EinFeuchtgebiet oderFeuchtbiotop ist ein Gebiet, das im Übergangsbereich von trockenen zu dauerhaft feuchtenÖkosystemen liegt. Der Begriff des Feuchtgebiets umfasst verschiedene Lebensraumtypen derFlora undFauna wieAue,Bruchwald,Feuchtwiese,Moor,Ried,Sumpf undMarschland, die an den ganzjährigen Überschuss vonWasser angepasst sind.
Eine allgemein akzeptierte Definition des Begriffs „Feuchtgebiet“ existiert nicht. Der Begriff beziehungsweise seine anderssprachigen Entsprechungen (z. B. das englische „wetland“) werden in den europäischen Ländern je nach nationaler Tradition unterschiedlich interpretiert.[3]
Die Definition in der Ramsar-Konvention lautet: „Feuchtgebiete im Sinne dieses Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen.“[4]
Im deutschen Sprachraum wird die Definition traditionell enger gefasst. Meist werden hier marine Lebensräume nicht zu den Feuchtgebieten gerechnet. In Bezug auf das Wattenmeer ist der Sprachgebrauch uneinheitlich. Bezeichnungen des Wattenmeers als Feuchtgebiet erfolgen aber meist im Rahmen der Ramsar-Konvention.[5]
In derVegetationskunde ist der Begriff im Allgemeinen nicht üblich. In den anerkannten Standardlehrbüchern (z. B. Ellenberg)[6] taucht der Begriff nicht auf.
Definitionen des Begriffs können von drei Blickwinkeln aus erfolgen:[7]
Hydrologie: Sättigung des Terrains bis zur Landoberfläche mit Wasser über einen längeren Zeitraum des Jahres
Vegetation: Gebiet mit nässegeprägten Vegetationstypen, z. B. Mooren, Röhricht, Nassgrünland/Feuchtwiesen.
Ob offene Gewässer „Feuchtgebiete“ darstellen, wird ebenfalls je nach Autoren unterschiedlich gehandhabt. In der breiten Definition der Ramsar-Konvention sind sie eingeschlossen. Die meisten deutschsprachigen Autoren rechnen nur Übergangsbereiche zwischen offenen Gewässern und Landlebensräumen zu den Feuchtgebieten. Kleinere Gewässer wie Tümpel undWeiher oder temporäre und periodische Gewässer werden jedoch üblicherweise mit eingeschlossen. Seen oder Flüsse und Bäche gelten allgemein nicht als zu den Feuchtgebieten gehörig, obwohl hier anerkanntermaßen bedeutsame Wechselwirkungen bestehen und diese Gewässer oft von Feuchtgebieten umschlossen werden.
Feuchtgebiete sind von großer ökologischer Bedeutung, da sie fürWasser- undWatvögel als Rast- und Überwinterungsplatz dienen. Feuchtgebiete bedecken rund sechs Prozent der Erdoberfläche und erbringen 24 Prozent derNettoprimärproduktion – sie sind also hochproduktive Ökosysteme. Außerdem dienen sie als Grundwasserfilter und als Überschwemmungsschutz. Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung (zum Beispiel für denVogelschutz) sind daher nach der Ramsar-Konvention unter Schutz gestellt.
Eine besondere Bedeutung haben Feuchtgebiete für den Klimaschutz, da sie alsKohlenstoffsenke wirken und weltweit große Mengen anKohlenstoff speichern. Sie können damit zur Reduzierung desTreibhauseffekts beitragen.[8] Da viele Feuchtgebiete gleichzeitig Netto-Emittenten des starken TreibhausgasesMethan sind, ist ihr tatsächlicher Beitrag aber vom Einzelfall abhängig und gegebenenfalls schwer feststellbar.[9][10][11] WennMoore entwässert werden, emittieren sie Teile des gespeicherten Kohlenstoffs in Form von Kohlendioxid undLachgas, was den Treibhauseffekt verstärkt.[12][13][14]
Eine weitere Bedeutung der Feuchtgebiete liegt in ihrer Funktion alsWasserspeicher: Moore und Sümpfe z. B. können große Mengen Wasser aufnehmen und langsam und zeitversetzt wieder abgeben. Damit helfen sie, in unterliegenden Gebieten die Gefahr vonHochwässern zu reduzieren. Andererseits können sie den Niedrigwasserabfluss stützen und damit Austrocknungsphasen verhindern.
Außerdem dienen Feuchtgebiete als Senke für Schadstoffe und Nährstoffeinträge und können so unterliegende Gebiete und Gewässer entlasten. Durch die Nährstoff-Senkenfunktion sind viele Feuchtgebiete außergewöhnlich produktiv.
↑Heinz Ellenberg:Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996,ISBN 3-8001-2696-6.
↑Hannes Müller Schmied:Integrative Ableitung hydrologischer Funktionen von Feuchtgebieten am Beispiel des „Wipfragrund“, oberes Gera-Einzugsgebiet, Thüringen. Diplomarbeit am Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2008.
↑William J. Mitsch et al.:Wetlands, carbon, and climate change. Landscape Ecology 2013; 28 (4), S. 583–597.doi:10.1007/s10980-012-9758-8.
↑J. Hommeltenberg, H. P. Schmid, M. Drösler, P. Werle:Can a bog drained for forestry be a stronger carbon sink than a natural bog forest?Biogeosciences 2014; 11, S. 3477–3493.doi:10.5194/bg-11-3477-2014.
↑Kenneth A. Byrne et al.:EU Peatlands: Current Carbon Stocks and Trace Gas Fluxes. Carboeurope GHG, Report 4/2004.PDF.