Film | |
Titel | Blue |
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Produktionsland | Großbritannien |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1993 |
Länge | 76 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Derek Jarman |
Drehbuch | Derek Jarman |
Produktion | Takashi Asai, David Lewis, James Mackay |
Musik | Simon Fisher Turner |
Besetzung | |
Originalfassung:
Deutsche Fassung:
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Blue ist der zwölfte und letzte Film des britischen Filmregisseurs und MalersDerek Jarman, bevor er anAids starb. Zur Veröffentlichung des Films im Jahr 1993 hatte ihn die Krankheit bereits beinahe erblinden lassen. Der Film zeigt über die gesamte Spieldauer die FarbeBlau und wird durch die Musik vonSimon Fisher-Turner und den Stimmen von Jarman selbst und einigen ausgewähltenSchauspielern untermalt. Thema sind Jarmans Leben und seine Visionen im Rahmen einerelegischen Retrospektive. Die Tonspur des Films wurde anlässlich dessen Premiere von den britischen SendernChannel 4 undBBC Radio 3 ausgestrahlt.
Der Film beginnt mit einemGlockenläuten, woraufhin eine Stimme die Wirkung und Symbolik der FarbeBlau erläutert. Die Erzählung findet den Bogen zu denpsychischen Problemen des Regisseurs, von denen das intensivste der Verlust des Augenlichts ist. Der gesprochene Text wird zur episodischen Sammlung vonKindheitserinnerungen,Tagebucheinträgen,Eulogien für den Verlust von Freunden, sozialen Kommentaren,poetischen Gedanken, Diskursen zu Politik zum ThemaHomosexualität, Berichten über die Vorteile von Krankheiten, ästhetischen Exkursen undeskapistischen Fantasien.
Jarman konfrontiert den Betrachter mit einer monochromen Bildprojektion der Farbe Blau, die seinSehfeld im Zuge seiner Krankheit eigenen Angaben zufolge vereinnahmt hatte. Ermetaphorisiert auf diese Weise seine Blindheit, die es ihm gleichzeitig nicht mehr ermöglicht hatte, einen konventionellen Film zu drehen. Metaphorisch korrespondiert das Blau im Film mit starken Verlustängsten, den anklagenden Musikrhythmen und der Unendlichkeit vonHimmel undOzeanen.[1][2] Es steht der „weißen Leinwand“ im Sinne von Leere als Gegenstück zu Jarmans erfüllten Leben gegenüber. Im Eindruck der blauen Farbe verdichten sich Geräusche, Musik und Sprache zu einem Drama im geistigen Auge des Betrachters.[1]
Die vonMusik undSoundeffekten begleitete Erzählung wird von den SchauspielernNigel Terry,Tilda Swinton und John Quentin und Jarman selbst gesprochen. Durch die persönliche Entblößung des Regisseurs entsteht beim Zuschauer eine direkte Betroffenheit[1] und lässt ihn an einem „Strom desBewusstseins“ teilhaben. Der Tenor variiert dabei zwischenSpiritualität undAgitation.[2]
Axel Schock weist in seiner Filmkritik aus dem Jahr 2024 darauf hin, dassBlue entstand, nachdem Derek Jarman 1992 im LondonerSt. Bartholomew’s Hospital erfuhr, dass eine aidsbedingteCytomegalovirus-Infektion sein Sehfeld immer weiter einengen und schließlich zur Erblindung führen würde. So wurdeBlue Jarmans persönlichster Film, eine Auseinandersetzung mit dem fortschreitenden Erblinden und dem nahenden Tod. Obwohl auch als Hörstück verfügbar, entfaltet sich das Werk nach Schocks Einschätzung erst auf der großen Leinwand. Denn im abgedunkelten Raum versinkt der Blick unweigerlich in diesem Blau und bietet dem Kinopublikum ein die Sinne belebendes Erlebnis. Deshalb, meint Schock, bestimmteManfred Salzgeber, der ein enger Freund von Jarman war, für seine eigene Gedenkfeier 1994, dass nicht viele Worte gemacht werden sollen, sondernBlue im Kino gezeigt wird.
Blue wurde 1993 auf der Biennale in Venedig uraufgeführt und anschließend in Museen für moderne Kunst gezeigt, darunter dasTate Modern in London, dasMoMA in New York und dasGetty Museum in Los Angeles.[3]