Bei der Volkszählung 2004 hatte Dschidda 2.801.481 Einwohner, 2007 waren es bereits über 3 Mio. und 2022 rund 3,7 Mio.[2] Dschidda liegt am Roten Meer und bildet das Tor nachMekka, dem religiösen Zentrum desIslams, das etwa 72 km östlich im Landesinneren liegt. Jährlich kommt ein sehr großer Strom von Mekka-Pilgern in Dschidda an, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich auf dem Seeweg, heute vor allem per Flugzeug. Um der wachsenden Zahl von Pilgern die Einreise zu ermöglichen, wurde 1980 derInternationale König-Abd-al-Aziz-Flughafen 16 Kilometer nördlich der Stadt eröffnet. Anders als in Mekka werden in Dschidda Besucher aller Religionen empfangen. Aufgrund eines hohen Bedarfs an ausländischen Arbeitskräften ist die örtliche Bevölkerung sehr international zusammengesetzt. Häufig anzutreffen sind Nord- und Ostafrikaner,Jemeniten, Ägypter, Libanesen, Jordanier, Palästinenser und andere Araber, Pakistanis, Bangladescher,Inder,Perser, undTürken.
Für den NamenDschidda gibt es zwei Erklärungen: Nach der ersten bedeutetDschidda „Seeküste“, da die Stadt an der Küste liegt. Die zweite basiert darauf, dass die Schreibweise in arabischen Buchstaben die gleiche ist wie beim Wort für „Großmutter“. Nach muslimischer Tradition giltEva als Urmutter der Menschheit; ihr Grab soll in Dschidda liegen. Die Stätte wurde 1975 behördlich mit Beton versiegelt, da nachwahhabitischer Auslegung des Islams jeglicher Totenkult verboten ist.[5]
Dschidda soll vor etwa 2500 Jahren von einem jemenitischen Stamm gegründet worden sein. Die hinter einem Korallenriff gelegene natürliche Bucht bot einen günstigen Stützpunkt für Fischer. Im Jahre 647 wählteKalifʿUthmān ibn ʿAffān Dschidda als Standort für den Hafen von Mekka. Bei Bauvorhaben in der Heiligen Stadt wurde das Baumaterial üblicherweise über Dschidda von auswärts eingeführt, so zum Beispiel bei der Erweiterung der Heiligen Moschee im Jahre 777, als der abbasidische Kalifal-Mahdi auf Schiffen Marmorblöcke aus Syrien nach Dschidda bringen ließ, die dann auf Wagen nach Mekka weitertransportiert wurden.[6] Außerdem wurde die Stadt Anlaufpunkt für muslimische Pilger aus aller Welt.
Im 15. Jahrhundert wuchs die Bedeutung Dschiddas als Handels- und Hafenstadt rasch an, da die alten Handelsstädte auf der afrikanischen Seite des Roten Meeres aufgrund der Bedrohung der Handelsrouten durch Beduinen stark an Bedeutung verloren. Dschidda wurde so durch dentscherkessischenMamlukensultanBarsbay systematisch ausgebaut und mit einer steinernen Mauer versehen.[7] Der mit drei Haupttoren ausgestattete Wall sollte Dschidda vor Angriffen der Portugiesen schützen.[8][9][10]
Von 1517 an bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Dschidda vomOsmanischen Reich verwaltet und war Teil des unabhängigenHedschas. In dieser Zeit erhielt sie den Spitznamen „Bilad al Kanasil“ (Stadt der Konsulate), weil dort zahlreiche offizielle Vertretungen unterhalten wurden.Bei der großenCholeraepidemie von 1865 starben 30.000 Menschen, viele davon Pilger. Im Roten Meer vor Dschidda wurden Quarantänestationen errichtet.[11]
1916 wurde die Stadt von britischen Truppen erobert, die dieArabische Revolte unterstützten. Sie ließen die Stadtmauer mit einem vierten Tor (auch für den Automobilverkehr) ausstatten. 1925 kam der Hedschas unter die Herrschaft von AbdulazizIbn Saud. Neben Mekka undMedina fiel damit auch Dschidda in seinen Einflussbereich. Ibn Saud gründete am 23. September 1932 dasKönigreich Saudi-Arabien.
Der Ölreichtum brachte eine Expansion der Stadt und ihres Seehafens mit sich. Die im 16. Jahrhundert errichtete Stadtmauer wurde deshalb 1947 abgerissen.
Da die Stadt nicht über ausreichend Süßwasservorkommen verfügt, wurde bereits unter der Herrschaft der Osmanen im Jahr 1907 die ersteEntsalzungsanlage für Meerwasser gebaut. Bis heute stammen rund 97 % des Trinkwassers in Dschidda aus Meerwasser-Entsalzungsanlagen – im Jahr 2010 lag der Verbrauch bei rund 1 Mio. Kubikmeter pro Tag.[12]
Bekanntheit erlangte die Stadt auch durchzwei Abkommen. Das 1927 geschlossene Abkommen von Dschidda beendete die britische Herrschaft in Arabien, das zweite legte im Jahr 2000 die Südgrenzen Saudi-Arabiens fest. Im November 2009 und Januar 2011 gab es schwere Überschwemmungen in der Stadt (siehehier). Seit 2015 dürfen Frauen erstmals für Stadtversammlungen wählen undkandidieren.
Blick vom Hafen Dschiddas: links der zweithöchste Fahnenmast der Welt mit 171 Metern
DieAltstadt von Dschidda wurde 2014 in die Liste desUNESCO-Welterbes aufgenommen.[13] Hier liegt das Bait Nassif, der Gouverneurspalast vom Ende des 19. Jahrhunderts, der renoviert wurde und seit 2009 als Museum und Kulturzentrum in Verwendung ist.[14]
In Dschidda stehen der höchsteFernsehturm des Landes, der 250 Meter hoheFernsehturm Dschidda, und dasHaj Terminal Dach, mit 40,5 Hektar Gesamtfläche die größte Dachkonstruktion der Welt, am Flughafen Dschidda. DieKing Fahd’s Fountain ist mit bis zu 312 m Höhe derzeit (2017) der höchste Springbrunnen der Welt.
Das erste Krankenhaus der SGD-Kette (vgl. engl. Saudi German Hospitals) mit einer Bausumme von 120 Millionen US-Dollar und 217 Betten[15] wurde 1988 nach dem Entwurf des ArchitektenNikolaus Rosiny fertiggestellt.[16]
Der 1990 fertiggestellteLeuchtturm Dschidda gilt als höchster Leuchtturm der Welt.
Prinzal-Walid ibn Talal verkündete am 2. August 2011, ein milliardenschwerer Vertrag zum Bau des mehr als 1000 Meter hohenJeddah Tower (ehemalsKingdom Tower) in der Nähe von Dschidda sei mit der Bin-Laden-Gruppe unterzeichnet worden. Die Summe des Vertrags beläuft sich auf über 1,2 Milliarden US-Dollar.[17] Der Jeddah Tower soll mit 1007 Metern Höhe das höchste Gebäude der Welt werden und damit den 828 Meter hohenBurj Khalifa inDubai um 179 Meter überragen. Die Fundamentarbeiten für das Bauwerk begannen 2013, der Weiterbau wurde jedoch im Jahr 2018 bei einer bisher erreichten Höhe von 256 m eingestellt; die geplante Wiederaufnahme im Jahr 2020 fand nicht statt.[18][19]
Seit 2014 steht in der Stadt ein171 Meter hoher Fahnenmast, der bis 2021 der höchste freistehende Fahnenmast der Welt war.[20]
Im Jahr 2021 war der 1976 mit 10Liegeplätzen für Schiffe gegründeteJeddah Islamic Port von Dschidda unter den40 größten Häfen der Welt.[22][23] Mit 62 Liegeplätzen ist er zudem der größte Hafen in Saudi-Arabien und der zweitgrößte in derArabischen Welt. Das größte Terminal, dasRed Sea Gateway Terminal, hat seit der letzten Erweiterung bis Februar 2024 eine Fläche von 1,5 Millionen Quadratmetern und kann jährlich 6,2 Millionen Container umschlagen.[24] Der Hafen ist ein wichtiger Knotenpunkt für den Schiffsverkehr im Roten Meer und Teil des chinesischen Infrastrukturprojekts Maritime Silk Road.[25]
Entsprechend der großen Einwohnerzahl Dschiddas haben auch mehrere Unternehmen von nationaler und internationaler Bedeutung, darunter auch mehrere Fluggesellschaften, ihren Sitz in der Stadt. Zu diesen zählen:
Ulrike Freitag:A History of Jeddah. The Gate to Mecca in the Nineteenth and Twentieth Centuries. Cambridge University Press, Cambridge 2020,ISBN 978-1-108-47879-3
↑Historic Cities of the Islamic. In: Clifford Edmund Bosworth (Hrsg.):World Brill eBook titles 2007. 1 von EI Reference Guides. BRILL, 2007,ISBN 978-90-04-15388-2 (Google Books).
↑Jeddah Islamic Port. In: worldportsource.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2018; abgerufen am 29. Dezember 2014.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.worldportsource.com