Der Roman entstand aus einer Serie journalistischer Artikel, die John Steinbeck 1936 veröffentlicht und für die er Okies auf ihrem Treck nach Westen begleitet hatte. Seine realitätsgetreue Darstellung der Trecks, der Auffanglager und der Lebensumstände der Wanderarbeiter verleiht dem Werk neben seinem literarischen auch einen hohen dokumentarischen Wert. Steinbecks erklärtes Ziel war es, mit „Früchte des Zorns“ Empörung über die sozialen und politischen Missstände zu wecken, die von einer ungerechten Wirtschaftsordnung und der Zerstörung der Umwelt hervorgerufen werden.
Mine eyes have seen the glory of the coming of the Lord:
He is trampling out the vintage where the grapes of wrath are stored.
Mein Auge sah die Ankunft unseres Herrn in ihrem Ruhm.
Er stampfet aus die Kelter, wo des Zornes Früchte ruhn.
Der Buchtitel verweist also auf den Kampf gegen dieSklaverei in den Vereinigten Staaten und wie die Liedzeile zugleich auf eineBibelstelle aus derOffenbarung des Johannes (14,19EU): „Und der Engel schlug seine Sichel an die Erde und schnitt den Weinstock der Erde und warf ihn in die große Kelter des Zornes Gottes“.
Der Roman ist zwei Personen, Carol und Tom, gewidmet. Carol (1906–1983), die erste Ehefrau Steinbecks, gab Anregungen zu dem Buch und fand den TitelThe Grapes of Wrath. Sie tippte auch das Manuskript und besorgte die Erstkorrektur. Tom Collins (1897?–1961)[1] war Verwalter eines Auffanglagers für die Arbeitsmigranten und brachte Steinbeck mit vielen Vorbildern seiner Protagonisten in Kontakt. Zudem ermöglichte er Steinbeck Einblick in die umfangreichen Notizen seiner MitarbeiterinSanora Babb, die ebenfalls an einem Buch zum selben Thema arbeitete. Steinbeck kam ihr mit der Veröffentlichung zuvor und ihr WerkWhose Names are Unknown erschien erst 2004.
Das Schicksal der sogenanntenOkies wird anhand der FarmerfamilieJoad, die trotz aller Entbehrungen und Demütigungen ihre Menschlichkeit und Würde bewahrt, exemplarisch geschildert. Jedem Kapitel geht jeweils als zweitersynoptischer Erzählstrang ein Kapitel voraus, in dem das Geschehen in einen gesellschaftlichen Zusammenhang eingebettet wird. Der Roman besitzt in der exemplarischen Darstellung der Hauptcharaktere, die im Laufe des Romans eine Umwandlung erleben, Züge einerParabel.
Farmbewohner in Oklahoma während eines Staubsturms, wie ihn Steinbeck im ersten Kapitel des Romans beschreibt.
Als nach einer längeren Dürre die Farmerfamilie Joad inOklahoma ihre Schuldzinsen nicht mehr bezahlen kann, wird sie von den Grundbesitzern vom nur mehr in Pacht bewirtschafteten Land vertrieben. Auf Handzettel hin, auf denen gut bezahlte Arbeit als Landarbeiter in Kalifornien versprochen wird, macht sich die Familie wie hunderttausend andere mit einem altenHudson Super Six, der zu einem Lastwagen umgebaut worden war, auf den Weg nach Westen. Neben den Eltern reisen die Großeltern, der Onkel, die erwachsenen Söhne Tom, Al und Noah, die schwangere Tochter Rose of Sharon (Anspielung auf die biblischeRose von Scharon) mit ihrem jungen Mann Connie, die Kinder Ruthie und Winfield und der Wanderprediger Jim Casy. Die Großeltern verkraften den Verlust der Heimat nicht und sterben bereits auf der beschwerlichen Fahrt. Noah und Connie laufen davon. Der Vater verliert resignierend seine Führungsrolle immer mehr an die Mutter, die mit aller Kraft ein Auseinanderbrechen der Familie zu verhindern versucht. Tom, der wegen Totschlags im Gefängnis gesessen hatte und gerade erst auf Bewährung entlassen worden war, ist eine weitere Stütze.
In Kalifornien erwarten die Familie statt der erhofften gut bezahlten Arbeit wirtschaftliche Ausbeutung, Hunger und Anfeindung durch die ansässige Bevölkerung. Als schließlich Jim Casy, der sich Streikenden anschließt, von Hilfstruppen der Grundbesitzer erschlagen wird, begeht Tom einen Totschlag. Ein von der staatlichenFarm Security Administration betriebenes Migrantenlager verschafft der Familie noch einmal eine kurze Erholung. Schließlich übernimmt Tom das Gedankengut des Wanderpredigers, verlässt die Familie, auch um diese durch seine Tat nicht zu gefährden, und widmet sich dem Kampf für die Rechte der Migranten. Das Auseinanderfallen der Familie geht einher mit dem Aufgehen der Einzelschicksale in eine Schicksalsgemeinschaft von Tausenden. Als Rose eine Totgeburt erleidet, kommt es zu einer Schlussszene, in der sie einem verhungernden fremden Mann die Brust gibt.
Steinbecks Roman erschien in den Vereinigten Staaten am 14. April 1939 im Buchhandel.[2][3] Trotz Anfeindungen aus den Reihen der politischen Rechten und der Großgrundbesitzer bis hin zu Verboten undBücherverbrennungen[4] sowie kontroverser Diskussionen in Fachkreisen wurde der Roman 1940 mit demPulitzer-Preis und 1962 Steinbeck mit demNobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Bereits 1940 entstand einegleichnamige Verfilmung von RegisseurJohn Ford mitHenry Fonda als Protagonist Tom Joad,John Carradine als Jim Casy undJane Darwell als Mutter. Fords Film, der selbst Klassikerstatus erreichte und mehrereOscars gewann, blieb die bis heute einzige Verfilmung des Romans. Ein Theaterstück vonFrank Galati stammt aus dem Jahr 1990.
Der amerikanische FolksängerWoody Guthrie widmete der Romanfigur Tom Joad eine Ballade. Diese wurde später auch vonAndy Irvine aufgenommen und abgewandelt. 1991 nahm die englische BandCamel dasKonzeptalbumDust And Dreams auf, das die Handlung des Romans nacherzählt.
Die Früchte des Zornes. Humanitas, Zürich 1940 (deutschsprachige Erstausgabe, Übersetzung vonKlaus Lambrecht).
Früchte des Zorns. Vorwerk, Darmstadt / Berlin 1943 (Erste Ausgabe in Deutschland, Übersetzung vonKarin von Schab).
Früchte des Zorns. Diana, Konstanz / Stuttgart 1948 (Übersetzung von Klaus Lambrecht).
Früchte des Zorns. Buchclub 65, Berlin 1965 (Erstausgabe in der DDR).
Früchte des Zorns. Zsolnay, Wien 1993 u. 2002,ISBN 3-552-05191-0 (Übersetzung von Klaus Lambrecht, nachträglich revidiert); als Taschenbuch: 9. Auflage, dtv, München 1985ff,ISBN 978-3-423-10474-6.
Brian E. Railsback, Michael J. Meyer:A John Steinbeck Encyclopedia. Greenwood Publishing 2006,ISBN 0-313-29669-3, S. 129–133 (Auszug in der Google-Buchsuche)
Jesse S. Crisler (Hrsg.), Joseph R. McElrath (Hrsg.), Susan Shillinglaw (Hrsg.):John Steinbeck: The Contemporary Reviews. Cambridge University Press 2009,ISBN 978-0-521-11409-7, S. 151–192 (Auszug in der Google-Buchsuche)
Harold Bloom:John Steinbeck’s: The Grapes of Wrath. Infobase Publishing 2005,ISBN 0-7910-8239-3.
Rich Wartzmann:Obscene in the Extreme: The Burning and Banning of John Steinbeck's the Grapes of Wrath. Public Affairs 2009,ISBN 978-1-58648-767-6.
↑Robert DeMott:Introduction. In: John Steinbeck:Working days. The journals of the Grapes of wrath 1938–1941 (edited by Robert DeMott),S. xxvii, Viking, New York 1989.ISBN 0-670-80845-8.
↑Benno Schirrmeister:Roman „Früchte des Zorns“ als Hörspiel: Das Elend Amerikas. In:Die Tageszeitung: taz. 29. November 2024,ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 12. Dezember 2024]).