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Dschalal Talabani

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Dschalal Talabani (2010)

Dschalal Talabani (arabisch جلال طلباني,DMGǦalāl Ṭalabānī,kurdischجه‌لال تاڵه‌بانیCelal Talebanî; *November1933 inKelkan,Irak; †3. Oktober2017 inBerlin,Deutschland)[1] war von 2005 bis 2014Staatspräsident des Irak und Vorsitzender derPatriotischen Union Kurdistans (PUK) im Irak, neben derDemokratischen Partei Kurdistans (KDP) eine der beiden großen Parteien im kurdischen Teil des Irak. Er war der erste Präsident des Iraks, der nicht arabischer Herkunft war. Unter den Kurden im Irak war er alsMam Jalal (Onkel Jalal aufKurdisch) bekannt.

Nach demIrakkrieg und dem SturzSaddam Husseins war er Mitglied desIrakischen Regierungsrats, der sich am 1. Juni 2004 auflöste. Bei den Wahlen am 30. Januar 2005 erhielt dieDemokratische Patriotische Allianz Kurdistans, der sich die PUK angeschlossen hatte, 25,7 % der Stimmen und sicherte sich damit 71 Sitze imIrakischen Parlament. In der neuenirakischen Regierung stellte diePatriotische Union Kurdistans fünf von insgesamt 32 Ministern, dieDemokratische Patriotische Allianz Kurdistans insgesamt stellte acht Minister.

Talabanis Vizepräsidenten waren derSunnitTarek al-Haschemi und derSchiitKhodair al-Khozaei.

Leben und politische Laufbahn

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Talabani entstammt einer Familie vonQādirīya-Scheichs ausKoya, die in der Region großen Einfluss hatte; sein politischer Aufstieg wird neben seinen persönlichen Qualitäten auch auf den Einfluss seiner Familie zurückgeführt.[2] Bereits in den 1950er Jahren engagierte sich Talabani in der kurdischen Politik. Er war früh Mitglied der KDP sowie Führer der Studentenorganisation der KDP. Talabani studierte an der UniversitätBagdadRechtswissenschaften. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums 1959 wurde er zum Militärdienst bei denIrakischen Streitkräfte berufen.[3] 1961 beteiligte sich Dschalal Talabani an einer kurdischen Revolte gegen die Regierung vonAbd al-Karim Qasim. Wegen Unstimmigkeiten mit dem KDP-VorsitzendenMustafa Barzani verließ Talabani die Partei und trat 1965 einer Splittergruppe der KDP bei. 1966 verbündete sich diese Gruppierung mit der Zentralregierung in Bagdad, um mit militärischen Mitteln gegen die KDP vorzugehen. Im Kabinett Saddam Husseins hoffte er auf das Amt des Vizepräsidenten, das er dann aber doch seinem StellvertreterTaha Muhi ad-Din Maʿruf überließ, weil er Angst hatte, in Bagdad von seiner kurdischen Bevölkerung getrennt zu sein. Im Jahr 1975 gründete Talabani, zusammen mit anderen kurdischen Politikern, inWest-Berlin die PUK.[4]

Während Maʿruf bis 2003 tatsächlich Vizepräsident blieb, verbündete sich Talabani zunächst mit demIran und densyrischen Baathisten gegen deren irakische Konkurrenten. Nachdem der irakischen Zentralregierung zugeschriebenen Einsatz von chemischen Waffen gegen die kurdische Bevölkerung im Norden des Irak 1988 floh Talabani in den Iran.[3] 1991 beteiligte er sich an einem erneuten Aufstand gegen Bagdad und kämpfte mit Barzanis SohnMasud Barzani einen jahrelangenBürgerkrieg im kurdischen Teil des Irak.

Sein Cousin warGhazi Talabani, der bei einem Attentat im Juni 2004 getötet wurde.

Talabani wurde am 6. April 2005 vom irakischen Parlament mit 227 Stimmen zumStaatspräsidenten des Landes gewählt. In der Nationalversammlung saßen 275 Abgeordnete. Das Parlament wählte denSchiiten und ehemaligen FinanzministerAdil Abd al-Mahdi und densunnitischen ÜbergangspräsidentenGhazi al-Yawar zu Stellvertretern des Präsidenten.

Wechselnde Bündnispartner

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Zunächst hatte sich Talabani den KDP-Gründern Barzani undMaʿruf angeschlossen. Nach internen Machtkämpfen war er zusammen mit GeneralsekretärIbrahim Ahmed 1964 in den Iran geflohen, dann verbündete er sich 1966 mit dem Regime inBagdad gegen Barzani. Als Bagdad aber 1970–74 die Aussöhnung mit Barzani suchte, wurde Talabani vorübergehend fallengelassen und kehrte 1971–75 wieder in Barzanis KDP zurück.

Statt der beiden wurde 1974 Marʿuf Vizepräsident, während sich Talabani 1975 mit dem anti-irakischen Regime der syrischenBaath-Partei gegen Bagdad verbündete. Während desIrakisch-Iranischen Krieges kämpfte er noch 1984 mit derTürkei und Saddam Hussein gegen die proiranischen Kurden Barzanis. 1988 aber unterlag er Saddam Husseins Truppen. 1991 schloss er sich daher dem kurdischen Aufstand von Barzani an, der aber 1992 den Ausgleich mit Bagdad und die Vernichtung Talabanis suchte, während Talabani sich 1996 nur dank iranischer Militärhilfe inSulaimaniyya halten konnte. Im Jahre 1998 unterzeichneten Barzani und Talabani ein Friedensabkommen in Washington.[5]

Ein erneutes Umschwenken 2003 auf dieUSA brachte ihm schließlich am 5. April 2005 die erwähnte Präsidentschaft ein; seitdem vertrat Talabani eine gegen seinen einstigen Bündnispartner Syrien gerichtete pro-amerikanische Politik.

In seiner Zeit als Staatspräsident des Irak weigerte er sich mit dem Verweis darauf, als Sozialdemokrat gegen die Todesstrafe zu sein, Todesurteile, so gegenSaddam Hussein oderTariq Aziz, zu unterschreiben.

Gesundheit

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In der Zeit als Präsident hatte Talabani immer wieder gesundheitliche Probleme. 2007 ging er wegen Erschöpfung nach Jordanien und im August 2008 wurde er in den USA am Herzen operiert. Im Sommer 2012 ließ er sich in Deutschland behandeln.[6][7]

Am 17. Dezember 2012 erlitt er einen Schlaganfall und wurde in ein Krankenhaus in Bagdad eingeliefert.[8] Am 20. Dezember wurde er zur Behandlung in dieCharité (Berlin) gebracht.[9] Anderthalb Jahre später kehrte er in den Irak zurück.[10] In den darauffolgenden Jahren reiste er immer wieder zur Behandlung nach Berlin, wo er am 3. Oktober 2017 starb.[11]

Auszeichnungen

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Talabani war Träger desWisam Al Rafidain-Ordens, der höchsten Auszeichnung des irakischen Staates.

Weblinks

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Commons: Dschalal Talabani – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Onkel Dschalal ist tot. In: DW. 3. Oktober 2017, abgerufen am 27. Juli 2024. 
  2. Martin van Bruinessen:Agha, Scheich und Staat - Politik und Gesellschaft Kurdistans, 2. Aufl., Berlin 2003,ISBN 3-88402-259-8, S. 414 f.
  3. abProfile: Jalal Talabani. Abgerufen am 9. August 2021. 
  4. tagesschau.de: Iraks Ex-Präsident Talabani gestorben. Archiviert vom Original; abgerufen am 29. August 2018 (deutsch). 
  5. Who's who in Iraq: Jalal Talabani. 6. April 2005 (bbc.co.uk [abgerufen am 29. August 2018]). 
  6. Im Krankenhaus Irakischer Präsident Talabani erleidet Schlaganfall. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. Dezember 2012, abgerufen am 21. Dezember 2015. 
  7. Irakischer Präsident soll in Deutschland behandelt werden. In: news.ORF.at. 19. Dezember 2012, abgerufen am 21. Dezember 2015. 
  8. Irakischer Präsident Talabani erleidet Schlaganfall. In:faz.net. 18. Dezember 2012, abgerufen am 4. Oktober 2017.
  9. Irakischer Präsident soll in Deutschland behandelt werden. In:orf.at. 19. Dezember 2012, abgerufen am 4. Oktober 2017.
  10. Gudrun Harrer:Früherer irakischer Präsident Jalal Talabani gestorben. In:Der Standard. 3. Oktober 2017.
  11. Inga Rogg:Der Irak verliert einen Brückenbauer. In:Neue Zürcher Zeitung. 3. Oktober 2017.
Staatsoberhäupter des Irak

Sayyid Abd ar-Rahman al-Haidari al-Gaibani |Faisal I. |Ghazi I. |Faisal II. |Muhammad Nadschib ar-Rubai'i |Abd as-Salam Arif |Abd ar-Rahman Arif |Ahmad Hasan al-Bakr |Saddam Hussein |Ghazi al-Yawar |Dschalal Talabani |Fuad Masum |Barham Salih |Abdul Latif Raschid

Personendaten
NAMETalabani, Dschalal
ALTERNATIVNAMENجلال طلباني (arabisch); جه لال تاڵه بانی (kurdisch)
KURZBESCHREIBUNGirakisch-kurdischer Politiker und irakischer Staatspräsident
GEBURTSDATUMNovember 1933
GEBURTSORTKelkan,Irak
STERBEDATUM3. Oktober 2017
STERBEORTBerlin, Deutschland
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