Ciutadella [siwtəðˈeʎə] (spanischCiudadela [θjuðaˈðela]) ist eine Gemeinde auf der Westseite der InselMenorca mit31.941 Einwohnern (Stand:2024). Die Stadt war vom Altertum bis ins 18. Jahrhundert die Hauptstadt Menorcas und wurde dann durchMaó abgelöst. Heute (Stand 1. Januar 2015) ist sie mit geringem Vorsprung vor Maó die größte Stadt auf der Insel sowie Sitz des Inselbischofs, Fährhafen und Touristenziel.
Die Stadt liegt an einem Naturhafen an der Westküste Menorcas. Das Gemeindegebiet ist das flächenmäßig größte auf der Insel und umfasst mehr als ein Viertel ihrer Gesamtfläche.
Durch die besondere Lage des Hafens kommt es hier gelegentlich zu einem Phänomen, das alsRissaga bekannt ist. Kommen mehrere meteorologische Faktoren zusammen, können im HafenkanalTsunami-ähnliche Riesenwellen entstehen. Das Wasser wird erst aus der Bucht herausgesaugt und kehrt als Riesenwelle zurück. So geschehen am 21. Juni 1984, als die Riesenwelle einen Millionenschaden anrichtete und am 15. Juni 2006, als einerissaga 30 Boote zum Sinken brachte und 100 weitere beschädigte.
Ciutadella wurde ursprünglich von denKarthagern gegründet. In der Antike trug die Stadt den NamenIamona. Im 4. Jahrhundert war sie schon Sitz eines Bischofs. Später gelangte sie unter den Einfluss derMauren und war alsMedina Minurqa die einzige größere Stadt der Insel.1287 nahm KönigAlfons III. die Insel für dieKrone Aragon in Besitz.
Am 9. Juli 1558 erlitt die Stadt schwere Zerstörungen durch einen Überfall osmanischer Truppen. Das heutige Stadtbild mit seinen barocken und klassizistischen Adelspalästen und Kirchen ist im Wesentlichen ein Relikt des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Während der britischen Herrschaft über die Insel verlor Ciutadella im Jahr 1722 seine Hauptstadtfunktion an Maó (Mahon). 1795 wurde jedoch in Ciutadella das frühmittelalterlicheBistum wiederbelebt; somit ist die Stadt zumindest religiöses Zentrum Menorcas.
Sehenswert ist die historische Altstadt. Der Hauptplatz der Stadt ist die hoch über dem Hafen gelegenePlaça des Born mit dem Rathaus (Ajuntament), das auf denAlcázar, die Burg des maurischen Gouverneurs, zurückgeht und seine heutige Gestalt ab Ende des 19. Jahrhunderts durch den ArchitektenJosep Maria Sagnier erhielt. In der Mitte des Platzes erinnert ein 1857 errichteter weißerObelisk an den Piratenüberfall im 16. Jahrhundert. Der Platz wird umstanden vomTeatre del Born sowie Adelspalästen wie demPalau Torresaura und demPalau Salort.
Das Zentrum der eigentlichen Altstadt ist die gotischeKathedrale Santa Maria de Ciutadella, die von 1302 bis 1362 errichtet wurde. Ihr angeschlossen ist der Bischofspalast. Im Süden der Altstadt befinden sich unter anderem ein ehemaliges Augustinerkloster, das heute unter anderem dasMuseu Diocesà de Menorca beherbergt, die barocke KlosterkircheEsglésia des Socors sowie der Fisch- und Fleischmarkt an derPlaça de la Llibertat.
Den östlichen Abschluss der Altstadt bildet diePlaça d’Alfonso III, wegen ihrer Palmenbepflanzung auch alsPlaça de ses Palmeres bekannt. Der Platz wird dominiert von einer historischen Windmühle, der 1778 errichtetenMolí des Comte.
Außerhalb des Stadtzentrums finden sich auf dem Gemeindegebiet einige bedeutsame Bauwerke aus Menorcas Frühgeschichte. Direkt am östlichen Stadtrand stehen die dreiTalayots vonMontefí. Die Fundstätte besitzt auch einige künstliche Bestattungshöhlen (Hypogäen). Südlich der Straße nach Maó steht dieNaveta des Tudons, das berühmteste dermegalithischen Grabbauwerke (Navetes), die auf Menorca und Mallorca gefunden wurden. Es gab schon immer eine berühmte Legende über die Naveta des Tudons – nämlich eine Legende über das Fehlen eines Steins im Hauptschiff. Es handelt sich um ein einmaliges Bauwerk seiner Art. Wohngebäude mit ähnlich hufeisenförmigem Grundriss gibt es auf Menorca inSon Mercer de Baix beiFerreries, z. B. dieCova des Moro.
Das Umweltministerium hat vorgeschlagen, die Nordküste in ein zukünftiges Nationalparkprojekt mit einzuschließen. Damit sind große Diskussionen innerhalb der Bevölkerung ausgelöst worden. Das Plenum des Stadtrates hat sich gegen den besagten Vorschlag ausgesprochen.
Ciutadella verfügt über einen kleinen Naturhafen, der Tramuntana, von dem aus man nach Menorca und Mallorca sowie nach Barcelona gelangen kann. Ein paar Mal im Jahr kann man einen sogenannten Meteotsumani beobachten, das heißt, dass der Meeresspiegel zuerst absinkt und dann in einer Welle wieder über das ursprüngliche Niveau zurückfließt. Bisweilen werden die Strände bedeckt und Schäden angerichtet.
Ciutadella wird geprägt von seinen typischen, engen Straßen, die sonderbare Namen wie Que no passa („Was nicht passiert“) tragen. Sie nehmen ihren Lauf in der Plaça Nova oder Plaça Espanya („Neuer Platz“ und „Platz Spanien“) und enden bei der Catedral de Ciudadela. Weiter in dieser Richtung, dem Rathaus entgegen, befindet sich der Plaça des Born, von wo aus man zum besagten Hafen gelangen kann und einen großen Obelisken, der an den türkischen Angriff am 9. Juli 1558 erinnert, finden kann.
Am 17. Januar erinnert alljährlich dieProcessó des Tres Tocs an die Einnahme der Stadt durch König Alfons III. Am berühmtesten ist Ciutadella jedoch für seine Reiterspiele amJohannistag (Festes de Sant Joan), die live im Fernsehen übertragen werden.
Ciutadella ist der westliche Endpunkt der Inselhauptstraße Me-1, die Menorca von Maó aus längs durchquert (und zugleich auch die einzige Straßenverbindung der Gemeinde mit dem Rest der Insel darstellt). Nach Süden in RichtungCap d’Artrutx führt die Straße Me-24. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts verfügt Ciutadella über eine moderne Umgehungsstraße.
Unweit des alten Hafens, beim Ortsteil sa Oleo, wurde ein neues Hafenterminal direkt vor der Küste gebaut, sodass der alte, schmale Hafen nur noch als Marina benutzt wird. Eine Fährlinie der ReedereiIscomar verbindet Ciutadella von dort mitAlcúdia auf Mallorca undBarcelona auf dem Festland.
Auf dem Gemeindegebiet liegen 21 Badebuchten und -strände. An einigen Buchten sind Hotel- und Apartmentsiedlungen entstanden. Größere Ferienorte in der Gemeinde Ciutadella sind unter anderemCala en Forcat undCala en Blanes westlich des Stadtzentrums,Santandria undCala Blanca unmittelbar südlich der Stadt sowie die drei SiedlungenCap d’Artrutx,Cala en Bosch undSon Xoriguer an der Südwestspitze der Insel. Der Norden ist demgegenüber wenig erschlossen, die einzige größere Feriensiedlung istCala Morell.