich im Jahr 1871 Teil desDépartements Haut-Rhin, verblieb jedoch als einziger Teil des Elsasses bei Frankreich. Hintergrund dieser Entscheidung war, dass das Territoire de Belfort im Gegensatz zum Rest des Elsass’ überwiegend nicht deutschsprachig, sondern französischsprachig war.Bismarck wollte mit einer Grenzziehung entlang der Sprachgrenze die internationale Akzeptanz der deutschen Annektierung Elsass-Lothringens erhöhen. Außerdem entstand dadurch eine kürzere Grenzlinie, wie von den preußischen Militärs gewünscht. Dieses Gebiet bildet seither ein eigenes Département „Territoire de Belfort“, das man 1960 bei der Etablierung der Verwaltungsregionen der Franche-Comté zuordnete.
Mit der Einrichtung derRegionen 1960 entstand die Region Franche-Comté. 1972 erhielt die Region den Status einesÉtablissements public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status vonCollectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur dieGemeinden und dieDépartements besessen hatten. Im Jahre 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.
Am 1. Januar 2016 wurde die Region Franche-Comté mit der benachbarten Region Burgund zur RegionBourgogne-Franche-Comté im Rahmen des am 7. August 2015 in Kraft getretenen Gesetzes „loi portant sur la Nouvelle Organisation Territoriale de la République (NOTRe, was auf französisch kommunikationsstrategisch gewollt „Unseres“ bedeutet)“ fusioniert.[2][3] Die Neugestaltung der Regionen und Wahlkreise war das wichtigste Gesetzesvorhabens der von 2012 bis 2017 regierenden Sozialisten (PS). Lokal wurde die Fusion von den jeweiligenPräsidenten der Regionalräte,Marie-Guite Dufay (Franche-Comté, PS) und François Patriat (Burgund, PS) energisch vorangetrieben, nicht zuletzt um der Zentralregierung in Paris einen benötigten Präzedenzfall von zwei fusionswilligen Regionen zu liefern. Tatsächlich regte sich in der Bevölkerung der seit dem Mittelalter schon immer sich frei fühlenden und relativ unabhängig von den entfernten Großmächten (Heiliges Römisches Reich, Habsburger Besitzer, französische Könige) handelnden Region Franche-Comté Widerstand.
Mit 72 Einwohnern pro Quadratkilometer ist die Bevölkerungsdichte gering. Zwischen 1851 und 1946 war die Einwohnerzahl der Franche-Comté rückläufig, danach stieg sie in den Nachkriegsjahrzehnten bis 1975 um etwa 25 % und steigt seit seither noch leicht an. Besançon ist die einzige Großstadt der Region. Die Mehrheit der Menschen leben in ländlicher Umgebung und man findet insbesondere im DépartementHaute-Saône auffallend viele Kleinstdörfer ohne jegliche Infrastruktur wie Post, Bistro oder Bushaltestelle.
Im Jahr 2006 lag das regionaleBruttoinlandsprodukt je Einwohner, ausgedrückt inKaufkraftstandards, bei 91,9 % des Durchschnitts derEU-27.[5] In der Region ist die Automobilindustrie sehr stark vertreten. So liegt inSochaux dasPeugeot-Stammwerk, heute noch mit ca. 10.500 Mitarbeitern eins der größten Werke des KonzernsStellantis, was auch Zulieferindustrie mit sich bringt. Außerdem werden beiAlstom in Belfort dieTriebköpfe und wichtige Teile des HochgeschwindigkeitszugesTGV hergestellt – das Werk besteht seit 1893 mit der dortigen Gründung derCompagnie Française Thomson-Houston. Besançon ist bekannt als französisches Zentrum derMikrotechnik und derUhrenindustrie, deren Betriebe auch in Kleinstädten und Dörfern des französischenJura zwischen Besançon und derSchweizer Grenze angesiedelt sind.
Spezialitäten der Franche-Comté
Am bekanntesten unter den zahlreichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen sind die KäseComté,Morbier,Vacherin du Haut-Doubs,Bleu de Gex undCancoillotte, sowie als regionale Spezialitäten die geräucherten WürsteSaucisse deMontbéliard und die großeSaucisse deMorteau (je nach Größe auchBelle de Morteau undJésus de Morteau genannt). Alle genannten Käsesorten sind durchHerkunftsbezeichnung (AOP / g.U. bzw. IGP / g.g.A.) geschützt und müssen überwiegend aus Kuhmilch der lokalenMontbéliard-Rasse hergestellt werden.
Seit 58 vor Christus hat der Weinbau in der Region Tradition. Das heutigeWeinbaugebietJura ist bekannt für seine charakterstarken und kräftigen Weiß- und Rotweine, u. a. aus lokalen Rebsorten, sowie den SpezialitätenMacvin du Jura,Vin jaune,Vin de paille und dem SektCrémant du Jura.
Die Franche-Comté: Bauernerde und Herrschaftsland. Dokumentarfilm, Deutschland, 2000, 43:40 Min., Buch und Regie: Ingeborg Koch-Haag, Produktion:Saarländischer Rundfunk,Inhaltsangabe vonARD.
↑Werner Paravicini, Jan Hirschbiegel, Jörg Wettlaufer:Residenzenforschung. Höfe und Residenzen im Spätmittelalterlichen Reich – Grafen und Herren. Hrsg.: Werner Paravicini. Jan Thorbecke Verlag, 2012,ISBN 978-3-7995-4525-9,S.1860,S. 1020 Abs. III..