Bergwerk Almadén | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
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Andere Namen | Minas de Almadén | ||
Abbautechnik | Tiefbau | ||
Seltene Mineralien | Cinnabarit,Schuetteit | ||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betreibende Gesellschaft | Minas de Almadén y Arrayanes, S.A., S.M.E. (MAYASA)[1] | ||
Nachfolgenutzung | Besucherbergwerk | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Zinnober | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 38° 46′ 32,6″ N,4° 50′ 53,2″ W38.775713-4.848103Koordinaten:38° 46′ 32,6″ N,4° 50′ 53,2″ W | ||
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Standort | Calle los Mineros, 74, 13400 Almadén | ||
Gemeinde | Almadén | ||
Provinz | Provinz Ciudad Real | ||
Staat | Spanien | ||
Revier | Almadén |
DasBergwerk Almadén inAlmadén, einer Stadt in derProvinz Ciudad Real derspanischenAutonomen RegionKastilien-La Mancha, war über 2000 Jahre lang eine der wichtigsten europäischen Abbaustätten fürZinnober, einMineral, aus dem durchRöstenQuecksilber gewonnen wurde. DieLagerstätte von Almadén gehört zu den größten Zinnobervorkommen weltweit. Es wird geschätzt, dass über 250.000 Tonnen Quecksilber in Almadén gewonnen wurden.[2] Im Jahr 2003 wurde dasBergwerk stillgelegt und zu einemBesucherbergwerk, demParque Minero de Almadén, umgewandelt, das 2008 eröffnet wurde. Im Jahr 2012 wurde das Bergwerk Almadén einschließlich dazugehörender Bauten in der Altstadt zusammen mit demslowenischen BergwerkIdrija als Welterbestätten der Quecksilbergewinnung („Heritage of Mercury. Almadén and Idrija“) in die Liste desUNESCO-Welterbes aufgenommen.[3]
ImHandbuch der Metallhüttenkunde von 1904 findet sich zu Almadén folgender Eintrag:
„Zu Almaden, am Nordabhange der Sierra Morena, zwischen Badajoz und Ciudad Real findet sich der Zinnober zusammen mit Gediegen Quecksilber in einem 16 km langen und 10 km breiten District in silurischen und devonischen Schichten, welche aus Schiefern, Quarziten und Sandsteinen und in geringer Menge auch Kalksteinen bestehen, und zwar in drei nahezu senkrecht stehenden tafelförmigen Massen von gegen 183 m Länge und 3,7 bis 7,6 m Mächtigkeit. In diesen Massen kommt er sowohl eingesprengt als auch in Trümmern vor. Der Quecksilbergehalt der einzelnen Erzsorten geht von 0,75 bis 25,05 %. Im Durchschnitt soll er 8–9 % betragen.[4]“
Bereits im 3. Jahrhundert vor Christus wurden die Erze von Almadén abgebaut. Seit der Antike fand Zinnoberrot als Farbpigment in der Malerei Verwendung. Derkeltische Name von Almadén,Sisapo oderSislone, bedeutetHöhle, aus der man Metalle gewinnt. Inrömischer Zeit muss Almadén eine gewisse Bedeutung gehabt haben, da hier Münzen geprägt wurden, wie Funde von Kupfermünzen mit der InschriftSAESAPO belegen. Auch unter dermaurischen Herrschaft wurde derBergbau weitergeführt. Quecksilber wurde für medizinische Zwecke benötigt und spielte für dieAlchemie eine wichtige Rolle. Außerdem wurde es zumGerben von Leder genutzt. Der arabische Geschichtsschreiber und Geographal-Idrisi berichtet von der Ausbeutung der Lagerstätten in maurischer Zeit. Dabei seien bis zu 1000 Bergleute beschäftigt gewesen und es soll eine Tiefe von über 420 Metern erreicht worden sein.[5] Der heutige NameAlmadén geht auf die Mauren zurück und leitet sich vonhins al madin (Mine,Mineral) ab. Auch der alte spanische Name für Quecksilberazogue stammt aus dem Arabischen.
Nach derReconquista, der christlichen Rückeroberung von Almadén in der Mitte des 13. Jahrhunderts, gelangte die Lagerstätte in den Besitz desCalatravaordens, der sie verpachtete. 1487 bestimmte einepäpstliche Bulle den spanischen KönigFerdinand den Katholischen zumGroßmeister des Ordens und unterstellte somit den Orden der spanischen Krone, die von nun an über dessen Güter verfügte. Als Gegenleistung für die Finanzierung seiner Wahl zumrömisch-deutschen Kaiser im Jahr 1519 übertrugKarl V. demAugsburger Kaufmann und BankierAnton Fugger die Pacht der Bergwerke von Almadén. Über einen Zeitraum von 120 Jahren, bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts, blieb der Zinnoberabbau in der Hand der FamilieFugger, die verschiedene technische Neuerungen wie denFlammofen einführte. Für die Verwaltung der Bergwerke und der dazugehörenden Ländereien richteten die Fugger im rund 120 Kilometer entferntenAlmagro in dem noch heute nach ihnen benannten GebäudeAlmacén de los Fúcares eine Faktorei ein.
Nach den spanischen und portugiesischenSeefahrten in die sogenannteNeue Welt und der Entdeckung der dortigen Gold- und Silbervorkommen stieg der Bedarf an Quecksilber. Um dieEdelmetalle aus dem Gestein zu lösen, wurde Quecksilber eingesetzt. Der größte Teil des Quecksilbers wurde überSevilla in dieamerikanischen Kolonien transportiert, hierfür wurden eigene Schiffe gebaut. Die gefährliche und gesundheitsschädliche Arbeit im Bergwerk mussten Sklaven und Häftlinge (forzados) verrichten, die statt zurGaleere zur Bergwerksarbeit verurteilt wurden. Meist erlebten sie das Ende ihrer Strafe nicht. 1799 wurde die Zwangsarbeit in den Bergwerken aufgehoben.
Im 17. Jahrhundert ging der Zinnoberabbau zurück, die erschlossenen Vorkommen waren weitgehend abgebaut. Im Jahr 1755 kam es in derMina del Castillo zu einem verheerenden Brand, der über zwei Jahre wütete und bei dem viele Menschen starben. Im 18. Jahrhundert wurden die Anlagen modernisiert, mehrere Direktoren wurden hierzu aus der 1765 inSachsen gegründetenBergakademie Freiberg nach Almadén berufen.
Von 1835 bis 1921 gehörten die Erzgruben der FamilieRothschild, anschließend wurden sie verstaatlicht.[6] Derzeit untersteht das Bergwerk, das in den Zeiten seiner größten Aktivität bis zu 2000 Mitarbeiter beschäftigte, der 1982 gegründeten staatlichen Bergbaugesellschaft MAYASA (Minas de Almadén y Arrayanes).
Im Jahr 2003 wurde der Zinnoberabbau in Almadén aufgrund der stark zurückgegangenen Nachfrage nach Quecksilber, dessen Verwendung wegen seiner gesundheitsschädlichen Wirkung erheblich eingeschränkt und in verschiedenen Ländern verboten wurde, eingestellt.
Nach der Stilllegung des Bergwerkes mussten auf einer Fläche von fast zehn Hektar 3,5 Millionen Tonnen hochgiftigen Abfalls entsorgt werden. Für die Umwandlung in ein Naturschutzgebiet und Bergbaumuseum wurden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung über 1,4 Millionen Euro investiert.[7]
Die Abbaustätte von Almadén wird von mehreren KilometernStrecken (Gänge) durchzogen und erreicht über 23Sohlen (Höhenniveaus) eineTeufe (Tiefe) von 716 Metern. Der älteste Teil der Anlage mit fünf Sohlen und einer Teufe von 170 Metern, der alsMina Fúcar (Fuggermine) bezeichnet wird, wurde vermutlich bereits von den Römern ausgebeutet und nach dem Brand im Jahr 1755 aufgegeben. Im Lauf seiner Geschichte wurden verschiedeneSchächte, Strecken undStollen, die zurFahrung (Beförderung der Bergarbeiter),Bewetterung (Belüftung) und Erzförderung notwendig waren, angelegt. Die Anlage ist in zwei ummauerte Bereiche unterteilt, das ArealCerco de San Teodoro, auf dem sich – mit Ausnahme des Schachts San Joaquín – die Förderschächte befinden, und das ArealCerco de Buitrones, auf dem die Weiterverarbeitung stattfindet.
Der Schacht San Aquilino, der älteste Schacht, wurde vor 1543 in Betrieb genommen. Er weist 14 Sohlen und eine Teufe von 378 Metern auf. Das Maschinenhaus des Schachts wurde zwischen 1907 und 1910 für die elektrische Fördermaschine errichtet, welche die Dampfmaschine aus dem Jahr 1874 ersetzte. Das Fördergerüst stammt ebenfalls aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Der Schacht San Teodoro liegt wenige Meter neben dem Schacht San Aquilino. Er wurde im 18. Jahrhundert angelegt und war bis zur Inbetriebnahme des Schachtes San Joaquín auf dem GeländeCerco de Buitrones im Jahr 1975 der wichtigste Förderschacht. Der Schacht wurde mehrfach verändert, sein heutiges Aussehen geht auf die Modernisierung im Jahr 1962 zurück. Im Schacht ist ein Pferdegöpel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und ein metallener Göpel, der mit der Elektrifizierung im Jahr 1920 eingeführt wurde, erhalten. Mit derKoepe-Scheibe konnte bis zu einer Teufe von 522 Metern gefördert wurde. Im Schacht San Teodoro wurde die erste Dampfmaschine für die Grubenentwässerung in Spanien eingesetzt.
Im Schacht San Andrés, in 50 Meter Teufe, wurde in einem 13 Meter hohen Kuppelsaal einGöpel rekonstruiert. Mit diesem Göpel wurde das abgebaute Zinnobererz aus einer Teufe von bis zu 700 Metern gefördert. Der Schacht wurde um 1700 nach der Entdeckung derMina del Castillo im Jahr 1697 angelegt.
Der Schacht San Joaquín wurde 1960 in Betrieb genommen und 1975 modernisiert. Er ist der einzige Schacht, der sich auf dem GeländeCerco de Buitrones befindet. Der Schacht erreicht eine Teufe von 700 Meter. Neben dem Schacht steht das Maschinenhaus.
Der Bustamente- oderAludelofen wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch Juan Alonso de Bustamante in Almadén eingeführt.[8] In diesen Öfen wird das im Röstprozeß entstehende gasförmige Quecksilbersublimiert. Heute sind noch zwei dieser Öfen (Hornos de Aludeles o Bustamante) auf dem GeländeCerco de Buitrones erhalten, das von einer Mauer umgeben ist. Auf das Gelände führt ein nach dem spanischen KönigKarl IV. benanntes Tor (Puerta de Carlos IV)[9], das 1795 errichtet wurde. Ein weiteres Tor, das Tor der Karren (Puerta de carros), stammt aus dem 17. Jahrhundert. Hier beginnt die historische QuecksilberstraßeCamino Real del Azogue, die nachSevilla führt.
Im Nordosten desCerco de Buitrones stehen vier weitere Öfen (Hornos Pacific-Herreschof), die von 1954 bis 2003 in Betrieb waren.Von dem Cermax-Spirek-Ofen (Horno Cermak Spirek) ist nur noch der Schlot erhalten.
Der Brennofen für Ziegel (Horno de Tejeras) wurde vermutlich im 17. Jahrhundert gebaut und war bis in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Betrieb. Auf dem GeländeCerco de Buitrones gab es mehrere dieser Öfen. Hier wurden die Ziegel und Aludel gebrannt, die man in großer Zahl für die Röstöfen benötigte. DerTon kam aus Tongruben in der Umgebung von Almadén.
Die Welterbestätte des Bergwerks Almadén umfasst weitere Bauten in der Altstadt und der Umgebung wie diePfarrkirchen San Sebastián und Nuestra Señora de la Estrella, beide aus dem 18. Jahrhundert.
In der ehemaligen Kompressorenhalle ist das Bergwerksmuseum eingerichtet.
DasMuseo del Mercurio (Quecksilbermuseum) ist in einem Gebäude aus dem Jahr 1941 untergebracht, das als Lagerraum für Quecksilber diente. Die Räume im Erdgeschoss sind derGeologie und derPaläontologie der Region gewidmet. Außerdem wird die Geschichte des Quecksilbers, seine Gewinnung und Verarbeitung, präsentiert. Man sieht die Räume, in denen es gewogen und verpackt wurde. Im Untergeschoss wird die Geschichte der Mine sowie der Transport des Quecksilbers nach Amerika dargestellt.
DasKönigliche Bergarbeiterkrankenhaus Sankt Raphael (Real Hospital de Mineros de San Rafael) wurde zwischen 1755 und 1773 errichtet. Es ersetzte ein früheres Krankenhaus, das für die vielen anQuecksilbervergiftung erkrankten Bergleute zu klein geworden war. Bis 1975 wurde dasHospital de Mineros als Krankenhaus genutzt. Heute beherbergt es das Archiv der Mine, teilweise ist es als Museum eingerichtet und es gibt Räume für Ausstellungen.[10]
Im Jahr 1777 wurde auf königlichen BeschlussKarls III. in Almadén dieAcademia de Minas gegründet, eineBergakademie nach demFreiberger Vorbild, deren erste Direktoren Heinrich Christoph Störr, Johann Martin Hoppensack und Johann Friedrich Mayer aus Deutschland kamen. Die Schule besteht unter dem NamenEscuela de Ingeniería Minera e Industrial de Almadén[11] bis heute. 1985 wurde sie in dieUniversität Kastilien-La Mancha integriert. Das heutige Gebäude wurde in den 1970er Jahren auf den Ruinen des ehemaligen Gefängnisses errichtet.[12]
Die dem ErzengelMichael geweihte Kapelle San Miguel ist der einzige Rest des alten Bergarbeitergefängnisses aus dem 17. Jahrhundert. Da der sonntägliche Kirchgang den Gefangenen eine Möglichkeit zur Flucht bot, wurde im Jahr 1645 innerhalb des Gefängnisses eine eigene Kapelle errichtet. Das alte Gefängnis wurde bis 1795 genutzt. Bereits im Jahr 1754 wurde als Erweiterung des alten Gefängnisses derKönigliche Kerker der Zwangsarbeiter (Real Cárcel de Forzados) errichtet. Das Gebäude war durch einen 450 Meter langen unterirdischen Gang mit dem Bergwerk verbunden. Nach der Abschaffung der Zwangsarbeit im Bergwerk im Jahr 1799 diente das Gebäude im 19. Jahrhundert als Provinzgefängnis. Von 1939 bis 1941 wurde es alsKonzentrationslager genutzt und danach bis zu seinem Abbruch im Jahr 1969 als Getreidesilo. Unter dem heutigen Gebäude derEscuela de Ingeniería Minera e Industrial de Almadén sind von dem ehemaligen Gefängnis noch einige Mauerreste erhalten.[13]
Die Stierkampfarena wurde zwischen 1752 und 1765 errichtet. Die Arena umfasst ein sechseckiges Areal mit 24 Wohnungen, die für die Unterbringung einer zunehmenden Zahl von Bergarbeitern benötigt wurden. Die Einnahmen aus den Stierkämpfen sollten den Bau des Bergarbeiterkrankenhauses mitfinanzieren.[14]
Die BurgCastillo de Retamar wurde zur Zeit der maurischen Herrschaft zum Schutz der Abbaustätte errichtet. Im Jahr 1467, als es im Besitz des Calatravaordens war, wurde es befestigt und ausgebaut. Heute sind nur noch wenige Mauern und ein im 18. Jahrhundert über der Westfassade errichteter Turm von der einstigen Burg erhalten.[15]
Das Haus der Inquisition (Casa de la Inquisición oderCasa de los Fúcares) wurde Ende des 15. Jahrhunderts für denDominikanerorden errichtet. Es wurde später von den Verwaltern der Familie Fugger bewohnt, die von 1525 bis 1649 die Pacht für den Quecksilberabbau innehatten. Auf dem Türsturz des Portals ist ein Wappen mit einem Palmwedel und einem Schwert zu sehen, die beiden Hunde daneben sind eine Anspielung auf die Dominikaner, diedomini canes (Hunde des Herrn).
VomKöniglichen Palast der Minenverwaltung (Real Palacio de la Superintendencia) aus dem 18. Jahrhundert ist nur noch die Fassade mit dem Portal erhalten. In dem Palast waren die Wohnung des Minenverwalters und Büros untergebracht. An der Stelle des Gebäudes ist heute ein Park angelegt.