Birgit Nilsson wurde als Tochter des Landwirtes Nils Svensson und seiner Frau Justina Pälson in dem kleinen schwedischen Ort Västra Karup geboren. Sie besuchte zunächst eine Landwirtschaftsschule. Anschließend absolvierte sie musikalische Ausbildungen, von 1941 bis 1944 an derKöniglichen Musik-Akademie in Stockholm und von 1944 bis 1946 an der dortigen Opernschule. Gesangsunterricht erhielt sie bei C. Blennon. Ihr Debüt gab Nilsson 1946 inStockholm als Agathe inWebersFreischütz. Aufmerksamkeit erregte sie 1947 als Lady Macbeth in einer Aufführung vonGiuseppe VerdisMacbeth an derKöniglich Schwedischen Nationaloper(Kungliga Operan) in Stockholm unter der Leitung vonFritz Busch (1890–1951). Er hatte ihr großes Talent sehr schnell erkannt und engagierte sie umgehend. Nach Tourneen durch Deutschland und Italien wurde sie Ensemblemitglied an derKöniglich Schwedischen Nationaloper. Busch verschaffte ihr auch ein Engagement amOpernfestival Glyndebourne 1951 als Elektra in MozartsIdomeneo. 1953 sang sie in Bayreuth unterPaul Hindemith die Solopartie in Beethovens 9. Symphonie. 1954 wurde sie zur schwedischen Hofsängerin ernannt. Im gleichen Jahr trat sie erstmals an derWiener Staatsoper[1] auf und gab ihr Bühnendebüt bei denBayreuther Festspielen,[2] jeweils als Elsa in WagnersLohengrin. Sie pflegte hier eine intensive Zusammenarbeit mitWolfgang Wagner undKarl Böhm.
In Nordamerika eroberte sie 1959 dieMetropolitan Opera inNew York als Isolde in WagnersTristan und Isolde. Nilsson war auf vielen großen Bühnen zu sehen, darunterMünchen,Wien,Berlin,Tokio,Paris,Mailand,Buenos Aires,Chicago,San Francisco undHamburg. Bei den Bayreuther Festspielen trat sie bis 1970 auf und war namentlich als Brünnhilde imRing des Nibelungen und als Isolde sehr erfolgreich. Zusammen mitWolfgang Windgassen, unter der LeitungKarl Böhms, gelten ihre Auftritte in Bayreuth heute noch als Mythos und unumstößliche Sternstunden der Festspiele. Triumphale Debüts hatte sie 1956 in Hollywood, Chicago und San Francisco. Eine Sensation waren ihre Darstellung der Turandot 1969 in der Arena diVerona und ihre Isolde nebenJon Vickers’ Tristan im antiken Amphitheater vonOrange in Südfrankreich 1973. Im gleichen Jahr gab sie drei Konzerte zur Eröffnung der Oper in Sydney. 1984 gab sie ihren Rückzug von der Bühne bekannt. Danach gab sie ihre Erfahrungen als Gesangspädagogin weiter.
Nilsson heiratete 1948 den Tierarzt Bertil Niklasson. Das Paar hatte keine Kinder. Die Sopranistin war für ihren Humor bekannt. Als 80-Jährige berichtete sie davon, dass ein Großteil ihrer Fanpost an den Sex-StarBrigitte Nielsen gerichtet sei, und meinte, dass sie und ihre um 45 Jahre jüngere Beinahe-Namensvetterin durchaus „ein üppiger Brustkasten“ vereine. AlsHerbert von Karajan ihr einmal ein mehrseitigesTelegramm mit einer detaillierten Beschreibung von Projekten, Terminen und Opern sandte, telegraphierte sie zurück: „BUSY. Birgit.“[3]
Nilssons Grab in Västra Karup
In den letzten Jahren ihres Lebens litt sie an schweren Herz- und Nierenerkrankungen. Laut den schwedischen TageszeitungenExpressen undSvenska Dagbladet starb sie am Weihnachtstag, dem 25. Dezember 2005, in ihrem Haus im südschwedischen Bjärlöv; ihr Tod wurde jedoch erst am 11. Januar 2006 nach dem Begräbnis auf dem Dorffriedhof ihres Geburtsortes Västra Karup publik gemacht. Die Diva wurde dort neben ihren Eltern, dem Vater Nils Svensson und der Mutter Justina Pälson, bestattet. Die genauen Todesumstände wurden nicht bekannt.
Birgit Nilssons Familie hat das Archiv der Hofsängerin derKöniglichen Bibliothek zu Stockholm, Schwedens Nationalbibliothek, als Schenkung vermacht. Das seit dem 16. Mai 2008 für Forscher zugängliche Archiv beinhaltet ihre offizielle Korrespondenz, Manuskripte, Tagebuchaufzeichnungen, Photographien, Noten und Zeitungsausschnitte.
Gemeinsam mit Georg Solti wird sie 1966 mit der Auszeichnung „Best opera Recording“ geehrt.
Sie wurde am 23. Mai 1973 von KöniginMargrethe II. von Dänemark mit der dänischen VerdienstmedailleIngenio et arti ausgezeichnet.[4]
1996 erschien in Schweden ihre Autobiografie, die in Deutschland unter dem TitelMein Leben für die Oper publiziert wurde. Für ihr humorvolles Buch erhielt sie in ihrem Heimatland denHumorpreis '97.
Für ihre ausdrucksstarken Wagner-Interpretationen erhielt sie im Jahr 2002 denAnton Seidl Award derWagner Society of New York.
Einige Jahre vor ihrem Tod gründete Birgit Nilsson dieBirgit Nilsson Foundation. Deren einziger Zweck ist, mit demBirgit-Nilsson-Preis den weltweit höchstdotierten Musikpreis zu verleihen. Der erste Preisträger,Plácido Domingo, wurde von Nilsson noch selbst ausgewählt.
Richard Wagner:Tristan und Isolde, mit Birgit Nilsson, Wolfgang Windgassen, Christa Ludwig, Eberhard Waechter, Bayreuther Festspiele 1966, Dirigent: Karl Böhm, DG 1966
Giacomo Puccini:Turandot, mit Birgit Nilsson, Franco Corelli, Renata Scotto, Dirigent: Francesco Molinari-Pradelli, EMI 1966
Richard Strauss:Elektra, mit Birgit Nilsson, Leonie Rysanek, Mignon Dunn, Donald McIntyre, Robert Nagy, Dirigent: James Levine, Metropolitan Opera New York, 16. Februar 1980, Deutsche Grammophon, DVD, live
Richard Strauss:Elektra, mit Birgit Nilsson, Leonie Rysanek, Regina Resnik, Eberhard Waechter, Wolfgang Windgassen, Dirigent: Karl Böhm, Wiener Staatsoper 1965, Orfeo 2016