Mit 13,19 Millionen Einwohnern (2022)[3] ist sie nachMumbai undDelhi die drittgrößte Stadt Indiens. Bengaluru ist auch Verwaltungssitz der DistrikteBengaluru Urban undBengaluru Rural.
Bengaluru ist ein Zentrum der zivilen und militärischen Luft- undRaumfahrtindustrie und -forschung Indiens. In jüngerer Zeit hat es sich zudem zu einem der wichtigstenIT-Zentren des Landes entwickelt. Wegen der zahlreichen Parkanlagen wird von Bengaluru auch oft als der „Gartenstadt“ gesprochen.
Bengaluru liegt imDekkan-Tafelland, im südlichen Teil des indischen Subkontinents, auf etwa900 m. Dadurch herrschen trotz der tropischen Lage auf etwa 13 Grad nördlicher Breite milde Temperaturen – im Winter geht die Temperatur nachts bis etwa 15 Grad Celsius zurück, im Sommer kann sie tagsüber bis 37 Grad Celsius ansteigen. DerMonsunregen dauert von Mai bis Oktober.
Bengaluru wurde wahrscheinlich 1537 vonKempe Gowda I (1510 bis 1570) gegründet. Kempe Gowda soll für diese neue Stadt den NamenBengaluru gewählt haben, da seine Mutter und seine Ehefrau aus einer Ansiedlung dieses Namens stammen, die heute noch alsHalebengaluru (Alt-Bengaluru) nahe Bengaluru existiert. Nach einer anderen Version gab eine alte Frau im 10. Jahrhundert KönigVeeraballa gekochte Bohnen zu essen, als er sich im Wald verirrt hatte. Aus Dankbarkeit soll er den Ort danachBenda Kaluru, die „Stadt der gekochten Bohnen“, genannt haben.
Die Briten unterCharles Cornwallis eroberten die Stadt 1799 in einer Schlacht mitTipu Sultan und anglisierten den Namen zu „Bangalore“.
Im Jahr 1898 wurde Bangalore von einerPestepidemie heimgesucht, die eine große Zahl von Opfern forderte. Als Konsequenz daraus wurden Abwasser- und Gesundheitswesen modernisiert und Vorschriften für Sanitäranlagen beim Bau neuer Häuser erlassen. 1900 wurde dasVictoria Hospital eröffnet.
Nach 1900 dehnte sich Bangalore schnell aus. Bis 1950 entstanden die Stadtteile Basavanagudi, Malleshwaram, Kalasipalyam, Gandhinagar und Jayanagar.
Bis 1949 war Bangalore eine wichtige Garnisonsstadt der Briten, wovon noch heute Straßennamen wieBrigade Road oderResidency Road zeugen.
Im Jahr 2006 beschloss die Regierung des BundesstaatsKarnataka, die anglisierte Schreibung „Bangalore“ derKannada-Form entsprechend in „Bengaluru“ zu ändern. Die indische Regierung genehmigte diesen Beschluss im Jahr 2014.[4]
Bei der Volkszählung 2011 wurden in Bengaluru 8.425.970 Einwohner registriert. Damit ist Bengaluru nachMumbai undDelhi die drittgrößte Stadt Indiens. Für dieAgglomeration Bengaluru wurde eine Zahl von 8.499.399 Einwohnern ermittelt.[6] Unter den Ballungsräumen Indiens nimmt Bengaluru damit den fünften Platz hinterMumbai, Delhi,Kolkata undChennai ein. Durch seinen wirtschaftlichen Aufschwung und die damit einhergehende Zuwanderung erlebt der Raum Bengaluru ein erhebliches Bevölkerungswachstum, zwischen 2001 und 2011 hat sich die Einwohnerzahl der Agglomeration um knapp 100 Prozent gesteigert.
Für 2050 wird mit einer Bevölkerung von über 15,6 Millionen Menschen im Ballungsraum gerechnet.[7]
Mehrsprachiges Schild in Bengaluru (Kannada, Tamil, Englisch)
Über die Hälfte der Bevölkerung Bengalurus sind Zuwanderer aus anderen Teilen Indiens und der Welt – zu einem guten Teil qualifizierteIT-Fachkräfte, was der Stadt einekosmopolitische Prägung gegeben hat. Entsprechend groß ist die sprachliche Vielfalt. Verwaltungs- und Verkehrssprache in Bengaluru istKannada, die Hauptsprache Karnatakas. Die Kannada-Sprecher machen unter den Einwohnern Bengalurus nach der Volkszählung 2001 mit 36 % aber nur eine relative Mehrheit aus. Unter der muslimischen Bevölkerung Bengalurus ist traditionellUrdu verbreitet, dessen Sprecher 15 % der Stadtbevölkerung ausmachen. Der Rest entfällt auf Sprachen, die von Einwanderern aus anderen Teilen Indiens gesprochen werden:Tamil (21 %),Telugu (14 %),Hindi (4 %),Malayalam (3 %),Marathi (3 %) und Sonstige (4 %).[8] Wie überall in Indien spieltEnglisch eine wichtige Rolle als Bildungs- und Verkehrssprache.
In der Vergangenheit ist es wiederholt zu Konflikten zwischen Kannada-Sprechern und Zuwanderern gekommen. So forderten schwere anti-tamilische Ausschreitungen 1991 zwanzig Todesopfer.[9] Die Spannungen zwischen diesen beiden Bevölkerungsteilen zeigten sich auch in der Kontroverse um dieTiruvalluvar-Statue, ein Denkmal für den tamilischen DichterheiligenTiruvalluvar, das bereits 1992 aufgestellt wurde, aber erst 2009 enthüllt werden konnte.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte der Großraum Bengaluru einBruttoinlandsprodukt von 45,3 Milliarden US-Dollar (KKP). Es gehörte damit zu den 300 wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit und belegte den fünften Platz in Indien hinter Delhi, Mumbai, Kolkata und Chennai. Das BIP pro Kopf betrug 5.051 US-Dollar, womit Bengaluru das zweitniedrigsten Pro-Kopf Einkommen unter allen 300 untersuchten Städten aufwies. Das BIP pro Kopf stieg zwischen 2000 und 2014 im Durchschnitt um jährlich 5,5 Prozent.[11]
Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung Bengalurus war, dass die indische Regierung hier – weit weg und daher gut geschützt vor potenziellen Gegnern wiePakistan und derVolksrepublik China – stark in Forschung und Schwerindustrie, insbesondere in Luft- und Raumfahrt investiert hat. So hatHindustan Aeronautics Limited (HAL), die zivile wie militärische Flugzeuge entwickelt und baut, ihr Hauptquartier in Bengaluru.Neben denNational Aerospace Laboratories (NAL) ist auch dieIndian Space Research Organisation (ISRO) in Bengaluru beheimatet, die erfolgreichSatelliten und Raketen entwickelt und startet.
In den letzten Jahren haben sich in Bengaluru viele in- und ausländischeComputer- undHochtechnologiefirmen angesiedelt, die die Stadt zu einem Zentrum derindischen Softwareindustrie machten und ihr den Beinamen „indisches Silicon Valley“ eingebracht haben. Ein Grund hierfür ist auch das vergleichsweise angenehme Klima, denn anders als in den schwülwarmen Küstenregionen herrscht im Sommer hier meist eine trockene Hitze. Insbesondere große internationale Unternehmen sowie Call-Center haben sich hier in großen „Technikparks“ wieElectronics City oderInternational Technology Park (ITPL) niedergelassen. Dadurch hat sich in Bengaluru eine breiteMittelschicht von hoch qualifizierten und überdurchschnittlich verdienenden indischenInformatikern gebildet.
Indien ist der weltgrößte Exporteur von IT-Dienstleistungen. Der Leistungsdruck, dem die Programmierer ausgesetzt sind, ist enorm hoch. Es wird ein Zusammenhang hergestellt mit der Tatsache, dass Bengaluru seit 2007 die höchste Selbstmordrate aller indischen Städte zu verzeichnen hat (Stand: 2008).[12]
Biotechnologie ist ein weiterer, stark wachsender Wirtschaftszweig in Bengaluru. Knapp 100 der 240 indischen Biotechnologiefirmen haben ihren Sitz in Bengaluru, unter anderemBiocon (in der Liste der weltweit umsatzstärksten Biotechnologiefirmen derzeit auf Rang 16) undSartorius mit einem 2009 neu eröffneten Campus.
Aufgrund der relativ breiten wohlhabenden Mittelschicht rund um dieIT-Industrie hat sich ein großes, westlich geprägtes Konsumangebot mitEinkaufszentren,Multiplex-Kinos, Restaurants, Pubs und Bars und einem vergleichsweise aktiven – wenn auch nicht mit westlichen Verhältnissen vergleichbaren – Nachtleben entwickelt. Die Jugend der Stadt ist mode- und techniktrendbewusst.
Restaurants bieten überwiegend vegetarische Gerichte aus verschiedenen Regionen Indiens an, einige zudem chinesisches und westliches Essen. WestlichesFast Food ist mittlerweile in vielen Stadtteilen erhältlich – im Oktober 2004 wurde die ersteMcDonald’s-Filiale eröffnet, die erste Filiale vonKFC schon 1996, damals unter Protesten der Bevölkerung.[13]
Kuh im Straßenverkehr Bengalurus
Auch die Nachbarschaft zu ausgedehnten Slums dokumentiert das oft extreme Gefälle der indischen Gesellschaft. Nach einer Zählung aus dem Jahr 2001 leben etwa 346.000 Einwohner (etwa 8,1 % der damaligen Bevölkerung) Bengalurus inSlums.
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität für ins Ausland verlegte Arbeitnehmer belegte Bengaluru im Jahr 2019 den 149. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit. Die Stadt lag damit im indischen Vergleich hinterHyderabad undPune (beide Platz 143), aber vorMumbai (Platz 154),Kolkata (Platz 160) undDelhi (Platz 162).[14]
Bengaluru ist weiterhin bekannt für seine Seidenprodukte und seineSandelholz-Schnitzereien.
Bengaluru wird auch die „Gartenstadt“ genannt, da sie für indische Maßstäbe eine hohe Zahl von Parks besitzt. Die größten sindLal Bagh, ein beinahe 100 Hektar großer Park mit sehenswertem Glashaus, Blumenbeeten und diversen künstlich angelegten Wasserflächen, und derCubbon Park. Weitere Sehenswürdigkeiten sindVidhana Soudha (Parlament) und derKarnataka High Court – der Hauptsitz des obersten Gerichtes des Bundesstaats, sowie viele kleine und große Tempel und mehrere christliche Kirchen. Der größte Tempel ist einISKCON-Krishna-Tempel im Rajajinagar Distrikt im Norden der Stadt, nahe dem FernbahnhofYeshwanthpur Junction.
Die Lehmwälle, die Kempe Gowda beim Bau der Festung 1537 anlegen ließ, genügtenHyder Ali nicht. Er ließ sie durch Steinmauern ersetzen und einen Graben ziehen. Die Tore und Bögen wurden im islamischen Stil gebaut. Da Hyder Ali Andersgläubige tolerierte, entstand unter seiner Herrschaft ein kleinerGanesh-Tempel innerhalb der Festungsmauern. Heute sind Teile der Mauern als Folge des Straßenbaus niedergerissen worden; für den Bau des Victoria-Hospitals wurde ein Graben zugeschüttet. Von den acht Toren ist nur noch das Delhi-Tor geblieben.
Die ParkanlageLal Bagh südlich des Stadtzentrums wurde 1740 von Hyder Ali gegründet. Sie ist reich an tropischen und subtropischen Pflanzen, die zum Teil von Tippu Sultan importiert wurden und beherbergt einenBotanischen Garten (Lal Bagh Botanical Gardens).
DieInfrastruktur der Stadt kann mit der rasanten Bevölkerungsentwicklung der letzten 20 Jahre kaum mithalten. Neben völlig überlastetenBussen mit häufig noch antiquierter Technik und einer Armada vonAutorikschas – offenen, auf Motorrollertechnik basierenden Dreirädern für zwei Passagiere – sind inzwischen auch Taxis im Einsatz. Bengaluru ist weltweit die Stadt mit den meisten Motorrädern und -rollern. 2011 wurde der erste Abschnitt derBengaluru Metro (Namma) eröffnet. Seit Juni 2017 sind zwei Linien (violett und grün) mit einer Gesamtlänge von 42,3 Kilometern (davon 8,8 km im Tunnel) und 40 Bahnhöfen in Betrieb. Die Phase 2 der Erweiterung mit zwei neuen Linien und Verlängerungen der Bestehenden, insgesamt 72 km neue Strecken, befindet sich im Bau.
Die Straßen sind für westliche Verhältnisse in schlechtem Zustand und können die Masse an Fahrzeugen kaum bewältigen. Die Stadtverwaltung versucht, die schlimmsten Schwachstellen durch Straßenverbreiterungen, Einbahnregelungen und Bau von Brücken zu beseitigen, allerdings bisher mit geringem Erfolg, Staus gehören zum Stadtbild.
Da der Güternahverkehr ausschließlich auf der Straße abgewickelt wird, der Müll mangels einer tragfähigen Müllentsorgung oft noch an Ort und Stelle verbrannt wird und zudem zahllose Baustellen zum Staubaufkommen beitragen, ist auch die Luftverschmutzung hoch.
Stromnetze sind häufig überlastet, Abschaltungen ganzer Stadtviertel sind an der Tagesordnung. Der durch Stromabschaltungen gewünschte Energiespareffekt wird allerdings dadurch konterkariert, dass die meisten Läden und besseren Wohngegenden Notstromaggregate haben, die wiederum zur Luftverschmutzung beitragen.
Der am 24. Mai 2008 neu eröffneteKempegowda International Airport Bengaluru (IATA-CodeBLR) liegt etwa 40 Kilometer nördlich des Stadtzentrums und löste den in der Stadt gelegenen, jedoch zunehmend überlasteten Hindustan Airport (auchHAL Bangalore International Airport) ab. Das BIAL-Projekt stand in der Kritik, da der Flugplatz wegen chaotischer Verkehrsbedingungen häufig nur schlecht erreichbar ist und für die Anreise gerade aus südlichen Stadtteilen je nach Tageszeit mit mehreren Stunden gerechnet werden muss. Der neue Flughafen, mit 16,4 Quadratkilometer Fläche und im Endausbau zwei Startbahnen, ist für jährlich 50 Millionen Fluggäste konzipiert und soll auch für denAirbus A380 tauglich sein. Der Flughafenneubau wurde notwendig, seit der alte Flughafen von Bengaluru, eigentlich derWerksflugplatz derHindustan Aeronautics (HAL), angesichts des rasant wachsenden Luftaufkommens hoffnungslos überlastet war. Es gab nur zwei Gates und zwei Passagierbrücken, kaum mehr als ein Dutzend Abfertigungsschalter und nur drei Gepäckbänder. Da die durch große Passagierflugzeuge aus Europa verursachten Aufwände innerhalb des normalen Tagesgeschäftes nicht zu bewältigen waren, wurden diese Maschinen in der Regel nachts abgefertigt.
Luftverschmutzung und Verkehrsprobleme haben in Bengaluru ein Ausmaß erreicht, das die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ernsthaft bedroht. Einige IT-Firmen erwogen daher eine Abwanderung nachHyderabad, bislang ist das Wachstum der Stadt jedoch ungebrochen.
In Bengaluru herrscht seit 2012 durchgehend Dürre (Stand: Mai 2017). Die Trinkwasserquellen sind erschöpft, nach Angaben des zuständigenBengaluru Water Supply and Sewerage Board nähern sich die Grundwasserstände dem Nullpunkt. DasIndian Institute of Science sagte im Sommer 2016 in einer seitdem zurückgezogenen Prognose, dass die Region bis 2020 unbewohnbar sein werde.[15]
Auch die Abwasserentsorgung stellt ein Problem dar. Ein Beispiel dafür liefert derUlsoor Lake mit seinem hohen Verschmutzungsgrad.
↑Alan Berube, Jesus Leal Trujillo, Tao Ran, and Joseph Parilla:Global Metro Monitor. In:Brookings. 22. Januar 2015 (brookings.edu [abgerufen am 19. Juli 2018]).