DasDirektorium (französischLe Directoire; 26. Oktober 1795 – 24. Dezember 1799) war die letzteRegierungsform derFranzösischen Revolution. DieStaatsgewalt oblag im Wesentlichen einem fünfköpfigen Kollegialorgan, das ebenfalls alsDirektorium bezeichnet wird.Dieses System wurde zum Vorbild der nachfolgendenDirektorialsysteme in anderen Ländern.
Die Verfassung des Direktoriums (Verfassung des Jahres III) wurde am 22. August1795 vom Nationalkonvent verabschiedet. Sie trat nach Volksabstimmung am 23. September in Kraft.
Erstmals wurde ein Parlament mitzwei Kammern eingeführt:
DerRat der Alten (franz.Le Conseil des Anciens – 250 Mitglieder).
Die Kontrolle derExekutive lag in der Hand eines fünfköpfigen Direktoriums. Seine Mitglieder wurden vom Rat der Alten aus einer Liste, die vom Rat der Fünfhundert vorgelegt wurde, gewählt. Als eigentliche Exekutive unterstanden dem Direktorium die (damals sieben) Ministerien.
Am 12. Oktober 1795 begannen die erstenWahlen; am 26. Oktober fand die letzte Sitzung des Konvents statt. Am 31. Oktober wurde das erste Direktorium gewählt.
Das von Barras beherrschte Direktorium wurde rasch zum Synonym für Korruption und Verschlechterung der Staatsfinanzen. DieAssignatenwährung unterlag einer starkenInflation trotz der militärischen ErfolgeNapoleon Bonapartes imItalienfeldzug 1796–1797 und der hieraus resultierenden Kriegseinnahmen.
Ab dem 5. Direktorium wurdeEmmanuel Joseph Sieyès zur führenden Persönlichkeit und konnte dadurch schon Napoleon den Weg bereiten. Napoleon selbst konnte jedoch nicht Mitglied des Direktoriums werden, da man dafür laut Verfassung mindestens 40 Jahre alt sein musste.
Napoleon Bonaparte stürzte das Direktorium am18. Brumaire VIII (9. November 1799) und am folgenden Tag wurde er zum Ersten Konsul gewählt, die beiden Direktoriumsmitglieder Ducos und Sieyès wurden zunächst die beiden anderen Mitkonsuln des dreiköpfigenKonsulats.
Am 24. Dezember 1799 trat die Konsulatsverfassung in Kraft. Dieses Datum gilt als das Ende der Französischen Revolution und als Beginn desKonsulats.
Ob die Zeit des Direktoriums ein „Höhepunkt der revolutionären Demokratie“ war, wie der britische Historiker James Livesey meint, oder eine „Republik ohne Demokratie“ (so der Untertitel einer Darstellung der französischen Historiker Marc Belissa und Yannick Bosc), ist in der Forschung umstritten.[1]
Nach demStaatsstreich vonNapoleon Bonaparte traten Barras, Ducos and Sieyès zurück. Moulin und Gohier verweigerten den Rücktritt und wurden von GeneralMoreau verhaftet.
Verfassung vom 23. September 1795. In:Karl Heinrich Ludwig Pölitz,Die europäischen Verfassungen seit dem Jahre 1789, 2. Band Leipzig 1833, S. 30,Digitalisat.
↑Christina Schröer:„Wir selbst waren unsere gefährlichsten Feinde“. Die demokratische politische Kultur am Ende der Französischen Revolution (1794–1799). In:Christoph Nonn (Hrsg.):Wie Demokratien enden. Von Athen bis zu Putins Russland. Schöningh, Paderborn 2020,ISBN 978-3-506-70445-0, S. 45–74, hier S. 47.