DasChristentum ist inIndien nach demHinduismus undIslam die drittgrößteReligion. InIndien leben etwa 30 MillionenChristen. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 2,3 %.
Die ersten christlichen Gemeinden sollen mit denThomaschristen ab 53 n. Chr. aufgrund des Zeugnisses des ApostelsThomas entlang der südlichen Malabarküste entstanden sein.
Laut der Volkszählung 2011 leben in Indien 27,8 Millionen Christen. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 2,3 Prozent. Damit ist das Christentum nach demHinduismus undIslam die drittgrößte Religion in Indien. Die christliche Bevölkerung ist dabei ungleichmäßig über die Fläche Indiens verteilt: Christliche Konzentrationen finden sich vor allem in Südindien (Kerala, Tamil Nadu, Goa), wo die Christen eine zahlenmäßig starke Minderheit bilden, sowie im Nordosten, der in Teilen eine christliche Bevölkerungsmehrheit aufweist.
Die zahlenmäßig meisten Christen leben in den beiden südindischen BundesstaatenKerala (6,1 Millionen) undTamil Nadu (4,4 Millionen). In beiden Bundesstaaten stellen die Christen bei einem Bevölkerungsanteil von 18,4 bzw. 6,1 Prozent nur eine Minderheit dar. Historisch stark verwurzelt ist der christliche Glaube auch inGoa, wo sich heute noch 25,1 Prozent der Bevölkerung zum Christentum bekennen.
Stark vertreten ist das Christentum inNordostindien: Hier leben insgesamt 7,8 Millionen Christen, drei der sieben nordostindischen Bundesstaaten haben eine christliche Bevölkerungsmehrheit. Am höchsten ist der christliche Bevölkerungsanteil inNagaland mit 87,9 Prozent, gefolgt vonMizoram (87,2 Prozent) undMeghalaya (74,6 Prozent). Die ebenfalls im Nordosten gelegenen BundesstaatenManipur (41,3 Prozent) undArunachal Pradesh (30,3 Prozent) haben nennenswerte christliche Minderheiten.
Kleinere Konzentrationen von Christen finden sich in denAdivasi-Gebieten der ostindischen BundesstaatenJharkhand,Orissa undChhattisgarh. In den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Nordwestindiens ist das Christentum hingegen praktisch überhaupt nicht vertreten: InUttar Pradesh, dem einwohnerstärksten Bundesstaat Indiens, sind etwa nur 0,2 Prozent der Bevölkerung Christen.[1]
DieThomaschristen führen ihre Tradition auf denApostel Thomas zurück, der Indien im Jahr 52 erreicht haben soll. Sie sind noch heute etwa im BundesstaatKerala zu finden und machen einen erheblichen Prozentsatz der dortigen Bevölkerung aus. Diechristliche Konfession in Kerala erscheint nach dieser Überlieferung älter als die europäische.
300.000 Menschen gehörten 1991 zursyro-malankarischen Kirche (Thomaschristen mit westsyrischem Ritus); diesyro-malabarische Kirche (Thomaschristen mit ostsyrischem Ritus) zählte 1991 3,5 Millionen Mitglieder. Beide Kirchen sind mit derrömisch-katholischen Kirche uniert.
Die Geschichte des Katholizismus in Indien begann mit der Missionierung durch diePortugiesen infolge der Erschließung des Seeweges um Afrika durchVasco da Gama.
Die römisch-katholische Kirche umfasst in Indien drei unterschiedliche Teilkirchen: Dielateinische Kirche mit westlichem Ritus, die uniertesyro-malabarische Kirche (ostsyrischer Ritus) und diesyro-malankarische Kirche (westsyrischer Ritus). Die beiden letzteren sind mit Romunierte Kirchen der Thomaschristen in Kerala.
Nach Angaben der römisch-katholischen Kirche aus dem Jahr 2005 leben in Indien 17,3 Millionen Katholiken.[2] Demnach dürften rund zwei Drittel der indischen Christen katholischen Glaubens sein. Es gibt in Indien insgesamt 30Erzbistümer und 134Bistümer, insgesamt also 164 Diözesen. Davon gehören 128 Bistümer zum lateinischen, 28 zum syro-malabarischen und 8 zum syro-malankarischen Ritus. Im Jahr 2003 wurden 14.000 römisch-katholische Diözesanpriester sowie 4.300 Mönche und 100.000 Nonnen gezählt.[3]
Am stärksten verwurzelt ist die katholische Kirche in Südindien, vor allem in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Goa. DieGoa-Katholiken stellten während der Kolonialzeit noch die Bevölkerungsmehrheit. Mittlerweile sind sie durch die Zuwanderung aus anderen Landesteilen zur Minderheit geworden, haben aber immer noch eine dominante gesellschaftliche Position inne. Auch in Kerala und Tamil Nadu sind die Katholiken die größte christliche Konfession, wobei in Kerala die Mehrheit der Katholiken der Syro-Malabarischen Kirche angehört.
Im 18. Jahrhundert erreichteBartholomäus Ziegenbalg im Auftrag derDänisch-Halleschen Mission denSubkontinent. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tamil Nadu trägt den NamenTamil Evangelical Lutheran Church. Die organisierteÄußere Mission desProtestantismus nahm ihren Anfang in Indien.
DieChurch of South India als größte evangelischeDenomination Indiens entstand 1947 als ein Zusammenschluss presbyterianischer, reformierter, kongregationalistischer, methodistischer und anglikanischer Kirchen. Sie hatte 1995 etwa 2,2 Millionen Mitglieder.
DieChurch of North India zählte wie dieMar-Thoma-Kirche jeweils eine Million Mitglieder.
In Indien lebten 1995 1.300.000Lutheraner, 473.000Methodisten und 425.000Baptisten. Die größte einheimischePfingstkirche ist dieIndische Pfingstkirche Gottes. Im BundesstaatAndhra Pradesh leben in der Umgebung vonMahbubnagarmennonitische Christen, die seit 1890 missioniert worden waren.
Seit dem Aufkeimen desHindu-Nationalismus in den 1980er Jahren kam es besonders inOrissa immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Dies führte zur Vertreibung tausender Christen, weil deren Häuser und Kirchen zerstört wurden, und zu zahlreichen Toten. Immer wieder wird Christen vorgeworfen, sie riefen zuKonversion zum christlichen Glauben auf. Dieses ist in Orissa verboten.[4]
1999 wurden der australische Prediger Graham Stewart Staines sowie seine zwei Söhne von einem Mob bei lebendigem Leib verbrannt.[5][6]
2007 wurden in Orissa fast 200 Kirchen niedergerissen.[7][8]
In der zweiten Jahreshälfte 2008 kam es ab August nach der fälschlicherweise zuerst Christen angelasteten Tötung[9] vonSwami Lakshmanananda und kurz vor Wahlen in und um Orissa zu religiös motiviertenPogromen[10] gegen Christen und Kirchen[11], bei denen mindestens 59 Christen getötet[12], rund 4.000 Gebäude in Brand gesetzt, mehr als 18.000 verletzt wurden und mehr als 50.000 Menschen aus Angst vor Verfolgung flohen.[13][14] NachGeoff Tunnicliffe, dem internationalen Leiter derWeltweiten Evangelischen Allianz wurden mindestens 70 Menschen getötet, mindestens 149 Kirchen zerstört und circa 54.000 Christen obdachlos.[15] Im Oktober 2008 waren noch rund 11.000 davon in Flüchtlingslagern.[16]
Die NachrichtenagenturAsianews meldete im November 2008, dass Hindu-Fundamentalisten in Orissa Belohnungen für Gewalt an Christen aussetzten; für die Ermordung von Geistlichen seien demnach 250 Dollar Belohnung ausgesetzt worden, alternativ auch Lebensmitteln oder Benzin. Die indische Regierung setzte eine Spezialeinheit von Sicherheitskräften ein.[17]
An Weihnachten im Jahr 2021 wurden christliche Prozessionen angegriffen. Gleichzeitig wurde der Hilfsorganisation desMutter-Teresa-Ordens verboten, Spenden aus dem Ausland zu erhalten.[18][19]
Das HilfswerkOpen Doors dokumentiert regelmäßig das Ausmaß derChristenverfolgung in Indien.[20]