Die rheinland-pfälzische LandeshauptstadtMainz liegt circa 25 Kilometer östlich von Bingen,Koblenz befindet sich circa 50 Kilometer nordwestlich der Stadt.
Der mittlereJahresniederschlag beträgt nur 500–550 mm[3] und liegt damit im unteren Fünftel der in Deutschland erfassten Werte – an 14 % der Messstationen desDeutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert.[4] Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 1,5-mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren nur minimal und sind extrem gleichmäßig übers Jahr verteilt – an nur einem Prozent der Messstationen werden niedrigere jahreszeitlicheSchwankungen registriert.[5]
Das Gebiet des heutigen Bingen wurde wegen seiner verkehrsgünstigen Lage am Zusammenfluss von Nahe und Rhein und am Eintritt des Rheins in das Engtal bereits in antiker Zeit besiedelt. Der Ortsname ist erstmals in der Form „Bingium“ im Werk des römischen SchriftstellersTacitus (Anfang des 2. Jahrhunderts) im Kontext desBataveraufstandes bezeugt und wird auf dieurindogermanische Wurzel „bhengo-m“ (Ort an der Brechung des Flusses) zurückgeführt.[6] Es bestand wohl bereits eine keltische Siedlung am Ort. Nach der römischen Eroberung wurden römische Truppen am Ort stationiert, die ein Holz-Erde-Kastell errichteten. Es wurde eine hölzerne Brücke über die Nahe errichtet, über die dieRömische Rheintalstraße führte und deren Restedendrochronologisch auf das Jahr 77 n. Chr. datiert wurden. Die christliche Gemeinde von Bingen ist für das 4. oder 5. Jahrhundert sicher nachgewiesen; aus der damals errichteten Kirche dürfte später dieKirche St. Martin hervorgegangen sein. Zwei christliche Grabsteine aus dem 5. und 6. Jahrhundert sind erhalten, der einer Mauricia (eingemauert in die Krypta von St. Martin) und der eines Priesters namens Aetherius (gefunden östlich der Stadt im antiken Gräberfeld, heute in der Kirche St. Martin).[7]
Die Binger strebten immer wieder nach Unabhängigkeit, was 1165 bei Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Kaiser zur Zerstörung führte. Im 13. Jahrhundert war Bingen Mitglied desRheinischen Städtebundes. Der Bau derBurg Klopp Mitte des 13. Jahrhunderts kann wohl auch in diesem Zusammenhang gesehen werden. Ein letzter Versuch war die erfolglose Teilnahme amBauernkrieg 1525. Vom Erzbischof erwarb dasMainzer Domkapitel 1424 und 1438 in zwei Hälften die Stadt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb Bingen unter dessen Verwaltung. Wie viele Städte im Tal litt Bingen durch mehrere Stadtbrände und Kriege.
Aufgrund 1815 auf demWiener Kongress getroffener Vereinbarungen und eines 1816 zwischen demGroßherzogtum Hessen,Österreich undPreußen geschlossenen Staatsvertrags kam Rheinhessen, und damit auch Bingen, zum Großherzogtum Hessen, das dieses neu erworbene Gebiet alsProvinz Rheinhessen organisierte. Nach der Auflösung derKantone in der Provinz wurde Bingen 1835 Sitz des Kreisrates des neu errichtetenKreises Bingen.
Das Friedensgericht Bingen wurde 1879 aufgelöst und durch dasAmtsgericht Bingen ersetzt.[10]
Bingen mit Drususbrücke um 1900Bingen am Rhein um 1912
Im Jahre 1929 wurde Büdesheim durch Eingemeindung ein Stadtteil von Bingen; Dietersheim, Gaulsheim und Kempten folgten 1939.
Luftangriff auf Bingen am 29. Dezember 1944
Am 10. November 1938 wurde die 1905 erbauteNeue Synagoge vonSA-Männern und Nazianhängern angezündet. Sie brannte bis auf die Umfassungsmauern ab.
Am 20. März 1942 wurden 76 jüdische Bürger gezwungen, in am Rheinufer geparkte LKW einzusteigen. So begann ihreDeportation inVernichtungslager.[11]
Während desZweiten Weltkriegs wurde Bingen wiederholt Ziel von Luftangriffen derUnited States Army Air Forces. Dabei wurde vor allem der Rangierbahnhof im StadtteilBingerbrück angegriffen.[12] Am 13. September 1944 wurde ein Besatzungsmitglied eines zuvor abgeschossenen amerikanischen Bombers von einem Mitglied der SA auf offener Straße erschossen.[13] Bei Kriegsende 1945 rückten Truppen derUnited States Army in die Stadt ein.
Am 7. Juni 1969 wurde die bis dahin selbständige GemeindeBingerbrück mit 3655 Einwohnern durch eineGebietsreform eingemeindet. Am 1. Januar 1970 wurde Bingen auf ihren Antrag von der Landesregierung zurGroßen kreisangehörigen Stadt erhoben.[14] Am 22. April 1972 folgte die Eingemeindung der Gemeinden Dromersheim (1221 E.) und Sponsheim (665 E.).[15] DenNamenszusatz „am Rhein“ trägt die Stadt seit dem 1. Juli 1982.[16]
Gemäß derVolkszählung in der Europäischen Union 2011 waren 49,4 % der Einwohnerkatholisch, 22,1 %evangelisch und 28,5 % warenkonfessionslos, gehörten einer anderenGlaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[18] Die Zahl der Protestanten und vor allem die der Katholiken ist seitdem gesunken. September 2024 waren von den Einwohnern 33,8 % katholisch, 16,2 % evangelisch und 50,0 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[19]
Bei den Oberbürgermeisterwahlen am 22. April 2012 erzielteThomas Feser (CDU) mit 51,78 % die absolute Mehrheit der Stimmen. Er wurde am 29. Mai im Rahmen einer Stadtratssitzung vereidigt.[22] Am 24. November 2019 wurde Feser in einerStichwahl mit 51,4 % für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[23]
Neben dem Oberbürgermeister gehören dem Binger Stadtvorstand sowohl der Bürgermeister Ulrich Mönch (CDU), sowie der 1. Beigeordnete Sebastian Hamann (SPD), der 2. Beigeordnete Jens Voll (Bündnis 90/Die Grünen) und der 3. Beigeordnete Peter Eich (FDP) an.[24]
Siegelmarke Stadt Bingen aus der Zeit des Großherzogtums Hessen
Wappen von Bingen am Rhein
Blasonierung: „In Blau auf bewachsenem grünemSchildfuß ein silberner römischer Reiter mit goldenem Helm mit Helmbusch, Waffenrock, Stiefeln und oben goldbeschlagener, silberbespitzter, roter Schwertscheide, auf einem schreitenden, goldbehuften und rotgezäumten, silbernen Rosse, seinen roten Reitermantel mit silbernem Schwert teilend, vor ihm kniend ein bittender, mit dem linken Arm auf eine Krücke in natürlichen Farben gestützter, silberner Mann mit rotem Band über die rechte Schulter gelegt, goldenem Rock und schwarzgeschnürtem goldenem Beinkleid, im rechten Obereck ein rotes Schildchen, darin ein silbernes sechsspeichiges Rad. Auf dem Schildrand eine goldene fünftortürmige Zinnenmauer.“
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2023
Die Region ist wirtschaftlich durch den Weinbau geprägt, zumal sich in Bingen vier Weinanbaugebiete (Rheinhessen,Mittelrhein,Nahe undRheingau) treffen. Die Stadt ist auch Namensgeber für denBereich Bingen im Weinrecht.
Andere Industrien, die sich früher aufgrund des Hafens in Bingen angesiedelt hatten, sind im Laufe der Jahre abgewandert. Die heutigen Dienstleistungsgewerbe befinden sich hauptsächlich im Industriegebiet (Anschlussstelle Bingen-Ost/Kempten/Industriegebiet) und im Gewerbepark Scharlachberg.
Die StationBingen (Rhein) Hauptbahnhof liegt im Stadtteil Bingerbrück und trug früher auch die BezeichnungBingerbrück. An diesem Bahnhof endet die Strecke derNahetalbahn RichtungBad Kreuznach undIdar-Oberstein; dielinke Rheinstrecke zwischen Mainz undKöln führt durch den Bahnhof. Alle Züge des Nahverkehrs auf diesen beiden Strecken halten im Hauptbahnhof, außerdem ist der Hauptbahnhof auch Halt einzelnerIC-,EC- undIntercity-Express-Züge.
Die Entstehung zweier Bahnhöfe ist historisch bedingt, da der heutige Hauptbahnhof Bingen früher ein preußischer Grenzbahnhof war, während der Stadtbahnhof zurHessischen Ludwigsbahn gehörte.
Darüber hinaus gibt es noch einen Haltepunkt in Bingen-Gaulsheim, der ausschließlich von Zügen derRegionalbahn-Linie RB 26 zwischen Mainz und Köln bedient wird.
Ab 1906 gab es einen teils alsKleinbahn, teils alsStraßenbahn konzessionierten Betrieb, der alsAG Binger Nebenbahnen bezeichnet wurde. Die Strecken verbanden den Bahnhof der Stadt, den BahnhofBingerbrück undBüdesheim. Ein Jahr später wurde die Strecke von Büdesheim bis Dietersheim verlängert. Die Verbindung nach Bingerbrück wurde 1922 aufgegeben, der Restbetrieb am 22. Oktober 1955 eingestellt.[27]
1915 war nach längerer Planungszeit die insgesamt 1175 Meter langeHindenburgbrücke über den Rhein eröffnet worden. Sie verband Bingen mit derrechten Rheinstrecke bei Rüdesheim. Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie nicht wieder aufgebaut.
Bingen liegt in unmittelbarer Nähe zu den Autobahnen60 und61, die durch dieBundesstraße 9 angeschlossen werden. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieRoute de Charlemagne, die heutige L 419, angelegt.
In Bingen fahren Stadtbusse auf sieben Linien.[28] Außerdem gibt es vier besondere Schulbuslinien und eine Anruflinie. Betreiber der Buslinien sind dieStadtwerke Bingen.
Mit demHeilig-Geist-Hospital gibt es in der Stadt das letzte Allgemeinkrankenhaus im Landkreis Mainz-Bingen; die Klinik inIngelheim war vor 2020 geschlossen worden.
Die Veranstaltung wurde entlang dem Rheinufer auf 2,8 km Länge und 24 Hektar Ausstellungsfläche durchgeführt. Mit 1,3 Millionen Besuchern wurde die erwartete Zahl von mindestens 600.000 Personen deutlich übertroffen. Die drei Teilbereiche sind zwar weiterhin umzäunt, aber alsRheinanlagen kostenfrei zugänglich.
Das ehemalige Gelände der Landesgartenschau Bingen 2008 wird seit Anfang 2010 alsKulturufer Bingen vermarktet. Ziel des Kulturufers Bingen ist es, den Ort mit seinen landschaftlichen, architektonischen, gartenbaulichen und kulturellen Attraktionen als Ziel für Kulturreisende zu etablieren. Das Kulturufer Bingen besteht aus den Geländeteilen Hafenpark / Gartenstadt, Hindenburganlage, Rhein-Nahe-Eck und Park am Mäuseturm.
Im BereichHafenpark / Gartenstadt sind u. a. die Partnerschaftsgärten, der Industriekran und der japanische Zierkirschenhain zu finden. DerAlte Rheinkran von 1487 steht am Übergang zur Hindenburganlage.
DieHindenburganlage ist eine denkmalgeschützte Parkanlage mit altem Baumbestand. Dort befindet sich das ehemalige Zollamt, der Englische Rosengarten, der Spielplatz „Rheinkahn“, die Vinothek, die Dichterkabinette und die Schiffsanleger.
Im AbschnittRhein-Nahe-Eck liegt das Rheintal-Kongress-Zentrum, das Museum am Strom mit den Abteilungen „Hildegard von Bingen“, „Römisches Ärztebesteck“, „Rheinromantik“ und „Stadtgeschichte“, sowie der Hildegarten.
DerPark amMäuseturm bietet große Wiesenflächen, Sportfelder, eine Skaterbahn, den Abenteuerspielplatz „Rhein zum Spielen“, das Stellwerk Mensch|Natur|Technik sowie verschiedene Veranstaltungsflächen.
Die kulturellen Veranstaltungen finden in jedem Jahr von Ostern bis Ende September statt. Höhepunkt ist das Kulturuferfest am ersten Sonntag im Juli.[31]
Park am Mäuseturm zwischen Hauptbahnhof, Rheinradweg und Rhein. Vorne der Abenteuerspielplatz „Rhein zum Spielen“, hinter dem Stadtzentrum die Burg Klopp
Berta von Bingen (7./8. Jahrhundert), Heilige der katholischen Kirche
Rupert von Bingen (um 712 – um 732), Heiliger, Patron von Bingen-Bingerbrück und Patron derPilger. Sein Gedenktag ist der 15. Mai
Hildegard von Bingen (1098–1179),Äbtissin undAutorin,Mystikerin,Schriftstellerin,Musikerin undHeilkundige. Nach ihr wurde die Binger Mädchenschule (Gymnasium und Berufsbildende Schule), die Hildegardisschule („Higa“) benannt. Hildegard gilt traditionell als Volksheilige. Sie wurde am 10. Mai 2012 offiziell in den Heiligenkalender der katholischen Kirche aufgenommen; Gedenktag ist der 17. September.[32]
Siegmund Geisenheimer (1775–1828), Kaufmann und sozial engagierter Prokurist des Frankfurter Bankhauses M. A. Rothschild & Söhne
Hubert Auer (1780–1836), Fürstbischöflicher Delegat für Brandenburg und Pommern, Propst der St.-Hedwigs-Kirche in Berlin, Domherr zu Breslau sowie Dompropst zu Trier
Hans Berkessel, Hedwig Brüchert, Wolfgang Dobras,Ralph Erbar, Frank Teske (Hrsg.):Leuchte des Exils. Zeugnisse jüdischen Lebens in Mainz und Bingen. Mainz 2016,ISBN 978-3-945751-69-5.
Dieter Krienke:Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18,1:Kreis Mainz-Bingen: Städte Bingen und Ingelheim, Gemeinde Budenheim, Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim, Rhein-Nahe und Sprendlingen-Gensingen (=Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2007,ISBN 978-3-88462-231-5, S. 62–212 (Überblick zur Geschichte der Stadt Bingen auf S. 62–74).
Landesgartenschau Bingen 2008 GmbH (Hrsg.):R(h)einschauen! Landesgartenschau in Bingen. Verlag Matthias Ess, Bad Kreuznach 2008,ISBN 978-3-935516-48-8.
Johannes Scholl:Annales Bingenses, das ist Chronick oder Zeitregister der uhralten Statt Bingen am Rhein. Mainz 1853,urn:nbn:de:0128-1-42074.
Stadt Bingen (Hrsg.):Vom Opferplatz zur Gartenstadt. 7500 Jahre Geschichte am Binger Rheinufer. Verlag Matthias Ess, Bad Kreuznach 2008,ISBN 978-3-935516-47-1.
↑Niederschlagsverteilung. In: lfu.rlp.de. Landesamt für Umwelt, Rheinland-Pfalz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. September 2016; abgerufen am 31. August 2016.
↑Dieter Krienke:Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18,1:Kreis Mainz-Bingen: Städte Bingen und Ingelheim, Gemeinde Budenheim, Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim, Rhein-Nahe und Sprendlingen-Gensingen (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2007,ISBN 978-3-88462-231-5, S. 62.
↑Kurt Böhner:Bingen im frühen Mittelalter. In:Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 12:Nördliches Rheinhessen. Ingelheim, Bingen, Bad Kreuznach, Alzey, Oppenheim. Philipp von Zabern, Mainz 1969, S. 130–135, hier S. 130–132.
↑Heinrich Gottfried Philipp Gengler:Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863,S. 224.
↑M. Kochems, D. Höltge:Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 12Rheinland-Pfalz/Saarland, EK-Verlag, Freiburg 2011, S. 20–33,ISBN 978-3-88255-393-2.
↑Fahrpläne auf den Seiten der Stadt Bingen, abgerufen am 15. Juni 2023.