Der Kleine Katechismus ist eine kurze Schrift, dieMartin Luther 1529 als Einführung in denchristlichen Glauben verfasste. Über Jahrhunderte war er nicht nur in denlutherischen Kirchen, sondern auch in den öffentlichen Schulen in evangelischen Gebieten eines der wichtigstenUnterrichtsmittel; auch jetzt noch wird er in lutherischen undunierten Kirchen oft imKonfirmandenunterricht benutzt. Neben derConfessio Augustana gehört er in allen lutherischen Kirchen zu denBekenntnisschriften, die Grundlage der kirchlichen Lehre sind.
Luther hatte 1528 auf seinenVisitationsreisen erkannt, dass das Kirchenvolk den christlichen Glauben und die reformatorischen Einsichten nur lückenhaft kannte. Deshalb arbeitete er eigene Predigten über die Stoffe desKatechismus zum später so genanntenGroßen Katechismus um. Noch bevor dieser fertig war, entschied Luther sich jedoch, zunächst ganz elementare Grundlagen zu schaffen. So erschienen im Januar 1529 die ersten Tafeldrucke der einzelnen Katechismusstücke, gedruckt vom Wittenberger DruckerNickel Schirlenz. Im Mai, einen Monat nach demGroßen Katechismus, erschien dann der gesamteKleine Katechismus. In der Vorrede erklärte Luther als Ziel des Buches, den Pfarrern eine Hilfe zum Unterricht zu geben sowie den Hausvätern eine Grundlage für die Unterweisung ihrer Familienangehörigen (hierzu gehörte damals auch dasGesinde) im christlichen Glauben zu bieten.
Schon vor demKleinen Katechismus gab es Katechismen, die die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser umfassten. Luther erweiterte den Katechismus um die Sakramente Taufe, Abendmahl und Beichte, so dass derKleine Katechismus folgende Themen behandelt:
Der kleine Katechismus beginnt mit einerVorrede und behandelt dann die Themen in einzelnen Abschnitten(Hauptstücke). Die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser sind im Wortlaut aufgeführt. Zusätzlich werden sie – ebenso wie die restlichen Themen – in Frage-Antwort-Form kurz erklärt.
DerKleine Katechismus wurde 1580 in dasKonkordienbuch aufgenommen und gilt seitdem als Bekenntnisschrift. Damit war sein Wortlaut gewissermaßenkanonisiert. Für die Verwendung im Unterricht wurden in der Zeit desPietismus und derAufklärung meist ausführlichere Katechismen benutzt, die oft denKleinen Katechismus als Grundlage hatten. Erst imNeuluthertum des 19. Jahrhunderts und noch einmal imKirchenkampf kam es zu einer erneuten Aufwertung desKleinen Katechismus.
Als Lehrbuch für denElementarunterricht, anhand dessen Lesen und Schreiben erlernt wurde, diente derKleine Katechismus nicht nur im deutschen Sprachraum. Im Jahr 1545 lassen sich erste Übersetzungen desKleinen Katechismus in diebaltischen SprachenPrußisch,Litauisch undLettisch nachweisen.[1] Weiter erschienen im 16. Jahrhundert zunächst Übersetzungen ins Polnische, Estnische, Slowenische, zudem ins Schwedische. Im 18. Jahrhundert erfolgte eine Übertragung ins Arabische.[2] 1843 erschien eine chinesische und hundert Jahre später eine japanische Ausgabe.[3]