Nach den ersten beidenBritisch-Afghanischen Kriegen gelang es dembritischen Weltreich 1872 mit derFrontier Crimes Regulation und 1893 mit der Durand-Linie, seine kolonialen Besitzungen inBritisch-Indien (heute Pakistan) gegen dasEmirat Afghanistan abzugrenzen. Die Linie wurde nach dem damaligen Außenminister der indischen Verwaltung,Henry Mortimer Durand, benannt und unter britischem Druck im Einvernehmen beider Seiten beschlossen. Die Demarkationslinie wurde bewusst durch die Siedlungsgebiete derPaschtunen gelegt, was dazu führte, dass einige Stämme der Paschtunen, wie dieKharoti, entzweit und Hunderte afghanische Dörfer voneinander getrennt wurden. Etwa ein Drittel des afghanischen Gebietes fiel so an die Briten. Des Weiteren verfolgte die britische Kolonialmacht imGreat Game das Ziel, durch die Errichtung einer strategischen Pufferzone die nordwestliche Grenze ihres Territoriums, des damaligen Britisch-Indien, besser gegenüber dem expandierendenzarischen Russland zu schützen.[1]
1947 wurde der Staat Pakistan unter Einbeziehung paschtunischer Gebiete gegründet. Die afghanischeLoja Dschirga von 1949 erklärte daraufhin die Durand-Linie für ungültig, da das ursprüngliche Abkommen mit den Briten und nicht mit der pakistanischen Regierung beschlossen worden war; dasWiener Übereinkommen über das Recht der Verträge, nach dem ein bilateraler Vertrag nicht durch unilateralen Widerspruch anfechtbar ist, wurde weder von Afghanistan noch von Pakistanratifiziert. Gelegentlich beruft man sich darauf, dass der Vertrag seit 1993 ausgelaufen sei und die Durand-Linie somit nicht mehr die offizielle Grenze zwischen den Staaten Afghanistan und Pakistan sei. Der Vertrag enthielt jedoch keine zeitliche Frist und konnte daher nicht auslaufen.[2] Angesichts der umstrittenen Situation sprachen dieNATO und dieISAF auch von einer RegionAfPak.
Die kaum zu überwachende Demarkationslinie rückte in der Folge des Antiterrorkrieges nach denAnschlägen vom 11. September 2001 wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein.Taliban-Kämpfer undAl-Qaida-Anhänger bewegten sich relativ ungehindert in der Gegend und fanden so Schutz in den autonomen Paschtunengebieten in Pakistan.