DerDAX (Abkürzung fürDeutscher Aktienindex)[1] ist der bedeutendste deutscheAktienindex. Er misst aktuell die Wertentwicklung der 40 größten und (bezogen auf dieStreubesitz-Marktkapitalisierung) liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes und repräsentiert rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland.[2]
Entwickelt wurde der DAX gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft der DeutschenWertpapierbörsen, der Frankfurter Wertpapierbörse und derBörsen-Zeitung. Er wurde am 1. Juli 1988 eingeführt und setzt den Index der Börsen-Zeitung fort, dessen Geschichte bis ins Jahr 1959 zurückgeht. Für den 31. Dezember 1987 wurde er auf 1.000 Indexpunkte normiert. Zunächst wurde der DAX lediglich als Ergänzung zu bereits etablierten deutschen Aktienindizes gesehen, inzwischen hat er die anderen Indizes aber an Bekanntheit hinter sich gelassen und ist als Leitindex für den deutschen Aktienmarkt national und international anerkannt.[5]
Ursprünglich basierend auf den Werten der 30 bedeutendsten notierten Aktiengesellschaften, wurde er im September 2021 von 30 auf 40 Aktiengesellschaften erweitert.[6]
Der DAX wird sowohl alsPerformance- als auch alsKursindex veröffentlicht. Als Performanceindex (Symbol DAX) werden dieDividenden der im DAX enthaltenen Unternehmen rechnerisch reinvestiert; beim Kursindex (Symbol DAXK) bleiben die Dividenden unberücksichtigt. Umgangssprachlich wird unter der einfachen Bezeichnung „DAX“ der Performanceindex verstanden. Bei anderen Indizes (z. B. beimEURO STOXX 50) ist mit der einfachen Bezeichnung meistens der jeweilige Kursindex gemeint.
Im Frühjahr 1994 wurde der sogenannte DAX 100 eingeführt. Dieser Index sollte die Wertentwicklung der 100 liquidesten Werte desAktienmarkts dokumentieren. Mit Einführung desMDAX 1996 umfasste er die 30 Werte des DAX und die 70 des MDAX. Durch die Änderung des MDAX auf 50 Werte, seit dem 24. September 2018 auf 60 Werte, trat an die Stelle des DAX 100 derHDAX. DerCDAX umfasst dagegen alle in Frankfurt gehandelten Aktien. DerSDAX umfasst seit dem 24. September 2018 70 kleinere Werte hinter dem MDAX.
Als sogenannten Strategie-Index gibt es u. a. denShortDAX.[7] Er ist umgekehrt proportional zur täglichen Entwicklung des DAX und ermöglicht so Anlegern, die nurLong-Positionen eingehen können, die Partizipation an negativen Kursentwicklungen. Verliert beispielsweise der DAX an einem Tag 5 %, dann legt der ShortDAX um eben soviel Prozent zu. Dadurch haben z. B. Indexanbieter die Möglichkeit, ein Produkt zu offerieren, das bei negativer Entwicklung des DAX steigt und dem „Käufer“ Möglichkeiten eröffnet, auch bei negativen Kursentwicklungen Gewinne zu erzielen. Daneben gibt es Branchenindizes oder Strategieindizes wie denDivDAX für dividendenstarke Unternehmen. Zu den wichtigsten deutschen Indizes gehört auch derTecDAX, der 30 der größten Technologiewerte beinhaltet.
Dieimplizite Volatilität, also die erwartete Schwankungsbreite des DAX für den Zeitraum der nächsten 30 Tage misst derVDAX-NEW, ein ebenfalls von der Deutschen Börse AG veröffentlichterVolatilitätsindex. Sein Vorgänger, derVDAX, gibt die implizite Volatilität des DAX über 45 Tage auf Grundlage eines anderen methodischen Ansatzes an. Beide Volaindizes werden in annualisierter Form notiert.
Der Index basiert seit dem 21. Juni 1999 auf den Kursen des elektronischen HandelssystemsXetra. Seine Berechnung beginnt seit Januar 2016 börsentäglich ab 9:06 UhrMEZ/MESZ. Wenn zu diesem Zeitpunkt für einzelne Aktien noch keine Eröffnungskurse vorliegen, werden die jeweiligen Schlusskurse des vorangegangenen Handelstags herangezogen.[2] Die Berechnung endet mit den Kursen der Xetra-Schlussauktion, die um 17:30 Uhr beginnt und 5 bis 15 Minuten dauern kann. Bis zum 31. Dezember 2005 wurde der DAX so im 15-Sekunden-Takt aktualisiert, seit 1. Januar 2006 jede Sekunde.
Zur Berechnung, die auf derIndexformel vonÉtienne Laspeyres basiert, werden die Aktienkurse der ausgewählten börsennotierten Gesellschaften nach ihrerMarktkapitalisierung gewichtet. Dabei werden nur die Aktien inStreubesitz berücksichtigt. Ist das Kapital einer Gesellschaft in mehrere Aktienarten unterteilt (z. B. inStammaktien undVorzugsaktien), wird die Aktienart mit der höheren Liquidität herangezogen. Dabei werden auch Sonderfälle berücksichtigt, z. B. die 2011/2012 zum Umtausch gehandelten Aktien der Deutschen Börse AG.
Für Zeiten außerhalb des Xetra-Handels (vor Handelsbeginn und nach der Schlussauktion) berechnet die Deutsche Börse AG von 8:00 Uhr bis 9:00 Uhr und von 17:30 Uhr bis 20:00 Uhr denLDAX (auch L-DAX, L/E-DAX) auf Basis der Aktienkurse an derBörse Frankfurt, die entsprechend längere Handelszeiten hat.[8] Außerdem wird von 8:00 Uhr bis 9:00 Uhr und von 17:30 Uhr bis 22:15 Uhr derXDAX (auch X-DAX) auf Basis an der TerminbörseEurex gehandelterDAX-Futures berechnet.[9]
Seit September 2021 qualifizieren sich Unternehmen für eine Aufnahme in den DAX mit nur noch einem Hauptkriterium. Als Mitbegründung für die Änderung wird u. a. derWirecard-Skandal (Wirecard-Untersuchungsausschuss) angegeben. Die Free-Float-Marktkapitalisierung (deutschMarktkapitalisierung ausStreubesitz) wird auf jährlicher Basis im März und September zum jeweils letztenHandelstag des Monats, aus den zwanzig vorhergehenden Handelstagen mittels dem durchschnittlichen volumengewichteten Durchschnittspreis (VWAP) ermittelt, und dient als einziges Auswahlkriterium für eine Aufnahme in den DAX.[10][11]
Eine Anpassung des DAX findet neben März und September zum Ende der verbleibenden Quartalsmonate jeweils über die vier, bereits vor September 2021 bestehenden Regeln statt, welche nach dem Inkrafttreten des neuen Auswahlkriterium wie folgt aussehen:
Fast-Exit
Sollte sich ein Unternehmen aus dem Index im Kriterium der Marktkapitalisierung auf Rang 61 oder schlechter im DAX, Rang 111 oder schlechter im MDAX, Rang 181 oder schlechter im SDAX oder Rang 46 oder schlechter im TecDAX befinden, wird es aus dem Index genommen. Ein Unternehmen, das nicht im Index enthalten ist und im Rahmen der Marktkapitalisierung mindestens Rang 47 im DAX, Rang 97 im MDAX, Rang 167 im SDAX oder Rang 35 im TecDAX belegt, ersetzt jenes Unternehmen im Index.
Fast-Entry
Sollte sich ein Unternehmen, das nicht im Index enthalten ist, im Kriterium der Marktkapitalisierung auf Rang 33 oder besser im DAX, Rang 83 oder besser im MDAX, Rang 153 oder besser im SDAX oder Rang 25 oder besser im TecDAX befinden, wird es neu in den Index aufgenommen. Jener Wert, der einen Rang hinter Rang 47 im DAX, Rang 97 im MDAX, Rang 167 im SDAX oder Rang 35 im TecDAX aufweist, scheidet aus dem Index aus.
Regular-Exit
Potenziell für eine Indexaufnahme qualifiziert sich ein Unternehmen, wenn es sich auf einem besseren Rang, als Rang 53 im DAX, Rang 103 im MDAX, Rang 179 im SDAX oder Rang 41 im TecDAX befindet. Wenn ein Wert, der nicht im Index enthalten ist, existiert, der mindestens Rang 47 im DAX, Rang 97 im MDAX, Rang 167 im SDAX oder Rang 35 im TecDAX erreicht hat, wird ein Wechsel durchgeführt.
Regular-Entry
Wenn ein Unternehmen sich mindestens auf Rang 40 im DAX, Rang 90 im MDAX, Rang 160 im SDAX oder Rang 30 im TecDAX befindet, kann es neu in den Index aufgenommen werden. Sollte ein Index-Wert existieren, der Rang 47 im DAX, Rang 97 im MDAX, Rang 167 im SDAX oder Rang 35 im TecDAX belegt, wird ein Wechsel durchgeführt.[12]
DieIndexgewichtung für die Werte im DAX erfolgt entsprechend ihrerStreubesitz-Marktkapitalisierung. Maßgeblich ist also nicht der gesamteBörsenwert oder das gesamte Kapital eines Unternehmens, sondern nur der Wert der frei handelbaren Aktien (englischfree float) der im DAX vertretenenAktiengattung. Festbesitz, das ist der Besitz von Großaktionären, die 5 % oder mehr dieser Aktien halten, bleibt für die Gewichtung unberücksichtigt. Zum Festbesitz zählen aucheigene Aktien, die das herausgebende Unternehmen selbst hält, unabhängig von der Höhe des Anteils. Seit 2006 gibt es eine Kappungsgrenze: Bis 2023 durften einzelne Titel ein Maximalgewicht von 10 % haben. Nach dem Abschied des „Schwergewichts“Linde AG aus dem DAX wurde die Grenze im Jahr 2024 auf 15 % angehoben.[13] Weil danach auch dieSAP-Aktie diese Kappungsgrenze überschritt und die Deutsche Börse den Weggang von SAP verhindern möchte, wird die Auflage eines DAX 2.0 ohne Kappungsgrenzen erwogen.[14] Trotzdem bleibt das Problem aktiv gemanagter Fonds, die den DAX abbilden wollen, dass sie nach der europäischen FondsrichtlinieUcits maximal 10 % in eine Aktie investieren dürfen. Auch fürETFs gibt es eine Grenze von 20 %.[14]
Aufgrund von Änderungen beim Aktienbesitz, aber vor allem aufgrund von Kursveränderungen ändert sich die tatsächliche Streubesitz-Marktkapitalisierung fortwährend. Die Gewichtung wird dabei bei jeder sekündlichen Neuberechnung des DAX auf Basis der aktuellen Kurse ebenfalls neu berechnet. Änderungen des Streubesitz-Anteils werden dagegen von der Deutschen Börse nur zu den vierteljährlichen Anpassungsterminen erfasst und fließen erst dann in die Gewichtung ein. Dies führte zu Situationen, in denen sich ein Aktienkurs in Echtzeit einem veränderten Freefloat anpasst, dem aber in der Gewichtung erst zeitverzögert entgegenwirkend Rechnung getragen wird. AufKapriolen der Volkswagen Stammaktie hin führte die Deutsche Börse im November 2008 zusätzliche Regeln ein, um derartigen extremen Verzerrungen entgegenzuwirken. Ein Wert kann demnach zwischen Anpassungsterminen aus dem Index genommen werden, falls seine Gewichtung 10 % überschreitet und die historische30-Tages-Volatilität des Aktienkurses 250 % übersteigt.[15]
Die Tabelle zeigt alle Unternehmen im DAX und deren Indexgewicht – basierend auf derStreubesitz-Marktkapitalisierung – von der letzten manuellen Anpassung (Stand: 22. April 2025).[16]
Nachfolgend sind für alle Unternehmen im DAX die nach Handelsschluss am 14. Februar 2025 resultierenden Aktienkurse und Marktkapitalisierungen aufgelistet.[17]
Seit der Einführung des DAX am 1. Juli 1988 wurden zahlreiche Anpassungen an seiner Zusammensetzung vorgenommen. Ursprünglich waren folgende 30 Werte Bestandteil des Index:
Die mit * gekennzeichneten Unternehmen sind bis heute ununterbrochen im DAX vertreten; die mit (*) gekennzeichneten Aktiengesellschaften sind durch Nachfolgeunternehmen bis heute ununterbrochen im DAX vertreten.
Ausgehend von dieser anfänglichen Zusammensetzung wurden folgende Veränderungen vorgenommen:[18]
Regular-Exit von MLP, da MLP sowohl beim Handelsumsatz als auch bei der Marktkapitalisierung nicht mehr die DAX-Kriterien erfüllte;Continental ist das erste Unternehmen, dem die Wiederaufnahme in den DAX gelingt
Lanxess wird von Bayer abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 31. Januar 2005 erstmals 31 Werte. Mit dem Schlusskurs von Lanxess wurde die Gewichtung von Bayer zum 1. Februar 2005 neu berechnet und Lanxess wurde wieder aus dem DAX genommen.
Fast-Exit von Hypo Real Estate durch geringe Freefloat-Marktkapitalisierung nach der Teilakquisition durch den US-InvestorJ. Christopher Flowers sowie herbe Verluste im Rahmen derFinanzkrise ab 2007
Regular-Exit der Hannover Rück, da sie beim Handelsumsatz nicht mehr die DAX-Kriterien erfüllte[23];Infineon wurde am 21. September 2009 als zweites Unternehmen erneut in den DAX aufgenommen
Osram wird von Siemens abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 8. Juli 2013 zum zweiten Mal 31 Werte. Mit dem Schlusskurs von Osram wurde die Gewichtung von Siemens zum 9. Juli 2013 neu berechnet und Osram wurde wieder aus dem DAX genommen.
Uniper wird von E.ON abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 12. September 2016 zum dritten Mal 31 Werte. Mit dem Schlusskurs von Uniper wurde die Gewichtung von E.ON zum 13. September 2016 neu berechnet und Uniper wurde wieder aus dem DAX genommen.
13.09.2016
Uniper
25.10.2017
Linde AG
Linde plc
Im DAX wurde die Aktie der Linde AG zunächst ersetzt durch die Aktie „Linde AG z. Umtausch eingereichte Aktie“ und nach Aktientausch durch die Linde plc.
Siemens Energy wird von Siemens abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 28. September 2020 zum vierten Mal 31 Werte. Mit dem Schlusskurs von Siemens Energy wurde die Gewichtung von Siemens zum 29. September 2020 neu berechnet und Siemens Energy wurde wieder aus dem DAX genommen.
Vitesco wird vonContinental abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 16. September 2021 zum fünften Mal 31 Werte. Mit dem Schlusskurs von Vitesco wurde die Gewichtung von Continental zum 17. September 2021 neu berechnet und Vitesco wurde wieder aus dem DAX genommen.
Daimler Truck Holding wird vonDaimler AG abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 10. Dezember 2021 zum ersten Mal 41 Werte. Mit dem Schlusskurs von Daimler Truck wurde die Gewichtung von Daimler zum 13. Dezember 2021 neu berechnet und Daimler Truck wurde wieder aus dem DAX genommen.
Der DAX wird von derDeutschen Börse seit dem 1. Juli 1988 berechnet und startete bei 1163,52 Punkten. Die Indexbasis liegt bei 1000 Punkten per 31. Dezember 1987. Da Investoren nicht nur an der aktuellen Performance des Deutschen Aktienindexes Interesse haben, sondern auch an der historischen, wurde dieser 1988 vonFrank Mella, damals Redakteur bei derBörsen-Zeitung und Erfinder des DAX,[42] auf täglicher Basis exemplarisch bis 1959 zurückgerechnet.
Mella verkettete den DAX am 30. Dezember 1987 mit den 30 Aktienwerten im Index derBörsen-Zeitung (BZ-Index), der wiederum aus einer Verknüpfung mit den 24 Werten imHardy-Index desBankhauses Hardy & Co. zum 1. April 1981 hervorgegangen ist und bis zum 28. September 1959 zurückreicht. Anders als im DAX und im BZ-Index berücksichtigte der Hardy-Index keine Dividenden. Hardy- und BZ-Index wurden viermal am Tag (um 12:00 Uhr, 12:30 Uhr, 13:00 Uhr und 13:30 Uhr) ermittelt. Die von Mella erzeugte Zeitreihe wird von der Deutschen Börse als offizielleRückrechnung des DAX verwendet.
Am 20. Juni 1985 schloss der DAX rechnerisch mit 1007,18 Punkten erstmals über der Marke von 1000 Punkten. Am 19. Oktober 1987 verbuchte der Index einen Tagesverlust von 9,39 Prozent. Grund war derSchwarze Montag an derNew York Stock Exchange, als der Wert desDow Jones Industrial Average um 22,6 Prozent einbrach. Am Montag, dem 16. Oktober 1989, erlitt der DAX den größten Tagesabsturz seiner Geschichte. Er brach um 12,81 Prozent ein. Am Freitag zuvor war in den USA die Finanzierung der FluggesellschaftUAL gescheitert. Am 19. August 1991 verbuchte der DAX einen Tagesverlust von 9,40 Prozent. Es war eine Reaktion auf den später gescheiterten Putsch gegen densowjetischen PräsidentenMichail Gorbatschow.
Am 20. März 1998 schloss der Index mit 5001,55 Punkten zum ersten Mal über der Marke von 5000 Punkten. Am 7. März 2000 erreichte der DAX mit 8136,16 Punkten im Handelsverlauf und mit 8064,97 Punkten auf Schlusskursbasis seine bis dahin höchsten Werte. Diese wurden erst mehr als sieben Jahre später, im Sommer 2007, übertroffen. Nach dem Platzen derSpekulationsblase im Technologiesektor (Dotcom-Blase) sank der DAX bis zum 12. März 2003 auf einen Schlussstand von 2202,96 Punkten. Tiefer schloss der Index letztmals am 24. November 1995. Das war ein Rückgang um 72,7 Prozent gegenüber seinem Höchststand vom 7. März 2000.
Der 12. März 2003 markiert den Wendepunkt der Talfahrt. Die Erkenntnis, dass derIrakkrieg nicht zu vermeiden war, beendete die Unsicherheit der Investoren bezüglich der weltpolitischen und -wirtschaftlichen Lage. Der DAX startete nach oben und gewann bereits vor Kriegsbeginn 20 %.[45] Im Juli 2007 wurden neue Höchststände erreicht; bester Wert waren 8151,57 Punkte am 13. Juli 2007.
Im Dezember 2007 waren erstmals die 30 größten deutschen börsennotierten Konzerne mehrheitlich im Besitz ausländischer Investoren. Gegenüber 2005 war ihr Anteil um 20 auf nunmehr 53 Prozent gestiegen.[46]
Im Verlauf der internationalenFinanzkrise, die im Sommer 2007 in der US-Immobilienkrise ihren Ursprung hatte, begann der DAX wieder zu sinken. Ab Herbst 2008 wirkte sich die Krise zunehmend auf die Realwirtschaft aus. Infolgedessen brachen die Aktienkurse weltweit ein. Am 9. Oktober 2008 schloss der DAX mit 4887,00 Punkten erstmals seit dem 4. November 2005 unter der Grenze von 5000 Punkten. Am 13. Oktober 2008 erlebte der DAX mit 11,40 Prozent den größten Tagesgewinn seiner Geschichte.[47] Zwei Wochen später, am 28. Oktober 2008, beendete der Index den Handel 11,28 Prozent höher als zum Vortagsschluss. Es war eine Reaktion auf die Rettungspläne derUS-Regierung für die US-amerikanische Finanzbranche. Einen neuen Tiefststand erzielte der Index am 6. März 2009, als er den Handel mit 3666,41 Punkten beendete. Seit dem Allzeithoch vom 13. Juli 2007 entspricht das einem Rückgang um 54,8 Prozent. Der 6. März 2009 bedeutete das Ende der Talfahrt. Ab dem Frühjahr 2009 war der DAX wieder auf dem Weg nach oben. Bis zum 2. Mai 2011 stieg er um 105,3 Prozent auf einen Schlussstand von 7527,64 Punkten.
Die Abschwächung der globalen Konjunktur und die Verschärfung derEurokrise ließen den deutschen Leitindex erneut einbrechen. Am 12. September 2011 beendete der DAX den Handel bei 5072,33 Punkten. Der Verlust seit dem Höchststand am 2. Mai 2011 betrug 32,6 Prozent. Die Ankündigungen neuer Anleihekaufprogramme derEuropäischen Zentralbank[48][49] und derUS-Notenbank[50][51] in grundsätzlich unbegrenztem Umfang führten anschließend wieder zu einer Erholung der Kurse am Aktienmarkt. Die monetären Impulse spielten eine größere Rolle bei der Kursbildung als die weltweite Wirtschaftsabkühlung und die Lage der Unternehmen. Im Mai 2013 konnten die Höchststände vom Juli 2007 erstmals übertroffen werden: Am 22. Mai 2013 schloss der Index erstmals in seiner Geschichte über 8500 bei 8530,89 Punkten und damit um 68,18 Prozent höher als beim letzten Tiefpunkt am 12. September 2011. Nach einem Rücksetzer in den Sommermonaten erreichte er ab September 2013 immer neue Allzeithochs auf Schlusskursbasis. Am 29. Oktober 2013 schloss der DAX erstmals in seiner Geschichte über 9000 bei 9022,04 Punkten. Die Marke von 9500 Punkten wurde zwei Monate später, am 27. Dezember 2013 mit einem Schlusskurs von 9589,39 Punkten durchbrochen.
Am 5. Juni 2014 um 14:32 Uhr sprang der Index im Handelsverlauf erstmals über 10.000 Punkte.[52] Zwei Handelstage später, am Pfingstmontag, dem 9. Juni 2014, erzielte der DAX erstmals einen fünfstelligen Stand (nämlich 10.008,63 Punkte) auch auf Schlusskursbasis. In Folge der Bekanntgabe der EZB, wegen einer sehr niedrigenInflation bzw. drohendenDeflation, Anleihenkäufe von monatlich 60 Mrd. Euro bis September 2016 durchzuführen, erreichte der Index am 22. Januar 2015 ein neues Allzeithoch von 10.454,05 Punkten auf Schlusskursbasis. Bereits am Folgetag sprang der DAX im Handelsverlauf auf einen weiteren neuen Höchstwert von 10.702,84 Punkten. Rund zwei Drittel der DAX-Aktien befanden sich 2014 im ausländischen Besitz.[53] Am 19. Februar 2015 schloss der DAX erstmals in seiner Geschichte über 11.000 Punkten, bei 11.001,94 Punkten auf Schlusskursbasis. In den folgenden drei Wochen erzielte der DAX fast täglich neue Allzeithochs und schloss am 16. März 2015 erstmals über 12.000 Punkten, bei 12.167,72 Punkten zum Handelsschluss.
Gleichzeitig löste der DAX (gerechnet ohne Dividenden) im Handelsverlauf dieses Tages den 15 Jahre alten Höchststand des Kursindex (6266,15 Punkte am 7. März 2000) ab, indem er zwischenzeitlich auf 6266,76 Punkte stieg. Auf Schlusskursbasis übertraf der Kursindex den Stand aus dem Jahr 2000 am 10. April 2015 mit einem Wert von 6331,39 Punkten.
Am 12. März 2020 gab es den mit 1277,55 Zählern den punktemäßig höchsten Tagesverlust. Auslöser war die Angst vor denwirtschaftlichen Folgen derCOVID-19-Pandemie. Mit insgesamt über 40 % Kursverfall binnen Monatsfrist erlebten Anleger den historisch größten Rückgang des DAX innerhalb solch kurzer Zeit.[54][55][56]
Am 3. Dezember 2024 um 9:25 Uhr kurz nach Handelseröffnung erreichte der DAX erstmals einen Stand von über 20.000 Punkten.
Zu Schwankungen besonderer Art kam es Ende Oktober 2008, als diePorsche Automobil Holding versuchte, den wesentlich größeren Volkswagen-Konzern zu übernehmen.[57] Porsche war im Oktober 2008 durch Zukäufe undDerivatgeschäfte im Besitz von etwa 42,6 % derStammaktien und hatte überKaufoptionen Anspruch auf weitere 31,5 %.[58][59]
Als Porsche dies vier Tage vor der Veröffentlichung des Quartalergebnisses von VW bekannt gab, kam es in den Folgetagen zu einem heftigenShort Squeeze. Einige Marktteilnehmer (darunter auchHedgefonds) hatten die VW-Aktienleerverkauft und mussten sich nun wieder eindecken. Nachdem Porsche etwa 75 % und dasLand Niedersachsen weitere 20 % der Aktien hielten (VW-Gesetz), verblieben nur noch knapp 6 % anStreubesitz. Durch dieses knappe Angebot und die zusätzlich erhöhte Nachfrage der Leerverkäufer schnellte die VW-Aktie bis zum 28. Oktober 2008 zeitweise auf über 1.000 €.[60] Damit übertraf sie kurzzeitig die gesamteMarktkapitalisierung des zu dieser Zeit weltgrößten UnternehmensExxonMobil.
Durch diesen außerordentlichen Preisanstieg erhöhte sich die Gewichtung der Aktie im DAX von ursprünglich 5,88 % im September auf 27,22 % zu Handelsschluss am 28. Oktober 2008.[61] An diesem Tag kündigteDow Jones & Company bereits an, den Free-Float-Faktor der VW-Stammaktie in seinen Indizes zum freitäglichen Handelsbeginn hin von 49,63 auf 37,32 Prozent herabzusenken.[62] Die Deutsche Börse handelte zum Stichtag 3. November 2008, indem sie eine außerordentliche DAX-Indexneugewichtung vornahm und dabei die Gewichtung der Volkswagenaktie im DAX auf zehn Prozent kappte.[63]
Der DAX wurde bis 1981 als Performanceindex (mit Dividenden) und bis 1948 als Kursindex (ohne Dividenden) zurückgerechnet. Die Zeitreihe basiert auf einer Verkettung des DAX mit dem BZ-Index (1981–1986), dem Hardy-Index (1959–1980) und dem Aktienindex des Statistischen Bundesamtes (1948–1958). Frühere Daten stammen von Professor Richard Stehle, Institut für Bank-, Börsen- und Versicherungswesen,Humboldt-Universität zu Berlin. Stehle hat dieAktienrendite derjenigen Unternehmen berechnet, die im DAX-Performanceindex enthalten gewesen wären, wenn es das Börsenbarometer bereits ab 1937 gegeben hätte.[43][79]
Das beste Jahr in der Geschichte des DAX war rechnerisch 1949 mit einem Gewinn von 152,13 Prozent, gefolgt von 1951 mit einem Plus von 115,41 Prozent und 1954 mit einem Gewinn von 82,59 Prozent. Das schlechteste Jahr war 1948 mit einem Verlust von 87,35 Prozent, gefolgt von 2002 mit einem Minus von 43,94 Prozent und 2008 mit einem Verlust von 40,37 Prozent. Der Zeitraum von 1948 bis 1954 ist geprägt von derWährungsreform und demWirtschaftswunder, der Zeitraum seit 2000 vom Platzen derDotcom-Blase und den Auswirkungen derFinanzkrise ab 2007.
Die Tabelle zeigt die jährliche Entwicklung des bis 1937 zurückgerechneten deutschen Aktienindex DAX.[80][81][82][83]
Der Fernseh-Nachrichtensendern-tv kritisierte im Juli 2018, dass die Berechnung des DAX im Vergleich zu anderen Indizes, wie z. B. demFTSE 100 oder demS&P 500, zu einer Verzerrung führt. Er beschränke sich auf nur wenige Unternehmen und klammere damit einen großen Teil der übrigen deutschen Aktiengesellschaften aus. Der Performance-Index sei unrealistisch, denn er bezieht auch ausgeschüttete Dividenden mit ein, was zu einer erheblichen Differenz gegenüber dem Kursindex führt.[84]
Kritik gibt es auch an der Kappungsgrenze, die 2006 eingeführt wurde und die Gewichtung einzelner Papiere begrenzt. Während dieBörsen-Zeitung anlässlich des Ausstiegs vonLinde plc aus dem DAX die Kappungsgrenze kritisiert,[85] bewertet der Vorstandsvorsitzende derSchutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Daniel Bauer, die Kappungsgrenze als sinnvoll, um eine einseitige Gewichtung zu vermeiden.[86] In diesem Zusammenhang wurde auch das mögliche Unterlaufen der Kappungsgrenze durch DAX-Konzerne aus dem Automobilsektor genannt, die ihre Sparten als Papiere listen lassen. So könnten stark nachgefragte Papiere derVolkswagen AG, derPorsche AG und derPorsche Automobil Holding zu einer Gewichtung desVolkswagen-Konzerns von 30 % im DAX führen, wo dem Konzern allein sonst nur 10 % Maximalgewichtung möglich wären. Ein ähnliches Szenario ist mit derMercedes-Benz Group und derDaimler Truck Holding AG denkbar.
Umgehung der Kappungsgrenze durch Unternehmensgruppen und gegenseitige Beteiligungen
Die Deutsche Börse kündigte im November 2023 an, die Kappungsgrenze für den deutschen Leitindex im Frühjahr 2024 auf 15 % anzuheben.[87] Dies wurde zum Handelstag am 18. März 2024 umgesetzt.[88] Bereits im Oktober 2024 überschritt mit der Aktie derSAP erneut ein Papier die Kappungsgrenze.[89][90][91]
↑abcDeutsche Börse startet neuen XDAXDAX-Index. Index deckt gesamte Handelszeit des Derivatemarktes ab. Deutsche Börse AG, 3. Februar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Dezember 2017; abgerufen am 3. Dezember 2017.
↑Richard Nowak:Der Finanzmarkt New York: Eine ökonomische Analyse des objektivierten Geld- und Kapitalmarktes in den USA. Springer-Verlag, 2013,ISBN 978-3-322-96301-7 (google.de [abgerufen am 5. Juni 2020]).
↑Vor 50 Jahren: Die Schlagzeile vom 30. Mai 1962. In:Die Welt. 30. Mai 2012 (welt.de [abgerufen am 5. Juni 2020]).
↑Richard Stehle, Christian Wulff, Yvett Richter:Die Rendite deutscher Blue-Chip-Aktien in der Nachkriegszeit – Rückberechnung des DAX für die Jahre 1948 bis 1954. Humboldt-Universität zu Berlin, 1998.
↑Richard Stehle:Später erstellte Rückrechnungen 1938 bis 1954. In:Wissenschaftliches Gutachten zur Ermittlung des kalkulatorischen Zinssatzes, der den spezifischen Risiken des Breitbandausbaus Rechnung trägt. Humboldt-Universität zu Berlin, 2010, S. 183