Christianeum | |
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Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1738 |
Adresse | Otto-Ernst-Straße 34 22605 Hamburg |
Ort | Hamburg-Othmarschen |
Land | Hamburg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 53° 33′ 28″ N,9° 52′ 24″ O53.5577777777789.8733333333333Koordinaten:53° 33′ 28″ N,9° 52′ 24″ O |
Träger | Staatlich |
Schüler | ca. 1100 |
Lehrkräfte | ca. 100 |
Leitung | Stefan Prigge |
Website | www.christianeum.de |
DasChristianeum, gegründet 1738 inAltona, ist ein staatlichesaltsprachliches Gymnasium inHamburg-Othmarschen. Es ist seit 1744 nach dem dänischen KönigChristian VI. (1699–1746) benannt, der inPersonalunion auch Herzog vonHolstein und damit Landesherr der Stadt Altona war.
Das Gymnasium hat seinaltsprachliches Profil bewahrt, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch die gleichwertigenNaturwissenschaften ergänzt ist. Darüber hinaus ist die Schule heute durchkünstlerische Schwerpunkte, insbesondere in der Chorarbeit, geprägt. Seit 1971 befindet sich das Christianeum in einem von dem dänischen ArchitektenArne Jacobsen eigens für die Schule entworfenen Gebäude.
Das Christianeum hält eineGymnasialbibliothek mit ca. 27.000 Einheiten, darin wertvoller historischer Altbestand.
1683 wurde in der hoheitlichdänischen holsteinischen Stadt Altona, heute ein Bezirk vonHamburg, seitens der städtischen Obrigkeit eine erste Schule gegründet, „zu äußerst von der Stadt an einem so abgelegenen kothigen Ort“, wie ihr Rektor, Daniel Hartnac (oder: Harnack), laut Überlieferung befunden habe[1]; sie wurde 1689 wieder geschlossen. Ideen zu einer neuen Schule im Jahre 1708 wurden zunächst nicht weiter verfolgt. Nach derEinäscherung Altonas durch die Schweden (1713) und einer Pestepidemie hatte die Stadt andere Sorgen als die Bildung. Mit Spenden – vor allem aus Dänemark – begann man 1721 unterChristian Detlev von Reventlow, dem Oberpräsidenten der Stadt, mit dem Bau eines Schulgebäudes an der Schulstraße (heute: nicht mehr existente Verlängerung der Hoheschulstraße nach Norden) oberhalb desAltonaer Fischmarkts; federführend war der Altonaer StadtbaumeisterClaus Stallknecht. Die nach KönigFrederik IV. benannteFriedrichschule nahm im Jahre 1725 ihren Betrieb auf.[2]
Der Ausbau der Schule zu einer höheren Bildungsanstalt wurde von dem Nachfolger von Reventlows, dem OberpräsidentenBernhard Leopold Volkmar von Schomburg, entscheidend vorangetrieben. 1738 wurde durchReskript des KönigsChristian VI. die Friedrichschule zu einemGymnasium Academicum aufgewertet, das mit Fundationsbrief vom 11. Mai 1744 den NamenChristianeum erhielt und am 26. Mai 1744 offiziell eingeweiht wurde. Der König verlieh der Schule ein eigenesSiegel, das Pflänzchen auf einem Hügel unter einer strahlenden Sonne zeigte, eingerahmt von dem MottoSUPERNIS ALIMUR VIRIBUS (Von oben kommt die Kraft, die uns erhält) und der UmschriftSIGILLUM GYMNASII ACADEMICI ALTONENSIS.
Der Aufbau der Schule sah nach dem 1740 veröffentlichten Plan eine Verbindung von drei Anstalten vor: einerVorbereitungsschule für studierwillige Knaben unter der Aufsicht des Direktors, in der neben Schreiben, Rechnen und demKatechismus auch das Lateinische gelehrt wurde[3], einemPaedagogium ab dem 12. Lebensjahr mit Kursunterricht, u. a. auch in Geschichte, Geografie, Mathematik und zur griechischen Redekunst, und einemGymnasium Academicum mit Vorlesungen zur Theologie und Philosophie sowie zur Rechtswissenschaft und Medizin.[4] Nach dem Tod Christians VI. im Jahre 1746 erhielt das akademische Gymnasium eine Neuordnung in seiner Abtrennung vom Paedagogium; ihm wurden fünf Professoren zugewiesen, die sich jährlich im Direktorat abwechselten.[5]
Aufsichtsführende Vorgesetzte waren dieGymnasiarchen, ein den antikenScholarchen nachempfundenes Gremium, das aus demOberpräsidenten zu Altona und demPropst sowie demBürgermeister und demSyndikus der Stadt als Assessoren bestand, wobei die beiden ersten die entscheidenden Personen waren. Das ersteCollegium Gymnasiarchale bestand aus dem PräsidentenBernhard Leopold Volkmar von Schomburg, Propst und HauptpastorJohann Bolten, Bürgermeister Joachim Hinrich Jönsen und Syndikus Johann Joachim Behn. DiesesGymnasiarchalkollegium beaufsichtigte nicht nur die Verwaltung, sondern auch den Unterricht der Schule. Es bestand bis zum Übergang in die preußische Verwaltung 1867.[6]
Der Fundationsbrief 1744 hatte die vom Kollegium der Professoren bzw. den Gymnasiarchen auszuübendejurisdictio civilis et ecclesiastica über die Studierenden, die Lehrer, die Bediensteten und deren Familien. Die Kriminalgerichtsbarkeit über Schulangehörige verblieb zwar beim Stadtmagistrat, der dabei jedoch der Genehmigung des Kollegiums der Professoren bedurfte. Dem Kollegium stand auch das Recht derZensur von in Altona erscheinenden Büchern und Schriften zu. Im Zuge der vonJohann Friedrich Struensee ab 1770 in Dänemark eingeführten Reformen fielen die Zensurbefugnis und einige Privilegien der Professoren weg, wie zum Beispiel die Befreiung von Steuern.
Die Anstalt sollte auf Wunsch des Königs zurUniversität in seinem holsteinischen Hoheitsgebiet ausgebaut werden. Mit demGottorpschenErbvertrag 1773 und der damit verbundenen Eingliederung derUniversität Kiel in den dänischen Herrschaftsbereich verlor das Gymnasium seine herausragende Stellung als bedeutendste dänische Bildungsanstalt auf holsteinischem Territorium. Ab 1773 wurden Paedagogium und Gymnasium Academicum daraufhin zu einemGymnasium mit den KlassenTertia,Secunda,Prima und einer universitärenSelecta vereint; die Vorbereitungsschule bestand weiter. Der Wechsel der Direktorate erfolgte nunmehr unregelmäßig, ab 1794 wurde die Leitung eine dauerhafte.
Bereits ab 1778 besuchten im toleranten Altona, das neben der Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit auch die Religionsfreiheit gestattete, vermehrt Schüler aus jüdischen Familien, wie zum BeispielSalomon Maimon undSalomon Ludwig Steinheim, diese Lehranstalt; bis 1815 waren es über 100. Da KönigFrederik VI. auf der Seite Bonapartes stand, erreichten dieNapoleonischen Kriege auch die Stadt Altona. Im Jahre 1814 wurde das Christianeum Quartier für eine von Dänemark zur Unterstützung herbeigerufene Kompanie russischerKosaken. Ab 1817 war Dänisch Pflichtfach, was indes den Widerstand der Schüler hervorrief, die von nationalen Gefühlen, einer Begleiterscheinung derBefreiungskriege, inspiriert waren.Ludolf Wienbarg, einer der bedeutenden Dichter desJungen Deutschland, gehörte ebenso zu ihnen wieMatthäus Chemnitz, der Verfasser desSchleswig-Holstein-Liedes. In dem 1828 gegründeten „Altonaer wissenschaftlichen Primanerverein-Klio“[7] ging es zumindest im Diskurs revolutionär zu; ab 1834 gehörten die SchülerTheodor undTycho Mommsen mit ihrem BruderAugust dem Verein an.
Die Neuordnung ab 1844 nahm dem Christianeum die Sonderstellung unter den höheren Schulen Schleswig-Holsteins: es verlor seine universitäre „Selecta“, und die Aufgabe des Gymnasiums war nunmehr, auf die Universität vorzubereiten. Ab 1853 gab es eineAbiturprüfung. Die Schule galt bis 1937 als das bedeutendste Gymnasium Schleswig-Holsteins.[8]
Im August 1866, zwei Jahre nach demDeutsch-Dänischen Krieg und als unmittelbare Folge desPrager Friedens, der denPreußisch-Österreichischen Krieg beendete, wurde das Christianeum – wie Altona und Holstein insgesamt – preußisch. Da die Schülerzahl wuchs, wurden Teile der alten Schulanlage abgerissen und durch wilhelminische Backsteinbauten ersetzt. Den auf dem Tor des alten Christianeumsgebäudes von 1721 eingemeißelten SpruchIn Fine Laus (lateinisch: „am Ende das Lob“) nahmFriedrich Paulsen 1909 zum Anlass, in seinenJugenderinnerungen seine durchaus gemischt empfundene Christianeerzeit zusammenzufassen.[9]
Seit Ende des 19. Jahrhunderts machten die modernen Naturwissenschaften, die sich in der ersten Forschergeneration an den Universitäten etablierten, der klassischen Philologie auch am Christianeum den Vorrang streitig. Mit einem neuen naturwissenschaftlichen „Zweig“ wurde das Gymnasium um ein 1909 offiziell anerkanntesRealgymnasium erweitert, das bis 1959 existierte.
ImErsten Weltkrieg starben mehr als 150 ehemalige Schüler, in der Aula in der Hoheschulstraße wurde 1923 eine Gedenktafel angebracht.[10] Nach Kriegsende verzeichnete die Schule sinkende Schülerzahlen und ein in Folge zunehmend kleineres Lehrerkollegium. Zuneuen Unterrichtsformen nebst dem Bestreben nach einem toleranten Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern kam auch die Idee derKlassenfahrt; 1925 reiste erstmals einePrima nachPuan Klent aufSylt, seither mit nur wenigen Unterbrechungen regelmäßiges Ziel von jährlichen Klassenreisen, heute derUnterstufe.[11]
Die nationalsozialistische Stadtverwaltung löste im Oktober 1933 den seit einem Jahr amtierenden Direktor des ChristianeumsRobert Grosse ab.[12] Pensionierungen nach 1934 reduzierten das bisherige Kollegium. Die Schülerzahlen des Gymnasiums stiegen und neues Lehrpersonal kam hinzu. Die Schule erhielt 1936 einen Neubau im Westen Altonas. Infolge desGroß-Hamburg-Gesetzes wurde Altona ab April 1937 zu einer Stadt im Land Hamburg und verlor zwölf Monate später seine kommunale Selbständigkeit. Der unabhängige und seit 1934 amtierende Direktor, der Theologe Dr. Lau, trat auf Druck der Parteizentrale 1937 derNSDAP bei; 1942 wurde er auf Grund der Aussagen von Spitzeln als unzuverlässig aus seinem Amt entlassen.[13] Am 31. März 1945 wurde die Anstalt geschlossen. Eine spätere Bilanz verzeichnete 192 Kriegstote des Christianeums.[14]
Die Nachkriegszeit war zunächst von einem Unterricht im Schichtbetrieb mit anderen Schulen gekennzeichnet, deren Gebäude zerstört worden waren und die im Laufe der 1950er Jahre nach und nach wieder eigene Räume beziehen konnten. Nachdem die letztenSchleeschüler das Gebäude 1960 verlassen hatten[15], wurden die folgenden Jahre am Christianeum zum einen bestimmt durch den Genuss der Tatsache, die Räume wieder für sich allein zu haben, und zum anderen, sich den anstehenden, fälligen Neuordnungen des Schulwesens zu widmen. 1965 bescherte dieKoedukation dem Christianeum die ersten Schülerinnen und die erste weibliche Lehrkraft zur Betreuung einer gemischten Klasse. 1969 führte die Anstalt gegen Widerstände zwei norddeutsche Neuerungen ein: die Schülermitberatung der 10. Klassen auf Zeugniskonferenzen und das WahlfachRussisch, das seither neben Latein und Englisch als verbindliche dritte Fremdsprache alternativ zumGriechischen belegt werden kann.[16]
Man kann am Christianeum in den FremdsprachenLatein, Englisch, Griechisch und (seit 1969) Russisch das Abitur ablegen; die Sprachenfolge beginnt mit Latein und Englisch in der fünften Klasse. Auch das FachChinesisch, das seit 1985 am Christianeum angeboten wurde, sowie Spanisch und Französisch sind wählbar. Die Naturwissenschaften und die Mathematik haben wie auch die Musik und die Künste ihren Rang neben den Sprachen behauptet; der Deutschunterricht förderte bereits in der Unter- und Mittelstufe denLiteraturunterricht, der die Kurse in der Oberstufe bestimmte. Für die Sport-Leistungskurse wurde ein Modell entwickelt, die Kursteilnehmer zu befähigen, Sportarten zu vermitteln und zu trainieren und so zum Beispiel als Assistenzlehrer die Skireisen der Mittelstufe zu begleiten. Lern- und Begegnungsorte außerhalb der Anstalt gehören zum Schulleben.[17]
Nachdem das erste Gebäude an der Schulstraße selbst mit der wilhelminischen Erweiterung den Erfordernissen nicht mehr genügte, bekam das Christianeum 1936 einen großen,bauhausinspirierten Neubau inOthmarschen an der Behringstraße.[18] Dieser Bau war, 1930/31 alsHochschule für Lehrerbildung geplant und begonnen, allerdings infolge derWirtschaftskrise zunächst im Rohbau stillgelegt worden; 1934–1936 wurde er für das Christianeum fertiggestellt.[19] DasBombardement Hamburgs 1943 und spätere Angriffe überlebte das neue Schulgebäude nur geringfügig beschädigt. Vom Mai bis zum Oktober 1945 war es Sitz der englischen Militärkommandantur.
1971 musste das Gebäude in der Behringstraße dem Bau desneuen Elbtunnels im Zuge derA7 (1968–1975) weichen.[20] Das erste Tor von 1721 war, nachdem sein altes Gemäuer aus dem 18. Jahrhundert nach dem Umzug der Schule 1936 abgerissen worden war, an der Seitenwand des Hauptflügels an der Behringstraße angebracht gewesen und bekam 1971 beim erneuten Umzug der Schule seinen nunmehr dritten Standort. Die seit den 1930er Jahren verbliebenen und ausgebauten beiden Seitenflügel an der Schulstraße waren mitsamt ihrer wilhelminischen Erweiterung bei der Bombardierung Hamburgs 1943 zerstört worden.[21]
Seit 1971 ist die Anstalt an der Otto-Ernst-Straße (Othmarschen) in einemfunktionalistischen Neubau untergebracht, der nach Plänen vonArne Jacobsen (1902–1971) errichtet wurde und auf Grund der Verträge mit den Erben des dänischen Architekten baulich nicht über die vom Urheber des Entwurfs vorgesehene Gebäudeflexibilität hinaus verändert werden darf. Das Konzept sah allerdings die Veränderbarkeit der Innenräume vor, da Außenträger das Gebäude stützen und tragende Wände deshalb bis auf wenige Ausnahmen nicht nötig sind. Die Auflösung der Außenwände in Verglasungen erlaubt überdies auch in fast allen Gängen den Ausblick nach draußen.[22] Durch die Trägerkonstruktion ergibt sich eine markante äußere Ästhetik des Baus, über die anhaltend kontroverse Diskussionen geführt wurden.
1977 drehteHark Bohm einigeSequenzen seines FilmsMoritz, lieber Moritz in den Innenräumen des Christianeums. Im Jahr 2004 wurde in einem Raum das Arbeitszimmer des SchriftstellersOtto Ernst untergebracht,[23] das der Schule von seiner Tochter Senta-Regina Möller-Ernst vererbt worden war. Im selben Jahr fand im Innenhof hinter der Eingangshalle dieGroße kniende Figur der BildhauerinBarbara Haeger ihren Platz. 2018 wurde das restaurierte Otto-Ernst-Zimmer aus dem Schulgebäude entfernt und seine Bestandteile wurden ausgelagert; über eine weitere Verwendung des Zimmers wurde nichts bekannt.[24]
Im Jahre 1972, dem Jahr der Einweihung des neuen Christianeumsgebäudes, trat auch die gesetzliche Regelung für eineOberstufenreform in Kraft. Seitdem hatte das Christianeum zunehmend die Struktur einerStudienstufe entwickelt und eingerichtet, die den Schülern nicht nur jede (den Auflagen derKultusministerkonferenz (KMK) entsprechende)Leistungskurs-Kombination erlaubte, sondern ihnen durch ein reichhaltiges und differenziertes Grundkurs-Angebot auch die Gestaltung eines persönlichen Lern- und Arbeitsprofils ermöglichte. Die Schwerpunkte der Sprachen und der Naturwissenschaften wurden ergänzt durch den ausgeprägten Bereich der musischen Fächer und seit Ende der 1990er Jahre auch durch eine Profilierung der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, verstärkt durch die Einführung von Kursen zurWirtschaftspraxis. Die Schule ist seit 1992 Austragungsort der Hamburger Landesrunde derMathematik-Olympiade und war 2003 und 2004 Austragungsort der Bundesrunde desBundesweiten Wettbewerbs Physik Sekundarstufe I.
Die Schülerzahl erhöhte sich seit Mitte der 1990er Jahre stetig. Im Jahre 2006 hatte die Anstalt die höchsten Anmeldezahlen der Hamburger Gymnasien vorzuweisen; in jenem Jahr wurden sieben 5. Klassen eingerichtet. 2008 wurde die in verschiedenen Bundesländern eingeführte Schulzeitverkürzung auf 12 Jahre, die sogenannteReform G8, mit einer Zusammenlegung zweier Jahrgänge zu einer gemeinsamen Oberstufe wirksam.[25] Mit Beginn des Schuljahres im August 2009 wurde die sogenannteProfiloberstufe eingeführt.[26]
Der Schüleraustausch mit der 506. Schule inSankt Petersburg wurde 1990 etabliert und löste die bereits seit langem alle zwei Jahre unternommenen Projektreisen der Russisch-Leistungskurse in dieSowjetunion ab. Mit den StädtenChicago undShanghai fanden zudem gegenseitige Besuche von Schülern und Lehrern seit 1998 und 2000 regelmäßig statt. In zweijährigem Turnus begab sich die Oberstufe des Christianeums mit ihren Lehrern in Gruppen auf ein- bis zweiwöchigeProjektreisen an verschiedene Orte in Europa; die Programme der Reisen werden durch die Mitarbeit der Schüler durchgeführt und in der Chronik der periodisch erscheinenden VeröffentlichungenChristianeum nachgewiesen.[27]
Das Christianeum entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Musikleben, in dem sich Orchester und mehrere Schulchöre bildeten. DerA-Chor (mit den Schülern der 8. bis 12. Klassen) sang auch international, so inRiga Neujahr 1991/92 und 2005 in China; der Unterstufenchor führte 2007 die KinderoperBrundibár inTheresienstadt auf.[28] 1975 war eineBrass-Band eingerichtet worden, die aus einem 1962 gegründeten Blasorchester hervorgegangen war, das vorwiegend die Werke alter Meister gespielt hatte. Die Band hatte Jazz, Latin, Rock und Pop im Repertoire und hatte wie der Chor internationale Auftritte. Die mehrtägigen Proben für die Konzerte fanden in einem Landschulheim außerhalb Hamburgs statt und wurden als zweimal im Jahr stattfindendeChor- undOrchesterreisen seit den 1980er Jahren zum festen Bestandteil des Schullebens.[29]
Das 1993 gegründeteLiterarische Café (abgekürzt:LitCaf) entwickelte sich zu einem über die Schulöffentlichkeit hinaus bekannten Ort für musische Darbietungen.[30] Neben vielfältigen, aus der Arbeit in Klassen und Kursen entstandenen Vorstellungen fanden hier auch regelmäßig Lesungen namhafter deutscher und internationaler Autoren statt, wie zum BeispielDavid Chotjewitz,Ulla Hahn oderAnita Lasker-Wallfisch. Politiker traten im zeitweilig eingerichtetenPoLitCaf auf.
DieBildende Kunst am Christianeum versammelte die Talente regelmäßig in Leistungskursen der Oberstufe (seit 2009:Profilkursen) und nahm in allen Altersstufen auch über das Schulleben hinaus an Ausstellungen verschiedener Hamburger Institutionen teil. Aufführungen desDarstellenden Spiels gewannen Preise;Michael Maertens, Schauspieler, undIsabella Vértes-Schütter, Leiterin des HamburgerErnst-Deutsch-Theaters, waren zum Beispiel Schüler des Christianeums.
Durch den Nachlass des Altonaer TheologenJohann Otto Glüsing hatte bereits dieFriedrichschule 1727 einen bedeutenden Buchbestand bekommen, der 1738 in den Besitz des neugegründetenGymnasium Academicum überging. Der erste Bibliothekar des Christianeums,Georg Matern de Cilano, übte sein Amt von 1743 bis zu seinem Tode 1773 aus. Die Aussicht, eine Universität zu werden, bescherte der Anstalt im 18. Jahrhundert noch weitere Buchsammlungen, deren bedeutendste 1768 dasDonum Kohlianum darstellte, die exquisite Bibliothek des Hamburger GelehrtenJohann Peter Kohl, die neben wichtigen frühen Drucken auch mittelalterliche Handschriften enthielt, darunter zwei reich illustrierteCodices: denCodex Altonensis[31], eineilluminierte italienische Handschrift vonDantesCommedia aus dem 14. Jahrhundert, und denCodex Christianei[32],BoccacciosIl Filostrato; beide Handschriften gelten in der Forschung als wichtige Zeugen für die Historie ihrer Texte. Durch eine vonHeinrich Christian Schumacher initiierte Schenkung des dänischen KönigsFriedrichs VI. kam die Bibliothek auch in den Besitz der seltenenFlora Danica. 1808 erwarb das Christianeum dieInkunabel-Sammlung des Altonaer PastorsJohann Adrian Bolten.[33] Im 19. Jahrhundert wurde die Bibliothek weiterhin durch Zustiftungen und Nachlässe bereichert, ab den 1850er Jahren in systematischer Aufstellung erfasst von Direktor und BibliothekarM. J. F. Lucht. Seit den 1820er Jahren hält die Bibliothek eine komplette Sammlung anpreußischen Schulprogrammen, die teilweise erschlossen ist.[34]
Da die Sammlung im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert auch öffentliche Altonaer Stadtbibliothek war, wurde sie durchLegate von Bürgern und Zuwendungen der Stadt in die Lage versetzt, Ankäufe zu tätigen, und verfügte 1817 bereits über 10.000 Bände; um 1891 war der Bestand auf 29.000 Bände angewachsen und wurde 1938 auf gut 30.000 Bände geschätzt. 1945/46 wurden geschätzte 10.000 Bände (zuweilen war auch von 14.000 die Rede) an die zerbombteHamburger Staats- und Universitätsbibliothek abgegeben.[35] Eine im Zuge der modernen Titelaufnahme nach 1972 erfolgte Zählung gab 1980 gut 20.000 Bände in der historischenGymnasialbibliothek an.[36] Zwischen 2005 und 2009 wurde in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek der ehemalige Christianeumsbestand, insbesondere der seinerInkunabeln und desDonum Kohlianum, rekonstruiert.[37]
Seit dem Umzug 1971 ins heutige Schulgebäude war dieLehrerbibliothek (einschließlich der historischen Sammlung) eine für das Kollegium, aber auch für auswärtige Benutzer zur Verfügung stehende wissenschaftlichePräsenzbibliothek mit einem Bestand von insgesamt ca. 30.000 Bänden. Über die Lehrerbibliothek hinaus besaß das Christianeum noch weitere Buchsammlungen: eineOberstufenbibliothek, ebenfalls eine Präsenzbibliothek mit Arbeitsplätzen, und eineSchülerbücherei, die vor allem Jugendliteratur, aber auch darüber hinausgehende literarische Werke und Sachliteratur zur kostenlosenAusleihe für die Schüler bereithielt. Die Naturwissenschaften und die Bildende Kunst verfügten zudem über eigene wissenschaftliche Fachbibliotheken für die Lehrer. Nach dem Bau neuer Bibliotheksräume im Rahmen einer Gebäudesanierung ab 2014 wurden diese Bestände mit der Lehrerbibliothek integriert zu einer neuen Schulbibliothek mit dem NamenBibliotheca Christianei[38], die am 16. Januar 2017 eröffnet wurde.[39] Die vorhandeneLehrmittelsammlung mit ihrem Bestand an Lehrbüchern für die Hand der Schüler wird gesondert verwaltet.
In der Vergangenheit bekannt gewordene Schüler (nach Geburtsjahr geordnet):
Im öffentlichen Leben der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart bekannt wurden (in alphabetischer Reihenfolge):
Quellen
Die Geschichte der Schule ist archivalisch nahezu lückenlos dokumentiert. Zwischen 1738 und 1816 wurden Drucksachen der Schule, so zum Beispiel die Lehrpläne, Veranstaltungen, Berichte und Abhandlungen, alsOpuscula Professorum gesammelt und periodisch gebunden. Anschließend wurden jährliche Berichte, später unter dem TitelSchulprogramme geläufig, über Lehre und Schulleben verfasst. Seit der Einstellung dieser in Preußen verpflichtendenProgramme in den 1920er Jahren ist die Chronik der Schule seit 1925 in den (unterdessen zweimal jährlich erscheinenden) Publikationen des Schulvereins,Christianeum (im AlltagChristianeumsheft genannt), festgehalten und wird dort fortgeschrieben. Neben diesen Drucksachen, die vollständig erhalten sind, verfügt die Schule über einArchiv, dessen Bestand bis zur Gründung 1738 zurückreicht und der bis in die jüngere Vergangenheit in einemFindbuch erfasst ist; eine historisch vollständige und aktualisierteLehrerliste enthält neben den Schuldaten auch bibliografische Verweise auf diese ergänzende Publikationen.
Die Quellen im Einzelnen:
Darstellungen
Zusammenfassungen der Dokumente zur Schulgeschichte erschienen unregelmäßig seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, in ausführlicher Form insbesondere anlässlich der Schuljubiläen. Die bisher letzte umfangreichere Darstellung wurde in der Festschrift zum 250-jährigen Schuljubiläum 1988 veröffentlicht, einschließlich der bislang einzigen Aufbereitung der Quellen aus der Zeit des Nationalsozialismus und desZweiten Weltkriegs. Die dort im Umriss erfassten folgenden vier Jahrzehnte wurden in derselben Publikation im Rahmen eines die Gegenwart betreffenden 90-seitigenLexikons in vereinzelten Stichworten teilweise aufbereitet; eine die vorhandenen Quellen zusammenfassende Gesamtdarstellung der bundesrepublikanischen Geschichte der Anstalt existiert bislang nicht.
in chronologischer Ordnung: