Die am nächsten verwandten lebenden Sprachen sind diefriesischen Sprachen und dasNiederdeutsche auf dem Festland. Im Verlauf seiner Geschichte hat das Englische allerdings starke Sonderentwicklungen ausgebildet: ImSatzbau wechselte das Englische im Gegensatz zu allen westgermanischen Verwandten auf dem Kontinent in einSubjekt-Verb-Objekt-Schema über und verlor dieVerbzweiteigenschaft. Die Bildung von Wortformen (Flexion) bei Substantiven, Artikeln, Verben und Adjektiven wurde stark abgebaut. ImWortschatz wurde das Englische in einer frühen Phase zunächst vomSprachkontakt mitnordgermanischen Sprachen beeinflusst, der sich durch die zeitweiligeBesetzung durch Dänen und Norweger im 9. Jahrhundert ergab. Später ergab sich nochmals eine starke Prägung durch den Kontakt mit demFranzösischen aufgrund dernormannischen Eroberung Englands1066. Aufgrund der vielfältigen Einflüsse aus westgermanischen und nordgermanischen Sprachen, dem Französischen sowie denklassischen Sprachen besitzt das heutige Englisch einen außergewöhnlich umfangreichen Wortschatz.
Die englische Sprache wird mit demlateinischen Alphabet ohne weitere Sonderzeichen geschrieben. Eine wesentliche Fixierung der Rechtschreibung erfolgte mit Aufkommen desBuchdrucks im 15./16. Jahrhundert, trotz gleichzeitig fortlaufendenLautwandels.[4] Die heutige Schreibung des Englischen stellt daher eine starkhistorische Orthographie dar, die von der Abbildung der tatsächlichen Lautgestalt vielfältig abweicht.
Ausgehend von seinem Entstehungsort England breitete sich das Englische über die gesamtenBritischen Inseln aus und verdrängte allmählich die zuvor dort gesprochenen, vor allemkeltischen Sprachen, die aber als kleinere Sprechergemeinschaften inmitten des englischen Sprachraums bis heute fortbestehen. In seiner weiteren Geschichte ist das Englische vor allem infolge des historischenKolonialismusGroßbritanniens in Amerika, Australien, Afrika und Asien zu einerWeltsprache geworden, die heute global weiter verbreitet ist und von mehr Menschen gesprochen wird als jede andere Sprache (Liste der meistgesprochenen Sprachen). Englischsprachige Länder und Gebiete (meist ehemalige britische Kolonien und Besitzungen) bzw. ihre Bewohner werden auchanglophon genannt.
Englisch wird in denSchulen vieler Länder als ersteFremdsprache gelehrt und ist offizielle Sprache der meisteninternationalen Organisationen, wobei viele davon daneben noch andere offizielle Sprachen nutzen. In Westdeutschland verständigten sich dieLänder 1955 imDüsseldorfer Abkommen darauf, an den Schulen Englisch generell als Pflichtfremdsprache einzuführen.
Im April 2017 sprachen weltweit etwa 340 Millionen Menschen Englisch alsMuttersprache.[1] Die Schätzungen zur Zahl derZweitsprachler schwanken je nach Quelle erheblich, da unterschiedliche Grade des Sprachverständnisses herangezogen werden. Hier finden sich Zahlen von unter 200 Millionen[2] bis zwei Milliarden Menschen.[5] DerEthnologue 2023 gibt etwa 370 Millionen Muttersprachler und 1,46 Milliarden Sprecher weltweit an.[6][7]
Auch die Einführung von Englisch alsVerwaltungs- und anschließend als Amtssprache in den Teilstaaten der Europäischen Union wird besprochen. Einer repräsentativenYouGov-Umfrage von 2013 zufolge würden es 59 Prozent der Deutschen begrüßen, wenn die englische Sprache in der gesamten Europäischen Union den Stand einer Amtssprache erlangen würde (zusätzlich zu den bisherigen Sprachen), in anderen Ländern Europas liegen die Zustimmungsraten teilweise bei über 60 Prozent.[12]
1 Ist de facto ein eigener Staat, wird aber offiziell zuSomalia gezählt. Zusätzlich ist das Englische durch dieMilitärbasen der Vereinigten Staaten in vielen Weltgegenden präsent.
Das Englische gehört zu denindogermanischen Sprachen, die ursprünglich sehr starkflektierende Merkmale aufwiesen. Alle indogermanischen Sprachen weisen diese Charakteristik bis heute mehr oder weniger auf. Allerdings besteht in allen diesen Sprachen eine mehr oder weniger starke Neigung vonflektierenden zuisolierenden Formen. Im Englischen war diese Tendenz bislang besonders stark ausgeprägt. Heute trägt die englische Sprache überwiegend isolierende Züge und ähnelt strukturell teilweise eher isolierenden Sprachen wie demChinesischen als dengenetisch eng verwandten Sprachen wie dem Deutschen.
Zudem hat sich die englische Sprache heute durch die globale Verbreitung in viele Varianten aufgeteilt. Viele europäische Sprachen bilden auch völlig neue Begriffe auf Basis der englischen Sprache (Anglizismen,Scheinanglizismen). Auch in einigenFachsprachen werden dieTermini von Anglizismen geprägt, vor allem in starkglobalisierten Bereichen wie z. B.Informatik oderWirtschaft.
Der Sprachcode isten odereng (nachISO 639-1 bzw. 2). Der Code fürAltenglisch bzw. Angelsächsisch (etwa die Jahre 450 bis 1100 n. Chr.) istang, jener fürMittelenglisch (etwa 1100 bis 1500)enm.
Für den raschen Erwerb des Englischen wurden immer wieder vereinfachte Formen konstruiert, soBasic English bzw. Simple English oder Einfaches Englisch (vorgestellt 1930, 850 Wörter),Globish (vorgestellt 1998, 1500 Wörter) undBasic Global English (vorgestellt 2006, 750 Wörter). Daneben hat sich eine Reihe vonPidgin- undKreolsprachen1 auf englischem Substrat (vor allem in der Karibik, Afrika undOzeanien) entwickelt.
In andere Sprachen eindringende Anglizismen werden manchmal mit abwertenden Namen wie „Denglisch“ (Deutsch und Englisch) oder „Franglais“ (Französisch und Englisch) belegt. Dabei handelt es sich nicht um Varianten des Englischen, sondern um Erscheinungen in der jeweils betroffenen Sprache. Der scherzhafte Begriff „Engrish“ wiederum bezeichnet keine spezifische Variante der englischen Sprache, sondern bezieht sich allgemein auf das inOstasien und Teilen vonSüdostasien anzutreffende Charakteristikum, die Phoneme „l“ und „r“ nicht zu unterscheiden.
Die Entwicklung desEnglischen zur lingua franca im 20. Jahrhundert beeinflusst die meisten Sprachen der Welt. Mitunter werden Wörter ersetzt oder bei Neuerscheinungen ohne eigene Übersetzung übernommen. Diese Entwicklung wird von manchen skeptisch betrachtet, insbesondere dann, wenn es genügendSynonyme in der Landessprache gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich des Öfteren (beispielsweise beiHandy im Deutschen) umScheinanglizismen.
Mitunter wird auch eine unzureichende Kenntnis der englischen Sprache für die Vermischung und den Ersatz bestehender Wörter durch Scheinanglizismen verantwortlich gemacht. So sprechen einer Studie derGfK zufolge nur 2,1 Prozent der deutschen Arbeitnehmer verhandlungssicher Englisch. In der Gruppe der unter 30-Jährigen bewerten jedoch über 54 Prozent ihre Englischkenntnisse als gut bis exzellent.[16] Zu besseren Sprachkenntnissen könne demzufolge effizienterer Englischunterricht beitragen, und statt der Ton-Synchronisation von Filmen und Serien solle eineUntertitelung der englischsprachigen Originale mit Text in der Landessprache erfolgen. Dies würde zugleich zu einer besseren Abgrenzung zwischen den Sprachen und einer Wahrung lokaler Sprachqualität beitragen.[17]Im Dezember 2014 forderte der EuropapolitikerAlexander Graf Lambsdorff, neben Deutsch die englische Sprache alsVerwaltungs- und später alsAmtssprache in Deutschland zuzulassen, um die Bedingungen für qualifizierte Zuwanderer zu verbessern, denFachkräftemangel abzuwenden und Investitionen zu erleichtern.[18]
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Herkunft englischer Wörter in %
Eine große Klasse von Unterschieden zwischen der deutschen und der englischen Sprache sind auf diezweite Lautverschiebung zurückzuführen. Dabei liegt die Neuerung auf Seiten der deutschen Sprache; die englische Sprache bewahrt hier den altertümlichen germanischen Zustand. Beispiele sind:
engl.t zu hochdeutschs inwater bzw.Wasser (nach Vokal)
engl.t zu hochdeutschz intwo bzw.zwei (im Anlaut)
engl.p zu hochdeutschf inripe bzw.reif (nach Vokal)
engl.p zu hochdeutschpf inplum bzw.Pflaume (im Anlaut)
engl.k zu hochdeutschch inbreak bzw.brechen (nach Vokal)
engl.d zu hochdeutscht inbed bzw.Bett
engl.th zu hochdeutschd inthree bzw.drei
Es gibt jedoch auch Unterschiede, bei denen die deutsche Sprache konservativer ist:
Geschwundenes englischesn, zu beobachten in Englischus,goose oderfive im Vergleich zu hochdeutschuns,Gans bzw.fünf
englischf oderv anstelle von germanischem und deutschemb, zu beobachten in Englischthief oderhave im Vergleich zu hochdeutschDieb bzw.haben
geschwundenes germanisches (und alt- und mittelenglisches) [x] (deutscher Ach-Laut) (mit dem Allophon [ç], deutscher Ich-Laut), teilweise zu [f] gewandelt, im Schriftbild noch an stummem (oder als f ausgesprochenem)gh zu erkennen, zu beobachten in Englischnight,right oderlaugh im Vergleich zu hochdeutschNacht,Recht/richtig bzw.lachen
Hans-Dieter Gelfert:Englisch mit Aha. Beck, München 2008,ISBN 978-3-406-57148-0 (gemeinsame Wurzeln des Deutschen und Englischen sowie des Französischen und Englischen; Geschichtliches, Etymologisches).
Literatur über Vokabular, Grammatik und Aussprache
Wolfgang Viereck, Heinrich Ramisch, Karin Viereck:dtv Atlas Englische Sprache. dtv, 2002,ISBN 3-423-03239-1.
Michael McCarthy, Felicity O’Dell:English Vocabulary in Use. upper-intermediate and advanced. Cambridge University Press, 1994.
Raymond Murphy:English Grammar in Use. Cambridge University Press, 1985.
J. C. Wells:Accents of English. Volume I: An Introduction. Cambridge University Press, 1982,ISBN 0-521-29719-2.
J. C. Wells:Accents of English. Volume II: The British Isles. Cambridge University Press, 1982,ISBN 0-521-28540-2.
J. C. Wells:Accents of English. Volume III: Beyond the British Isles. Cambridge University Press, 1982,ISBN 0-521-28541-0.
Wilhelm Horn:Beiträge zur englischen Wortgeschichte (=Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse. Jahrgang 1950, Band 23). Verlag der Wissenschaften und der Literatur in Mainz (in Kommission bei Franz Steiner Verlag, Wiesbaden).
Stefan Bauernschuster:Die englische Sprache in Zeiten der Globalisierung. Voraussetzung oder Gefährdung der Völkerverständigung? Tectum Verlag, Marburg 2006,ISBN 3-8288-9062-8.
Robert Phillipson:Linguistic Imperialism. Oxford University Press, 2000,ISBN 0-19-437146-8.
David Crystal:English as a Global Language. Cambridge University Press, 2012,ISBN 978-1-107-61180-1.
Peter Trudgill:European Language Matters: English in Its European Context. Cambridge University Press, Cambridge 2021,ISBN 978-1-108-96592-7.
↑Census QuickStats: Australia. Australian Bureau of Statistics, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2020; abgerufen am 27. Februar 2022 (australisches Englisch, Siehe Paragraph: Language, top responses (other than English) Siehe Punkt:English only spoken at home: 17,020,417).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quickstats.censusdata.abs.gov.au
↑Zur Entwicklung des Wortschatzes vgl. man Joachim Grzega, Marion Schöner:English and General Historical Lexicology; Materials for Onomasiology Seminars. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 2007. Zeitangaben stehen im AbschnittAbbreviations und auf S. 9. (PDF; 511 kB)
↑dtv-Atlas Englische Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2002, S. 70.