Talabani entstammt einer Familie vonQādirīya-Scheichs ausKoya, die in der Region großen Einfluss hatte; sein politischer Aufstieg wird neben seinen persönlichen Qualitäten auch auf den Einfluss seiner Familie zurückgeführt.[2] Bereits in den 1950er Jahren engagierte sich Talabani in der kurdischen Politik. Er war früh Mitglied der KDP sowie Führer der Studentenorganisation der KDP. Talabani studierte an der UniversitätBagdadRechtswissenschaften. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums 1959 wurde er zum Militärdienst bei denIrakischen Streitkräfte berufen.[3] 1961 beteiligte sich Dschalal Talabani an einer kurdischen Revolte gegen die Regierung vonAbd al-Karim Qasim. Wegen Unstimmigkeiten mit dem KDP-VorsitzendenMustafa Barzani verließ Talabani die Partei und trat 1965 einer Splittergruppe der KDP bei. 1966 verbündete sich diese Gruppierung mit der Zentralregierung in Bagdad, um mit militärischen Mitteln gegen die KDP vorzugehen. Im Kabinett Saddam Husseins hoffte er auf das Amt des Vizepräsidenten, das er dann aber doch seinem StellvertreterTaha Muhi ad-Din Maʿruf überließ, weil er Angst hatte, in Bagdad von seiner kurdischen Bevölkerung getrennt zu sein. Im Jahr 1975 gründete Talabani, zusammen mit anderen kurdischen Politikern, inWest-Berlin die PUK.[4]
Während Maʿruf bis 2003 tatsächlich Vizepräsident blieb, verbündete sich Talabani zunächst mit demIran und densyrischen Baathisten gegen deren irakische Konkurrenten. Nachdem der irakischen Zentralregierung zugeschriebenen Einsatz von chemischen Waffen gegen die kurdische Bevölkerung im Norden des Irak 1988 floh Talabani in den Iran.[3] 1991 beteiligte er sich an einem erneuten Aufstand gegen Bagdad und kämpfte mit Barzanis SohnMasud Barzani einen jahrelangenBürgerkrieg im kurdischen Teil des Irak.
Sein Cousin warGhazi Talabani, der bei einem Attentat im Juni 2004 getötet wurde.
Talabani wurde am 6. April 2005 vom irakischen Parlament mit 227 Stimmen zumStaatspräsidenten des Landes gewählt. In der Nationalversammlung saßen 275 Abgeordnete. Das Parlament wählte denSchiiten und ehemaligen FinanzministerAdil Abd al-Mahdi und densunnitischen ÜbergangspräsidentenGhazi al-Yawar zu Stellvertretern des Präsidenten.
Zunächst hatte sich Talabani den KDP-Gründern Barzani undMaʿruf angeschlossen. Nach internen Machtkämpfen war er zusammen mit GeneralsekretärIbrahim Ahmed 1964 in den Iran geflohen, dann verbündete er sich 1966 mit dem Regime inBagdad gegen Barzani. Als Bagdad aber 1970–74 die Aussöhnung mit Barzani suchte, wurde Talabani vorübergehend fallengelassen und kehrte 1971–75 wieder in Barzanis KDP zurück.
Statt der beiden wurde 1974 Marʿuf Vizepräsident, während sich Talabani 1975 mit dem anti-irakischen Regime der syrischenBaath-Partei gegen Bagdad verbündete. Während desIrakisch-Iranischen Krieges kämpfte er noch 1984 mit derTürkei und Saddam Hussein gegen die proiranischen Kurden Barzanis. 1988 aber unterlag er Saddam Husseins Truppen. 1991 schloss er sich daher dem kurdischen Aufstand von Barzani an, der aber 1992 den Ausgleich mit Bagdad und die Vernichtung Talabanis suchte, während Talabani sich 1996 nur dank iranischer Militärhilfe inSulaimaniyya halten konnte. Im Jahre 1998 unterzeichneten Barzani und Talabani ein Friedensabkommen in Washington.[5]
Ein erneutes Umschwenken 2003 auf dieUSA brachte ihm schließlich am 5. April 2005 die erwähnte Präsidentschaft ein; seitdem vertrat Talabani eine gegen seinen einstigen Bündnispartner Syrien gerichtete pro-amerikanische Politik.
In seiner Zeit als Staatspräsident des Irak weigerte er sich mit dem Verweis darauf, als Sozialdemokrat gegen die Todesstrafe zu sein, Todesurteile, so gegenSaddam Hussein oderTariq Aziz, zu unterschreiben.
In der Zeit als Präsident hatte Talabani immer wieder gesundheitliche Probleme. 2007 ging er wegen Erschöpfung nach Jordanien und im August 2008 wurde er in den USA am Herzen operiert. Im Sommer 2012 ließ er sich in Deutschland behandeln.[6][7]
Am 17. Dezember 2012 erlitt er einen Schlaganfall und wurde in ein Krankenhaus in Bagdad eingeliefert.[8] Am 20. Dezember wurde er zur Behandlung in dieCharité (Berlin) gebracht.[9] Anderthalb Jahre später kehrte er in den Irak zurück.[10] In den darauffolgenden Jahren reiste er immer wieder zur Behandlung nach Berlin, wo er am 3. Oktober 2017 starb.[11]