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Edwin Samuel Montagu

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Edwin Samuel Montagu

Edwin Samuel Montagu (*6. Februar1879 inLondon; †15. November1924 ebenda) war einbritischerliberalerPolitiker.

Leben

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Montagu wurde als zweiter Sohn und siebtes Kind von SirSamuel Montagu, 1. Baron Swaythling geboren. 1906 wurde er als Abgeordneter desWahlkreises Chesterton (bis 1918) in dasHouse of Commons gewählt. Ab 1915 gehörte er dem erweiterten Kabinett in der eher unbedeutenden Position alsChancellor of the Duchy of Lancaster an, die er fürWinston Churchill räumen musste, kehrte aber in dieses Amt 1916 als Nachfolger vonHerbert Samuel zurück. Von 1918 bis 1922 vertrat er denWahlkreis Cambridgeshire.[1]

Er war vom 17. Juli 1917 bis zum 19. März 1922Staatssekretär für Indien. In seine Amtszeit fiel das Inkrafttreten desGesetzes über die Regierung Indiens von 1919, das ein kompliziertes System derDoppelherrschaft über die ProvinzenBritisch-Indiens installierte: Er stellte das bisherige britische Dogma in Frage, Inder seien zur Selbstregierung unfähig: Im August 1917 gab er auf Druck der indischen Nationalisten im britischen Unterhaus bekannt: Die britische Politik werde in Zukunft gerichtet sein auf „zunehmende Beteiligung von Indern an jedem Zweige der Verwaltung und auf allmähliche Entwicklung von Einrichtungen der Selbstregierung mit dem Ziel der Verwirklichung eines verantwortlichen Regierungssystems („responsible government“) in Indien als einem integrierten Bestandteil desbritischen Empire.“[2] Resultat dieser Überlegungen waren dieMontagu-Chelmsford-Reformen (benannt nach dem damaligenVizekönig,Lord Chelmsford), die von der Absicht getragen, möglichst wenig Macht an die indische Seite abzugeben, aber gleichzeitig den Forderungen der indischen Nationalisten etwas Wirksames entgegenzusetzen, ein kompliziertes System derDezentralisierung mit einer Abgrenzung der Zuständigkeiten der Zentralregierung und der Provinzregierungen schufen. Die bestehendenLegislativräte wurden zu einem wirklichenParlament umgebaut. DasZentralparlament bestand aus einemCouncil of State (Oberhaus), aus einerCentral Legislative Assembly (Unterhaus), und der einmal jährlich tagendenChamber of Princes. Nebengewählten gab es auchernannte Parlamentsmitglieder; die gewählten waren in der Mehrheit. Gegen die Entscheidungen des Zentralparlaments besaß der Vizekönig einVetorecht. Zentrale Entscheidungen, wie der Militärhaushalt, der sich nach den Bedürfnissen der britischen Kriegsführung inBirma,Afghanistan oderBelutschistan richtete, wurden weiterhin vombritischen Unterhaus bzw. vom Kabinett des UK getroffen. Hier berücksichtigte Montagu die Bedenken des ehemaligen Vizekönigs und aktuellen konservativen Kriegsministers,Lord Curzon, der gegen das von Montagu vorgeschlageneself-government Einspruch erhoben und die gemeinsame Sprachregelungresponsible government gefordert hatte. Das in den Montagu-Chelmsford-Reformen verankerte System derDyarchie fand seinen speziellen Ausdruck in der Aufteilung der Verwaltung inreserved subjects undtransferred subjects: Die reservierten Ressorts, zu denenPolizei undGrundsteuer gehörten, unterstanden dem Gouverneur und seinen Exekutivräten, die dem Parlament in London verantwortlich waren. Die übertragenen Ressorts, zu denenBildung,Gesundheit, öffentliche Arbeit undLandwirtschaft gehörten, wurden auf indische Provinzialminister übertragen, die sich gegenüber den teilweise gewählten Provinzparlamenten zu verantworten hatten. Die britischen Provinzgouverneure besaßen außerdem ein Vetorecht gegen die Entscheidungen dieser Parlamente. Um das System noch weiter zu verkomplizieren, hatten sich Montagu und Chelmsford einWahlrecht einfallen lassen, bei demMoslems undHindus separate Wählerschaften bildeten. In einem Bericht zur nächsten Verfassungsreform räumte Montagu dies auch unumwunden ein, verbunden mit dem Hinweis, die separaten Wählerschaften seien nun politischer Besitzstand der Muslime.[3]

Er war der zweiteJude, der dem britischen Kabinett angehörte, war jedoch ein starker Gegner desZionismus, den er als eine verderbliche politische Überzeugung ansah. Er war Gegner derBalfour-Deklaration, die er alsantisemitisch betrachtete. Er befürchtete, dass durch die in dieser Deklaration eingeräumte Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt eine andere als die britischeNationalität zu erwerben, Zweifel an derIntegrität von Juden und ihrer Loyalität zu ihrem Land geweckt würde, und hielt im Kabinett eine leidenschaftliche Rede gegen die Deklaration.[4] Er schaffte es, die Klauseln der Balfour-Deklaration zu modifizieren, so dass nun versichert wurde, die Errichtung einer „nationalen jüdischen Heimstätte in Palästina“ gehe nicht zulasten der bürgerlichen Rechte der Juden in anderen Staaten. Sein CousinHerbert Samuel war ein gemäßigter Zionist und ersterHochkommissarPalästinas.

Familie

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1912 begleitete Montagu den PremierministerH. H. Asquith auf einen Urlaub in Sizilien. H. H. Asquith brachte seine Tochter Violet mit, und diese brachte ihre FreundinVenetia Stanley (1887–1948) mit, eine Tochter von Edward Stanley, 4. Baron Stanley of Alderley. Offenbar verliebten sich beide Männer während dieses Urlaubs in Stanley.

Während der nächsten drei Jahre schrieb Asquith ihr immer häufiger, sogar während Kabinettssitzungen. Montagu machte ihr 1913 erfolglos einen Heiratsantrag. Sie mochte ihn, nahm den Antrag aber nicht an. Außerdem musste Montagu innerhalb seines jüdischen Glaubens heiraten, um sein Erbe zu behalten. Obwohl Stanley aus einer freidenkerischen Familie stammte und keine fromme Anglikanerin war, zögerte sie, zum Judentum zu konvertieren. Sie nahm Montagus Antrag am 28. April 1915 schließlich an, konvertierte und die die beiden heirateten am 26. Juli 1915.

1923 wurde ein Kind geboren, Judith Venetia Montagu.Trotz der Affären seiner Frau hielt Montagus Ehe bis zu seinem Tod im Jahr 1924. Die Ursache seines körperlichen Verfalls und seines Todes im Alter von 45 Jahren war unbekannt; vermutet wurden eine Blutvergiftung oder eineEnzephalitis.[5]

Weblinks

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Commons: Edwin Montagu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

https://api.parliament.uk/historic-hansard/people/mr-edwin-montagu/index.htmlLinkliste]

Einzelnachweise

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  1. liberalhistory.org.uk
  2. Fischer Weltgeschichte. Band 33:Das moderne Asien. 1969, S. 28.
  3. Dietermar Rothermund:Juwel der Krone – Indien unter britischer Kolonialherrschaft. In:Die Zeit-Lexikon Welt- und Kulturgeschichte. Band 12:Zeitalter des Nationalismus.ISBN 3-411-17602-4, S. 350f.
  4. Abba Eban:Dies ist mein Volk. 1970,ISBN 3-426-00367-8, S. 284.
  5. Naomi B. Levine (1991):Politics, religion, and love : the story of H.H. Asquith, Venetia Stanley, and Edwin Montagu, based on the life and letters of Edwin Samuel Montagu.
Personendaten
NAMEMontagu, Edwin Samuel
KURZBESCHREIBUNGbritischer Politiker, Mitglied des House of Commons
GEBURTSDATUM6. Februar 1879
GEBURTSORTLondon
STERBEDATUM15. November 1924
STERBEORTLondon
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