Elf Aquitaine ist ein ehemaliges französischesMineralölunternehmen, das auch unter dem MarkennamenELF bekannt ist. Das Unternehmen fusionierte 2000 mitTotalFina zu dem neuen UnternehmenTotalFinaElf, das seit 2003 erstTotal und heuteTotalEnergies heißt.
1965 fusioniertenRégie Autonomie des Pétroles (RAP) undBureau de Recherches de Pétrole (BRP) zur HoldingEntreprise de Recherches et d’Activité Pétrolières (ERAP). ERAP bekam nach kurzer Zeit den KonzernnamenElf Aquitaine. 1966 gab es 4.500 Tankstellen. 1967 hatte das Unternehmen 12.000 Mitarbeiter. Die Vorbereitungen zur Fusion von UGP und UGD zu ERAP wurden im Oktober 1966 abgeschlossen. Am 27. April 1967 wurden die ungleichen Marken und Produkte unter der MarkeELF vereinigt und die SNPA mit der ERAP zurElf-ERAP fusioniert. 1971 wurden die Bereiche ERAP undSociété Nationale des Pétroles d’Aquitaine (SNPA) zurSociété Nationale Elf Aquitaine (SNEA), kurzElf Aquitaine zusammengefasst.[1] 1973 wurde die TochtergesellschaftSanofi (Gesundheit und Kosmetik) gegründet. 1993 übernahm SanofiYves Saint Laurent.
1976 wurde die Elf-ERAP inSociété Nationale Elf Aquitaine (SNEA), später inElf Aquitaine umbenannt. Bis in die 1980er Jahre blieben Tankstellen in Frankreich unter den Markenzeichen von Antar. Von da an trat die UGP unter dem NamenELF Union und die UGD unter dem NamenELF Distribution auf. 1983 wurde das ChemieunternehmenAtochem als Tochtergesellschaft gegründet. 1989 wurde Atochem an die US-amerikanischePennwalt-Corporation verkauft. 1992 erwarb Elf Aquitaine die deutscheMinol. DieLeuna-Affäre überschattete diesen Handel. 1994 wurde Elf Aquitaine unter der konservativen Regierung vonÉdouard Balladurprivatisiert.
2000 fusionieren Elf Aquitaine und TotalFina zur TotalFinaElf-Gruppe. Kurz darauf wurde nur noch der NameTotal für den Gesamtkonzern benutzt.
Schon sehr früh, bereits 1969, war ELF imMotorsport am Gewinn derAutomobil-Weltmeisterschaft 1970 beteiligt.Jackie Stewart wurde erstmals Fahrer-Weltmeister,Matra Sports wurde Konstrukteurs-Weltmeister durch Bau des ChassisMatra MS80 für das britische Rennteam von Ken Tyrrell, das Ford-Cosworth-Motoren nutzte. Ab 1970 gehörte Matra zuSimca undChrysler, daher trennten sich Matra und Tyrrell/Stewart, die von Ford unterstützt wurden. Elf unterstützte sowohl das Matra-Werksteam als auch die F1-Wagen von Tyrrell, die fortan in kräftigerem Blau lackiert waren und den elf-Schriftzug trugen, auch bei den weiteren F1-WM-Gewinnen 1971 und 1973. Weil elf über Renault zur innerfranzösischen Konkurrenz von Matra-Simca gehörte, wurde die Kooperation mit Matra alsbald eingestellt.
Im Sommer 1964 wurden für die anstehende neue Dachgesellschaft ERAP eine Reihe von verschiedenen Kombinationen aus drei, vier oder fünf Buchstaben entwickelt, unter anderem Ritm, Alzan, Elf, Elfe und Elan. Letztlich fiel die Wahl auf das Kunstwort ELF. Der Name hat mit der Zahl elf nichts zu tun und ist auch kein Akronym. Allerdings wird er regelmäßig alsEssence et Lubrifiants de France interpretiert.
Das Logo stellt einen stilisiertenBohrmeißel mit einer blauen und einer roten Seite dar, der in der Mitte weiß bleibt, Symbol der französischen Flagge.
„Aquitaine“ bezieht sich auf die französische RegionAquitanien mit der HauptstadtBordeaux.
Heute wird der Markenname Elf mit neuer Farbgebung als Billigbenzinmarke deutlich unterhalb der TOTAL genutzt.
Unter dem Elf-PräsidentenLoïk Le Floch-Prigent von 1989 bis 1993 arbeitete dessen VertrauterAlfred Sirven als Direktor für Allgemeine Angelegenheiten, der zusammen mitAndré Tarallo alsMonsieur Afrique inGenf eine Filiale Elf Aquitaine Internationale (EAI) unterhielt, über die große Bestechungsgelder für diverse afrikanische Aktivitäten gezahlt wurden. Richterliche Untersuchungen u. a. der französischen obersten Untersuchungsrichterin desPariser Palais de Justice,Eva Joly, deckten eine weitere Tochtergesellschaft in Genf auf, die 1980 gegründete Rivunion, die für Le Floch-Prigent seineSchwarze Kasse in der Schweiz war. Bei der Übernahme der spanischen RaffinerieErtoil vonkuwaitischen öffentlichen Stellen, die im Zusammenhang mit demZweiten Golfkrieg 1990 schnell Geld benötigten, wurde offenbar derirakischeMilliardärNadhmi Auchi zwischengeschaltet, der Ertoil nach nur vier Monaten an den spanischen KonzernCepsa weiterverkaufte, an dem Elf Aquitaine mit 34 % beteiligt war. Rechte Hand von Auchi war der spanische Politiker und GeschäftsmannDaniel de Busturia. Bei der Übernahme sollen bis zu FF 54 Mio. Kommissionen geflossen sein.
In Deutschland wurde Elf Aquitaine unter anderem auch im Zusammenhang mit der Übernahme derLeuna-Werke und desMinol-Tankstellennetzes durch die so genannteLeuna-Affäre Anfang der 1990er Jahre bekannt.
Beim Engagement von Elf Aquitaine inUsbekistan sollen ebenfalls Kommissionen an PräsidentIslom Karimov geflossen sein, von denen ein Teil an eine Freundin des damaligen PräsidentenFrançois Mitterrand, die RomanschriftstellerinFrançoise Sagan gegangen sein sollen, die dafür vor Gericht stand.
Bereits in den 1960er Jahren wurde nach verschiedenen französischen Medienberichten von Elf an Politiker in Afrika große Geldbeträge für Wahlkämpfe, aber auch zur Anschaffung von Waffen zur Verfügung gestellt. Zeitweilig soll Elf die legale Tarnung für nachrichtendienstliche Aktivitäten Frankreichs in Afrika gewesen sein. Le Floch-Prigent drückte es bei Gericht so aus:
„1962 überzeugte Pierre Guillaumat General de Gaulle, eine parallele Struktur von Öltechnikern zu schaffen. Durch die Gründung von Elf zusätzlich zu Total erhofften sich die Gaullisten den Aufbau eines säkularen Zweigs des [französischen] Staates in Afrika […] einer Art permanenten Ölministeriums […] einer Art Nachrichtendienstes in den ölfördernden Staaten.“
Elf bot den gaullistischen Präsidenten die ideale Tarnung und die finanziellen Ressourcen für politische und militärische Operationen in französischen Interessengebieten in Afrika. Die Vorstände des Ölkonzerns betrachteten die gaullistischen Machthaber als ihre einzigen legitimen Herren und erwarteten deren Rückkehr zur Macht. Dabei finanzierten sie sogar Versuche, die Autorität des nichtgaullistischen PräsidentenValéry Giscard d’Estaing zu schwächen. Elf bestimmte und entfernte Politiker inGabun,Kamerun,Angola und imKongo und dehnt seinen Einfluss in das ganze frankophone Afrika aus. Selbst in englischsprachigen Länder wieNigeria soll Elf großen Einfluss gehabt haben. Auch inUsbekistan und Venezuela soll Elf politische Ambitionen besessen haben. Dabei tauchte der Name des Präsidenten von Gabun,Omar Bongo, auf, dessen diskreter Berater kein Geringerer als Alfred Sirven gewesen ist. Mit der Hilfe von Omar Bongo erhielt der Ölkonzern Zutritt zur OPEC, beteiligte sich am illegalen Handel mitAtomtechnologie. Omar Bongo kassierte von der Elf-RaffinerieSogara inPort-Gentil in Gabun am 21. Januar 1992 persönlich inLibreville in bar Francs CFA 100 Mio., der Währung von 14 frankophonen westafrikanischen Staaten. Alle großen französischen Parteien erhielten von Elf Spenden.
1979 flog ein Betrugsskandal auf (öffentlich geworden 1983), dessen Opfer Elf Aquitaine geworden war und der auch politische Kreise zog (Affaire des avions renifleurs).
In der Ära Mitterrand diente der größte Konzern Frankreichs als Instrument wirtschaftlicher und politischer Einflussnahme Frankreichs im Ausland. Doch anders als seine Vorgänger habe Mitterrand sich nicht auf das nationale Argument beschränkt, sondern nach der Clanlogik von Räubern einen Teil der Beute für seine Partei und seine Gefolgsleute gefordert. Die Gaullisten sollten nicht zu kurz kommen, aber alle Parteien sollten etwas vom Kuchen abbekommen. Im Gegenzug konnten einzelne Vorstandsmitglieder private Vermögen anhäufen. Mitterrand soll sich laut Le Floch-Prigent laufend über die Zahlungen und den Stand der Verhandlungen unterrichten lassen und die Zahlungen persönlich angewiesen haben. Dazu seien umfangreiche Schwarze Kassen in der Schweiz angelegt worden, die überLiechtensteiner Briefkastenfirmen und Kontaktleute, wieDieter Holzer, ihre Zuwendungen verteilten.
1991 wurde Elf Aquitaine an der New YorkerBörseNew York Stock Exchange erstmals gehandelt. Nachfolger von Le Floch-Prigent wurdePhilippe Jaffré. 1996 verkaufte die französische Regierung ihre Anteile, behielt jedoch eineGoldene Aktie. Das Unternehmen fusionierte 2000 mit TotalFina zu dem neuen UnternehmenTotalFinaElf.
1967 wurde eine Tankstelle an einer Nationalstraße im neuen Design als PR-Aktion für einen Film mitMireille Darc ausgestattet.