EinEisenhammer oder eineHammerschmiede ist einHandwerksbetrieb zur Herstellung vonSchmiedeeisen alsHalbzeug und daraus gefertigten Gebrauchsgütern aus der Zeit vor derIndustrialisierung. Das namensgebende Merkmal dieser Hammerschmieden war der mit Wasserkraft angetriebeneSchwanzhammer. Das Anheben des Hammers übernahm eineWelle, auf der radiale „Daumen“ (siehe auchNockenwelle) befestigt waren, die das Ende des Hammerstiels periodisch hinunterdrückten und somit den Hammerkopf anhoben. Beim Anheben und Niederfallen bewegte sich Letzterer in einerKreislinie. Die Hammerbahn wurde zur langen Nutzung verstählt.[2]
Anfangs hatte man das Erz in Werken, die nur durch Muskelkraft (in sogenanntenTrethütten oderfabricae pedales) bewegt wurden, verarbeitet. Diese Hütten standen nicht an Flussläufen, sondern in der Nähe der Eisenerzlager, und zwar meist an den Abhängen von Bergen. Mit der Einführung der durchWasserkraft betriebenen Schmiedehämmer undBlasbälge im 14. Jahrhundert wurden die Hammerwerke an Flüssen und Bächen gegründet.[3]Im 19. Jahrhundert wurden die Werke durchDampfkraft betrieben; diese Neuerung setzte sich durch, als die zu bearbeitendenWerkstücke mit der Zeit immer größer wurden und nur noch schwierig von Hand zu bearbeiten waren.
Das zu verarbeitende Erz wurde bereits unter Tage vorgereinigt. Es musste dann zuerstgeröstet und auf Nussgrößezerkleinert werden. Bevor das Zerkleinern durch Maschinen geschah, wurde das Erz in Handarbeit zerkleinert. Die Erzbrocken wurden dann auf „Klaubtischen“ ausgelesen und nochmals in einem Waschvorgang von lehmigen Anteilen gereinigt.
Die EisenhämmerverhüttetenEisenerz mitHolzkohle (bisweilen auch mitTorf) in so genanntenRennherden (Georgius Agricola 1556, auch „Rennfeuer“ oder „Rennofen“: vom „Rinnen“ der Schlacke bzw. „Zerenn-“oder „Zrennherd“ vomZerrinnen genannt). In diesen Schmelzöfen, die mit ebenfalls durch Wasserkraft betriebenen Blasebälgen versehen waren, wurde das Erz nach einer drei- bis vierstündigen „Zerenne“ zu einem etwa 175 kg schweren glühenden Klumpen aus rohem weichemEisen und Kohleresten verschmolzen. Während des Verhüttungsprozesses wurde die flüssigeSchlacke, die noch bis zu 50 % Eisen enthielt, immer wieder abgelassen. Das Eisen wurde bei diesem Prozess nicht flüssig wie in einemHochofen, sondern blieb ein „teigiger“ und poröser Klumpen. Dieser historischLuppe genannte Klumpen, wegen seiner porösen Konsistenz auch alsEisenschwamm bezeichnet, wurde zunächst per Hand durchVorschlaghämmer verdichtet. Darauf wurde das Eisen meist mit dem maschinellenSchwanzhammer oder Vorschlaghämmer mehrfachausgeschmiedet, bis sämtliche Schlacke und Kohlereste entfernt waren. Dazu wurde das Eisen in einerEsse, Löschfeuer bzw. Schmiedeherd oder Wellfeuer genannt, erhitzt. Das ausgeschmiedete Eisen konnte anschließend alsweiches Schmiedeeisen direkt weiterverwendet werden. Ein nachfolgender Vergütungsprozess wie dasFrischen beim Hochofenverfahren war nicht notwendig. Bei der Erhitzung im Wellfeuer entstand zudem flüssigesDeucheleisen, das sich im Boden des Wellherdes ansammelte. Dieser „zwiegeschmolzene Deuchel“ wurde gesondert gehandelt und verarbeitet.[4]
Das entstandene grobeStabeisen wurde zum Teil extern in gesonderten kleinenZainhammern zu dünnen Eisenstangen (bzw. starkenDrähten), dem sogenanntenZaineisen ausgeschmiedet, das beispielsweise vonNagelschmieden zur Herstellung vonNägeln benötigt wurde. Eine Weiterverarbeitung zum sogenanntenGärbstahl (Raffinierstahl), elastischer Stahl, wie er z. B. fürDegenklingen benötigt wurde, wurde durch spezialisierteRaffinierhämmer oder durchSchmiede vor Ort durchgeführt.
Bereits für das 13. Jahrhundert gilt, dass ein Eisenhammer in der Regel die Vereinigung einer Schmelzhütte und einer Weiterverarbeitungsstätte war. Es gab aber auch Fälle, wo nur eine Schmelzhütte betrieben wurde (z. B. dasEisenwerk Pielenhofen) und die Luppe an weiterverarbeitende Hütten gegeben wurde. Das bedingte auch das Aussehen einerHammerhütte: Charakteristisch waren die zumeist zweiSchornsteine: einer zum Abzug des Rauches aus dem Rennofen, welcher der Gewinnung des Roheisens diente, der andere für den Schmiedeofen[5] zum Ausschmieden unter dem wasserbetriebenenHammer. Hinzu kamen zwei (oder mehr)Wasserräder zum Antrieb der Blasebälge und der Schmiedehämmer. Das Innere einer Hammerstatt bestand aus den beiden genannten Herden, den aus Holz und Schweineleder gefertigten Blasbälgen, einem oder mehreren wasserbetriebenen Schwanzhämmern mit je einem Hammerstock, kleineren und größeren Ambossen sowie einer Vielzahl weiterer Handwerks- und Schmiedegerätschaften.
Die reichen Besitzer von Hammerschmieden, vor allem entlang der heutigenBayerischen Eisenstraße undÖsterreichischen Eisenstraße („Schwarze Grafen“ genannt), bauten sich neben ihren Hammerschmieden repräsentative Herrenhäuser, die sogenanntenHammerschlösser.
Ein Hammer war im Besitz eines Hammerherrn. Dieser kam oft zu Ansehen, nahm wichtige lokale Funktionen (Bürgermeister, Ratsmitglied) wahr und stieg bisweilen auch in denniederen Adel auf (z. B. dieSauerzapf oder die Moller vonHeitzenhofen).
Für den Betrieb eines Hammers war zumeist ein „Hüttkapfer“ angestellt, der als Hammermeister oder Aufseher die Arbeitsabläufe einer Hütte organisierte.[6] Wurden mehrere Schmelzfeuer betrieben, musste auch ein Schichtmeister angestellt werden.
Die nächstwichtige Person war der „Zerenner“ (auch „Zerennmeister“ genannt), der für die richtige Beschickung des Schmelzofens mit Holzkohle und Erz und denAnstich verantwortlich war. Von seiner Kunstfertigkeit und der Genauigkeit seines Arbeitens hing die Menge und die Qualität des gewonnenen Eisens ab. Ihm arbeiteten ein oder mehrere „Zerennknechte“ zu, die Erz und Kohle in die Hütte brachten, die Eisenluppe dem Ofen entnahmen und die beim Schmelzprozess anfallende Schlacke abtransportierten.
Eine Hütte beschäftigte auch einen oder mehrere „Handpreu“ (auch „Handprein“ genannt); das waren in einem Hammer beschäftigte Gehilfen. Einer davon war der „Hauer“ oder „Kohlzieher“, der für die Bereitstellung von Holzkohle verantwortlich war.
An dem Wellherd und dem Schwanzhammer arbeitete ein Schmiedmeister mit einem oder mehreren Schmiedknechten. Diese schmiedeten die Luppe in handelsübliche Eisenschienen oder Stäbe um.
Eine offizielle Funktion nahm der „Kohlmesser“[7], auch „Kohlvogt“[8] genannt, ein. Jeder Hammerherr musste die Menge der angelieferten und verarbeiteten Kohle durch einen bestellten Kohlemesser erfassen lassen. Wurde dies nicht gemacht, drohten empfindliche Strafen. Die Kohlenmenge wurde in einKerbholz eingetragen, dessen eine Hälfte der Hammerherr, die andere derKöhler bekam, um gegenüber dem Förster eine genaue Abrechnung machen zu können. Die Kohlmesser wurden vereidigt und durften unter Strafandrohung die Kohlen nur nach den geeichten Maßen messen. Dies war wichtig, da den Hammerherrn aus den herrschaftlichen Wäldern ein bestimmtes Deputat an Holzkohle, gemessen inKübeln undWehrungen zur Verfügung gestellt wurde.
Ein Eisenhammer musste weitere Knechte sowie einen oder mehrere Fuhrknechte anstellen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Bisweilen wurden auchKöhler, „Meuchelbrenner“ genannt, bei einem Hammer angestellt. Man kann von mindestens acht in einem Eisenhammer beschäftigten Personen ausgehen, wobei sich diese Zahl auch auf 80 erhöhen konnte (z. B. für denHammer Heitzenhofen[9]).
Bei den Hammerwerken muss man zwischen eisenerzeugenden und eisenverarbeitenden Anlagen unterscheiden. Zu den ersteren gehören dieSchien- und Stabhämmer, zu den letzteren dieBlech-,Draht-,Zain-,Reck-,Raffinier- undKugelhämmer sowie dieZeug- und Waffenhämmer.[10]
Geographisch waren die Eisenhämmer vom Vorhandensein der Wasserkraft (sieheHammermühle) abhängig. Gleichzeitig mussten Wälder die Gewinnung großer Mengen von Holzkohle garantieren. Darüber hinaus musste es in der näheren Umgebung Eisenerzvorkommen geben, um kurze Transportwege des eisenhaltigen Gesteins bis zur Verhüttung zu ermöglichen.
Viele Ortschaften oder Ortsteile sind heutzutage nach Hammerschmieden bzw. Hammermühlen benannt, die dort früher existierten.
Weit verbreitet waren Eisenhämmer seit dem spätenMittelalter
In diesen Gegenden gab es Eisenvorkommen, die mit den damaligen Mitteln abzubauen waren. Eine hohe Dichte mit mehreren hundert Anlagen gab es imWupperviereck.
DieOberpfalz war eines der europäischen Zentren, was ihr auf Grund der vielen Hammerwerke den Beinamen „Ruhrgebiet des Mittelalters“[12] einbrachte. Ortsnamen mit Namensendung-hammer sind in dieser Gegend sehr häufig. Der zu einem Eisenhammer gehörende Herrschaftssitz wird alsHammerschloss bezeichnet. Diese meist unscheinbaren Schlossanlagen, die als Sitz der Hammerherren dienten, befinden sich in der Regel in unmittelbarer Nähe des Hammerwerks. Bedeutende Hammerschlösser gibt es entlang derBayerischen Eisenstraße, so inTheuern, Dietldorf undSchmidmühlen.[13]
In Österreich waren die Eisenhämmer vor allem in derEisenwurzen entlang derÖsterreichischen Eisenstraße im LänderdreieckNiederösterreich –Steiermark –Oberösterreich (z. B.Ybbsitz) sowie in den obersteirischen Tälern derMur undMürz und deren Seitentälern verbreitet. Die Sitze der dortigen Hammerherren (Schwarze Grafen) werden alsHammerherrenhäuser bezeichnet. Ein besonders gut erhaltenes Objekt ist dieHammerschmiede Pehn in Aggsbach Dorf (NÖ, Wachau), die als einzige rein mit Wasserkraft betrieben wird.
In der Schweiz haben sich 15 Hammerschmieden erhalten.[14]
Typische Produkte der Eisenhämmer waren
Diese Produkte gelangten alsHalbzeuge so in den Handel, wurden aber teilweise auch im Erzeugerwerk selbst zu Endprodukten wieSensen,Sicheln,Schaufeln,Waffen, oderGezähe weiterverarbeitet.
Die hier aufgeführten Anlagen sind überwiegend erhalten und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich.
DieBayerische Eisenstraße ist eine bedeutende und geschichtsträchtigeFerienstraße in Süddeutschland, die auf 120 km Länge zahlreiche historische Industriestätten aus mehreren Jahrhunderten mit Kultur- und Naturdenkmälern verbindet. Ein Teil davon ist derSulzbacher Bergbaupfad. Die Bayrische Eisenstraße verläuft entlang alter Verkehrswege von der Nürnberger Region beiPegnitz in südliche Richtung bisRegensburg und verbindet die einstigen Eisenzentren vonOstbayern, nämlich die Reviere Pegnitz,Auerbach,Edelsfeld,Sulzbach-Rosenberg undAmberg. Von dort wird sie zu einem etwa 60 km langenWasserweg auf den FlüssenVils undNaab bis zu deren Mündung in dieDonau bei Regensburg.
In der Literatur hat der Eisenhammer seinen festen Platz durchFriedrich Schillers BalladeDer Gang nach dem Eisenhammer (1797) erhalten, die vonBernhard Anselm Weber für den SchauspielerAugust Wilhelm Iffland als großes Orchestermelodram vertont und später dann vonCarl Loewe als durchkomponierte Ballade bearbeitet wurde.