Elisa Bonaparte, 1806, vonGuillaume Guillon-LethièreWappen der Elisa Bonaparte als Großherzogin der Toskana
Elisa genoss als Tochter vonCarlo Buonaparte und dessen FrauLaetitia eine gute Erziehung imMaison Royale de Saint-Louis inSaint-Cyr-l’École. Obwohl es zahlreiche Bewerber um ihre Hand gab, heiratete sie am 1. Mai 1797Félix Baciocchi, einen verarmten korsischen Adligen. Dieser war Offizier im Dienst Napoleons. Die Mitgift Elisas bestand aus 35.000 Franc und bescheidenen Besitzungen aufKorsika.
Entgegen dem Versuch Napoleons, das Paar auf die Mittelmeerinsel abzuschieben, erreichte Elisa die Versetzung ihres Mannes nachParis. Sie selbst versuchte sich dort alsSalonnière zu etablieren. Erst nach dem politischen Aufstieg ihres Bruders wurde sie Gastgeberin bedeutender Persönlichkeiten insbesondere aus der Literatur und Kunst wieJacques-Louis David.
Elisa Bonaparte mit ihrer Tochter Elisa Napoléone um 1810, Gemälde vonFrançois GérardGrab von Elisa Bonaparte und ihrem Ehemann Félix Baciocchi in der BasilikaSan Petronio in Bologna
Nach der Errichtung des Kaiserreichs erhielten verschiedene weibliche Mitglieder der Familie Bonaparte den Rang von Prinzessinnen. Elisa undCaroline Bonaparte waren nicht darunter und machten ihrem Bruder daraufhin eine Szene. Dieser gab insofern nach, als dass er die Schwestern zu kaiserlichen Hoheiten erklärte. Der Ehemann von Caroline,Joachim Murat, wurde zumGroßherzog von Berg und Félix Baciocchi zumSenator ernannt. Wie ihr Mann erhielt auch Elisa 240.000 Franc. Diese reichten ihr nicht aus und auf ihr Drängen machte sie Napoleon zurFürstin von Piombino. Nach verschiedenen Intrigen setzte sie durch, dass ihr Mann zumFürsten von Lucca ernannt wurde.
Sie selbst war indes die eigentlich Herrschende. Sie bezog inLucca denPalazzo Ducale, den sie imEmpirestil ausstatten ließ und erbaute ein Theater, ein Bad und ein Spielkasino. Letzteres erzielte hohe Einnahmen, bevor Napoleon seine Schließung anordnete. Elisa Bonaparte ergriff eine Reihe von Maßnahmen, um die Wirtschaftskraft ihres Territoriums zu erhöhen. Dazu gehörte der Bau von Straßen, die Trockenlegung von Sümpfen und der Kampf gegen dieBriganten. Sie führte die Zucht von Seidenraupen ein und ließ Justiz und Polizei reformieren. Des Weiteren erhöhte sie ihr eigenes Einkommen durch verschiedene Maßnahmen wie den Kauf einerAlaungrube oder die Monopolisierung des Thunfischfangs. Sie ließ Hüttenwerke bauen und Erzgruben ausbeuten. DieMarmor-Steinbrüche in Carrara nutzte sie gewinnbringend, indem sie Büsten Napoleons anfertigen ließ. Die Bildnisse waren in den Amtsstuben des Kaiserreichs weit verbreitet. Auch gründete sie in Carrara eine Bildhauerschule. Ferner förderte sieNiccolò Paganini, indem sie ihn in der Kapelle ihres Hofes anstellte und ihn zum Ehrenkapitän ernannte.
Sie setzte alles daran, auch Herrscherin derToskana zu werden. Dies gelang ihr 1809 indes nur teilweise: Napoleon ernannte sie zur Statthalterin der Toskana mit dem persönlichen Titel einer Großherzogin, zudem nahm er sie unter dieGroßwürdenträger des Französischen Kaiserreichs auf. Ihr Mann wurde General der Truppen in der Toskana. Sie traf am 2. April 1809 in Florenz ein, wo sie vom einheimischen Adel mit Kälte empfangen wurde. Zugleich fand eine Revolte gegen die französische Wehrpflicht statt, bei der einer der Bürgermeister sowie ein Richter ermordet wurden. Auch die durch Napoleon erhöhten Steuern führten zu Konflikten. Im Gegensatz zu Lucca, wo sie bis zu einem gewissen Grade autonom geherrscht hatte, musste sie in der Toskana als bloße Befehlsempfängerin ihres Bruders agieren, der keinerlei Eigenmächtigkeiten duldete. Sie säkularisierte, wie schon in Lucca, Kirchengüter und schloss mehrere Klöster. Im Juli 1809 wurde der auf Befehl Napoleons inhaftierte PapstPius VII., der den Kaiser exkommuniziert hatte, durch die Toskana nach Frankreich verschleppt, ohne dass Elisa wagte, ihn bei seiner Übernachtung in Florenz zu empfangen. Elisa und ihr Mann trennten sich in Florenz, sie residierte imPalazzo Pitti, während ihr Mann imPalazzo della Crocetta lebte. Beide hatten verschiedene außereheliche Affären.
Als sich das Ende der napoleonischen Herrschaft abzeichnete, versuchte Elisa vergeblich ihren Thron zu bewahren. Nachdem sie aus Florenz vertrieben worden und nach Lucca geflohen war, löste sie alle Bindungen zum Kaiserreich. Dies bewahrte sie aber nicht vor der britischen Besetzung Luccas und ihrer Absetzung.
Zeitweise interniert, kam Elisa Bonaparte nach dem Ende derHerrschaft der hundert Tage frei. Sie lebte mit ihrem Mann, von den Österreichern überwacht, in Triest. Sie nahm den Titel einer Contessa di Compignano an. Sie erwarb ein Stadthaus und auf dem Land die Villa Vicentina. Die österreichische Regierung gab ihr 1819 ihre privaten italienischen Besitzungen zurück. Diese verkaufte sie und konnte von dem Erlös behaglich leben. Später erwarb sie neuen Besitz in Italien. Sie starb unerwartet 1820 anMalaria. Ihren Besitz hinterließ sie größtenteils ihren Kindern.
Der KomponistFranz Lehár setzte ihr in seiner OperettePaganini ein musikalisches Denkmal. Sie ist dort als Geliebte des Titelhelden die weibliche Hauptakteurin.