Meckels biografische Daten sind Teil seines künstlerischen Werks. So behauptete er 1992 imBericht zur Entstehung einer Weltkomödie, der Schriftsteller Christoph Meckel habe eine andere Biographie als der Grafiker. Die Auseinandersetzung mit seinem Vater und dessen Generation imNationalsozialismus und imKrieg prägte Meckel und wird am deutlichsten im WerkSuchbild. Über meinen Vater (1980). Ebenso intensiv setzte er sich 22 Jahre später inSuchbild: meine Mutter (2002) mit seiner Mutter auseinander, von der er sich zeitlebens ungeliebt fühlte und der er geistige Enge undFrigidität vorwarf.
Als Lyriker publizierte Meckel fast ausschließlich in Kleinauflagen und oft in bibliophilen Drucken mit eigenen Grafiken. Zu seinem 80. Geburtstag erschienen seine gesammelten Gedichte unter dem TitelTarnkappe 2015 beiHanser, herausgegeben vonWolfgang Matz. Die Ausgabe wurde vonMichael Krüger als „Lebensroman in Versen“ bezeichnet, die „einen produktiven, artistischen Dichter [zeigen], der die Komödie der Welt in immer neuen Versuchen zu preisen und zu demaskieren versteht“.[4]
Meckels grafisches Werk rankt sich um dieWeltkomödie: In zwölf Zyklen, schon als junger Mann begonnen und bis 1993 fortgesetzt, führt Meckel seinen Protagonisten durch Leben und Welt, Zeit und Raum. Die Blätter wurden von Meckel selbst als Handabzüge in Auflagen von in der Regel nur rund fünf Exemplaren angefertigt; nur einzelne Zyklen wurden ausgestellt, ursprünglich war lediglich der ZyklusPassage als Buch veröffentlicht.
„Es kommt vor, gewöhnlich nachts, daß ich in Fächern und Schränken Papiere suche und Bilder finde, von denen ich nichts mehr weiß. So entdeckte ich einen ganzen Zyklus – O Babylon! –, vor 30 Jahren gezeichnet, verlegt, vergessen. Das sind die guten Augenblicke des Zeichners, nachdem die Komödie beendet ist.“[5]
Sein grafisches Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, so etwa 1987 in derStädtischen Galerie im Park Viersen und 2008 an derBayerischen Akademie der Schönen Künste in derMünchner Residenz.[6] Darüber hinaus illustrierte Meckel eine Vielzahl an Büchern, darunter dieAllgemeine Erklärung der Menschenrechte 1974 für dieBüchergilde Gutenberg und mehrfach literarische Veröffentlichungen befreundeter Autoren.2011 erschien das Werkverzeichnis seines druckgrafischen Œuvres unter dem TitelDie Weltkomödie in zwei Bänden. Die autobiographische und werktheoretische Rede, die Meckel 2008 an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste hielt, ist als Einführung abgedruckt.
Postum erschien im März 2020 unter dem TitelEine Tür aus Glas, weit offen eine von Meckel noch autorisierte Auswahl seiner Prosaarbeiten.
Zeichnungen, Bilder, Radierungen. Freiburg im Breisgau 1987.
Zeichnungen und Graphik. Bergisch Gladbach 1987.
Christoph Meckel. Frankfurt am Main 1988.
Radierungen. Freiburg im Breisgau 1990.
Manuskriptbilder 1962–1992. Freiburg im Breisgau 1992.
Neue Zeichnungen und Grafik. Saarbrücken 1997.
Beginn eines Sommers. Troisdorf 2001.
Passage – Ein Zyklus der „Weltkomödie“. Erata, Leipzig 2006,ISBN 3-934015-90-5.
Bilder eines Dichters. Christoph Meckel. Hg. vonJürgen Fitschen. Ausst.-Kat. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Kloster Cismar 2010,ISBN 978-3-00-031833-7.
Wolfgang F. Schwarz:Biographisches Schreiben und literarische Montage: Christoph Meckels Baratynskij-Rezeption (mit typologischem Ausblick auf Jurij Tynjanov und Sergej Tret’jakov). In:Germano-Slavica. A Canadian journal of Germanic and Slavic comparative studies. Vol. IV, no. 5, 1984, S. 231–249.
Albert Baumgarten, Helene Harth (Hrsg.):Begegnungen mit Christoph Meckel. Galerie Baumgarten, Freiburg im Breisgau 1985,ISBN 3-925223-01-0.
Ute M. Koch:Literarische Biographie und Zeitgeschichte: Christoph Meckels „Suchbild – über meinen Vater.“ Magisterarbeit. Erlangen 1986.
Waldemar Weber:Lebensspendender Schmerz: Laudatio auf Christoph Meckel anläßlich der Verleihung des Joseph Breitbach-Preises 2003. In:Neue deutsche Literatur. Band 52/1, Hamburg 2004, S. 147–152.
Theo Rommerskirchen:Christoph Meckel. In:Viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005,ISBN 3-926943-85-8.
Winand Herzog:Unter Augenzwang entstand der Traum. Ein begleitender Essay zum 60. Publikationsjubiläum von Christoph Meckel. edition paroikia, Mönchengladbach 2016,ISBN 978-3-930509-81-2.
Adela Sophia Sabban: Christoph Meckel und die Eremiten-Presse. In: Aus dem Antiquariat NF 19, H. 3, 2021, S. 88–102.
↑Christian Lehnert:Ein anderer Atem, eine andere Welt. Trauerrede auf Christoph Meckel. In:Sinn und Form. 3/2020, S. 409–411 (Trauerrede zur Beerdigung von Christoph Meckel am 12. Februar 2020 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin).