AlsCheat (englisch fürBetrug,Schwindel) wird die Möglichkeit bezeichnet, in einemComputerspiel selbst oder durch externe Programme das Spiel in einer nicht dem gewöhnlichen Spielverlauf entsprechenden Weise zu beeinflussen. Es handelt sich dabei beispielsweise um Tricks, mit denen schwere Abschnitte einesSpielabschnitts („Level“) übersprungen werden können oder der Spieler zusätzlicheLebensenergie, mehr Munition oder weitere Einheiten erhält. In der Regel sind diese Funktionen zu Testzwecken für die Entwicklungsphase des Spiels einprogrammiert.
Das Anwenden von Cheats hat einen großen Einfluss auf den Spielablauf, da grundlegende Regeln des Spiels durch Cheats außer Kraft gesetzt werden. Während dies inEinzelspieler-Spielen geduldet ist und die Möglichkeit zucheaten heute meist bereits vom Spieleentwickler eingebaut (oft raffiniert versteckt) ist, ist es beiMehrspieler-Spielen geächtet und kann zu einemBann führen. In Einzelspieler-Spielen sind Cheats ebenfalls geächtet, wenn sich Spieler dadurch in einemSpeedrun Vorteile verschaffen oder diese für eine hohe Platzierung auf derHighscore-Tabelle ausnutzen. Spieler, die sich durch Cheats einen Vorteil verschaffen, werden alsCheater bzw.Hacker in Online-Spielen durch externe Programme bezeichnet und meist, soweit möglich, vom Spiel ausgeschlossen. Trotz dieser Gefahr gibt es immer wieder einzelne Spieler, die sich Cheats zu Nutze machen. Eine Studie zum SpielAnno 1800 zeigt nämlich, dass sich die Nutzung von Cheats positiv auf unsere Zufriedenheit auswirken kann.[1]
Gerade bei reinen Mehrspieler- bzw. Onlinespielen und imE-Sport liegt es im Interesse des Spieleentwicklers, das Cheaten möglichst zu unterbinden, da sonst der Spielspaß bei den fair spielenden Teilnehmern leidet (keinFair Play) und somit auch der kommerzielle Erfolg eines Spiels bedroht wird und zuDisqualifikation führt. Den Einsatz von ungewollten Cheats zu verhindern, ist für Spielehersteller ein hoher Aufwand und kann niemals völlig garantiert werden. Der SpieleentwicklerBlizzard Entertainment hat auf seiner Online-SpieleplattformBattle.net manchmal schon zu drastischen Mitteln gegriffen, um das Cheaten zu unterbinden. So wurden bei potentiellen Cheatern Benutzerdaten gelöscht (in diesem Fall:Spielercharaktere) oder ganze Spielerkonten gesperrt. Diese Möglichkeit der Einflussnahme besteht allerdings nur, wenn das Onlinespiel auf den zentralen Servern des Spieleherstellers betrieben („gehostet“) wird, was bei den meisten Onlinespielen nicht der Fall ist – die meisten erfordern nur eine direkte Verbindung zwischen den Rechnern der Spieler mit einem Gameserver im Internet, die jedoch selten einer Überwachung durch die Spielehersteller unterliegt. Es gibt aber auch die Vernetzung von Computern auf sogenanntenLAN-Partys.
Es kann grundsätzlich zwischen mehreren Techniken des Cheats unterschieden werden.
Zu Zeiten der8-Bit-Architektur konnten Programme während des Ladevorganges mitPOKE-Befehlen überschrieben werden um das Spiel gezielt zu manipulieren. Anfangs wurden diese in Computerspielemagazinen abgedruckt, bis die Routinen bei neueren Spielen zu komplex wurden. Zudem wurden Module gekauft, die das Spiel pausierten und dann mitPOKE und PEEK Bereich im Arbeitsspeicher ausgelesen, das Spiel fortgesetzt und wieder pausiert und analysiert sowie das Spiel dann gezielt manipuliert werden. Auch einige Programmfehler konnten so behoben werden.[2]
Bei neueren Systemen werden mit einem speziellen Debugger, einem sogenanntenTrainer[3] der Arbeitsspeicherinhalt verändert. Einige Emulatoren, wieZSNES, enthalten solche Trainer bereits.[4] Gemeinsam ist diesen Debuggern, dass sie eine Suchfunktion für Variablen beinhalten, die aus dem Arbeitsspeicher jene Adressen heraussucht, welche zu bestimmten Zeiten bestimmte Werte enthalten, anhand denen sie sich Werten im Spiel wie den Lebenspunkten, Treibstoff oder Munition zuordnen lassen. Diese werden dann auf einen hohen Wert gesetzt, üblicherweise alle enthaltenen Bytes auf 0x7F, um auch bei vorzeichenbehaften Zahlen den größtmöglichen Nutzen zu erhalten. Bequemer als einen Wert händisch zu setzen ist das sogenannte Einfrieren, bei welchem der Trainer den Wert immer wieder von neuem setzt.
In der Regel läuft das Trainer-Programm im Hintergrund parallel zum Spiel und horcht auf einen bestimmten Tastendruck des Spielers. Wird dieser Tastendruck empfangen, wird der Trainer aktiv.
Anstatt in das laufende Programm einzugreifen, besteht auch die Möglichkeit, gespeicherte Spielstände zu manipulieren. Dies geschieht entweder per Hand mit einemHex-Editor oder mit einem Programm, das diesen Vorgang automatisiert. Viele Entwickler sind jedoch inzwischen dazu übergegangen sind, die Manipulation an Spielständen mit Prüfsummen oder Verschlüsselung zu verhindern.
Es ist auch möglich, den Maschinencode des Spiels selber entweder durch Verändern der ausführbaren Dateien auf der Festplatte (verwenden einesCracks) oder während der Laufzeit durch Patchen des Arbeitsspeichers zu ändern. Letzteres geschieht entweder durch ein neben dem Spiel laufendes Programm oder durch pro Spielsitzung einmaligeDLL-Injection. Mit einer auf diese Weise zusätzlich geladenenDLL kann die Funktionalität eines Programms beliebig erweitert werden.
Das Ausnutzen vonProgrammfehlern (Programmfehler bei Computerspielen werden in dem Zusammenhang auch Glitch genannt), auchBugusing oderBugabusing genannt, die vom Spielentwickler bisher nicht entdeckt oder korrigiert worden sind, erlaubt dem Spieler, Aktionen im Spiel auszuführen, die vom Entwickler nicht vorgesehen waren. Das Finden solcher Fehler erfolgt meist zufällig und erfordert bei gezielter Suche meist viel Zeit. Auch das Ausnutzen solcher Fehler erfordert teilweise einiges an Übung, bis der gewünschte Effekt erzielt wird. Bei Online-Spielen werden Spieler, die solche Fehler ausnutzen, häufig alsBuguser (frei übersetztFehlernutzer) oderExploiter, Bugabuser (beidesFehlerausnutzer, Fehlermissbrauchender) bezeichnet. Es wird zum Beispiel dazu verwendet, um an Orte zu gelangen, die eigentlich nicht für die Spieler bestimmt sind und dem Spieler Tarnung oder einen Vorteil bieten.
Bugusing kann auch beiPHP,JavaScript,Perl und anderenProgrammiersprachen auftreten, es gibt allerdings dabei keine Beschränkung aufSkriptsprachen für dynamische Internetseiten. Letztere werden unter anderem für vieleBrowserspiele verwendet (Beispiel:OGame). Durch Sicherheitslücken in der Sprache können Programmabläufe geändert, Daten gelöscht oder ein uneingeschränkter Zugriff auf denServer geschaffen werden.
In Online-Spielen können ebenfalls Verzögerungen (sogenannteLags) im Spiel ausgenutzt werden, um sich einen Spielvorteil zu verschaffen.
Eine Cheatvariante, die demBugusing ähnelt, ist das Cheaten durch spielinterne Skripts. Viele Spiele, wie zum BeispielCounter-Strike, bieten eine interne Skriptsprache an, die im Mehrspielermodus normalerweise nur für harmlose Befehle genutzt werden kann. Durch bestimmte Kombinationen dieser Befehle kann es jedoch zu Effekten kommen, die den Cheatprogrammen z. T. stark ähneln. Solche Effekte sind zum Beispiel:
Das Scriptcheating ähnelt dem Bugusing sehr stark und überschneidet sich z. T. auch. Beim Bugusing wird jedoch sehr oft auf andere Art und Weise gehandelt als beim Scriptcheating. Dennoch werden auch Scriptcheater alsExploiter bezeichnet.
Oft ist der Übergang von Script-Cheating und Optimieren der Grafik-Einstellungen eines Spiels („game engine tuning“) fließend. Beispielsweise kann bereits ein Verändern derGamma-Werte zur Aufhellung dunkler Bereiche als Cheaten gewertet werden.
Makros sind Programme oder Skripte, die dem Spiel Spielereingaben wie Tastendrücke und Mausbewegungen vorgaukeln. Der Spieler kann so einen Vorteil gegenüber anderen erlangen, weil Eingaben durch Makros schneller, präziser oder ausdauernder durchgeführt werden können, als es der Spieler selbst könnte.
Bots (vom englischenRobots =Roboter) sind im Grunde eine Erweiterung des Makro-Konzepts. Sie analysieren die Ausgaben des Spiels und reagieren auf erkannte Informationen oder Ereignisse mit simulierten Eingaben.
Da Makros und Bots Eingaben an das Spiel nicht anders als „reale“ Spieler senden, sind sie bedeutend schwerer zu entdecken als Cheats, die sich anderer Methoden bedienen.
Folgende Cheats können als Makros bzw. Bots eingestuft werden:
Bei den weniger verbreitetenOpen-Source-Spielen ist eine Manipulation auch durch die direkte Bearbeitung desQuellcodes möglich.
In Spielen, bei denen nur der derzeitige Spielverlauf gespeichert und fortgesetzt werden kann (z. B. inRogue-likes), wird der Spielstand nach dem Speichern kopiert. Der Spieler kann nun jederzeit den manuell gesicherten Spielstand zurückkopieren.[7]
Die Manipulation der Spielgrafik kann dem cheatenden Spieler auf vielfältige Weise Vorteile verschaffen.
Fast immer ist die Technik hinter der Manipulation die gleiche. Bedingt durch technische Einschränkungen und Schutzmaßnahmen des Betriebssystems kann ein Cheat nicht ohne weiteres auf den Bildschirm zeichnen und nur sehr eingeschränkt auf die Zeichnungen eines Spiels zugreifen. Um die Grafik dennoch analysieren, verändern und sogar anreichern zu können, lenken Cheats die Grafikdaten, die eigentlich direkt über den Grafiktreiber zur Grafikkarte gesendet werden sollten, zu sich selbst um. So bekommt der Cheat Zugriff auf die Grafikdaten und kann sie nach der Manipulation selbst zum Grafiktreiber senden.
Folgende Cheats arbeiten mit dieser Technik:
Hitbox
Verändern des Spieler-Skins
Multihacks sind ein Paket aus vielen verschiedenen Hacks, die alle gleichzeitig eingesetzt werden können, um dem Spieler so einen noch größeren Vorteil zu verschaffen. Sie sind nötig, da viele Cheats in Kombination bedingt durch ihre Funktionsweise Konflikte auslösen und möglicherweise nicht funktionieren.
In dieser Variante der Cheats werden beim Erstellen des Spielstands einfach Namen eingegeben, die z. B. unendliche Munition bewirken. Diese Methode benötigt einen Neustart des Spielstands, da man diese Cheats meist nicht auf laufende Spiele anwenden kann.
Bei diesem Cheat werden eigentliche geheime Informationen über den Gegner, wie Lebensanzeige, Inventar, Munition, Fähigkeiten und Position auf der Karte dem Cheater angezeigt. Ein freies Herumfliegen auf der Karte, ohne dabei gesehen zu werden, wird auch als Ghosting bezeichnet. Eine spezielle Technik ist dasStream Sniping, bei dem das Spiel in einemLivestream beobachtet wird, um dann mit diesen gewonnenen Informationen einen Angriff auf den bzw. die Spieler zu verüben.
Bei Konsolenspielen müssen meistensModchips oder Cheatmodule (in Deutsch auch Schummelmodule) eingesetzt werden, die dieFirmware der Konsole modifizieren, so dass auf ihr die externe Cheat-Software aufgespielt werden kann. Durch diesen Vorgang verfällt die Hersteller-Garantie der Konsole, und es kann zu technischen Problemen kommen.
Vom reinen Cheaten, was mit mogeln und betrügen übersetzt werden kann, sind unfaire Spielweisen im Allgemeinen abzugrenzen. Dies sind beispielsweiseGriefing undTrolling, eine unfaire Verteilung der Spielteams, geheime Spieler-Allianzen im Spiel, ein Beobachten der Spieler auf der Karte in der Killcam, um einen Angriff zu planen (Ghosting), der Austausch und das Teilen von Items und Charaktern anstatt diese zu alleine zu erarbeiten (Twinking), Spawn-Kills und das Besetzen vonLoot-Spawnern (Farming) oder das Abbrechen einer Spielsitzung um keinen Spielverlust zu erleiden.
In den meisten Spielen sind absichtlich bestimmte Cheats als Testfunktionen integriert. Hiermit könnenSpieleentwickler beispielsweise während der Entwicklung einesLevels verschiedene Details testen, ohne dabei jedes Mal ein reguläres Spiel starten zu müssen. Diese Cheats können in der Regel auch von Spielern imEinzelspielermodus genutzt werden, falls eine bestimmte Stelle im Spiel zu schwer erscheint. Derartige Cheats sind in den meisten Fällen im Mehrspielermodus deaktiviert und nicht zur Nutzung durch die Spieler vorgesehen, können zu Testzwecken aber je nach Spiel und Einstellung auch dort aktiviert werden.
Einige häufig auftretende Entwicklercodes sind:
Bekannte oder bedeutende Cheat-Codes:
Cheat-Codes, die lustige, aber keinen Vorteil verschaffende Dinge freischalten (zum Beispiel ein Foto der Entwickler oder einen Mülltransporter in einem Rennspiel), sind im eigentlichen Sinne keine Schummeleien und werden alsEaster Eggs (Ostereier) bezeichnet.
Beispiel für 2:Beispiel-Programme sindPunkBuster und Cheating-Death, die auf dem Rechner des Multiplayer- bzw. Onlinespielers installiert sein müssen, damit er an einem Spiel teilnehmen kann. Der Spielserver lässt nur Spieler zu, auf deren Computer das entsprechende Programm gestartet ist. Wird entdeckt, dass ein Spieler Cheats verwendet, so wird er vom Server entfernt. Da das Programm lokal auf dem entsprechenden Rechner läuft, kann es nach den bekannten Cheat-Techniken Ausschau halten und bei Bedarf Alarm schlagen. Es ist eine effektive Methode, Cheaten zu unterbinden, die auch von verschiedenen Spieleentwicklern unterstützt wird. Da solche Tools meist kernelnah arbeiten, ist der Betrieb unter alternativen Betriebssystem unmöglich. Derart geschützte Spiele lassen sich mitWine oderCrossOver nicht unter Linux spielen. Durch geeignete Gegenmaßnahmen lassen sich jedoch auch solche Programme wiederum aushebeln. Das Szenario ist hierbei etwa mitComputerviren vergleichbar, ein stetiges Hin und Her zwischen Entwicklern und Cheatern.[5]
Die Entwickler vonBlizzard Entertainment haben ein Clientmodul namens „Warden“ (englisch für Wächter) entwickelt, welches regelmäßig Daten wie beispielsweise die Namen der Programmprozesse imArbeitsspeicher und andere Daten an denServer übermittelt. Bei jederAktualisierung derWorld-of-Warcraft-Clientsoftware wird auch der Warden verändert, und jedes Zugangskonto ist mit einer anderen Version des „Warden“ verknüpft. Nicht allen Entwicklern von Cheats gelingt es immer rechtzeitig, sich an solche Neuerungen anzupassen, und so konnte das Unternehmen zum Teil große Erfolge beim Erkennen und Sperren vonCheatern vorweisen – auf Kosten derPrivatsphäre aller Nutzer. Der „Warden“ späht nämlich nicht nurSpeicherbereiche undCPU-Prozesse aus, welche ausschließlich für die Spielesoftware relevant sind, sondern alle. Der Client sendet die gesammelten Informationen nicht im Klartext an den Server. In derNutzungsvereinbarung muss der Spieler sein Einverständnis dazu erklären oder auf das Spiel verzichten. Dass Millionen von Spielern freimütig in ihren Rechten eingeschränkt werden, führt aber nicht zwangsläufig zu einer cheatfreien Spielwelt. Intelligente Gegenmaßnahmen passen sich an die unterschiedlichen Wächterversionen an, gaukeln dem Schutzprogramm vor, dass sich alles innerhalb normaler Parameter befindet, scannen ihrerseits die Wardensoftware und entfernen sich und die Cheatprogramme selbsttätig aus dem Arbeitsspeicher, sobald eine unbekannte Version des Wächtermoduls erkannt wird. DieseAnti-Anti-Cheat-Software ist für gewöhnlich nicht kostenlos erhältlich.
Steam verwendet auch dasValve Anti-Cheat-Tool (VAC).
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