Der Bielefelder Pass von derHünenburg aus gesehenFernmeldeturm Hünenburg
Bielefeld liegt auf derWasserscheide zwischenWeser undEms. Das Stadtgebiet gehört drei unterschiedlichenNaturräumen an. Der Norden und Nordosten einschließlich des Stadtzentrums sind in die Hügellandschaft derRavensberger Mulde eingebettet. Unmittelbar südlich schließt sich der Gebirgszug des Teutoburger Waldes an, der Bielefeld von Westnordwest nach Ostsüdost durchzieht. Eine wichtige Verkehrsader war seit jeher derBielefelder Pass, von dem aus sich der Stadtbezirk Gadderbaum mitBethel in die Längstäler des Kammgebirges hinein erstreckt. Der Süden gehört zurMünsterländer Bucht, deren Randbereich westlich des Bielefelder Passes das Sandgebiet derSenne bildet, in der neben Teilen des StadtbezirksBrackwede die StadtbezirkeSenne undSennestadt liegen.
In der Innenstadt fließt derLutterbach. In der Literatur wird Bielefeld deshalb auch ab und an als am Lutterbach liegend beschrieben.[3] Dieser Bachlauf wurde im 15. Jahrhundert von der im StadtteilQuelle entspringenden, RichtungGütersloh fließendenLutter abgezweigt. Seit 2004 erfolgt eine sukzessive Freilegung des bislang verrohrten Baches vom Park der Menschenrechte amGymnasium am Waldhof bis zum StadtbezirkHeepen.[4] Die nördlichen Stadtteile Bielefelds liegen in einer sanft welligen Landschaft des Ravensberger Hügellandes mit Feldern, Wiesen, Bächen sowie kleinen Flüssen. Hier befindet sich der künstlich angelegteObersee, der die größte Wasserfläche der Stadt darstellt und zur Regulierung desJohannisbaches angelegt wurde. Der nordöstliche Teil der Stadt entwässert über die BielefelderAa in dieWeser, während das Wasser aus dem südwestlichen Teil derEms zufließt. DieWasserscheide bildet der fast völlig bewaldete Höhenzug des Teutoburger Waldes. Er dient als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung der Großstadt. Durch den Teutoburger Wald führen zahlreiche Wanderwege inmitten des Bielefelder Stadtgebiets. Der bekannteste unter ihnen ist derHermannsweg, der vomHermannsdenkmal beiDetmold über dieSparrenburg nachRheine führt. Die südlich des Teutoburger Waldes liegende Senne ist aus eiszeitlichen Sandablagerungen entstanden, von derenHeideflächen nur noch Reste im Stadtgebiet von Bielefeld erhalten sind. Heute wird dieses Gebiet von Äckern, Grünland und kleinen Wäldern, jedoch auch von Trockenrasen, Bruchwäldern undFeuchtwiesen geprägt.[5]
Markierung des 52. nördlichen Breitengrads
Der höchste Punkt im Stadtgebiet liegt auf der BergkuppeAuf dem Polle im Stadtteil Lämershagen auf 320 mNHN, der niedrigste im Stadtteil Brake an derAa an der Grenze zuHerford auf 71 m NHN. DasRathaus steht auf einer Höhe von 114 m NHN. Bielefeld hat daher – nach dem Höhenprofil geschieden – Anteil an zwei Landschaftsformationen, dem höheren Hügelland des Ravensberger Berglandes im Norden und dem Flachland derWestfälischen Bucht im Süden. Durch das Stadtgebiet führt der 52.nördliche Breitengrad. Er wird am Hermannsweg durch einen Markierungsstein gekennzeichnet.
Bielefeld ist die nördlichsteGroßstadt in Nordrhein-Westfalen. Die nächstgelegenen Großstädte sindGütersloh (18 Kilometer südwestlich),Paderborn (40 Kilometer südöstlich),Osnabrück (45 Kilometer nordwestlich),Hamm (60 Kilometer südwestlich),Münster (65 Kilometer westlich),Hannover (100 Kilometer nordöstlich),Hildesheim (100 Kilometer östlich),Siegen (140 Kilometer südlich) undBremen (200 Kilometer nördlich). Bielefeld liegt in einerAgglomeration, die sich entlang derBahnstrecke Hamm–Minden und der parallel verlaufendenAutobahn 2 von Gütersloh über Bielefeld undHerford bisMinden erstreckt.
Stadtgliederung
Lage der Stadtbezirke im Stadtgebiet (anklickbar)
Gemäß der Hauptsatzung der Stadt Bielefeld gliedert sich das Stadtgebiet in zehnStadtbezirke.[6] Die einzelnen Stadtbezirke werden für statistische Zwecke in 72 statistische Bezirke unterteilt, die aus 170 statistischen Raumeinheiten bzw. über 2800 Baublöcken bestehen. Alle Einheiten der Gliederung sind durch eine eindeutige Nummerierung identifizierbar.[7][8] Die Neugliederung der Stadt erfolgte zur besseren Statistikerhebung und aus Datenschutzgründen.
Die politische Vertretung eines jeden Stadtbezirkes besteht je Bezirk aus einer von der Bevölkerung gewähltenBezirksvertretung, die aus bis zu 19 Mitgliedern besteht. Vorsitzender der Bezirksvertretung ist derBezirksbürgermeister (bis 2010Bezirksvorsteher).
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird für Ortsangaben in Bielefeld üblicherweise eine informelle Einteilung in Stadtteile verwendet. Diese Stadtteile entsprechen oftmals den ehemals selbstständigen Gemeinden, die bei denGebietsreformen von 1930 und1973 nach Bielefeld eingemeindet wurden.
Bielefelder Innenstadt, von der Sparrenburg aus gesehen
Ausdehnung und Nutzung des Stadtgebiets
Bielefeld ist als „KleineGroßstadt“ klassifiziert und bedeckt eine Fläche von 258,83 Quadratkilometern.[11] Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in Nord-Süd-Richtung 22 und in West-Ost-Richtung 19 Kilometer.[12] Für Siedlung und Verkehr werden 43,7 % der Fläche genutzt, Vegetations- und Gewässerfläche nehmen 56,3 % ein, die detaillierte Flächennutzung in Bielefeld ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.[11] Der Anteil an der Landwirtschaftsfläche ist um etwa vier Prozentpunkte höher als bei vergleichbaren Städten in Nordrhein-Westfalen. Rund 7,5 % der Stadtfläche sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen.[13] Von den Waldgebieten gehören 2363 Hektar zumBielefelder Stadtwald.[14]
Das Hügelland besteht im Wesentlichen aus 1000 bis 2000 Meter mächtigen Schichten vonTonmergel-,Kalk- undSandsteinen desErdmittelalters (Trias,Jura undKreide). Charakteristisch für das Hügelland sind die zahlreichenSättel,Mulden,Horste undGräben. Im Teutoburger Wald, auch Osning genannt, wurden diese Gesteine in geomorphologischen Prozessen besonders deutlich herausgehoben und dann wie auch im Ravensberger Hügelland in die bereits genannten zahlreichen Sättel, Mulden, Horste und Gräben zerlegt. Der Osning wird daher auch alsBruchfaltengebirge charakterisiert. Die ehemals ungestört übereinander folgenden Gesteinsschichten sind im Osning daher heute nebeneinander oder gar in überkippter Lagerung anzutreffen. Von diesen Prozessen unbeeinflusst lagern im tieferen Untergrund die Gesteine desErdaltertums (Devon,Karbon undZechstein).
Die Oberfläche des gesamten flacheren Stadtgebiets ist durchLockergesteine desEiszeitalters (Sand,Kies,Löss,Geschiebemergel) bestimmt. Während allerdings im verglichen mit dem nördlichen Hügelland eher flachen Süden (insbesondere in derSenne) die Sande und Kiese dominieren und nur am Rand des Teutoburger Waldes Löss zu finden ist, gibt es im Ravensberger Hügelland insbesondere in den Tälern eine fast durchgehende Bedeckung mit einer fruchtbaren, etwa 1 Meter mächtigen Lössschicht. Dieser Löss wurde imQuartär angelagert und verwitterte im Laufe der Zeit zu fruchtbarenParabraunerden. Da sich unter dem Lösswasserundurchlässige Schichten befinden, sind insbesondere die Täler des Hügellandes feucht. Die hier vorherrschenden staunassenPseudogleyen, die oft in den charakteristischenSieken zu finden sind, eignen sich vielfach nur alsGrünland.
An der Grenze zumMünsterland haben sich aus denSchmelzwassersanden des EiszeitaltersPodsole entwickelt. Wie auch im Ravensberger Hügelland mit seinen Sieken undPlaggeneschen hat die historische Landbautechnik Einfluss auf die Böden im südlichen Stadtgebiet. Durch landwirtschaftliche Nutzung (teilweise auch Plaggenauftrag) haben sich teilweise tiefreichendeHumusböden gebildet.
In den Hanglagen des Osnings konnte sich eine tiefgründige Bodenbedeckung nicht halten. Hier dominieren die Festgesteine, die überwiegend eine dünne Humusschicht tragen und nur an wenigen Stellen direkt an die Oberfläche treten. Eine Bedeckung dieser Gesteine ist im Kammbereich nur flachgründig. Im nordöstlichen Kammbereich und in einigen dem Kamm südwestlich vorgelagerten Kuppen, wie demKäseberg und demBokelberg, finden sich vorwiegend flachgründige, steinige,tonig-lehmigenKalkstein-Verwitterungsböden (Rendzinen). Im Bereich des südwestlichen Kammes finden sich eher flachgründige nährstoffarme, saure und steinigeHeideböden (Podsole), die durch Verwitterung der Sandsteine des Erdmittelalters entstanden sind.[15]
Das Klima in Bielefeld wird durch die Lage im ozeanisch-kontinentalen ÜbergangsbereichMitteleuropas und durch seine Lage amTeutoburger Wald bestimmt. Das Gebiet liegt überwiegend im Bereich des subatlantischenSeeklimas mit teils temporärenkontinentalen Einflüssen. Die Winter sind unter atlantischem Einfluss meist mild, die Sommer mäßig warm, die Niederschläge relativ gleichmäßig verteilt. DieJahresmitteltemperatur in der Mitte liegt bei etwa 8,5 °C und im in derWestfälischen Bucht liegenden Süden des Stadtgebiets bei etwa 9 °C. In den Höhenlagen desOsnings ist sie deutlich niedriger und liegt bei etwa 7,5 bis 8 °C.
Die Niederschläge sind maßgeblich durch die Lage am Teutoburger Wald beeinflusst. Insgesamt ist Bielefeld neben den Städten imBergischen Land und imSiegerland eine der niederschlagsreichsten Großstädte Nordrhein-Westfalens. Die Jahresniederschläge liegen in allen Monaten deutlich über dem Landesschnitt. Die Niederschlagsmengen schwanken jedoch je nach Lage jährlich meist zwischen etwa 800 und 1000 Millimeter. Im Bereich des Stadtzentrums liegt der Jahresniederschlag bei etwa 890 Millimetern. Da die vorherrschenden Winde meist aus Richtung Südwesten wehen und dabei feuchte Luft vomAtlantik mitbringen, kommt es an derLuvseite des Teutoburger Waldes, der die erste Barriere am Rand desWeserberglandes darstellt, zu ausgeprägtemSteigungsregen. Daher erreichen die Jahresniederschläge im und am Südrand des Osning Werte bis deutlich über 1000 Millimeter. Die weiter in der Westfälischen Bucht gelegenen Orte im südlichen Stadtgebiet sind regenärmer. Hier beträgt der Jahresniederschlag nur noch etwa 750 Millimeter. Niedriger sind die Jahresniederschläge mit etwa 800 Millimetern auch in den geschützten Lagen imAatal imRavensberger Hügelland und imLee des Osning.[16][17]
Bereits zur Mitte des 9. Jahrhunderts wurde der Ort erwähnt, als demKloster Corvey einMansusin Bylanuelde übertragen wurde.[21] Die erste Erwähnung der Stadt Bielefeld stammt aus dem Jahr 1214.
Seine Stellung als wichtigster und größter Ort der Region ist im Falle Bielefelds wenig historisch begründet. Über einen großen Teil der frühen Geschichte waren andere Städte im heutigen Ostwestfalen wie Paderborn (bedeutendesBistum) oderMinden (Verwaltungsstadt des gleichnamigen Fürstentums) weitaus wichtiger und nahmen eher Vormachtstellungen ein, da diese angrenzenden Herrschaftsgebilde politisch bedeutender waren als dieGrafschaft Ravensberg, deren Hauptstadt Bielefeld werden sollte.
Bielefeld wurde im Vergleich relativ spät gegründet und wurde mehr durch strategische als durch geschichtliche Legitimation zu einem wichtigen Ort der Grafschaft gemacht: Bielefeld gehörte zu den zahlreichen Stadtgründungen desHochmittelalters und entstand mit der Absicht, die Herrschaft des Landesherrn zu sichern, da sie an der Südgrenze der Grafschaft Ravensberg lag. Die Landesherren wollten den Ort planmäßig als Kaufmannsstadt und Hauptstadt der Grafschaft ausbauen. Erst durch den Bedeutungsverlust der historisch bedeutenderen Orte durch verschiedene Faktoren (in Paderborn durch die Säkularisierung und dem folgenden Machtverlust geistlicher Herrschaften, in Minden u. a. durch die Entscheidung zur Beibehaltung der Stadtfestung, und somit Einschränkung des Wachstums) blieb Bielefeld als Stadt übrig, die durch Handel wohlhabend geworden war und sich ungehindert ausbreiten konnte.
Aufgrund seiner Lage an der Kreuzung mehrerer alter Handelswege und an einem wichtigen Pass durch den Teutoburger Wald entwickelte sich Bielefeld schnell zum Wirtschafts- und Finanzzentrum der Grafschaft Ravensberg. Um 1240 begann der Bau derSparrenburg, die nach ihrer Fertigstellung als Wohnsitz des Landesherrn und seines Gefolges diente. Außerdem sollte die Burg die Stadt und den Pass über die Berge des Teutoburger Waldes schützen. Ab 1293 entstand die Neustadt. Während die Altstadt mehr auf Handel ausgerichtet war, wohnten in der Neustadt vor allem Bedienstete und Versorger der Burg. Der Wohlstand der Kaufleute und Handwerker wuchs nicht zuletzt durch den Beitritt Bielefelds zurHanse im 15. Jahrhundert.
Im Vorfeld und im Verlauf desDreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde die Sparrenburg nacheinander von holländischen, spanischen, schwedischen und französischen Truppen besetzt. In den Jahren 1636 und 1637 wütete diePest in Bielefeld und forderte rund 350 Opfer. Im 17. Jahrhundert begann die Entwicklung Bielefelds zur „Leinenstadt“, was in der damaligen Zeit vor allemLeinenhandel bedeutete. Die Bauern des Ravensberger Landes bauten auf ihren Ackerflächen anstatt Korn vorzugsweise den staatlich subventioniertenFlachs an und verarbeiteten diesen inHeimindustrie zu Leinen. Der Leinenhandel führte zu einem gewissen Wohlstand in der Stadt. Um 1830 geriet das Bielefelder Leinenhandwerk in eine schwere Krise, da inIrland, England und Belgien mit der Produktion maschinell gewebter Stoffe begonnen wurde. Die wirtschaftliche Not vieler Bielefelder führte zu Unruhen während derRevolution von 1848. Darüber hinaus verließen viele Menschen ihre Heimat in Ostwestfalen und wanderten nach Amerika aus.
Die ab 1843 angelegteCöln-Mindener Eisenbahn war ab 1847 in ganzer Länge in Betrieb. Dieser Bahnanschluss förderte die Entwicklung Bielefelds zur Industriestadt.
Bielefeld um 1895Altes Rathaus
Zur Rettung des Textilstandortes Bielefeld wurden Mitte des Jahrhunderts zwei industrielle Spinnereien gegründet: Die 1850 gegründeteSpinnerei VorwärtsCarl Bozis nahm 1852 ihren Betrieb auf. Die 1854 als Aktiengesellschaft gegründeteRavensberger Spinnerei wurde 1857 eröffnet. Nach 1860 kamen maschinelle Webereien hinzu. Viele Heimspinner und Heimweber wurden so zu Fabrikarbeitern. Um 1870 liefen in Bielefeld ca. 10,5 % aller Spindeln und 11 % aller Webmaschinen Deutschlands,[22] und die Ravensberger Spinnerei entwickelte sich zur größten Flachsspinnerei Europas.
Um 1860 entwickelte sich dieTabakproduktion im Ravensberger Land. Die TabakfabrikGebr. Crüwell in Bielefeld, eine der bedeutendsten ihrer Art in Deutschland, vergab bestimmte Arbeiten in Heimproduktion, auch dies eine willkommene Ersatzarbeit für zahlreiche frühere Heimweber.
1867 wurden dieVon Bodelschwingh’schen Anstalten Bethel im heutigen Stadtteil Gadderbaum gegründet. Neben der Textilindustrie entwickelte sich der Maschinenbau. Heute ist Bielefeld der fünftgrößte Maschinenbaustandort Deutschlands. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Nahrungsmittelindustrie für Bielefeld bedeutsam. Mit demOetker-Konzern beherbergt die Stadt einen der europaweit größten Vertreter dieser Branche.[A 1]
1938 wohnten in Bielefeld rund 900 Bürgerjüdischen Glaubens. Die jüdische Gemeinde verfügte über eine prächtige, im Jahr 1905 eingeweihteSynagoge in der Turnerstraße. Sie wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in derReichspogromnacht von den Nationalsozialisten ausgeraubt und niedergebrannt. Kurz darauf, am 12. November 1938, wurden 406 Männer aus Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe nach Buchenwald verschleppt.[23] Im Herbst 1939 wurde den jüdischen Menschen in Bielefeld das Recht auf eigenen Wohnraum genommen, sie wurden in sogenannteJudenhäuser eingewiesen. ImSchlosshof errichtete man einZwangsarbeitslager.[24][25] In der Folgezeit wurden jüdischen Menschen immer mehr Rechte genommen. Am 13. Dezember 1941 folgte dann die erste von insgesamt acht weiteren Deportationen. Für die meisten der Deportierten bedeuteten sie den Tod. Bisher konnten 1604 Menschen jüdischer Herkunft ermittelt werden, die zwischen 1941 und 1945 von Bielefeld aus verschleppt wurden. Die Gesamtzahl derHolocaust-Opfer liegt deutlich höher.
Neues Rathaus
Der schwerste Luftangriff auf die Stadt imZweiten Weltkrieg erfolgte am 30. September 1944. Er kostete 649 Menschen das Leben und zerstörte nahezu den gesamten, von Fachwerk geprägten mittelalterlichen Stadtkern um den Burgberg herum (damals „Alt-Bielefeld“ genannt). Auch viele historische Bauten in anderen Teilen der Stadt überstanden diesen Angriff nicht. Am 4. April 1945 wurde die „Festung“ Bielefeld durch amerikanische Truppen eingenommen. Vorausgegangen waren zweitägige schwere Kämpfe in den Waldgebieten südlich der Stadt. Dem Mut einiger Bielefelder Bürger ist es zu verdanken, dass bei dem Vormarsch der amerikanischen Truppen weiteres Blutvergießen verhindert wurde. Der Brackweder BürgermeisterHermann Bitter öffnete am 3. April 1945 den Amerikanern diePanzersperren und wurde daraufhin vom NSDAP-Kreisleiter erschossen.[26] Als die amerikanischen Verbände am 4. April 1945 Richtung Innenstadt vorrückten, fuhr der evangelische PastorKarl Pawlowski auf seinem Fahrrad die kampfbereiten deutschen Abwehrstellungen entlang und bewog die Soldaten zum Abzug.[27] Daraufhin wurde Bielefeld ohne Gegenwehr eingenommen. Als die ersten amerikanischen Jeeps durch Bielefeld fuhren, wehte schon eine weiße Fahne vom Rathaus. Während des Krieges kamen in Bielefeld mehr als 1300 Menschen durch Bomben ums Leben.
Zerstörte historische Bausubstanz wurde nach dem Krieg durch moderne Bauten ersetzt, das vollständig zerstörte mittelalterliche Stadtviertel bis auf ein oder zwei Gebäude nicht wieder aufgebaut. Heute besteht die Stadt zu etwa 25 % aus Gebäuden von vor dem Zweiten Weltkrieg, vor allem in den Vierteln und Stadtteilen um das Stadtzentrum.[28] Die Industrie hingegen wurde binnen weniger Jahre wieder aufgebaut und der Wirtschaftsaufschwung begann. Die Textilindustrie verlor jedoch immer mehr an Bedeutung, während sich die Stadt zu einem Dienstleistungszentrum entwickelte.
Eine städtebauliche Besonderheit der Nachkriegszeit bildet die PlanstadtSennestadt.
Im Jahr 1828 wurde das Gut Niedermühlen in die Feldmark der Stadt Bielefeld eingegliedert. Am 1. April 1900 wurden Teile der GemeindeGadderbaum sowie das Gebiet der Sparrenburg nach Bielefeld eingegliedert. Am 31. Januar 1907 folgten Teile der GemeindeQuelle sowie der Hof Meyer zu Olderdissen und der Schildhof. Am 1. Oktober 1930 kamen die GemeindenSchildesche Dorf,Sieker undStieghorst sowie Teile der GemeindenGellershagen,Großdornberg,Heepen,Hoberge-Uerentrup,Oldentrup,Schildesche Bauerschaft undTheesen aus demKreis Bielefeld zur Stadt Bielefeld. 54 ha der Gemeinde Babenhausen kamen am 31. Dezember 1961 und 56 ha der Gemeinde Brake am 1. Januar 1965 hinzu.[29]
Um das Jahr 1800 hatte Bielefeld rund 5.500 Einwohner. Durch die Industrialisierung stieg diese Zahl in den folgenden Jahrzehnten stetig an und lag 1900 bei über 60.000 Einwohnern. Die Bevölkerungszahl Bielefelds überschritt 1930 in den damaligen Grenzen die Marke von 100.000 und machte die Stadt damit zurGroßstadt. In der Nachkriegszeit stieg die Bevölkerungszahl bis 1961 auf über 175.000, von denen etwa 60.000 als Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bielefeld gekommen waren.[3] Nach einem leichten Rückgang bis 1972 wuchs die Einwohnerzahl 1973 durch die Eingemeindung fast aller zum Kreis Bielefeld gehörenden Orte, darunter Brackwede mit 39.856, Sennestadt mit 20.187 und Senne I mit 17.421 Einwohnern (Bevölkerungszahlen von 1970), auf mehr als 320.000.[31] Mit 321.200 Einwohnern zum Jahresende 1973 wurde ein zwischenzeitlicher Höchststand erreicht, der erst seit 1991 dauerhaft überboten wurde. Bielefeld steht unter dendeutschen Großstädten an 18. und in Nordrhein-Westfalen an achter Stelle.
1994 wurde in Bielefeld dieDoppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seitdem gibt es nur noch den hauptamtlichenOberbürgermeister. Dieser ist oberster Repräsentant der Stadt, Vorsitzender des Rates und Leiter derStadtverwaltung. Er wird seit 1999 direkt von den Wahlberechtigten gewählt. Seit 2009 bekleidetPit Clausen von der SPD das Amt. Er wurde zuletzt am 27. September 2020 in einerStichwahl mit 56,09 Prozent der gültigen Stimmen als Oberbürgermeister bestätigt, sein HerausfordererRalf Nettelstroth (CDU) erhielt 43,91 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,69 %.[39] In seiner repräsentativen Funktion wird er durch die ehrenamtlichen Bürgermeister Andreas Rüther (CDU), Karin Schrader (SPD) und Christina Osei (Grüne) vertreten. In seiner Funktion als Verwaltungschef vertritt ihn der Beigeordnete Nürnberger.[40]
Wappenbegründung: In der Grundform gibt es dieses Wappen seit 1263; damals galt es als Wappen der Altstadt. Als 1520 die Alt- mit der Neustadt vereinigt wurde, wurde das Wappen offizielles Wappen der nun vereinigten Stadt. Bis ins 19. Jahrhundert hat sich daran nichts geändert, doch dann kamen Löwen innerhalb von Wappen immer mehr in Mode, so dass das Wappen von da an von zwei Löwen getragen wurde. Seit 1973 ist das Wappen in Schildform und ohne Löwen das offizielle Wappen der Stadt Bielefeld. Der Schild mit den Sparren entspricht dem Wappen derGrafschaft Ravensberg, deren Hauptstadt Bielefeld einst war. Die Türme zeigen einen äußeren Teil der Außenmauer.
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Städtepartnerschaften
Bei einem Besuch von Bildungsfachleuten aus dembritischenRochdale bei Gewerkschaftsvertretern in Bielefeld kam den Beteiligten die Idee einerStädtepartnerschaft, die 1953 eingegangen wurde. Als Symbole der Partnerschaft sind in Rochdale eine Brücke und in Bielefeld der Park vor der Ravensberger Spinnerei nach der jeweiligen Partnerstadt benannt. An der Nicolaikirche in Bielefeld steht darüber hinaus eine englische Telefonzelle.
Der Stadtbezirk Brackwede unterhält seit 1958 eine Partnerschaft mitEnniskillen inNordirland (Vereinigtes Königreich). Ausgangspunkt der Partnerschaft war der Auftritt derRoyal-Inniskilling-Dragoon-Guards auf dem Brackweder Schützenfest 1957. Zum Zeichen der Freundschaft wurde eine Straße in Brackwede nach der Partnerstadt benannt. Regelmäßige Schüleraustausche des Brackweder Gymnasiums mit derPortora Royal School gehören zum Partnerschaftsprogramm.
Die Folklore-GruppeCercle Celtic aus demfranzösischenConcarneau hatte 1967 einen Auftritt in der damals noch eigenständigen Gemeinde Senne. 1973 entwickelten sich die geschlossenen Freundschaften zu einer festen Partnerschaft mit dem heutigen Stadtbezirk. In den Städten sind heute Straßen nach der jeweiligen Partnerstadt benannt.
Der Bielefelder Gerhard Hoepner pflegte privat Kontakt zu Andreas Meyer, der insisraelischeNahariya ausgewandert war. Daraus entwickelte sich 1980 eine Städtepartnerschaft. Heute gibt es in Bielefeld ein Fenster zwischen den beiden Rathäusern und eine Straße, die nach der Partnerstadt benannt sind. In Nahariya konnte eine Kirche aus dem 6. Jahrhundert mit Spenden aus Bielefeld restauriert werden. Daher wird sie heuteBielefelder Kirche genannt. DasGymnasium Heepen und die Amalschule in Nahariya pflegen ebenfalls eine Partnerschaft.
Als Folge eines Beschlusses des Bundestages zur militärischen Nachrüstung im Winter 1983/84 nahm Bielefeld Kontakt zurrussischen StadtWeliki Nowgorod auf. Aus dem Briefkontakt entwickelte sich eine Städtepartnerschaft, die 1987 eingegangen wurde. Eine Straße im neuen Bahnhofsviertel und eine Eiche an der Sparrenburg wurden nach der Partnerstadt benannt. In den 1990er-Jahren wurden viele Hilfstransporte in die russische Partnerstadt unternommen. Noch heute werden soziale Projekte in Weliki Nowgorod finanziell unterstützt. Regelmäßig tauschen sich Schulen und Universitäten aus.
Seit 1984 pflegt Bielefeld Kontakte mitEstelí inNicaragua, die 1995 zu einer festen Städtepartnerschaft ausgebaut wurden. Die Stadt wurde 1998 durch einenHurrikan verwüstet und konnte mithilfe von Spendengeldern aus Bielefeld und anderen Partnerstädten wieder aufgebaut werden. Die Partnerschaft wird von den Bielefelder Schulen gestützt, die mit den Schulen in Estelí gemeinsame Projekte durchführen. Nachdem Berichten vom Welthaus Bielefeld zufolge im April 2018 Scharfschützen vom Dach des Rathauses in Estelí auf Demonstranten schossen, wohl mit Wissen des Bürgermeisters, legte die Bielefelder Stadtverwaltung die Partnerschaft mit Estelí vorerst auf Eis. Die zivilgesellschaftlichen Projekte laufen indes weiter.[42]
Bielefeld hatPatenschaften für die ehemals ostdeutschen Städte Gumbinnen/Ostpreußen (Gussew, Oblast Kaliningrad, Russland), Wansen/Schlesien (Wiązów, Polen) und Münsterberg/Schlesien (Ziębice, Polen) übernommen. Den heimatvertriebenen Bewohnern dieser Städte gewährte Bielefeld nach dem Zweiten Weltkrieg Hilfe bei der sozialen und wirtschaftlichen Eingliederung.[43]
DieAltstädter Nicolaikirche ist die älteste der Bielefelder Stadtkirchen. Sie war ursprünglich eine dreischiffige gotischeHallenkirche, die Anfang des 14. Jahrhunderts vergrößert und zur Bürger-/Kaufmannskirche ausgebaut wurde. Zuvor wurde sie 1236 vomPaderborner Bischof Bernard zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Viermal täglich (um 9:58, 12:58, 15:58 und 18:58 Uhr) erklingt ein Glockenspiel. Der wertvollste Besitz dieser Kirche ist einAntwerpener Retabel, das mit neun geschnitzten Szenen und über 250 Schnitzfiguren verziert ist. In ihrer heutigen Form ist die Kirche bis auf den unteren Teil des Turmes ein Neubau, der in Anlehnung an die am 30. September 1944 zerstörte Vorgängerkirche entstanden ist. Die Kirche verfügt über ein kleines Museum, in dem unter anderem Überbleibsel aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sowie alte Fotografien gezeigt werden.
DieNeustädter Marienkirche ist eine hochgotische Hallenkirche mit zwei Türmen aus dem Jahr 1293. Die Türme wurden jedoch erst Anfang des 16. Jahrhunderts mit gotischen Turmhelmen ergänzt und damit vollendet. Die gotischen Turmhelme wurden später bei einem Sturm zerstört und durch barocke Hauben ersetzt. Diese Kirche ist aus kunsthistorischer Sicht das wertvollste Baudenkmal Bielefelds und hat eine Länge von 52 Metern sowie eine Höhe von 78 Metern. Im Jahr 1553 war sie Ausgangspunkt derReformation in Bielefeld. Im Gotteshaus befindet sich ein wertvoller Flügelaltar mit 13 verschiedenen Bildern, der sogenannte Marienaltar. Die Bilder wurden von einem anonymen Maler im Jahr 1400 geschaffen. Auf ihnen sind Situationen wie Himmel und Erde, Gott und Mensch oder Christus und Maria zu sehen. Die Kirche diente eine Zeit lang alsGrablege der Grafen von Ravensberg. An der Nordseite des Chores befindet sich dieTumba des GrafenOtto III. von Ravensberg und seiner Gemahlin Hedwig zur Lippe, die wohl kurz nach 1320 entstanden ist. Auf der Südseite ist die Tumba des GrafenWilhelm II. († 1428) und seiner Gemahlin Adelheid von Tecklenburg († 1429). Zur weiteren Ausstattung gehören ein spätgotisches Kruzifix vom Anfang des 16. Jahrhunderts und eine geschnitzte Kanzel, die von 1681 bis 1683 vom Bielefelder MeisterBernd Christoph Hattenkerl geschaffen wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Unter anderem wurden bei einem Luftangriff die bis dato barocken Turmhelme zerstört. Nach dem Krieg wurden diese 1965 in gotischer Form neu errichtet und erhielten ihre extrem spitze Form.
Mitten in der Altstadt steht die im 16. Jahrhundert entstandeneSüsterkirche. An dieser Stelle wurde es im Jahr 1491 zwölfAugustinerinnen gestattet, ein eigenes Kloster zu gründen. Sie widmeten sich der Kranken- und Armenversorgung. Im Jahr 1616 wurde das Kloster jedoch aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben und an die Stadt übergeben. Heute ist sie die Kirche der einzigen evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Bielefelds. Von den sich anschließenden Gebäuden des ehemaligen Klosters zum Marienthal blieb nur das HausSüsterplatz 2 erhalten. Der quadratische zweigeschossige Bau mit Satteldach entstand im Kern bereits zwischen 1500 und 1600 und dient heute als Pfarrhaus. Im 18./19. Jahrhundert wurde er unter Veränderung der Geschosshöhen durchgreifend umgebaut. Der Vordergiebel zum Süsterplatz wurde dabei in neugotischen Formen dekoriert.
Die katholische PfarrkircheSt. Jodokus war ursprünglich die Kirche einesFranziskanerklosters und wurde 1511 erbaut. Zunächst (ab 1498) befand sich diesesKloster am Jostberg, wurde dort jedoch schon 1507 aufgrund von Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung wieder aufgegeben und an den heutigen Klosterplatz verlegt. Von dem alten Kloster am Jostberg sind noch Ruinen erhalten. Das Franziskanerkloster in der Altstadt blieb auch nach derReformation bestehen. Als die übrigen Kirchen in der Stadt die Reformation annahmen, versahen die Franziskaner die Seelsorge für die wenigen im Ravensberger Land verbliebenen Katholiken. Das Kloster wurde 1829 aufgelöst, die Pfarrseelsorge übernahmen Diözesanpriester. Im Innern der Kirche, die bis heute Pfarrkirche ist, befinden sich die „Schwarze Madonna“ von 1220, eine Holzplastik desheiligen Jodokus von 1480 sowie die Ikonenwand von Saweljew aus dem Jahr 1962.
DieKirche Heilig Geist an der Spandauer Allee im Bielefelder Ortsteil Dornberg gilt als ein Kleinod unter den modernen Kirchen im ostwestfälischen Raum. Sie wurde Anfang der 1990er-Jahre in Bielefeld-Dornberg als Nachfolgekirche der beiden für die wachsende Gemeinde zu klein gewordenen KirchenHeilig Geist imWellensiek undHeilige Familie, Bielefeld-Uerentrup, erbaut.
DerAlte Markt bildet das Herzstück der Bielefelder Altstadt. An seiner Nordseite befindet sich das Theater am Alten Markt. Der äußerlich unscheinbare Bau lässt kaum erahnen, dass in ihm noch umfangreiche Reste des mittelalterlichen Rathauses stecken. DasAltstädter Rathaus wurde 1424 erstmals urkundlich erwähnt. Der erste Rathausbau ist an dieser Stelle vermutlich bereits im 13. Jahrhundert entstanden. Von ihm dürften noch Teile im jetzigen Kellergeschoss vorhanden sein. 1538 wurde mit einem Neu- bzw. Erweiterungsbau begonnen, der spätestens 1569 vollendet war. Dabei handelte es sich um einen zweigeschossigen Bruchsteinbau über hohem Sockelgeschoss mit zwei in Werkstein ausgeführten Schaugiebeln. Der auf einer Zeichnung des 19. Jahrhunderts überlieferte westliche Staffelgiebel war in Anlehnung an dasMünsteraner Rathaus und das nahe gelegeneCrüwellhaus noch in spätgotischen Formen gestaltet. Über dem schon Renaissanceformen aufweisenden Hauptportal an der Niedernstraße war ein 1562 bezeichnetes Adam-und-Eva-Relief (jetzt im Foyer des Neuen Rathauses) angebracht.
1820–1821 erfolgte ein durchgreifender Umbau und die Erhöhung des Wandkastens, um das Innere besser nutzen zu können. Dabei wurden die beiden Giebel abgebrochen. Anschließend wurde der Außenbau inklassizistischen Formen dekoriert und der Haupteingang mitFreitreppe an die Marktseite verlegt. Das hohe Satteldach wurde außerdem durch ein niedriges Krüppelwalmdach ersetzt. Nach der Erbauung des Neuen (heute „Alten“) Rathauses am Niedernwall im Jahre 1904 diente es nur noch als Sitz untergeordneter Behörden und derStadtbibliothek. 1906 wurde ein Arkadengang an der Niedernstraße, der sogenannte Hochzeitsbogen, für den Fußgängerverkehr eingebaut. Am 30. September 1944 wurde der Bau mehrfach von Brandbomben getroffen und ist völlig ausgebrannt.
Ab 1949 wurde das Alte Rathaus vonHanns Dustmann unter weitgehender Verwendung desspätmittelalterlichen Wandkastens wiederaufgebaut. Seitdem wird es als „Theater am Alten Markt“ und als Volkshochschule „Die Brücke“ genutzt. Um beide Einrichtungen unterbringen zu können, wurde im Norden ein niedrigerer Erweiterungsbau angefügt. Bei der Wiederherstellung der Fassaden wurde das klassizistische Dekor entfernt und das Äußere in schlichten Formen gestaltet, so dass das noch weitgehend aus dem Spätmittelalter stammende Gebäude heute wie ein Nachkriegs-Neubau erscheint, der noch deutliche Anklänge an die so genannteHeimatschutzarchitektur zeigt.
Der jetzige Bau ist ein zweigeschossiger Putzbau von sieben Achsen mit hohem, von zahlreichen Gauben belebtemWalmdach. An der zur Niedernstraße hin orientierten Schmalseite befindet sich der alsLaubengang gestaltete Hochzeitsbogen und an der Marktseite ein schlichtes Portal mit doppelläufiger Freitreppe. Die östlichen drei Joche des Kellergewölbes wurden 1995 saniert und dienen seitdem als Weinstube. DieKreuzgratgewölbe sind noch zum Teil mit denSchlusssteinen von 1538 versehen, die sich allerdings nicht mehr an ursprünglicher Stelle befinden.
Bürgerliche Wohnbauten
Haus Müller
Von den zu Beginn des Zweiten Weltkrieges noch in größerer Zahl vorhandenen bürgerlichen Wohnbauten des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit sind nur wenige erhalten, jedoch befinden sich noch zahlreiche Villen und Straßenzüge derGründerzeit und der Wende zum 19. Jahrhundert in der Stadt, auch in den Stadtteilen ist die Bebauung in Teilen älter als in der Innenstadt.
Das derzeit älteste bekannteBürgerhaus ist dasHaus Müller in derObernstraße. Es wurde nachdendrochronologischer Datierung 1485 errichtet. 1592 kam es zu einem umfassenden Umbau, bei dem es unter anderem mit einem neuen reich beschnitzten Fachwerk-Giebel versehen wurde. Von 1991 bis 1993 wurde das Gebäude durchgreifend erneuert und durch einen modernen Anbau ergänzt. Obwohl auch historische Befunde beseitigt wurden, ist die ursprüngliche Aufteilung des Inneren mitDiele, den seitlichenStubeneinbauten und dem unterkellertenSaal bis heute nachvollziehbar geblieben. Das zugehörige HinterhausWelle 55, das mit dem Vordergebäude durch eine hölzerne Brücke verbunden ist, dürfte im 17. Jahrhundert errichtet worden sein.
Ebenfalls noch aus dem Spätmittelalter stammt das HausObernstraße 32. Das schlichte zweigeschossige Giebelhaus mitKrüppelwalmdach wird im Äußeren wesentlich durch einen Umbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts geprägt. Die ältesten Teile entstanden bereits im frühen 16. Jahrhundert.
Battig-Haus von 1680, rechts
Einer der bekanntesten Wohnbauten ist das ab 1530 errichteteCrüwell-Haus (Obernstraße 1). Der spätgotischeStufengiebel entstand nach dem Vorbild Münsteraner Bauten. Ähnliche, jedoch später entstandene Beispiele gibt es inHerford (Bürgermeisterhaus, bezeichnet 1538) undLemgo (Haus Wippermann 1576). Die Front wurde 1901 erneuert und im Erdgeschoss mit Ladeneinbauten versehen. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde das Haus 1948/49 vonPaul Griesser unter Erhaltung der historischen Fassade neu errichtet. Beim Wiederaufbau wurden anstelle der großen Schaufenster kleinereKreuzstockfenster eingesetzt. Im Treppenhaus befinden sich etwa 7000 historischeDelfter Kacheln aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Es handelt sich wohl um die größte Sammlung dieser Art in Nordwestdeutschland.
VomBattig-Haus (Alter Markt 3) blieb nach schwerer Kriegszerstörung nur der 1680 bezeichneteVolutengiebel erhalten, der in den von Paul Griesser errichteten Komplex derLampe-Bank einbezogen wurde. Die Schaufront ist noch stark von der so genannten „Weserrenaissance“ beeinflusst, die Art der Staffelfüllungen ist jedoch schon demBarock verpflichtet. Beim Wiederaufbau nach 1945 wurde die Fassade erhalten, wobei die Schaufenster durch kleinere Öffnungen ersetzt wurden.
An derObernstraße 38 befindet sich ein Fachwerkbau mit klassizistischer Fassade, die dem älteren Hauskörper in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgeblendet wurde. Die Erdgeschosszone ist in jüngerer Zeit durch Ladeneinbauten verändert worden.
Wohnlage westlich der Innenstadt
Wesentlich mehr Wohngebäude haben den Krieg außerhalb der Innenstadt überdauert. So liegen westlich des Ostwestfalendamms einige Straßenzüge mit nahezu durchgängiger denkmalgeschützter Bebauung aus Villen und Bürgerhäusern. Zu nennen sind hier vor allem die Große-Kurfürsten-Straße, der Goldbach sowie Werther- und Dornberger Straße. Häufig handelt es sich dabei um Wohnstätten ehemaliger Unternehmer wie dieVilla Bozi. Ebenso befinden sich in sogenanntenMusikerviertel zwischen Detmolder Straße und Sparrenburg zahlreiche Gebäude gleicher Art. Im Osten der Innenstadt befinden sich Ensembles aus der Zeit um 1900, so zum Beispiel an der Diesterweg- und Fröbelstraße. Teilweise bis ins Mittelalter zurückgehende Bebauung findet sich in den Kernen der Stadtteile Heepen und Schildesche.
Adelshöfe
Von den im Jahre 1718 genannten 17 Adelshöfen sind noch einige erhalten:
Als Keimzelle der Stadt gilt der an der Welle gelegeneWaldhof. Er soll aus einem der Höfe hervorgegangen sein, die bereits vor der Stadtgründung bestanden. Das lang gestreckte Gebäude stammt im Kern sicher noch aus dem Mittelalter und wurde im 16. Jahrhundert umgebaut. Damals entstand die 1585 bezeichneteUtlucht mit Volutengiebel. Der östliche Gebäudeteil besaß bis zum Zweiten Weltkrieg ein Fachwerk-Obergeschoss.
Am Klosterplatz befindet sich der auch alsWoermanns Hof bezeichneteKorff-Schmisinger Hof. Das mitFächerrosetten versehene und reich beschnitzte Fachwerk-Obergeschoss soll um 1640 entstanden sein. Beim Bau der Klosterplatzschule wurde der ehemals etwa doppelt so lange Bau erheblich verkürzt.
In unmittelbarer Nähe liegt derWendtsche Hof. Der zweigeschossige Bau entstand im 16. Jahrhundert und wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert mehrfach verändert. Die rückwärtigen Teile wurden weitgehend in Fachwerk erneuert. Im Innenhof befindet sich einpolygonalerTreppenturm.
Spiegelshof
Der 1540 bezeichneteSpiegelshof ist ein zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau im Stil der so genanntenWeserrenaissance. Die Schmalseiten werden von Radzinnengiebeln geschmückt. Das Treppenhaus wurde 1682 angefügt. Das Innere wurde im Laufe der Zeit immer wieder verändert; im hinteren Teil des Gebäudes blieb dennoch ein unterkellerter Saal mit Balkendecke erhalten. Heute beherbergt Spiegels Hof dasNaturkunde-Museum.
Eine noch aufwendigere Fassade besitzt derGrestsche Hof. Er wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vielleicht auf den Fundamenten eines Stadtmauerturmes erbaut. Der prachtvolle Renaissancebau bildet seit 1870 den Nordflügel desRatsgymnasiums. Zu dieser Zeit wurde der Dachbereich verändert.
Als zweigeschossiger Putzbau präsentiert sichMeinders Hof (Obernstraße 40). Das originelle barocke Eingangsportal ist mit der Jahreszahl 1669 beschriftet. Weitere Veränderungen erfolgten im 19. Jahrhundert. Im Inneren des Erdgeschosses blieben ein 1670 datierter Kamin und Reste von barockenStuckdecken erhalten.
Wiederverwendete Reste zerstörter Bauten
Alter Markt 5. Den schlichten Nachkriegsbau ziert ein 1593 bezeichneter Volutengiebel in Formen der Weserrenaissance, der ursprünglich zu Obernstraße 29 (Brünger) gehörte. Der kriegsbeschädigte Ursprungsbau wurde 1962 unter Sicherstellung des Giebels abgebrochen. Zunächst auf den städtischen Bauhof verbracht, wurde er 1976 an seinem jetzigen Standort aufgestellt. Er ist in Einzelformen mit Markt 32 inBad Salzuflen verwandt.
Niedernstraße 3. In den schlichten Nachkriegsbau wurde ein mittelalterlicher Keller mitTonnengewölbe integriert.
Obernstraße 36 (Sparkasse). Dem 1975 entstandenen Gebäude wurde einDreiecksgiebel (bezeichnet 1606) vom ehemaligen Haus Obernstraße 9 vorgeblendet.
Die55er-Kaserne an der Hans-Sachs-Straße wurde 1775/77 auf dem Gelände des Hatzfeldschen Adelshofes errichtet. Dabei wurden Verblendsteine von den Festungsmauern der Sparrenburg verwendet. Es ist ein lang gestreckter Massivbau, dessenMittelrisalit ein Wappen krönt. Bei der Erweiterung von 1850 wurde der Hauptflügel um einMezzaningeschoss erhöht.
Stadtmauer
Von der im 13. Jahrhundert errichteten Stadtmauer der Altstadt sind Fundamentreste als Inszenierung im sogenannten Welle-Haus zu besichtigen. Die Reste wurden im Rahmen des ProjektsArchäo Welle freigelegt und museal aufbereitet. Im ehemaligen Grestschen Hof (siehe dort) sind Teile eines sehr starken viereckigen Mauerturmes verbaut. In der seit dem frühen 14. Jahrhundert befestigten Neustadt ist außerdem der Stumpf eines mittelalterlichenSchalenturmes im Garten eines Hauses an der Kesselstraße vorhanden. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen kam es zur Anlage eines einheitlichen Befestigungssystems um Alt- und Neustadt mit mehreren Rondellen zwischen 1539 und 1545. Ein mehrere Meter langes Mauerstück davon, das die Einmündung von Vossbach und Lutter in den Stadtgraben sichern sollte, ist hinter dem Haus Kreuzstraße 38 (derzeit Verwaltungsgebäude des Naturkundemuseums) erhalten. Auf der Mauerkrone stehen die zwei letzten Exemplare der ab 1856 installiertenGaslaternen.
Blick vomJohannisberg zur Sparrenburg. Links Neustadt, rechts von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
DieSparrenburg ist das bekanntesteBaudenkmal undWahrzeichen der Stadt. Sie wurde neuesten Erkenntnissen zufolge um 1200 erbaut und verfügt über einen 37 Meter hohen Burgturm sowie über unterirdische Gänge, die im Rahmen einer Führung besichtigt werden können. DerTurm kann von April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr bestiegen werden. Am 22. September 2006 belegte die Sparrenburg Platz 17 bei einem vomZDF ausgelobten Wettbewerb, in dem die beliebtesten deutschen Plätze gewählt wurden.
Im Jahr 1535 wurde Niemöllers Mühle, eine oberschlächtigeWassermühle im Bielefelder Stadtteil Quelle, erstmals erwähnt. Sie ist seit der Restaurierung 1994 wieder funktionstüchtig.[44]
Im Ravensberger Park steht dieWeiße Villa. Das Gebäude erinnert an die zahlreichenPotsdamer Turmvillen im italienischen Landhausstil, zum Beispiel dieVilla Schöningen. Wenige Schritte daneben befindet sich die ehemalige Direktorenvilla der Ravensberger Spinnerei, die heute dasMuseum Huelsmann beherbergt.
In den Nordpark wurde ein heute als Café genutzterkleiner Pavillon umgesetzt, der um 1830 errichtet wurde und einem Schüler des berühmten BaumeistersKarl Friedrich Schinkel zugerechnet wird.
Künstlerkarte von 1910: Links das Rathaus, rechts das StadttheaterRathaus, Stadttheater und Stadtbahn-Haltestelle (2011)Leineweberdenkmal
DasAlte Rathaus wurde 1904 erbaut und ist heute repräsentativer Sitz des Bielefelder Oberbürgermeisters. Der größte Teil der Verwaltung befindet sich imNeuen Rathaus, das direkt daneben liegt. An der Fassade des Alten Rathauses finden sich verschiedene Baustile, unter anderem Elemente derGotik und derRenaissance.[45]
DasStadttheater bildet baulich eine Einheit mit dem Alten Rathaus. Es wurde ebenfalls im Jahr 1904 eingeweiht und verfügt über eine bemerkenswerteJugendstilfassade des ArchitektenBernhard Sehring. Es ist das größte Theater der Stadt. 2005–2006 wurde es von Grund auf renoviert.
Auf dem Altstädter Kirchplatz befindet sich das 1909 vonHans Perathoner geschaffeneLeineweberdenkmal, eine Brunnenanlage, die an Bielefelds wirtschaftliche Anfänge in der Leinenverarbeitung erinnern soll.
An ein Schloss erinnert die Architektur der von 1855 bis 1857 erbautenRavensberger Spinnerei, die im 19. JahrhundertEuropas größte Flachsspinnerei war. Heute sind die Volkshochschule, das Historische Museum Bielefeld, ein städtisches Medienzentrum und eine Diskothek in ihr untergebracht. Ihr vorgelagert befinden sich der Rochdale- und der Ravensberger Park, die alsOpen-Air-Bühne dienen.
Ehemalige Werkkunstschule, Am Sparrenberg 2. 1913 von Stadtoberbaurat Friedrich Schultz im Sinne der Reformschulbauten desHenry van de Velde errichtet.
Von 1926 bis 1927 entstand das von Friedrich Schultz entworfene Freibad an der Wiesenstraße. Neben der großen zentralen Tribüne und der 100-m-Bahn weist es eine besondere Achsensymmetrie auf. Dazu gehörte seinerzeit auch ein Casinogebäude als Gartenrestaurant an der Bleichstraße. Zufahrt, Sprungturm und Casino liegen in einer eigenen Symmetrieachse. Wegen dieser Besonderheiten sind die historischen Teile des Wiesenbades heute als Denkmal geschützt.
Haus der Technik (Stadtwerke), Jahnplatz 5. Der Stahlskelettbau in Backsteinverblendung wurde 1929 von dem Berliner ArchitektenHeinrich Tischer als erstes „Hochhaus“ der Stadt im Stil derNeuen Sachlichkeit errichtet. Der flach gedeckte, turmartige Hauptbau wurde ursprünglich von einem gläsernen Aufsatz bekrönt. Bei einem Luftangriff am 24. Februar 1945 wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Die oberen Geschosse des Turmbaus wurden wegen Einsturzgefahr wenige Wochen später gesprengt. Beim Wiederaufbau bis 1950 wurde in Anlehnung an die ursprüngliche Form auf den gläsernen Turmaufsatz verzichtet. Der obere Abschluss wurde leicht verändert und um ein Geschoss erhöht. 2012 wurde schließlich der für das Gebäude so charakteristische Lichtturm wiederhergestellt.
Gloria-Palast, Niedernstraße 12. Ehemaliges Filmtheater, 1927–1928 vonWilhelm Kreis im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Das Gebäude wurde 1944 bei der Bombardierung stark beschädigt. Bei der Wiederherstellung 1948 wurde das große Milchglasfenster über dem Eingang durch drei Fenstertüren mit vorgelegtem Balkon ersetzt. Das Innere wurde später in mehrere Kinosäle unterteilt, dabei ging die qualitätsvolle Innenausstattung verloren. Im Jahr 2000 wurde das Kino geschlossen und das Gebäude nochmals für die anschließende Nutzung als Ladengeschäft umgebaut, wobei die Fassade in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde. Der Palast ist einer der wenigen Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Bielefeld und zudem der ersteKinobau der Stadt, dessen Zweckbestimmung äußerlich klar erkennbar ist.
DieKunsthalle wurde von 1966 bis 1968 nach den Plänen des amerikanischen ArchitektenPhilip Johnson erbaut. Das Gebäude selbst ist ein roterSandsteinkubus. Der Eigenbesitz der Kunsthalle zeigt die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, daneben finden regelmäßig Wechselausstellungen zu den verschiedensten Themen statt. Der Kunsthalle vorgelagert ist der Skulpturenpark mit Wasserbecken und Werken unter anderem vonHenry Moore,Ólafur Elíasson undSol LeWitt.[46] Es gibt auch ein Café mit einer Außenterrasse.
Der denkmalgeschützteOstmannturm ist ein heute als Studentenwohnheim genutzter Rest der industriellen Bebauung im nach ihm benanntenOstmannturmviertel.
Teile Bielefelds liegen imNaturpark TERRA.vita sowie imNaturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Der sich über das Stadtgebiet erstreckende Höhenzug bietet viele Möglichkeiten der Naherholung. Hier liegt gleichzeitig der höchste Flächenanteil der Naturschutzgebiete, weitere wesentliche Teile liegen besonders in den angrenzenden Gebieten von kleinen Bachläufen und in Teilen derSenne.[13] Bezogen auf das ganze Stadtgebiet hat Bielefeld unter den deutschen Städten mit mehr als 250.000 Einwohnern den größten Anteil an Grünfläche. Vergleicht man alle deutschen Großstädte, das heißt Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, so liegt Bielefeld auf Platz 11.[47]
OberseeBürgerpark BielefeldJapanischer Garten in Gadderbaum
DerObersee ist einStausee im OrtsteilSchildesche im Norden der Stadt. Rund um diesen See befindet sich eine 80 Hektar große Grünanlage. Die aus historischen Gebäuden bestehende GaststätteSeekrug ist ein beliebtes Ausflugsziel. Geplant war auch einUntersee auf der östlichen Seite des Eisenbahnviadukts als Freizeitanlage. Diese Planungen werden zurzeit unter anderem aus Kosten- und Naturschutzgründen nicht weiter verfolgt.
Als größere Parks in der Innenstadt sind derBürgerpark in direkter Nachbarschaft zur Rudolf-Oetker-Halle, derRavensberger Park und der – der englischen Partnerstadt gewidmete –Rochdale Park rund um die Ravensberger Spinnerei sowie derNordpark mit altem Baumbestand zu nennen. In diesen Park wurde nach dem Krieg aus einem Privatgarten das heutigeGartenhaus versetzt, das von einem SchülerSchinkels 1830 errichtet wurde. Seit 2014 ist derWinzersche Garten am Johannisberg wieder zugänglich.
Rund um die Stadtgrenzen von Bielefeld schlängelt sich der 88,8 km langeWappenweg, ein Wanderweg, der als Markierungszeichen einen Ausschnitt des Stadtwappens trägt.[49]
Der 1912 eröffneteSennefriedhof gehört mit knapp 100 ha Fläche zu den größten Friedhöfen Deutschlands. Durch seine besondere Lage in der NaturlandschaftSenne und die außergewöhnliche Größe sind in vielen Bereichen des Sennefriedhofesökologische Nischen entstanden. So stehen hier 20 der 98 kartierten Moosarten derRoten Liste des Landes Nordrhein-Westfalen. Grabmäler, die von Künstlern wieKäthe Kollwitz,Georg Kolbe,Peter August Böckstiegel undHans Perathoner gestaltet wurden, deuten auf den kulturellen Wert der Anlage hin. DerJohannisfriedhof wurde 1874 angelegt. Hier sind bedeutende Persönlichkeiten aus Bielefeld und Umgebung wieAugust Oetker undCarl Bertelsmann begraben. In der Innenstadt befindet sich der 1808 eröffneteAlte Friedhof am Jahnplatz.
Unter den Naturdenkmälern sind vor allem die im Jahr 1648 am Papenmarkt gepflanzte Friedenslinde mit einem Stammumfang von nahezu sechseinhalb Metern, eine Höhle (Zwergenhöhle) im Stadtteil Senne und einFindling von vier Metern Höhe und einem Gewicht von einhundertsiebzehn Tonnen an der Straße Am Wellbach zu nennen.[50]
Kultur
Religionsgemeinschaften
Konfessionsstatistik
In Bielefeld waren im Mai 2002 44,2 % (152.092 Personen)evangelisch, 15,4 % (52.965)römisch-katholisch, und 34,2 % (117.556) gehörten einer anderenGlaubensgemeinschaft an oder warenkonfessionslos.[51]Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem beträchtlich gesunken. Zum Stichtag 31. Dezember 2024 waren in Bielefeld von den 344.801 Einwohnern nur noch 28,4 % evangelisch und 12,8 % katholisch. Die größte Gruppe mit 202.124 Personen oder 58,8 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder war konfessionslos.[52]
2021 wurden 2.606 Kirchenaustritte (1 % der Gesamtbevölkerung) beim Amtsgericht Bielefeld registriert.[53] In Bielefeld sind im Jahr 2024 3450 Menschen (1 % der Gesamtbevölkerung) aus der Kirche ausgetreten. Das waren fast 600 weniger als 2023 und knapp 400 weniger als 2022.[54]
Nach einer Berechnung aus den Zensuszahlen für die Personen mitMigrationshintergrund lag der Bevölkerungsanteil derMuslime in Bielefeld 2011 bei 10,2 % (rund 33.300 Personen).[55] Anfang 2024 lebten in Bielefeld rund 50.000 Muslime (zirka 15 % der Gesamtbevölkerung).[56]
Ausgehend von derNeustädter Marienkirche verbreitete sich um 1553LuthersReformation in der Stadt und der gesamten Grafschaft Ravensberg.[57] 1649 fiel die Grafschaft endgültig an das Haus Brandenburg, und nach dem geltenden GesetzCuius regio, eius religio mussten die Untertanen die Religion des Landesherrn übernehmen. Bis auf das Franziskanerkloster wurden alle Pfarr- und Stiftskirchen protestantisch. DerGroße Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) war Anhänger desCalvinismus und verfügte durch eine Verordnung, dass in Stadt und Land reformierter Gottesdienst zu halten sei.[58] In den folgenden Jahren nahm die Zahl der Reformierten stark zu. Nachdem in ganz Preußen 1817 die Union der lutherischen und reformierten Gemeinden vollzogen war, vereinigten sich auch in Bielefeld beide protestantischen Gemeinden zu einer evangelischen Gemeinde. Die Industrialisierung Bielefelds zog viele Menschen aus dem reformierten Lippe in die Stadt, wo sie eher Arbeit fanden als in ihrer bäuerlichen Heimat.
Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert Sitz einer Kreissynode mit einemSuperintendenten innerhalb derEvangelischen Kirche in Preußen beziehungsweise deren westfälischerKirchenprovinz. Daraus entstand der heutigeKirchenkreis Bielefeld. 1949 wurde die Verwaltung der nunmehr alsEvangelische Kirche von Westfalen bezeichnetenLandeskirche vonMünster nach Bielefeld verlegt. Heute umfasst der Kirchenkreis Bielefeld 33 evangelischeKirchengemeinden innerhalb der Stadt. Einige Gemeinden im südlichen Stadtgebiet Bielefelds (Brackwede, Senne und Sennestadt) gehören jedoch zumKirchenkreis Gütersloh.[51] Die meisten Gemeinden des Kirchenkreises Bielefeld verstehen sich als evangelisch-lutherisch, eine Ausnahme ist die evangelisch-reformierte Gemeinde in derSüsterkirche.
Die Zahl der Katholiken war infolge der Reformation auf ganz wenige zurückgegangen, die hauptsächlich in den adeligen Häusern inTatenhausen undHoltfeld lebten. DieFranziskaner anSt. Jodokus in Bielefeld waren jetzt Seelsorger für das gesamte Ravensberger Land; 1696 gründeten sie eine Außenstelle(Residenz) inStockkämpen. Nach der Aufhebung des Klosters Bielefeld 1829 wurde die Seelsorge vonWeltpriestern übernommen.
Im 19. Jahrhundert zogen infolge der Industrialisierung wieder Angehörige der römisch-katholischen Konfession in nennenswerter Anzahl in die Stadt. 1890 waren von den rund 40.000 Einwohnern Bielefelds etwa 4600 katholisch.[60] Sie gehören bis heute zum Bistum Paderborn, das 1930 zumErzbistum erhoben wurde. 1908–1910 wurde dieSt.-Joseph-Kirche neu errichtet, 1933–1934 dieLiebfrauenkirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen weiteren Zuwachs an Katholiken, die Mehrzahl davon waren Kriegsflüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten. In den 1950er-Jahren wurden rund zehn neue Pfarrkirchen gebaut. Bielefeld wurde Sitz einesDekanats, zu dem bis 2006 alle Pfarrgemeinden der Stadt gehörten. Am 1. Juli 2006 wurden die bisherigen Dekanate Bielefeld und Lippe zum neuen Dekanat Bielefeld-Lippe mit Sitz in Bielefeld zusammengelegt.
Die ehemals evangelische Martini-Kirche war ab 1975 knapp 30 Jahre lang an die griechisch-orthodoxe Gemeinde verpachtet und wurde dann in ein Restaurant umgewandelt.[61]
Judentum
Die Synagoge Beit Tikwa (Hoffnungshaus) an der Detmolder Straße
Der erste dokumentarische Nachweis über die Ansiedlung vonJuden in der Stadt stammt von einer Urkunde aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Während derPestepidemie von 1348 bis 1350 wurden die Juden in Deutschlandverfolgt, weil sie angeblich die Brunnen vergiftet hätten, und wie in zahlreichen anderen Städten aus Bielefeld vertrieben. Der Graf von Ravensberg,Wilhelm von Jülich, gestattete den Juden 1370 die Rückkehr und verbürgte sich für ihre Sicherheit. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde den Juden abermals der Aufenthalt in der gesamten Grafschaft verboten. Erst am Ende des Jahrhunderts durften sich jüdische Kaufleute gegen Zahlung einer Gebühr wieder in Bielefeld niederlassen.[62]
Als 1649 die Hohenzollern, Landesherren in Brandenburg, die Grafschaft Ravenberg in Besitz nahmen, gab es keine Judenverfolgungen mehr. Um 1720 bestand diejüdische Gemeinde der Stadt aus 30 Personen, und 1723 wurden alle Juden verpflichtet, vom Land in die Städte zu ziehen. Für das Wohnrecht in Bielefeld mussten die Juden in jedem Quartal sogenannte Schutz- oder Rekrutengelder bezahlen. Blieb die Zahlung aus oder wurde ein Jude mittellos, so konnte er nach preußischem Recht aus dem Land gewiesen werden. Die Zahlungen waren für die Landesherren so wichtig, dass sie die den Juden gestatteten Handelssparten schützten. Unter Napoleon im Jahr 1808 bekamen die Juden imKönigreich Westphalen diegleichen Bürgerrechte wie die Christen, außerdem sollten sie ihrem Namen einen Beinamen hinzufügen. Die mit dem Bürgerrecht verbundene Freizügigkeit bewog viele Juden, in das Ravensberger Land zu ziehen. So wuchs die jüdische Gemeinde bis 1825 auf 134 Personen. Nach dem Ende von Napoleons Herrschaft wurden einige Rechte der Juden wieder eingeschränkt. Erst mit der Reichsgründung 1871 wurden alle Beschränkungen der Juden imNorddeutschen Bund aufgehoben. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Bielefeld eine jüdische Volksschule, und ab 1876 durften die jüdischen Kinder die öffentlichen städtischen Schulen besuchen.[62]
Die ersteSynagoge wurde 1847 am Klosterplatz errichtet, erwies sich aber schon bald als zu klein. Die Gemeinde zählte 1874 rund 350 Mitglieder und um die Jahrhundertwende fast 1000 Personen. Im Herbst 1905 wurde eine neueSynagoge an der Turnerstraße fertiggestellt, die 450 Männern und 350 Frauen Platz bot. Während derPogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten ausgeraubt und niedergebrannt. DemHolocaust fielen insgesamt 460 der rund 900 Juden in Bielefeld zum Opfer. Vom Bielefelder Hauptbahnhof wurden insgesamt 1849 Judendeportiert.[63] Mit einem Mahnmal auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof wird seit August 1998 ihrer namentlich gedacht.[64]
Bielefeld hat heute wieder eine jüdische Gemeinde mit rund 320 Mitgliedern, die größtenteils aus Staaten der ehemaligen UdSSR zugewandert sind (Stand: 2018). Seit September 2008 verfügt die Jüdische Kultusgemeinde BielefeldK.d.ö.R. über eineneue Synagoge (Beit Tikwa). Sie ist durch den Umbau der ehemaligen evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche an derDetmolder Straße entstanden.[62] DerFriedhof der Gemeinde befindet sich in Gadderbaum.
Islam
Die Vatan-Moschee (Heimat-Moschee) in Bielefeld-Brackwede
Im Jahr 2004 wurde im Stadtteil Brackwede dieVatan-Moschee fertiggestellt. Der Gemeinde gehören hier rund 350 Mitglieder an.
Jesidentum
In Bielefeld gibt es einejesidische Gemeinde mit einem Gemeindezentrum im Stadtteil Baumheide.[65]
Museen
Kunsthalle BielefeldBauernhausmuseum: Aufbau des Haupthauses im Juli 1998
Die rund 20 Museen in Bielefeld zeigen neben der Kunst und den Historischen Sammlungen auch die Industriekultur; ebenso greifen sie andere Themen auf.[66][67] DasHistorische Museum zeigt die Geschichte der Stadt Bielefeld und der RegionOstwestfalen-Lippe, insbesondere die Industriegeschichte. Es ist in einigen Hallen der ehemaligen Ravensberger Spinnerei untergebracht, wodurch es den Besucher in die Zeit der Industrialisierung eintauchen lässt. Es wurde hier 1994 eröffnet, die Sammlung greift auf Vorläuferinstitutionen bis auf die Zeit von 1867 zurück.[68] DieKunsthalle Bielefeld wurde 1966–1968 durch den AmerikanerPhilip Johnson erbaut, da es in Bielefeld kein Gebäude für ein reines Kunstmuseum gab. Die Kunsthalle ist der einzige europäische Museumsbau des bekannten Architekten; sie zeigt vorwiegend moderne Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert.Des Weiteren finden sich in Bielefeld dasKunstforum Herman Stenner und dasMuseum Huelsmann. Es ist ein Museum für Kunstgewerbe, wurde 1995 eröffnet und zeigt unter anderem Porzellan und Schmuck, bis hin zu wissenschaftlichen Geräten, wieSonnenuhren. Zeitgenössische Kunst zeigt derKunstverein Bielefeld in seinemMuseum Waldhof in Form von Malerei, Bildhauerkunst, Fotografie und Zeichnungen. DasDeutsche Fächermuseum zeigt Fächer sowie entsprechende Accessoires und beherbergt eine Fachbibliothek.
ImSpiegelshof ist dasNaturkunde-Museum Bielefeld (namu) untergebracht und zeigt den Aufbau der Erdkruste, einheimische Minerale, Fossilien und vieles mehr. DasBauernhausmuseum im Teutoburger Wald westlich der Innenstadt (nahe Tierpark Olderdissen) ist das ältesteFreilichtmuseumWestfalens und zeigt einige gut erhaltene Bauerngebäude aus der RegionOstwestfalen-Lippe und eineBockwindmühle. Das Hauptgebäude des Museums brannte 1995 vollständig ab und wurde 1998 durch den historischenHof Möllering ersetzt.
DasMuseum Wäschefabrik befindet sich in einer im Original erhaltenen Wäschefabrik. Die WäschefabrikJuhl & Helmke wurde 1913 errichtet und 1938 unter dem Druck derJudenverfolgung an die Gebrüder Winkel ausDresden verkauft. Bis 1980 wurde hier von denWäschefabrik Gebr. Winkel Aussteuerwäsche (Tischwäsche, Leibwäsche, Hemden, Blusen) produziert. Die mit der gesamten Inneneinrichtung und der Unternehmerwohnung erhaltene Fabrik wurde 1987 unterDenkmalschutz gestellt. 1997 wurde das Gebäude als Museum wieder geöffnet.
DerMuseumshof Senne besteht aus fünf Fachwerkhäusern, die zusammen eine alte westfälische Hofanlage bilden. Das älteste Gebäude stammt aus dem Jahre 1607, das jüngste aus dem Jahr 1903.
DasPädagogische Museum ist in derUniversität untergebracht. Es enthält unter anderem viele historische Schulmöbel, Lehrer- und Schülerarbeitsgeräte und Anschauungsobjekte. Außerdem befindet sich in ihm eine historische Schulbuchsammlung. DasMuseum Osthusschule ist in einer ehemaligen Schule aus dem Jahr 1895 im Stadtbezirk Senne untergebracht. Es verfügt über einen kompletten historischen Klassenraum aus der Zeit um 1900.
DieHistorische Sammlung gehört zu den von Bodelschwinghschen Anstalten und verdeutlicht die Baugeschichte und Entwicklung Bethels.[69] Ferner gibt es in Bielefeld ein Krankenhausmuseum.[70]
Die AusstellungArchäo Welle zeigt ein Bodendenkmal mit Resten der Stadtmauer, Brunnen und Häusern. Es handelt sich dabei um einen ständig offenen Ausstellungsraum in einem Neubau an derWelle.
Das städtischeTheater Bielefeld bietet Musiktheater, Tanztheater und Schauspiel. Spielstätten sind das 1904 eingeweihteStadttheater des ArchitektenBernhard Sehring mit einer bemerkenswerten Jugendstilfassade und dasTheater am Alten Markt (TAM). Im ersten und zweiten Stock des TAM befinden sich dasTAM zwei und das im Februar 2011 eröffneteTAM drei, dort werden hauptsächlich Stücke zeitgenössischer Autoren aufgeführt.
An der Ritterstraße befindet sich dieKomödie am Klosterplatz. Das Haus war im September 2013 in den Räumen des ehemaligen Astoria-Kinos eröffnet worden.[71]
Vorwiegend an Kinder und Jugendliche richten sich dasAlarmtheater, dasTheaterhaus an der Feilenstraße und dasZentrum Bielefelder Puppenspiele. DasAlarmtheater im westlichen Teil des Zentrums spielt seit 1993 Stücke für Kinder und Jugendliche; es werden aber auch andere Stücke präsentiert. Überregional bekannt geworden ist dasAlarmtheater durch seine Aufsehen erregenden Inszenierungen mit großen Gruppen von Jugendlichen zu den Themen Sucht- und Gewaltprävention und Migration. DasTheaterhaus in der Feilenstraße bietet anspruchsvolle Stücke für Kinder und Jugendliche, aber auch Stücke für Erwachsene. Es wird neben Gastauftritten von zwei Theatergruppen bespielt, dem Mobilen Theater und dem Trotz Alledem Theater. ImZentrum Bielefelder Puppenspiele finden Aufführungen für Kinder statt. Die Bühne wird von zwei Theatergruppen bespielt. Zudem existiert mit den Kammerpuppenspielen im Kamp ein weiteres Puppenspieltheater.
DasTheaterzentrum Tor 6 im ehemaligenDürkopp-Werk ist seit 2000 Heimat desTheaterlabors, das seit 1983 eigenständig Theaterstücke entwickelt.
Es gibt drei sinfonische Orchester: die 1901 gegründetenBielefelder Philharmoniker mit Sitz imTheater Bielefeld,[72] das Anfang 2003 gegründete unabhängige und selbstverwalteteFreie Sinfonieorchester Bielefeld[73] und dieJungen Sinfoniker, das Jugendsinfonieorchester der RegionOstwestfalen-Lippe.[74] Die 1989 gegründeteCooperative neue Musik organisiert Konzerte mit der Musik des 20. Jahrhunderts.
DerFeuerwehr-Musikzug der Stadt Bielefeld,[75] welcher 1956 gegründet wurde und als eines der musikalisch vielseitigsten Orchester von moderner Unterhaltungs- bis traditioneller Blasmusik spielt,[76] ist neben demStadtorchester Brackwede[77][78] eines der zwei traditionellen Blasorchester.
Das OrchesterDrei Sparren Bielefeld e. V. ist ein modernes symphonischesBlasorchester mit etwa 45Holz- undBlechbläsern. Es hat eine über 60-jähriger Tradition.[79]
Überregionale Bekanntheit besitzt derBielefelder Kinderchor. Der 1932 gegründete Chor ist besonders für seine Weihnachtskonzerte und -aufnahmen bekannt. Das unter Mitwirkung des Chors entstandene Weihnachtsalbum der Mannheim Steamroller,Christmas In The Aire, erzielte Platz 3 der US-Billboardcharts.[80]
Die Musik- und Kunstschule der Stadt Bielefeld (MuKu) zählt mit ihren 7.500 Schülern zu den größten ihrer Art in Deutschland. Sie wurde 1956 gegründet und ist heute in der einem Jugendstilgebäude (1913) am Fuße der Sparrenburg beheimatet, das für die 1906 gegründete staatlich-städtischeHandwerker- und Kunstgewerbeschule erbaut wurde.
DerMusikverein der Stadt Bielefeld wurde 1820 gegründet. Dreimal pro Saison tritt er mit europäischenOratorien in derRudolf-Oetker-Halle auf.[81] Der 1890 gegründeteOratorienchor der Stadt Bielefeld (bis 1978Volkschor Bielefeld) führt etwa zweimal im Jahr Konzerte in der Rudolf-Oetker-Halle auf. Neben den großen Standardwerken der kirchlichen und weltlichenChormusik kommen dabei auch immer wieder Stücke etwas abseits des in heutigen Konzertsälen Gewohnten zur Aufführung.[82] Der 1977 von Werner Hümmeke gegründeteUniversitätschor Bielefeld derUniversität Bielefeld inszeniert überwiegend Chor- und Solowerke mit orchestraler Begleitung. Seit einigen Jahren finden etwa zweimal im Jahr Konzerte in der Rudolf-Oetker-Halle statt. Von ehemaligen Mitgliedern des Universitätschors wurde 2006 derKonzertchor Bielefeld gegründet.[83] Ein weiterer Bielefelder Chor sind dieYoung Voices Bielefeld mit einer Altersspanne zwischen 6 und 34 Jahren. Zum Repertoire gehören geistliche und weltliche Lieder, Rock und Popsongs.
Veranstaltungsorte
Seidensticker Halle
Bielefeld verfügt über mehrere moderne Veranstaltungshallen. Diese werden vielfältig genutzt, zum Beispiel für Konzerte, Messen, Ausstellungen oder Opern. Die größte ist dieSeidensticker Halle mit einem Fassungsvermögen von 7500 Zuschauern. Sie wurde 1993 als moderne Großsporthalle eröffnet und bietet neben diversen Sportveranstaltungen (Hallenfußball, Handball etc.) auch Platz für größere Konzerte.
Eine der modernsten Hallen ihrer Art ist dieStadthalle Bielefeld mit Platz für bis zu 4500 Zuschauer. Sie bietet sich durch ihre Multifunktionalität für Veranstaltungen jeglicher Art an. Von Konferenzen über Messen und Kabarettveranstaltungen bis hin zu Konzerten findet hier fast jede Veranstaltungsart statt.
Im Westen Bielefelds liegt dieRudolf-Oetker-Halle. Diese Veranstaltungs- und Konzerthalle wurde 1929–1930 nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Hans Tietmann und Karl Haake erbaut und am 31. Oktober 1930 eingeweiht. Die Halle verfügt über 1561 Plätze im Großen Saal und 300 Plätze im Kleinen Saal.
Der unter Denkmalschutz stehendeLokschuppen, der 2003 unter dem Namen Ringlokschuppen eröffnet wurde, hat seit vielen Jahren seinen festen Platz als multifunktionale Location im Konzert- und Eventbetrieb Ostwestfalens und darüber hinaus. Das 1905 bis 1907 errichtete Gebäude diente ursprünglich als Wartungsschuppen für Dampf- und später auch Diesellokomotiven. Gerade das macht das Flair der Halle aus, denn sie verbindet alte mit moderner Baukunst. Die Zuschauerkapazität beträgt bis zu 3.000 Personen.
Unter der Kreuzung Detmolder Straße/Niederwall befindet sich derBunker Ulmenwall; er war 1939 als Sanitätsbunker eingerichtet worden. In der Nachkriegszeit betrieb das Jugendamt bis 1996 dort ein Kulturzentrum, das sich zunehmend in einen Jazzkeller verwandelte. Seit 1996 ist der Veranstaltungsort in der Trägerschaft des eigens dafür gegründeten Vereins. In dieser einzigartigen intimen Atmosphäre, wo die Zuschauer bis auf Tuchfühlung an die Künstler herankommen, haben viele international berühmte Musiker Konzerte vor kleinem Publikum gegeben, beispielsweiseArchie Shepp,John Surman,Gunter Hampel,Albert Mangelsdorff, aber auch unbekannte und lokale Künstler finden hier eine ideale Plattform.[84] Außerdem ist der Bunker Ulmenwall seit 1987 Veranstaltungsort für Vorträge des DatenschutzvereinsDigitalcourage (vormals FoeBuD) zu gesellschaftlichen und technischen Themen.
Das Jugend- und Kulturzentrum Niedermühlenkamp, kurz KAMP,[85] war ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte, Partys und ähnliche Veranstaltungen. Das MusikmagazinIntro zeichnete es 2004 als siebtbesten Musikclub Deutschlands aus. Der Nutzungsvertrag mit demKulturkombinat Kamp e. V. wurde 2013 nicht vom Hausträger, denFalken Bielefeld, verlängert, was das Aus für die Kulturarbeit bedeutete.[86] Das Kulturkombinat veranstaltet seitdem in größeren Abständen Konzerte und Partys an wechselnden Bielefelder Veranstaltungsorten, vor allem imForum Bielefeld und imBunker Ulmenwall. Als das Ende der Kulturarbeit im KAMP abzusehen war, gründete sich die Initiative Bielefelder Subkultur, kurz IBS und forderte von der Stadt Räume für nichtkommerzielle Kultur.[87] Die IBS war eigentlich als Unterstützer für den Erhalt des KAMP gedacht, entwickelte sich aber schnell zum Mieter eigener Räumlichkeiten.[88] Das von der IBS betriebeneNummer zu Platz (Nr. z. P.) befindet sich in einem Parkhaus in den Räumlichkeiten der alten KFZ Zulassungsstelle. Der Betrieb der Einrichtung wird ausschließlich durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen gewährleistet.[89] Seit 2013 hat die Bielefelder Subkultur nun nach dem Aus des KAMP wieder einen Platz für Konzerte, Partys und ähnliche Veranstaltungen.
Für Lesungen, Ausstellungen und die Bielefelder Literaturtage werden auch die Räumlichkeiten derStadtbibliothek genutzt.
Bielefeld besitzt außer einemMultiplex-Kino nur noch wenige kleinere Kinos. Die „traditionellen“ Filmtheater haben inzwischen allesamt geschlossen, so z. B. dasMovie im Leineweberhaus am Bahnhofsvorplatz, in dem sich heute eine Diskothek mit demselben Namen befindet. DieKamera, die 1950 vonCarl Aul imHaus der Technik gegründet wurde und 1957 in die Feilenstraße umzog, besitzt drei Säle und ist eines der höchstdekoriertenProgrammkinos der Republik.[90][91] Ein weiteres Programmkino ist dasLichtwerk im Ravensberger Park mit drei Sälen undFreilichtkino-Veranstaltungen im Sommer. In der Aula der Realschule Brackwede finden an zwei Tagen der Woche Filmvorführungen desMelodie-Filmtheaters statt. Das kleinste Kino ist das aus der ehemaligen Kinogruppe desArbeiterjugendzentrums hervorgegangeneOffkino in den ehemaligen Räumen des Lichtwerks imFilmhaus.
Kulturpreis der Stadt Bielefeld
Zu den Ehrungen der Stadt Bielefeld gehört derKulturpreis der Stadt Bielefeld: „Mit dem Kulturpreis werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten geehrt, die sich durch ihr kulturelles Engagement für die Stadt Bielefeld in hervorragender Weise verdient gemacht oder durch ihre innovativen Aktivitäten das kulturelle Angebot in Bielefeld bereichert haben. […] Die Verleihung des Kulturpreises erfolgt durch den Rat auf Vorschlag des Kulturausschusses.“[92]
2019 Verein „Bunker Ulmenwall“ (Bildungs- und Musikveranstaltungen)
2021 Dhélé Agbetou (Tänzer und Choreograph)
2023 Sabine Feldwieser / Die Wortfinder e.V. (Literatur)
Sport
SchücoArena (traditionellAlm genannt)Grasbahnrennen auf dem Leineweberring in BielefeldIshara Bade- und Saunawelt
Das sportliche Aushängeschild der Stadt ist derDSC Arminia Bielefeld. Die Fußballer des 1905 gegründeten Vereins stiegen 1970 erstmals in dieBundesliga auf und gehörten der höchsten deutschen Spielklasse insgesamt 17 Jahre lang an. Durch seine zahlreichen Ab- und Aufstiege gilt Arminia Bielefeld alsFahrstuhlmannschaft, zuletzt stieg man 2022 in die2. Bundesliga und 2023 in die Dritte Liga ab. Der DSC trägt seine Heimspiele in derSchücoArena aus. Bis 2004 offiziell und im Volksmund auch weiterhinAlm genannt, verfügt das am westlichen Rand der Innenstadt gelegene reineFußballstadion über 26.515 Plätze. Ein weiterer traditionsreicher Fußballverein ist derVfB Fichte Bielefeld, dessen StammvereinVfB 03 bis in die 1950er-Jahre ein ebenbürtiger Lokalrivale des DSC Arminia war. Der VfB Fichte spielt in derWestfalenliga und trägt seine Heimspiele imStadion Rußheide aus. Dieses Multifunktionsstadion mit 12.000 Plätzen wird auch für dieLeichtathletik und von denBielefeld Bulldogs, einemAmerican-Football-GFL2-Club (German Football League 2) genutzt. MitArminia Bielefeld und dem VfL Theesen besitzt die Stadt zwei Fußballvereine in der U-19-Bundesliga (Staffel West).
Jedes Jahr im Januar veranstaltet derTuS Jöllenbeck unter dem Motto „Weltklasse inJöllenbeck“ dasInternationale Frauen-Hallenfußball-Turnier, eines der bestbesetztenHallenfußballturniere Europas, an dem nationale und internationale Spitzenvereine desFrauenfußballs teilnehmen. DerVfL Theesen im Bielefelder Norden sorgt mit der größten Fußball-Jugendabteilung im Kreis für den Nachwuchs. Beachtenswert ist dort das regelmäßige internationale Pfingst-Jugendturnier, zu dem Jugendmannschaften aus Bundesligavereinen und sogar Jugend-Nationalmannschaften aus der ganzen Welt anreisen.
DerRadsport hat in Bielefeld eine lange Tradition. Das zeigt unter anderem die häufige Rolle als Etappen- (elfmal), Start- (einmal) oder Zielort (zehnmal) derDeutschland Tour. Auf derBielefelder Radrennbahn, an der Heeper Straße im Stadtbezirk Mitte gelegen, werden unter anderem regelmäßigSteherrennen veranstaltet.
Die höchstklassigen BielefelderHandballteams sind das Herren- sowie Damenteam desTuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck sowie die Herren derTSG Altenhagen-Heepen (zuvor 2014 aus der3. Liga abgestiegen), die jeweils in der Oberliga Westfalen antreten. Die TSG trägt die Heimspiele in der Sporthalle am Gymnasium Heepen oder in derSeidensticker Halle und der TuS 97 in der Sporthalle der Realschule Jöllenbeck aus.
Die Damen der TSVE Dolphins Bielefeld spielen in der Saison 2008/09 in der2. Basketball-Bundesliga. Die TSVE-Herren spielen Basketball in der Regionalliga West. Beide Teams tragen ihre Heimspiele in der Sporthalle I der Carl-Severing-Schulen an der Heeper Straße aus.
Die Herren desTelekom Post SV Bielefeld spielen in der Saison 2008/09 in der Volleyball-Regionalliga. Die Heimspiele finden in der Almhalle an der Melanchthonstraße statt.
Der bedeutendste Schachverein der Stadt ist derBielefelder SK, der in den 1990er-Jahren derSchachbundesliga angehörte. In der Saison 2008/09 spielt der Verein in der NRW-Klasse.
Bielefeld besitzt mehrere Schwimmsportstätten, so u. a. das Freibad Jöllenbeck, das Freibad Schröttinghausen, die Ishara Bade- und Saunawelt, das AquaWede, das Freibad Hillegossen, das Freibad Brackwede, das Freibad Dornberg, das Senner Waldbad sowie das Wiesenbad.
Der 1. Snooker & Billard Club Bielefeld e. V., gegründet 1989, hat sein Vereinsheim in Bielefeld-Stieghorst. Das Vereinsheim gilt mit einem Spielbereich von 450 m² und zurzeit 12 Profi-Snooker-Tischen als das größte private Vereinsheim in Europa.
2021 bewarb sich die Stadt alsBeherbergungsstadt für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation derSpecial Olympics World Summer Games 2023 inBerlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin fürSpecial Olympics Irland ausgewählt.[93] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Beherbergungsstädten.[94]
Regelmäßige Veranstaltungen
Volks- und Straßenfeste, Märkte
Im Mai findet in der Altstadt derLeinewebermarkt statt, ein großes mehrtägiges Volksfest mit umfangreichem kulturellen Programm auf mehreren Bühnen.
BeimCarnival der Kulturen (Anfang Juni, seit 1997) studieren viele in- und ausländische Künstlergruppen Choreographien ein und ziehen durch die Straßen der Stadt.
DerChristopher Street Day findet seit 1994 zu wechselnden Terminen von Ende Juni bis Mitte August statt.
Jedes Jahr im Juli ist dieSparrenburg Schauplatz des mittelalterlichenSparrenburgfestes.
Von der ersten Adventswoche bis zum 30. Dezember findet in den Einkaufszonen der Innenstadt einWeihnachtsmarkt statt. Weitere Veranstaltungen des Einzelhandels in der Altstadt sind einAutosalon La Strada im Mai und einWeinmarkt im September.
In den einzelnen Stadtteilen finden darüber hinaus ebenfalls regelmäßige Veranstaltungen statt, zum Beispiel der Weihnachtsmarkt amSiegfriedplatz, der Stiftsmarkt in Schildesche oder derSchweinemarkt in Brackwede.
Kunst, Musik, Film, Literatur
DieNachtansichten sind die Nacht der Museen, Kirchen und Galerien. In dieser einen Nacht Ende April haben diverse Museen, Galerien und Kirchen geöffnet. Dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm.
Jährlich im Sommer (zum 25. Mal im Jahr 2015) wird dasTanzfestival Bielefeld durchgeführt, bei dem über zwei Wochen Tanzkurse mit öffentlichen Ergebnisvorführungen und professionelle Tanzveranstaltungen geboten werden.
Am zweiten Wochenende nach den Sommerferien finden alljährlich dieOffenen Ateliers Bielefeld statt, an denen die Künstler ihre Ateliers für Besucher öffnen.[95]
DieNacht der Klänge bietet seit 2004 eine Vielzahl an unterschiedlichen Klangerlebnissen an teilweise außergewöhnlichen Orten des Gebäudes derUniversität Bielefeld.
Seit 1989 veranstaltet die hier ansässigeMurnaugesellschaft dasFilm- und Musikfestival,[97] bei dem eine Woche lang Stummfilme und Live-Musik an verschiedenen Spielorten aufgeführt werden.
Zu wechselnden Terminen im Jahr fand bis in die 2010er Jahre derKneipenkult statt, bei dem eine einwöchige Konzertreihe lokaler Bands nacheinander in mehreren Bielefelder Gaststätten durchgeführt wurde.
Seit 2021 findet in Bielefeld jährlich im Sommer dieRadKulTour statt. Entlang einer Radroute treten lokale Akteure aus Musik, Theater, Tanz, bildender Kunst und Literatur auf. In den ersten beiden Jahren führte die RadKulTour entlang der RadrouteDas Grüne Netz[98] durch die StadtbezirkeMitte,Heepen undSchildesche, 2023 ging die Route durch den StadtbezirkSennestadt.[99]
Gesellschaft und Wissenschaft
Die deutschenBig Brother Awards, Negativpreise zu den Themen Überwachung, Freiheitsrechte und Datenschutz, werden seit 2000 jährlich in Bielefeld vom VereinDigitalcourage vergeben.[100] Da der Verein außerdem seit seiner Gründung 1987, damals noch unter dem KürzelFoeBuD, selbst in der Stadt ansässig ist und hier viele weitere Aktionen getragen hat, ist Bielefeld in den Medien des Öfteren mit dem ThemaDatenschutz in Verbindung gebracht worden. Auch die ersteFreiheit-statt-Angst-Demonstration fand 2006 hier statt.
Seit 2008 transportiert im mehrjährigen Rhythmus das WissenschaftsfestGeniale akademische Fragen und Forschungsfelder aus den Bielefelder Hochschulen auf Straßen und Plätze der Stadt.[101]
Spiel- und Kinderveranstaltungen
Seit 2002 ist das KinderkulturfestWackelpeter im Ravensberger Park Teil des Veranstaltungsangebots in den Sommerferien.
Seit 1995 findet jedes Jahr im November dieSpielewelt in Bielefeld, eine der größten deutschen Messen für Brett- und Gesellschaftsspiele zum Mitmachen und Ausprobieren, statt.[102]
Eine weitere jährliche und noch jüngere Veranstaltung ist im Spätsommer derStadtwerke Run & Roll Day, eine Laufveranstaltung für Läufer und Inlineskater. Bis 2019 fand die Veranstaltung auf der StadtautobahnOstwestfalendamm statt,[103] seit 2022 wird sie unter dem neuen NamenRun & Roll City in der Bielefelder Innenstadt ausgetragen.[104]
In der Regel im Mai findet im Stadtteil Brackwede derGroße Preis der Sparkasse (Radrennen) statt.
Regionale Spezialitäten
In Bielefeld gibt es traditionell westfälische Spezialitäten. Dazu gehört zum BeispielPumpernickel, ein Roggenbrot, das nicht gebacken, sondern im Dampf gegart wird. Weitere typisch westfälische Spezialitäten sind der westfälischePickert, westfälischer Schinken undWeizenkorn. Eine Bielefelder Spezialität ist dieBielefelder Luft, ein Schnaps aus Korn und Pfefferminz.
Der Informatiker Achim Held veröffentlichte im Jahr 1994 imUsenet einen satirischen Beitrag mit dem TitelDie Bielefeld-Verschwörung, in dem er die Existenz Bielefelds anzweifelte und deren Vortäuschung alsVerschwörung bezeichnete. ImInternet hält sich dieser Scherz bis heute in Form der darauf formulierten Antwort von Joerg Pechau: „Bielefeld gibt es nicht“.[105] Die Stadt nahm anlässlich ihrer 800-Jahr-Feier im Jahr 2014 darauf Bezug, indem sie die Feierlichkeiten unter das Motto stellte: „800 Jahre Bielefeld – Das gibt’s doch gar nicht!“[106] Anlässlich des 25-jährigen „Jubiläums“ der Bielefeld-Verschwörung rief die Stadt Bielefeld im Rahmen eines Wettbewerbs dazu auf, einen unwiderlegbaren Beweis für die Nichtexistenz Bielefelds zu erbringen. Das Preisgeld betrug 1 Million Euro.[107][108]Am 17. September wurde der Wettbewerb für beendet erklärt: kein Teilnehmer hätte eine Nichtexistenz der Stadt beweisen können und das Geld bleibt daher unangetastet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Ravensberger Spinnerei
Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung in Bielefeld ist die seit dem 9. Jahrhundert hier nachweisbareLeinenweberei. 1309 schlossen sich dieKaufleute der Wollweber und Tuchhändler zur „Johannisbrüderschaft“ zusammen.[3]Mit dem Eisenbahnanschluss im Jahr 1847 begann die Industrialisierung Bielefelds. Der Hauptgrund war die jetzt mögliche preisgünstige Lieferung von Kohle aus dem Ruhrgebiet, die für den Betrieb der Dampfmaschinen benötigt wurde. Die erste Fabrik gründeten 1851 dieGebrüder Bozi mit derSpinnerei Vorwärts direkt an der Linie der Köln-Mindener-Eisenbahn. 1854 wurde dieRavensberger Spinnerei vonHermann Delius gegründet, die danach eine Zeit lang zur größten Maschinenspinnerei Europas aufstieg. Das Unternehmen zog sich später vom Markt zurück, der stadtbildprägende Bau steht heute unter Denkmalschutz. 1862 entstand dieMechanische Weberei, in der die erzeugten Garne zu hochwertigen Stoffen weiterverarbeitet wurden. 1870 liefen rund 11 Prozent aller Spindeln und Webstühle Deutschlands in Bielefeld.[109]
Ehemaliger Stammsitz der Firma Seidensticker an der Herforder Straße in Bielefeld
Der nächste Schritt war um 1900 die industrielle Fertigung von Tisch- und Bettwäsche, Oberhemden und Blusen. Inzwischen waren metallverarbeitende Firmen entstanden, in denen die benötigten Maschinen entwickelt und gefertigt wurden, dazu gehören unter anderen dieDürkopp-Werke und dieKochs Adler Nähmaschinen Werke. Bei Dürkopp wurden zunächst Nähmaschinen und später Fahrräder, Motorräder, Autos, Lastwagen und Autobusse hergestellt.
Der ApothekerAugust Oetker hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Idee, abgepacktes Backpulver industriell herzustellen. Sein Konzept war so erfolgreich, dass aus seiner Apotheke im Laufe der Zeit ein Unternehmen von Weltruf wurde. Im Jahr 1900 baute Oetker die erste Fabrik und verkaufte 1906 bereits 50 Millionen PäckchenBackin.[109]
Im Jahre 2016 erbrachte Bielefeld innerhalb der Stadtgrenzen einBruttoinlandsprodukt (BIP) von 12,860 Milliarden € und belegte damit Platz 28 innerhalb derRangliste der deutschen Städte nach Wirtschaftsleistung. Das BIP pro Kopf lag im selben Jahr bei 38.588 € pro Kopf (Nordrhein-Westfalen: 37.416 €/ Deutschland 38.180 €) und damit leicht über dem regionalen und nationalen Durchschnitt. In der Stadt gibt es 2017 ca. 202.300 Erwerbstätige.[111] Die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2018 bei 6,7 % und damit leicht über dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen mit 6,4 %.[112] Die Schulden im Kernhaushalt und den eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen betrugen Ende 2022 ca. 750 Millionen €.[113]
Von den rund 126.000 sozialversicherten Beschäftigten in der Stadt pendeln rund 40 Prozent aus dem Umland nach Bielefeld ein.[11]
ImZukunftsatlas 2016 belegte die kreisfreie Stadt Bielefeld Platz 163 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Orten mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“.[114]
Seit 2013 ist Bielefeld alsFair-Trade-Stadt ausgezeichnet.[115] In fast 200 Bielefelder Einzelhandelsgeschäften, Cafés, Kirchengemeinden, Schulen, Vereinen und weiteren Organisationen kann man fair gehandelte Produkte erwerben.[116]
Portal des Bielefelder HauptbahnhofsDer VerkehrsknotenJahnplatz, Treffpunkt aller Stadtbahnen und einiger BuslinienU-Bahnhof Rudolf-Oetker-Halle
Bielefeld liegt an der elektrifiziertenHauptbahnKöln–Dortmund–Hannover (viergleisigeBahnstrecke Hamm–Minden) der ehemaligenKöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Im Stadtteil Schildesche überquert die Strecke auf dem nördlichsten Viadukt Deutschlands (Schildescher Viadukt) das Tal des Johannisbachs. Die Strecke trifft inLöhne auf die internationale Bahnstrecke RichtungAmsterdam (Bahnstrecke Löhne–Rheine, Anschlussgleis ab Herford). AmHauptbahnhof zweigt eine Nebenbahn nachLemgo bzw.Altenbeken (ehemaligeBahnstrecke Bielefeld–Hameln „Begatalbahn“) ab. AmBahnhof Brackwede zweigen eingleisige Nebenstrecken in RichtungOsnabrück (Bahnstrecke Osnabrück–Brackwede „Haller Willem“) undPaderborn („Senne-Bahn“ überHövelhof) ab. Im Stadtgebiet gibt es elf Bahnhöfe beziehungsweise Haltepunkte: Bielefeld Hbf, Bielefeld-Brackwede, Bielefeld-Senne, Bielefeld-Sennestadt, Bielefeld-Windelsbleiche, Bielefeld Ost, Bielefeld-Ubbedissen, Bielefeld-Oldentrup, Bielefeld-Quelle, Bielefeld-Quelle/Kupferheide, Bielefeld-Brake. Stillgelegte Bahnhöfe auf Stadtgebiet sind Bielefeld-Ummeln, Bielefeld-Brackwede Süd und Bielefeld-Hillegossen.
AmBahnhof Brackwede gibt es einen internationalenBusbahnhof fürFernbuslinien. Von hier bestehen zahlreiche Fernbusverbindungen mit Zielen innerhalb Deutschlands und Europas.
Denöffentlichen Personennahverkehr bedienen vierStadtbahnlinien,Regionalbahnen und Busse. DieStadtbahn Bielefeld fährt im Innenstadtbereich unterirdisch. Alle Stadtbahnen halten an den U-Bahnhöfen Hauptbahnhof undJahnplatz sowie am Rathaus. Am Wochenende (Freitag/Samstag, Samstag/Sonntag) und vor Feiertagen fahrenNachtbusse auf einem besonderen Nacht- und Frühverkehrsnetz (sonntags bis 8:30 Uhr). In allen Stadtbahnen, Regionalbahnen und Bussen (ausgenommen Nachtbusse) gilt der Westfalentarif im Netz TeutoOWL.[117]
Bielefeld ist heute die größte Stadt Deutschlands, die in keinS-Bahn-Netz eingebunden ist. Bis 2030 soll die Stadt allerdings in das geplante S-Bahn-SystemS-Bahn Münsterland sowie bis 2040 in das geplante S-Bahn-SystemS-Bahn OWL eingebunden werden. Dann wirdAugsburg die größte Stadt ohne S-Bahn sein.
In den 1950er-Jahren wurden für die Hauptverbindungen in RichtungGütersloh,Herford,Lippe undWerther leistungsfähige Straßen geplant, die zum Teil bestehende Straßenzüge verwenden und zum Teil über neue Trassen verlaufen sollten. Die Neubaustücke waren weitgehend anbaufrei vorgesehen.
Etwa ein Jahrzehnt später wurden die geplanten Straßenzüge als Autobahn vorgesehen. Bislang wurde davon lediglich derOstwestfalendamm im Zuge der B 61 zwischen den Stadtbezirken Brackwede und Mitte verwirklicht (B 61n), der alsAutobahnzubringer zur A 33 dient. Immer noch vorgesehen, aber durchaus umstritten, sindSchnellstraßen im Zuge der B 66 im Osten und derOstwestfalenstraße (L 712) im Nordosten der Stadt. Weitergehende Planungen wurden verworfen und sollen in der nächsten Zeit aus dem Flächennutzungsplan gestrichen werden.
Der nächstgelegene internationale Flughafen ist derFlughafen Paderborn/Lippstadt, der in 45 km Entfernung südwestlich von Bielefeld liegt und über die A 33 zu erreichen ist.
Im Süden der Stadt im StadtteilBuschkamp liegt in der Nähe der A 2 derFlugplatz Bielefeld. Er verfügt über eine 1256 m lange, befestigte Start-und-Lande-Bahn sowie über eine Startstrecke für denSegelflug. Der Flughafen wird für den Geschäftsflugverkehr sowie von mehreren Luftsportvereinen genutzt.
Zu den elf Krankenhäusern der Stadt gehören unter anderem dasKlinikum Bielefeld einschließlich der dazugehörigen Kliniken an der Rosenhöhe und dasEvangelische Klinikum Bethel, das aus dem Johanneskrankenhaus und den Kliniken Gilead und Mara besteht. Das Klinikum Bielefeld und das Evangelische Klinikum Bethel sind Teil desUniversitätsklinikums OWL. Weitere evangelische Einrichtungen sind dieVon Bodelschwinghschen Stiftungen mit dem Hauptsitz im Stadtteil Bethel und dasEvangelische Johanneswerk. In katholischer Trägerschaft besteht weiter dasFranziskus Hospital Bielefeld. Darüber hinaus ist Bielefeld der Hauptsitz des Arbeitskreises Down-Syndrom e. V., der seit mehr als 30 Jahren bundesweite Beratung und Information zum ThemaTrisomie 21 anbietet.
Mehrere überörtliche Behörden haben eine Niederlassung in Bielefeld:
1945 wurde dieSammelstelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen von Berlin nach Bielefeld verlegt, eine Vorgängerbehörde desKraftfahrt-Bundesamtes.[120] Als Verkehrsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen verwaltet eine Regionalniederlassung vonStraßen.NRW die Verkehrswege in Ostwestfalen und Lippe.
Die örtliche Filiale derDeutschen Bundesbank ist an der Kavalleriestraße.[121] Die BundesanstaltTechnisches Hilfswerk ist an der Friedrich-Hagemann-Straße in Heepen mit der Regionalstelle Bielefeld vertreten.
Medien
WDR-Studio Bielefeld
DasStudio Bielefeld ist eines von elf Regionalstudios desWestdeutschen Rundfunks in Nordrhein-Westfalen. Hier werden die Regionalprogramme in Radio und Fernsehen fürOstwestfalen-Lippe produziert und ausgestrahlt. Im Gebäude finden auch wechselnde Kunstausstellungen statt. Es wurde als eins der ersten Regionalstudios 1962 gegründet, um die Region Ostwestfalen-Lippe zu bedienen.
AlsTageszeitungen erscheinen in Bielefeld dieNeue Westfälische und dasWestfalen-Blatt. Seit dem 2. Juni 1991 ist das LokalradioRadio Bielefeld in der ganzen Stadt auf 98,3 MHz und 97,6 MHz zu empfangen.[122] Mit 50 Watt sendet außerdem dasCampusradioHertz 87.9 in weite Teile der Stadt und das nichtkommerzielle EinrichtungsradioAntenne Bethel ist im StadtteilGadderbaum werktäglich von 18 bis 19 Uhr auf 94,3 MHz zu hören.Am 17. November 2005 startete der lokale FernsehsenderKanal 21, der sein Programm seit Juli 2009 beim landesweiten TV-LernsendernRWision ausstrahlt. nrwision bündelt in seiner Mediathek diese und viele weitere Fernsehsendungen aus Bielefeld bzw. von Fernsehmachern aus Bielefeld.[123]
Im Ortsteil Brackwede befindet sich dasMedienarchiv Bielefeld, das sich zum Ziel gesetzt hat, Spiel- und Dokumentarfilme sowie Tondokumente für spätere Generationen zu erhalten. Der Bestand des Archivs umfasst 2015 etwa 9100 Filme auf ca. 45.000 Rollen und mehrere tausend Magnetbänder.[124]
Es erscheinen in Bielefeld regelmäßig verschiedeneAnzeigenblätter, darunter im Panorama-Verlag des Westfalen-BlattesOWL am Mittwoch undOWL am Sonntag. Deren Gesamtdruckauflage beträgt – gemeinsam mit Schwesterblättern im Raum Ostwestfalen – knapp eine Million Exemplare.[125] Seit 1989 erscheint alle 14 Tage die StadtillustrierteULTIMO, seit 1996 auch in Form einer Internetausgabe.[126]Seit 1998 hat die Redaktion der wöchentlich erscheinenden ZeitungSixth Sense derBritischen Streitkräfte in Deutschland ihren Sitz in Bielefeld. Die etwa 80 Seiten starke Zeitung hat eine Auflage von 9000 bis 12.000 Exemplaren.Im Jahr 2000 startet das InternetangebotWebWecker, das ebenfalls Themen rund um das Bielefelder Stadtleben behandelt. Auch einigeBlogs befassen sich mit dem Bielefelder Stadtgeschehen, etwa das hauptsächlich auf Themen rund um den Fußballverein Arminia Bielefeld spezialisierteblog5.
Bielefeld verfügt über 105 Schulen imprimären undsekundären Bildungsbereich (instädtischer oderprivater Trägerschaft), die gemeinsam ca. 50.000 Schüler unterrichten.[127] 2023 existierten in Bielefeld 48Grundschulen (davon vier nichtstädtische), 13Förderschulen (davon neun nichtstädtische), neunBerufskollegs (davon drei nichtstädtische), fünfGesamtschulen (davon eine nichtstädtische), elfGymnasien (davon vier nichtstädtische), achtRealschulen und dreiSekundarschulen (davon eine nichtstädtische). Mit der Baumheideschule schloss im Jahr 2022 Bielefelds letzteHauptschule.[128] Darüber hinaus finden sich in Bielefeld eine nichtstädtischeWaldorfschule, zwei öffentliche Versuchsschulen (Oberstufen-Kolleg undLaborschule), eine nichtstädtische Klinikschule, eine nichtstädtische Förderschule Berufskolleg sowie vierWeiterbildungskollege (davon zwei nichtstädtische).[129]
Im Zuge derInklusion im nordrhein-westfälischen Schulsystem wurden vom Schulamt Bielefeld verschiedene Schulen alsStandorte des Gemeinsamen Lernens[130] ausgewiesen, darunter 21 Grundschulen und verschiedene weiterführende Schulen.[131]
Hauptgebäude der Universität BielefeldDieHans-Ehrenberg-Schule, eines von elf Bielefelder Gymnasien
An der 1969 gegründetenUniversität Bielefeld sind circa 22.000 Studenten eingeschrieben. Das 1972 fertiggestellte Hauptgebäude ist nach dem Parlamentspalast in Bukarest das flächenmäßig zweitgrößte Gebäude in Europa.[138] Zurzeit entstehen mehrere Ersatz- und Erweiterungsbauten. Vorgesehen ist eine Grundsanierung des Uni-Hauptgebäudes in den nächsten 10 Jahren.
DieHochschule Bielefeld besitzt Abteilungen in Bielefeld,Minden undGütersloh. Am Standort Bielefeld werden zahlreiche Studiengänge aus den Feldern Ingenieurwissenschaften, Gestaltung, Soziales/Pflege/Gesundheit und Wirtschaft angeboten. An der 1971 als Fachhochschule gegründeten Hochschule sind circa 6600 Studenten eingeschrieben. DieFachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen hat seit 1976 in Bielefeld eine Abteilung für die Studiengänge Kommunaler Verwaltungsdienst, Staatlicher Verwaltungsdienst und Polizeivollzugsdienst.
Der Standort Bielefeld der 2007 gegründetenKirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel wurde am 13. Februar 2009 geschlossen. Dort wurde der Studiengang Evangelische Theologie angeboten. Der Standort Wuppertal blieb erhalten. Vorgängereinrichtung war die 1905 gegründeteKirchliche Hochschule Bethel, die auf die IdeenFriedrich von Bodelschwinghs zurückging. DieFachhochschule der Diakonie wurde 2006 von den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, dem Johanneswerk sowie weiteren diakonischen Trägern gegründet. Sie bietet Studiengänge im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie eine Ausbildung zum Diakon an.
DieFachhochschule des Mittelstands (FHM) wurde im Jahr 2000 in privater Trägerschaft gegründet und bietet speziell auf den Mittelstand ausgerichtete, staatlich anerkannte Studiengänge aus den Bereichen Medien, Journalismus, Marketing, Informatik und Wirtschaft an. Die FHM hat ihren Sitz in Bielefeld mit Niederlassungen inBamberg,Düren,Hannover,Köln,Frechen,Rostock,Berlin,Waldshut-Tiengen.
Die private und staatlich anerkannteFachhochschule der Wirtschaft hat seit 2001 einen Standort mit dem Fachbereich Wirtschaft in Bielefeld.
Wasserversorgung
DasTrinkwasser in Bielefeld wird ausschließlich ausGrundwasser gefördert. Das ersteWasserwerk wurde 1890 im Sprungbachtal in derSenne in Betrieb genommen. 1906 folgte ein zweites Wasserwerk. Das dritte Wasserwerk mit zwölfBrunnen wurde 1929 am späterenFlugplatz Windelsbleiche errichtet. Zehn Jahre später folgte der Bau des Wasserwerkes 4 inLipperreihe. Weitere Maßnahmen folgten. DieWassergewinnung und -versorgung wird durch dieStadtwerke Bielefeld übernommen. Aktuell fördern sie in 15 Wasserwerken und 154 Brunnen knapp 20 MillionenKubikmeter Wasser pro Jahr.[139] Von den Wasserwerken wird das Wasser inHochbehälter auf den Kamm desTeutoburger Waldesgepumpt.
Open Innovation City
Open Innovation City (deutsch„Offene Innovationsstadt“) ist ein von derLandesregierung Nordrhein-Westfalen und dessen WirtschaftsministerAndreas Pinkwart gefördertes Projekt, das denOffene-Innovation-Ansatz in die Stadt Bielefeld implementieren soll. Das im Jahr 2019 begonnene Projekt wird mit 5,4 Millionen Euro gefördert.[140] Bielefeld ist die erste „Open Innovation“-Stadt Deutschlands. Zu den bislang realisierten Projekten gehörten unter anderem der BIE-City-Hackathon.[141]
Die Stadt Bielefeld hat seit 1856 elf Personen[143] dasEhrenbürgerrecht verliehen. Es wurde dem UnternehmerRudolf-August Oetker verliehen, dem Leiter derOetker-Gruppe und Stifter derKunsthalle der Stadt Bielefeld.Hermann Delius, der ein Pionier in der technologischen Entwicklung der Leinenweberindustrie war und den mechanisierten Webstuhl sowie andereVerarbeitungsmaschinen einführte, wurde ebenfalls zum Ehrenbürger. Er war lange Jahre der größte Arbeitgeber Bielefelds und begründete ihren Ruf als Leineweberstadt.Gerhard Bunnemann, der als Bürgermeister die Stadt durch zahlreiche Neubauten und einen wirtschaftlichen Aufschwung prägte, erhielt ebenfalls den Status als Ehrenbürger.Alexander Funke, der langjährige Leiter derBodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört ebenfalls zu den elf Ehrenbürgern.
Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (1831–1910), Leiter der später ihm zu Ehren benannten Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (ab 1872), prägend für den Aufbau von Bethel
Der SoziologeNorbert Elias lehrte an der Universität Bielefeld und ist ihr Ehrendoktor.
Niklas Luhmann, ebenfalls Soziologe, wurde 1968 der erste Professor der Universität Bielefeld, wo er die erste soziologische Fakultät im deutschsprachigen Raum mitprägte, dort lehrte und bis zu seiner Emeritierung 1993 forschte.[144]
Britta Haßelmann, Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen undMdB für den Bundestagswahlkreis Bielefeld, studierte und lebt in der Stadt.
Aylin Tezel, deutsche Schauspielerin u. a.Tatort, wuchs in Bielefeld-Sennestadt auf.
Christina Kampmann, SPD, ehemalige Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
Der RapperTimi Hendrix lebt und arbeitet in Bielefeld.
Gerd Lisken war von 1972 bis 1993 Professor für Musikpädagogik, erst an der Pädagogischen Hochschule, danach an der Universität Bielefeld. 2009 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Bielefeld.
Der Künstler und Bürgerrechtlerpadeluun gründete in Bielefeld gemeinsam mitRena Tangens und anderen den VereinDigitalcourage, der dieBigBrotherAwards ausrichtet. Er ist Träger der Ehrennadel der Stadt Bielefeld.
Die Schriftstellerin und KrimiautorinMechtild Borrmann lebt in Bielefeld.
Der ChemikerAdolf Klenk arbeitet seit 1990 in Bielefeld und erlangte ab 2007 alsTestimonial für unter seiner Leitung entwickelteHaarwaschmittel bundesweite Bekanntheit.
Der Unternehmer und SchlosserHeinrich Koch gründete zusammen mit Carl Baer zur Jahreswende 1860/1861 die erste Bielefelder Nähmaschinenfabrik unter dem NamenC. Baer & Koch.
Siehe auch
Portal: Bielefeld – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bielefeld
Literatur
Andreas Beaugrand (Hrsg.):Stadtbuch Bielefeld, Tradition und Fortschritt in der ostwestfälischen Metropole. Westfalen Verlag, Bielefeld 1996,ISBN 3-88918-093-0
Doris Bergs, Philipp Sondermann:Bielefeld. Der neue Stadtführer von A bis Z. Bremen/Boston 2000,ISBN 3-927155-72-1.
Friedrich W. Bratvogel:Stadtentwicklung und Wohnverhältnisse in Bielefeld unter dem Einfluß der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Ardey-Verlag, Dortmund 1989,ISBN 3-925227-29-6
Hans-Jörg Kühne:Bielefeld von A bis Z. Wissenswertes in 1.500 Stichworten über Geschichte, Kunst und Kultur. Aschendorff, Münster 2007,ISBN 978-3-402-00233-9.
Roland Siekmann:Stadtführer Bielefeld – Ein Wegweiser zu Plätzen und Parks, durch Geschichte, Kultur und Landschaft. tpk-Regionalverlag, Bielefeld 2008,ISBN 978-3-936359-09-1.
Susanne Tatje:Unsere Zukunft – Meine Stadt. KunstSinn-Verlag, Ein Buch über den demographischen Wandel für junge Menschen von 10 bis 100. KunstSinn-Verlag, Bielefeld 2012,ISBN 978-3-939264-07-1.
Magistrat der Stadt Bielefeld (Hrsg.):Bielefeld – Das Buch der Stadt. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1926. Weidlich, Frankfurt 1978,ISBN 3-8128-0016-0.
Heinz Stoob:Westfälischer Städteatlas. Band: I, 3 Teilband. Im Auftrage der Historischen Kommission für Westfalen und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, hrsg. von Heinz Stoob und Wilfried Ehbrecht. Stadtmappe Bielefeld, Dortmund-Altenbeken 1975,ISBN 3-89115-330-9.
Arne Thomsen:Bielefeld so wie es war. Droste Verlag, Düsseldorf 2014,ISBN 978-3-7700-1516-0
Roland Linde, Lutz Volmer (Hrsg. Landwirtschaftlicher Kreisverband Bielefeld):unglaublich bodenständig. Das ländliche Bielefeld und seine Geschichte. Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2014,ISBN 978-3-89534-898-3.
↑abcWalter Vollmer:Westfälische Städtebilder. Berichte und Betrachtungen. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1963, darin S. 56–64:Soll und Haben (über Bielefeld).
↑Daniel Stober: Luttergrünzug. In: bielefeld.de. Stadt Bielefeld, abgerufen am 30. Juli 2023.
↑Reinhard Vogelsang, Geschichte der Stadt Bielefeld Bd. III, Bielefeld 2005, S. 325
↑Gerald Schwalbach, „Der Kirche den Blick weiten!“, Karl Pawlowski (1898–1964)- diakonischer Unternehmer an den Grenzen von Kirche und Innerer Mission, Bielefeld 2012, S. 232ff
↑Sabine Mecking:Bürgerwille und Gebietsreform. Demokratieentwicklung und Neuordnung von Staat und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen 1965–2000 (= Studien zur Zeitgeschichte Bd. 85), Oldenbourg: München 2012,ISBN 978-3-486-70314-6
↑Landesdatenbank NRW. Landesbetrieb fürInformation und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), 1. April 2017, abgerufen am 22. September 2018 (Dieses Angebot vonIT.NRW ist lizenziert unter derDatenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0dl-de/by-2-0, Düsseldorf).
↑Reinhard Vogelsang: Geschichte der Stadt Bielefeld, Bd. II, Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, 2. Aufl. Bielefeld 2005, S. 69
↑Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt:Bethel – mit der Epilepsie fing es an. (Die Historische Sammlung in Bielefeld-Bethel) In:Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 1, Norddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 107–109,ISBN 978-3-7776-2510-2
↑Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt:Alles parat für den Patientenbesuch am Sonntag. (Das Krankenhausmuseum in Bielefeld) In:Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 1, Norddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 105–106,ISBN 978-3-7776-2510-2
↑VON BABETT JAHN:Eine Stimme für die Subkultur. In:Bielefeld Mitte. (nw.de [abgerufen am 17. Mai 2018]).
↑Matthias Harre: Kultur unter Beton. (PDF) In: Die Viertel. Viertel – Zeitung für Stadtteilkultur und mehr c/o BI Bürgerwache e. V., Juli 2012, abgerufen am 17. Mai 2018.
↑Initiative Bielefelder Subkultur e. V.: Was ist. In: nrzp.de. Initiative Bielefelder Subkultur e. V., abgerufen am 17. Mai 2018.
↑PR-Aktion in Nordrhein-Westfalen: Eine Million Euro für den Beweis, dass es Bielefeld nicht gibt. In:Spiegel Online. 21. August 2019 (spiegel.de [abgerufen am 21. August 2019]).
↑Niklas Luhmann:„Was ist der Fall?“ und „Was steckt dahinter?“ Die zwei Soziologien und die Gesellschaftstheorie. Bielefeld 1993,S.3.
↑Casper.red! Star-Datenbank auf der Website vonProSieben, abgerufen am 11. September 2015: „Obwohl er seine Kindheit in den USA verbrachte, versteht er Bielefeld als seine Heimat.“