Erich Kosiol (*18. Februar1899 inKöln[1]; †7. September1990 inSalzburg[2]) war einOrdinarius fürBetriebswirtschaftslehre, der als einer der einflussreichsten Betriebswirte derNachkriegszeit gilt.[2] Seine Schwerpunkte waren die Bereiche Organisation und Rechnungswesen. Er entwickelte die „pagatorische Bilanzauffassung“.[3]
Erich Kosiol machte 1917 Abitur und war im Anschluss Soldat imErsten Weltkrieg, wo er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde.[2] Ab 1919 studierte er in Bonn Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie[1] und wurde 1922 mit einer mathematischen Dissertation zu denGrundlagen der Kinematik im hyperbolischen Raum beiHans Beck[4] an derUniversität Bonn zum Dr. phil.promoviert.[5][6] Ab 1922 studierte er zusätzlich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften beiEugen Schmalenbach,Rudolf Seyffert undErnst Walb und legte im Jahr 1924 seine kaufmännische Diplomprüfung (Theorie der Lohnstruktur, veröffentlicht 1928[7]) ab. Zwischen 1924 und 1926 war er zunächst in der Privatwirtschaft tätig,[6] danach wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Handelsbetriebslehre und ab 1928 Direktorialassistent und stellvertretender Direktor des neu gegründeten Einzelhandelsinstituts derUniversität Köln unter Rudolf Seyffert.[6][1]
Im Jahr 1931 habilitierte er sich an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät derUniversität zu Köln mit der ArbeitKalkulation und Kostengestaltung im Warenhandel unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Handels-Enquète und erhielt dieLehrberechtigung.[1]
Zum 1. Mai 1933 trat Kosiol derNSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.226.835),[8] außerdem war er Mitglied derSA und anderer NS-Organisationen.[2]
Nach seiner Habilitation war er in Köln alsPrivatdozent und ab 1936 – nach kleineren Problemen wegen einer früherenDDP-Mitgliedschaft – mit einem Lehrauftrag für Exportwesen tätig, ab April 1937 als nicht beamteter, außerordentlicher Professor.[2]
Nach Lehrstuhlvertretungen an derUniversität Breslau (1938)[1] und an derHindenburg-Hochschule inNürnberg (Sommersemester 1939) berief man ihn dort zum Wintersemester 1939 auf das dort neugeschaffene betriebswirtschaftliche Ordinariat. Er sei daraufhin auch für das Rektorenamt in Nürnberg im Gespräch gewesen, wozu es jedoch nicht kam.[9] Von 1943 bis 1945 war er erneut Kriegsteilnehmer.[2]
Im August 1945 wurde Kosiol von seinem Amt suspendiert, war seiner Aussage nach Anfang 1946 in einer Nürnberger Baufirma beschäftigt und bemühte sich im Rahmen seinesEntnazifizierungsverfahren um seine Rehabilitierung, indem er sich als Antifaschist und „aktiver Widerstandskämpfer“ darzustellen versuchte, was Befremden erweckte.[2] Er wurde schließlich im Oktober 1947 alsMitläufer eingestuft, einer möglichen Wiedereinstellung in Nürnberg „in einer einstweilen unverbindlichen Form“ kam eine Berufung nach Berlin zuvor, die wegen Kosiols politischer Belastung zunächst vorläufig war.[10][2]
Ab 1948 – mit Gründung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft – lehrte und forschte er bis zu seinerEmeritierung 1967 an derFreien Universität in Berlin. Daneben war er dort Direktor des Instituts für Industrieforschung und der Betriebswirtschaftlichen Bibliothek.[11] Von 1962 bis 1963 hatte er eine Gastprofessur an derUniversität Kobe in Japan inne.[2]
Seine Forschungsschwerpunkte waren u. a. dieBetriebswirtschaftliche Organisationslehre und dasRechnungswesen. Bekannt sind vor allem seine Werke zur „pagatorischenBilanz“ und zurKostenrechnung.
Personendaten | |
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NAME | Kosiol, Erich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ökonom und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 18. Februar 1899 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 7. September 1990 |
STERBEORT | Salzburg |