Elvas ist eineStadt(Cidade) und ein Kreis(Concelho) inPortugal mit 20.730 Einwohnern (Stand 19. April 2021). Die Stadt befindet sich auf einem die Ebene beherrschenden Hügel imDistrikt Portalegre der RegionAlentejo nahe der spanischen Grenze, etwa 15 km westlich vonBadajoz. Hier liegen die größten erhaltenen Bollwerk-Befestigungsanlagen der Welt. DieUNESCO nahm diese und den gesamten historischen Ortskern der Stadt Elvas unter dem TitelGrenz- und Garnisonsstadt Elvas mit ihren Befestigungen 2012 in die Liste desWelterbes auf.
Seit derAltsteinzeit ist das Gebiet besiedelt. Bei Eintreffen derRömer im 2. Jahrhundert v. Chr. bestand hier eine befestigte keltische Siedlung derCastrokultur. Eine Vielzahl Funde, darunter 23Villae, belegen die relative Bedeutung des Ortes in derProvinz Lusitanien. Nach Einfall derWestgoten ab dem 5. Jahrhundert eroberten dieMauren Anfang des 8. Jahrhunderts den Ort und bauten auf den römischen Festungsresten bedeutendearabische Festungsanlagen. Nach einer ersten Eroberung 1166 durch Portugals ersten KönigD.Afonso Henriques wurde Elvas erst 1226 und dann 1230 endgültig christlich. Erste, nach der endgültigen Rückeroberung erteilte Stadtrechte erneuerte KönigManuel I. im Jahr 1512. Elvas wurde 1570 zudem Bischofssitz.
Am 14. Januar 1659 war der Ort Schauplatz der SchlachtBatalha de Linha de Elvas, welche wesentlichen Anteil hatte am Ausgang desRestaurationskrieges, in dem Portugal seine Unabhängigkeit von Spanien wiedererlangte.[3]
In Elvas gepflückte und an die spanische KöniginMaria Luise von Bourbon-Parma geschickteOrangen gaben demOrangen-Krieg 1801 seinen Namen. Seine lange Tradition als Festungsstadt setzte sich in Elvas auch im Verlauf derNapoleonischen Invasionen bis 1812 fort. Nachdem Elvas in derLiberalen Revolution 1822 auf Seiten der unterlegenen Absolutisten gestanden hatte, begann ein anhaltender Bedeutungsverlust der Stadt. 1881 verlor Elvas seinen bereits seit 1852 unbesetzt gebliebenen Bischofssitz, wenngleich zwischenzeitlich die Eröffnung der königlichen Straße nach Lissabon 1857 und die Ankunft der Eisenbahn 1863 eine neue, relative Blüte eingeleitet hatten.
AntirepublikanischePutschisten, darunter der spätere PräsidentGomes da Costa, verbüßten hier nach ihrem Putschversuch 1925 Haftstrafen, während denen sie ihren 1926 erfolgreich durchgeführten Staatsstreich planten. Das darauf folgende, seit 1932 etablierte, semifaschistischeEstado-Novo-Regime förderte insbesondere in den 1940er Jahren Elvas. Die Stadt erlangte jedoch nie wieder ihre alte Stellung, und mit PortugalsEU-Beitritt 1986 verlor sie zudem an Bedeutung als Grenzstadt.[4]
Das durch die Jahrhunderte umkämpfte und stetig weiter befestigte Elvas beherbergt die größten erhaltenen Bollwerk-Befestigungsanlagen der Welt. Seit dem 30. Juni 2012 gehören sie, wie auch das gesamte historische Stadtzentrum, zumWeltkulturerbe derUNESCO.
Im Kreis Elvas sind 220Baudenkmäler registriert (Stand: 26. Juli 2013). Zu den bekanntesten gehören dabei das Kastell und die vorgeschobenen Festungen, die Stadtmauern, und der 7540 Meter lange, vierstöckige Amoreira-Aquädukt(Aqueduto da Amoreira), mit Spannweiten von bis zu 14 Metern. Er wurde 1498 begonnen, 1622 fertiggestellt und ist einWahrzeichen der Stadt. Eine VielzahlSakralbauten, Brunnenanlagen, Schulen,Herrenhäuser, Gärten, und historische öffentliche Gebäude wie die Grenzstation von Caia, das zentrale Kino und das Bahnhofsgebäude stellen die Mehrzahl der geschützten Bauwerke. In der Altstadt befinden sich u. a. die ehemalige, 1537 geweihteKathedrale und die Kirche des um 1550 gegründeten Klosters Santo Domingo. Die Altstadt mit verwinkelten Gassen und Plätzen,Art-déco-Häusern, Brunnen und Kirchen steht zudem als Ganzes unter Denkmalschutz.[5]
Zu den bedeutendsten Kulturstätten der Stadt zählt seit 2007 das Museum für Moderne Kunst(Museu de Arte Contemporânea), in dem der Öffentlichkeit mit derColecção António Cachola eine der wichtigsten Privatsammlungen für zeitgenössische portugiesische Kunst zugänglich gemacht wurde.[6] Zwei Militärmuseen, ein Museum für Sakralkunst und ein Architekturmuseum sind einige der weiteren Museen der Stadt.
Blick auf Elvas, Blickrichtung Süd-West
Blick auf das nordöstlich gelegene Stadttor Portas de São Vicente
Befestigungsanlagen am südwestlichen Rand der Altstadt
Mit der Gebietsreform im September 2013 wurden mehrere Gemeinden zu neuen Gemeinden zusammengefasst, sodass sich die Zahl der Gemeinden von zuvor elf auf sieben verringerte.[7]
Die folgenden Gemeinden(Freguesias) liegen im Kreis Elvas:
Die Stadt ist über die EisenbahnstreckeLinha do Leste zu erreichen. Vom 1. Januar 2012 bis 28. August 2017 wurde über die Strecke nur noch Güterverkehr abgewickelt, seither gibt es wieder zwei Zugspaare zwischenBadajoz undEntroncamento an derLinha do Norte.[9]
Eine von der EU co-finanzierteSchnellfahrstrecke Lissabon–Madrid soll im Rahmen des Südkorridors im Transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) die portugiesischen Häfen (Sines, Setúbal) mit Spanien und dem übrigen Europa verbinden. Der neue Streckenabschnitt zwischen Évora und Elvas auf der portugiesischen Seite soll Ende 2024 fertiggestellt werden. Es wird die erste Schnellfahrstrecke in Portugal mit Geschwindigkeiten ab 250 km/h gemäß europäischer Klassifizierung. Auf der spanischen Seite ist der Abschnitt der Extremadura-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Badajoz und Plasencia fertiggestellt. 2021 äußerte der portugiesische Ministerpräsident António Costa, dass auch eine Personenbeförderung vorgesehen ist, so dass eine Zugfahrt zwischenLissabon (Oriente) undMadrid (Atocha) dann fünf Stunden dauern soll (heute: ca. zehn Stunden). Es wird für Elvas der bestehende Bahnhof außerhalb der zentralen Ortslage genutzt.[10][11][12]