Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Ben Jonson

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel befasst sich mit dem Dichter Ben Jonson. Zu anderen Personen sieheBen Johnson.
Ben Jonson. Gemälde von Abraham Blyenberch, um 1617.

Ben Jonson, eigentlichBenjamin Jonson (*11. Juni (unsicher)1572 inLondon; †6. August1637 ebenda), war einenglischer Bühnenautor und Dichter. NebenWilliam Shakespeare gilt Ben Jonson als der bedeutendste englische Dramatiker derRenaissance.[1]

Leben und Werk

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Titelseite der Folio-Ausgabe der Werke Ben Jonsons von 1616

Geboren wurde Jonson inWestminster. Sein Vater, ein protestantischer Geistlicher, war bereits kurz vor Jonsons Geburt verstorben. Jonson erlernte den Beruf seines Stiefvaters, Maurer. Später war er Soldat und danach offenbar fahrender Schauspieler. Während dieser Zeit schrieb er erste Stücke. Ab 1597 war Jonson als Schauspieler und Bühnenautor in den Diensten vonPhilip Henslowe. Vermutlich vollendete er das vonThomas Nashe begonnene, verschollene satirische StückThe Isle of Dogs, das zu einem Skandal mit einer zeitweiligen Schließung der Theater führte und Jonson seine erste Gefängnisstrafe einbrachte.[2] Seinen Durchbruch als Autor hatte er 1598 mitEvery Man in his Humour, das von denLord Chamberlain’s Men unter Mitwirkung von Shakespeare als Schauspieler erfolgreich aufgeführt wurde.[3]

Every Man in his Humour, Titelseite eines Nachdrucks der Folio-Ausgabe von 1616

Kurz darauf tötete Ben Jonson den Schauspieler Gabriel Spencer imDuell und landete für kurze Zeit im Gefängnis, entging aber der Todesstrafe, da er sich auf das sogenannte Vorrecht der Geistlichkeit(benefit of the clergy) berufen konnte, d. h. auf seine Fähigkeit, lateinische Bibeltexte zu rezitieren. Dies verhinderte allerdings nicht seine Brandmarkung. Während seines kurzen Gefängnisaufenthalts konvertierte Jonson zumrömisch-katholischen Glauben.[4]

Seine Karriere als Autor hatte ihren Höhepunkt zwischen 1605 und 1614; in diesem Zeitraum entstanden seine bedeutendsten Stücke. Die allgemeine Anerkennung und Wertschätzung Jonsons zur damaligen Zeit spiegelte sich in der Veröffentlichung der mit großer Sorgfalt ediertenFolio-Ausgabe seiner Werke, die 1616 als erste ihrer Art schon zu seinen Lebzeiten noch vor der postumenFolio-Ausgabe der Werke Shakespeares erschien. Nach Jonsons Tod wurde 1640 eine zweite erweiterte Folio-Ausgabe seiner Werke veröffentlicht. Vor allem seine vier KomödienVolpone,The Alchemist,Bartholomew Fair undThe Silent Woman wurden hoch gepriesen und gehörten regelmäßig zum Repertoire der englischen Theater.[5]

In den ersten drei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts spielte Jonson eine wesentliche Rolle im Theatergeschehen und literarischen Leben Londons. Während der Regentschaft vonJames I. undCharles I. verfasste er von 1605 bis 1634 in Zusammenarbeit mitInigo Jones regelmäßig höfischeMaskenspiele. Dies verschaffte ihm bald die Gunst des Königs; so stand er unter derPatronage von James I., der ihm ein Gehalt und damit de facto eine Stellung als Hofpoet zukommen ließ. Später wurde Jones alsPoet Laureate ausgezeichnet und damit auch offiziell zum Hofdichter ernannt.[6]

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Jonson gelähmt nach einemSchlaganfall. Er starb am 6. August 1637 und wurde in derWestminster Abbey beigesetzt. Jonson war verheiratet; seine Kinder starben jung.

Künstlerisches Schaffen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Every Man out of His Humor, Titelseite des Quarto-Drucks von 1600

Obwohl Jonson zweifellos Werke von hohem Rang verfasste (z. B. dieKomödienVolpone undThe Alchemist), war es doch mehr sein künstlerischerAntagonismus zu seinem Zeitgenossen William Shakespeare, der die Literaturwissenschaft von jeher beschäftigte. Berühmt ist das in Lob verpackte Verdiktsmall Latin and less Greek („geringe Kenntnisse inLatein und noch geringere in Griechisch“) aus seinemNekrolog auf Shakespeare.

Jonson sah sich als gelehrten Dichter und war in der Weiterführung derRenaissance ein glühender Verehrer derantiken, besonders derrömischen Literatur, ohne damit jedoch in irgendeiner Weise eine Weltfremdheit zu verbinden oder auf die Entwicklung eines eigenen literarischen Profils zu verzichten. Ausgehend von der römischen Komödie begründete er vor allem eine neue Form dersatirischen Sittenkomödie, die bis in das 18. Jahrhundert bestehen blieb.[7]

Jonson verstand sich nicht nur als Dramatiker, sondern stets auch als Lyriker, der seine Dichtung auf der Grundlage antiker Gattungen wieEpigramm,Epitaph,Epistel oderOde gestaltete. Dabei lehnte er den Stil dermetaphysischen Dichter mit oftmals gesuchten oder ausuferndenMetaphern(conceits) ab und legte großen Wert auf eine Klarheit der Form und Schlichtheit des Ausdrucks. Dadurch trug er maßgeblich zu der Entstehung des Ideals eines schlichten Stils(plain style) bei.

Die frühe Schaffensphase Jonsons als Dramatiker war durch seine Erfindung dercomedy of humours als einer besonderen Spielart dercomedy of manners geprägt. Dabei griff er die auf der antiken sowie mittelalterlichenHumoralpathologie fußende Theorie von den verschiedenen Körpersäften und vier Temperamenten desCholerikers,Sanguinikers,Melancholikers undPhlegmatikers auf. Seine besondere Errungenschaft war es, diese Lehre metaphorisch zu nutzen, um die Exzentrizitäten und Affektiertheiten der Menschen im gesellschaftlichen Leben darzustellen.[8] Die einzelnen Episoden dieser Variante der Komödie dienen dabei vor allem der Offenlegung der einzelnenhumours; das Ziel des gesamten Geschehens ist vornehmlich auf die Heilung derhumours ausgerichtet, die im Wesentlichen nur Übertreibungen grundsätzlich wünschenswerter Eigenschaften verkörpern.[9]

InEvery Man in His Humour tritt das humoralpsychologische Moment zunächst allein bei zwei Charakteren auf, welche die Melancholie als Modekrankheit kultivieren. Die ursprüngliche Fassung dieser Komödie spielt in Italien; in einer späteren überarbeiteten Version verlegte Jonson den Schauplatz nach England und wandelte die Komödienform von der Vorlage des römischen KomödiendichtersPlautus zu der für ihn typischen Stadtkomödie(city comedy) um. Zentrales Thema ist der Generationenkonflikt, dargelegt am Beispiel des VatersKnowell, der seinen Sohn bespitzelt, da er sich um dessen Moral sorgt. Eine zentrale Rolle als Intrigant und Verwandlungskünstler spielt ebenso der DienerBrainworm, der als Figur sowohl in der Tradition der Sklavengestalten der römischen Komödie wie auch der Lasterfigur(Vice) der mittelalterlichenMoralitäten steht. Alle Hauptcharaktere sind durch eine fixe Idee bestimmt, die sich in der Regel bereits in ihrensprechenden Namen äußert. Spektakulär ist ebenfalls die Figur desBobadill, eines Feiglings und Prahlers, der seinen angeblichen Sachverstand als Soldat mit bombastischer Gestik und Rhetorik zur Schau stellt und damit in Jonsons Werk die Nachfolge des antikenMiles Gloriosus antritt.[10]

InEvery Man out of His Humour wird die figurenbezogene Dramatik weiter ausgebaut und perfektioniert; auf Grundlage derpoetologischen Auffassung Jonsons, dass sich der Mensch vor allem durch seine Sprache definiert, wird in der Figurenzeichnung die Charakterisierung durch den jeweiligen Sprachgebrauch verstärkt.[11] Die Handlung verläuft eher episodenhaft und wird der Darstellung der Exzentrizitäten untergeordnet.[9] Eine wesentliche dramaturgische Innovation Jonsons liegt in der Einführung von Kommentarfiguren, die in derInduction eingeführt und handlungsextern im gesamten Verlauf des Stückes präsent bleiben. Handlungsintern überziehen sie diehumour-Figuren mit Tadel und Spott. Zu den Kommentarfiguren, die in der Rahmenhandlung auftreten, zählen fiktive Zuschauer und Kritiker, die nicht nur die Funktion einzelner Szenen erörtern, sondern anhand des aufgeführten Stückes die Bedeutung und das Wesen der Komödie an sich thematisieren. Durch diese episierende Verfremdung und Illusionsdurchbrechung in dem Rahmenspiel wird die unmittelbare Dramatik eingeschränkt und dem Zuschauer die Scheinhaftigkeit der theatralischenMimesis in dercomedy of humours vor Augen geführt. Ausgeprägt ist auch in diesem Stück das satirische Moment. So wird die Kritik am höfischen Leben durch Figuren realisiert, die als Stadt- oder Landbewohner höfische Verhaltensweisen nachäffen und durch den Erwerb von Attributen des Höflingsstandes wie Kleidung oder Wappen gesellschaftlich aufsteigen wollen.[12]

Zu den heitersten Werken Jonsons zähltEpicoene or The Silent Woman; auf überaus komische Weise wird hier auf allen Ebenen der Handlung, Charakterisierung und Sprache der Gegensatz der Geschlechter aufgehoben. Die anfangs vermeintlich schweigsame und duldsame Titelfigur derEpicoene verwandelt sich nach ihrer Eheschließung in einen lauten herrschsüchtigen Zankteufel und erweist sich letztendlich als Mann in Frauenkleidern. Sie wird dem altenMorose zugeführt und gegenübergestellt, dessen Absage an das Leben sich in einer völlig übersteigerten Geräuschempfindlichkeit und einem nahezu unnatürlichen Ruhebedürfnis ausdrückt. Aus dieser Ausgangslage resultiert eine grundlegende situative Komik in der Haupthandlung, die in gestaffelter Form immer wieder variiert wird. Die Dekonstruktion und Umkehr der Geschlechterrollen wird gleichzeitig durch kunstvoll integrierte Nebenhandlungen thematisch weiter entfaltet.[13]

Peter van Bleeck:The Alchemist. Benjamin Griffin und Ben Jonson als Tribulation und Ananias in Jonsons KomödieThe Alchemist. HandkolorierteMezzotinto-Radierung, 1738 (Victoria and Albert Museum).

Als Jonsons Meisterwerke gelten vor allem die beiden GaunerkomödienVolpone undThe Alchemist, die sich durch große Virtuosität in der Charakterisierungskunst, Dialoggestaltung und Handlungsführung auszeichnen.Volpone spielt in Venedig, für Jonsons Zeitgenossen traditionell ein Ort des Lasters und der Ausschweifungen. Mit der Namengebung der Hauptfiguren evoziert Jonson dieFabeltradition und transponiert das Geschehen auf die Ebene der Tierfabel, ohne allerdings die Figuren zu bloßenallegorischen Personifikationen zu machen. Die Titelfigur Volpone (Fuchs) stellt sich todkrank, um auf diese Weise verschiedene Erbschleicher, einen Kaufmann, einen Anwalt und einen alten Geizhals, hinters Licht zu führen und sich seinerseits an ihnen zu bereichern. Unterstützt wird Volpone bei seinen Täuschungsmanövern von seinem gewitzten Diener Mosca (Fliege).

Während die Erbschleicher und betrogenen Betrüger Voltore (Geier), Corbaccio (Rabe) und Corvino (Krähe) aus reiner Raffgier alle moralischen Prinzipien aufgegeben haben, geht es Volpone und auch seinem Diener Mosca sowohl um die intellektuelle Freude und den Genuss am geschickten Gelderwerb wie auch um die Macht, die das Gold verleiht. Als Symbol der Macht hat das Gold für Volpone metaphysische Qualitäten, wie er es schon in der ersten Szene in seiner blasphemischen Liturgie zum Ausdruck bringt. Volpones Machtgier äußert sich auch in seiner glühenden Sinnlichkeit; der Reichtum wird ebenso dienstbar gemacht, um sein Verlangen nach Celia (in der deutschen Übersetzung Colomba) zu erfüllen und sie für sich zu gewinnen. Im Gegensatz zu den übrigen Betrügern, deren menschliche Gemeinheit wesentlich krasser gezeichnet wird, versteht das zentrale Gaunerpaar sich darauf, selbst prekärste Situationen mit Bravour zu meistern und seine Täuschungsstrategien geschickt zu inszenieren. Volpone zeigt sich als ein Meister in der Simulation von Krankheiten; Mosca manipuliert geschickt die Sprache als Mittel des Betrugs und der Heuchelei. Die technische Brillanz des Betrügerpaares bewirkt zumeist ein Zurückstellen ethischer Wertungen auf Seiten des Zuschauers; der kunstvoll angelegte Handlungsverlauf mit wohl dosierten Steigerungen, zunehmenden Komplikationen sowie einer atemberaubenden Fülle von überraschenden Wendungen lässt den Zuschauer das dramatische Geschehen eher mit Vergnügen oder Wohlgefallen verfolgen.

Letztlich überheben sich Volpone und Mosca jedoch bei ihren zunächst erfolgreichen Täuschungsaktionen; ihre Komplizenschaft zerbricht und beide sehen am Ende einer drastischen Bestrafung entgegen. Damit wird am Schluss zwar die moralische oder rechtliche Ordnung wieder hergestellt; allerdings gibt es nicht die für die Komödie ansonsten charakteristischen positiven Gegenkräfte, die am Ende triumphieren könnten.[14]

Subtle, der Alchimist, gibt sich gegenüber einem Besucher als Astrologe aus; Stich von C. Grignion, 1791

Jonsons zweite GaunerkomödieThe Alchemist zeigt eine noch größere intellektuelle Vielfalt und Perfektion in der Handlungskonstruktion, die mehrere Parallelhandlungen geschickt mit der Haupthandlung verknüpft. So fließen in die Satire aufQuacksalberei,Scharlatanerie und Habgier zahlreiche weitere Themen ein. Schauplatz der Handlung ist London, wo der betrügerische Butler Jeremy alias Face in Abwesenheit seines Herrn zusammen mit demAlchimisten Subtle und der Dirne Doll Common ein breit angelegtes Geflecht von Betrugsaktionen entwickelt, um einer Reihe von Klienten Illusionen zu verkaufen. Das Thema der Goldgier, dasThe Alchemist mitVolpone verbindet, wird hier auf ein kleineres Maß reduziert, dafür jedoch vielfältiger variiert, um so die spezifischen Bedürfnissen der Kunden, die die Alchimisten-Werkstatt aufsuchen, akzentuierter zu verdeutlichen. Auch die Komplexität der Figuren und ihrer Motive nimmt zu, vom naiven Schreiber Dapper, der nur in der Lotterie gewinnen möchte, bis zur schillernden Gestalt des Sir Epicure Mammon, der mit Hilfe desSteins der Weisen seine Visionen und Phantasien von Reichtum und Sinneslust realisieren will. InThe Alchemist verknüpft Jonson darüber hinaus seine satirische Kritik an der zeitgenössischen Faszination durch Astrologie, Alchimie und Quacksalbertum mit einer Satire auf die Heuchelei und den Fanatismus sowie den Opportunismus derPuritaner in Gestalt der Zwillingsfiguren Ananias und Tribulation.[15]

Eine weitere Innovation präsentierte Jonson 1614 in seinem nächsten bedeutenderen WerkBartholomew Fair, das in einer dichten Episodenfolge ein breites Panorama des Londoner Lebens sowie ein Kaleidoskop menschlicher Unzulänglichkeiten gleichsam wie in einem Revuestück präsentiert. Dieser bunte Bilderbogen zeigt in rasch wechselnden Szenen die Schicksale von 30 Besuchern des Jahrmarktes, der am 24. August in Smithfield abgehalten wurde. Obwohl auch hier Betrügereien vorkommen, istBartholomew Fair keine Gaunerkomödie im eigentlichen Sinne. Zwar werden verschiedene Missstände vom betrügerischen Einschenken bis hin zur Prostitution dargestellt, im Vordergrund stehen jedoch die unterschiedlichen Menschen mit ihren jeweiligen Illusionen und Obsessionen. Die für Jonson charakteristische satirische Darstellungsform ist auch hier zu finden, beispielsweise in der Figur des Zeal-of-the-Land-Busy; insgesamt überwiegen jedoch die Komik und ein heiterer Ton. Stärker als in früheren Stücken istBartholomew Fair ebenso durch eine Tendenz zum Realismus gekennzeichnet. Am Schluss versammelt sich die Bühnengesellschaft bei der Aufführung eines Puppenspiels. Der Puritaner Zeal, wie die Puritaner im wirklichen Leben ein Theaterfeind, unterliegt in der Debatte mit einer Puppenfigur über den Wert und die Moral der Schauspielkunst. Das Stück endet versöhnlich mit einer Einladung des Richters Adam Overdo, der auf dem Jahrmarkt auf der Suche nach Monstrositäten(enormities) war, zu einem gemeinsamen Abendessen für alle.[16]

Neben seinen Komödien verfasste Jonson auch zwei Tragödien,Sejanus His Fall undCatiline His Conspiracy.Sejanus ist ein düsteres Werk, das vomMachiavellismus geprägt das politische Leben als einen Machtkampf präsentiert, der von allgemeiner Skrupellosigkeit und übertriebenem Ehrgeiz bestimmt wird. Als Sieger erweisen sich diejenigen, die raffinierter täuschen und sich besser verstellen können. Wer dazu nicht fähig ist, wird zum Opfer, dem nur die hilflose Kommentierung des Geschehens bleibt.

Titelseite der Erstausgabe von Eastward Hoe (1605)

Mit seinen zahlreichen Maskenspielen verlieh Jonson ab 1605 ebenso der jakobäische Maske mit einer Vielfalt neuer Motive ihre charakteristische Form und Gestalt. Als Neuerung führte er die sogenannteanti-masque ein, die als komisch-groteskes Vorspiel dazu dienen sollte, den politisch-affirmativen, auf Harmonie zielenden Charakter des eigentlichen höfischen Maskenspiels umso deutlicher hervorzuheben.[17] Bis zu ihrer Trennung im Streit 1631 arbeitete Jonson in der Gestaltung seiner regelmäßig mit großem Erfolg bei Hofe aufgeführten Maskenspiele zumeist mitInigo Jones als Bühnenausstatter zusammen. Ungeachtet seines hohen Ansehens bei Hofe als Autor wurde er 1605 erneut zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, da er inEastward Hoe, das er zusammen mitGeorge Chapman undJohn Marston verfasst hatte, den schottischen Neuadel der Lächerlichkeit preisgegeben hatte.[18]

In der Shakespeare-Forschung wird zudem von vielen Wissenschaftlern der Einfluss der satirischen Sittenkomödien Jonsons auf einzelne Werke Shakespeares wieTwelfth Night oderAll's Well That Ends Well als erwiesen angesehen.[19]

Die für Jonsons Dramen kennzeichnende Bemühung um klassizistische Formstrenge prägte auch seine lyrischen Werke, in denen er vor allem die antiken Formen des Epigramms, des Epigraphs, der Ode und der Versepistel nutzte. Gegen den vorherrschenden Sprachschwulst, den Jonson insbesondere dem EinflussEdmund Spensers anlastete, setzte er den „plain style“ („schlichten Stil“) durch. Mit der Herausgabe seiner bis dahin vollendeten dramatischen und lyrischen Werke in der ersten Folio-Ausgabe von 1616 versuchte Jonson zugleich, die literarische Bedeutsamkeit sichtbar zu machen, die er in seinem Werk sah. In seinem späteren Schaffen gelang es ihm nicht mehr, an die Erfolge seiner früheren Meisterkomödien anzuknüpfen. Sein Alter war nicht nur überschattet von Krankheit, sondern ebenso von dem Verlust seiner geliebten Bibliothek, die durch eine Feuersbrunst vernichtet wurde.

Dessen ungeachtet versammelte Jonson einen großen Kreis von Freunden und Schülern um sich, die alstribe of Ben odersons of Ben in ihm ihr literarisches Vorbild oder ihren Lehrmeister sahen.[20] InTimber, einer Sammlung kritischer Notizen, legte Jonson seine dichtungstheoretischen Auffassungen nieder. Eine Reihe seiner bedeutsameneren kritischen Anmerkungen sind auch in den Aufzeichnungen des schottischen DichtersWilliam Drummond of Hawthornden erhalten, den Jonson während einer Schottlandreise besuchte.

Neben Shakespeare undMarlowe gehörte Jonson zu den bedeutendsten Dramatikern der damaligen Zeit. Er verstand sich in besonderem Maße als Reformer der Literatur und der Gesellschaft. Im Gegensatz zu Shakespeare war er Klassizist und darum bemüht, dem Drama seiner Zeit, das damals nicht als seriöse Literatur angesehen wurde, durch strenge Formgebung im Sinne deraristotelischen Poetik literarische Geltung und Anerkennung zu verschaffen. Durch das Menschenbild eines christlichenHumanismus geprägt kritisierte er als überzeugter Anhänger derabsolutistischen Monarchie und einer hierarchischen Ständeordnung die sich impuritanischen Bürgertum ausbreitenden wirtschaftlichen und sozialen Verhaltensweisen.

Mit seinem Eintreten für Einfachheit, Klarheit und Genauigkeit in der dichterischen Sprachverwendung und seiner Hinwendung zur aristotelischen Poetik leistete er einen wesentlichen Beitrag zu einer Verstärkung der Tendenz zur Gattungsreinheit und Formstrenge sowie zur Imitation antiker Formen in derRestaurationszeit. Aufgrund seines Einflusses auf seine Zeitgenossen, seiner umfassenden Belesenheit, seines scharfen Urteilsvermögens und auch seiner Sprachkunst galt er während der Restauration zugleich als einer der Wegbereiter des englischenKlassizismus.

Erst mit dem aufkommenden Shakespeare-Kult des 18. Jahrhunderts wurde er lange Zeit als Inbegriff eines pedantisch-korrekten Dramatikers im Unterschied zu dem „Naturgenie“ Shakespeare abgewertet. Demgegenüber finden sich in der Literaturkritik des 20. Jahrhunderts wiederum Bemühungen um eine unvoreingenommene Einschätzung und Beurteilung des künstlerischen Ranges von Jonson. So wurde er in der jüngeren Literaturwissenschaft und Kritik teilweise als „einer der größten satirischen Komödiendichter der Weltliteratur“ wiederentdeckt.[21]

Werke

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Titelseite des Drucks vonBartholomew Fair 1614

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Christiane Damlos-Kinzel:Von der Ökonomik zur politischen Ökonomie. Ökonomischer Diskurs und dramatische Praxis in England vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Königshausen u. Neumann, Würzburg 2003,ISBN 3-8260-2277-7.
  • Ian Donaldson:Ben Jonson : a life. Oxford University Press, Oxford [u. a.] 2011,ISBN 978-0-19-812976-9.
  • Wolfgang Wilhelm Franke:Gattungskonstanzen des englischen Vers-Epitaphs von Ben Johnson zu Alexander Pope. Philosophische Dissertation. Erlangen 1964.
  • Tom Lockwood:Ben Jonson in the Romantic Age. Oxford University Press, Oxford u. a. 2005,ISBN 0-19-928078-9.
  • James Loxley:The complete critical guide to Ben Jonson. Routledge, London u. a. 2002,ISBN 0-415-22227-3.
  • Norbert H. Platz:Ethik und Rhetorik in Ben Jonsons Dramen. Winter Verlag, Heidelberg 1976,ISBN 3-533-02464-4.
  • Elke Platz-Waury:Jonsons Komische Charaktere. Untersuchungen zum Verhältnis von Dichtungstheorie und Bühnenpraxis. Verlag Hans Carl, Nürnberg 1976,ISBN 3-418-00056-8.
  • Karl Adalbert Preuschen:Ben Jonson als humanistischer Dramatiker. Studien zu den Bühnenwerken der Folio von 1616 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 14; Angelsächsische Sprache und Literatur, 175). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1987,ISBN 3-8204-1094-5.
  • Hanna Scolnicov:Experiments in stage satire. An analysis of Ben Jonson’s Every man out of his humour, Cynthia's revels and Poetaster (= European university studies, Ser. 14; Anglo-Saxon language and literature, 131). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1987,ISBN 3-8204-8149-4.
  • Peter Zehfuß:Betrug und Selbstbetrug. Ben Jonsons Komödien „Volpone“ und „The alchemist“ vor dem Hintergrund der elisabethanisch-jakobäischen Gesellschaft und in ihrer Bedeutung für die Gegenwart (= Theorie und Forschung, 698; Literaturwissenschaften, 30). Roderer, Regensburg 2001,ISBN 3-89783-217-8.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Ben Jonson – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikisource: Author:Ben Jonson – Quellen und Volltexte (englisch)
Wikiquote: Ben Jonson – Zitate

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 305.
  2. Vgl.Bernhard Fabian (Hrsg.):Die englische Literatur. Band 2:Autoren. 3. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997,ISBN 3-423-04495-0, S. 229.
  3. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306. Siehe auchBen Jonson – English writer. In:Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 14. Juli 2015.
  4. Vgl.Ben Jonson – English writer. In:Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 14. Juli 2015.
  5. Vgl. Walter Kluge:Das Drama der Restaurationszeit. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 274–316, hier S. 297.
  6. Vgl.Ben Jonson – English writer. In:Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 14. Juli 2015. Siehe auch Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306.
  7. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 305. Siehe auchBen Jonson – English writer. In:Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 14. Juli 2015.
  8. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 305f. Siehe auchBen Jonson – English writer. In:Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 14. Juli 2015.
  9. abVgl.Dietrich Rolle:Das Drama zur Zeit Elizabeths und der frühen Stuarts. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 203–273, hier S. 244.
  10. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306. Siehe auch Dietrich Rolle:Das Drama zur Zeit Elizabeths und der frühen Stuarts. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 203–273, hier S. 242ff.
  11. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306.
  12. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306. Siehe auchManfred Pfister: Inszenierte Wirklichkeit: Weltenbühne und Bühnenwelten. In:Hans Ulrich Seeber (Hrsg.):Englische Literaturgeschichte. 4. erw. Aufl. J. B. Metzler, Stuttgart 2004,ISBN 3-476-02035-5, S. 129–135, hier S. 132.
  13. Vgl. Dietrich Rolle:Das Drama zur Zeit Elizabeths und der frühen Stuarts. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 203–273, hier S. 255f. Siehe auch Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306f.
  14. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 307. Siehe auch Dietrich Rolle:Das Drama zur Zeit Elizabeths und der frühen Stuarts. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 203–273, hier S. 252f. Ebenso in eingehender Form Jonas A. Barish:Die Doppelhandlung in Ben Jonsons ›Volpone‹. In: Willi Erzgräber (Hrsg.):Englische Literatur von Morus bis Sterne. Interpretationen Band 7. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. / Hamburg 1970, S. 96–111.
  15. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 307. Siehe auch Dietrich Rolle:Das Drama zur Zeit Elizabeths und der frühen Stuarts. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 203–273, hier S. 253f.
  16. Vgl. Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 307. Siehe auch Dietrich Rolle:Das Drama zur Zeit Elizabeths und der frühen Stuarts. In: Josefa Nünning (Hrsg.):Das englische Drama. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, ohne ISBN, S. 203–273, hier S. 254.
  17. Vgl.Ben Jonson – English writer. In:Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 14. Juli 2015. Siehe auch Wolfgang G. Müller:Jonson Ben. In: Eberhard Kreutzer,Ansgar Nünning (Hrsg.):Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002,ISBN 3-476-01746-X, S. 306.
  18. Vgl.Bernhard Fabian (Hrsg.):Die englische Literatur. Band 2:Autoren. 3. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997,ISBN 3-423-04495-0, S. 230.
  19. Ina Schabert (Hrsg.):Shakespeare-Handbuch. Die Zeit, der Mensch, das Werk, die Nachwelt. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1978,ISBN 3-520-38602-X, S. 61f. (5. rev. Neuauflage Stuttgart 2009,ISBN 978-3-520-38605-2).
  20. Aus diesem Kreis der Verehrer Jonsons gingen ebenso zahlreiche der nachfolgendencavalier poets („Kavalierdichter“) hervor. Vgl.Bernhard Fabian,Willi Erzgräber,Kurt Tetzeli von Rosador, Wolfgang Weiß:Die englische Literatur. Band 2:Autoren. dtv, München 2000,ISBN 3-4230-4495-0, S. 75 (Volltext als Scan auch zugänglich auf[1]).
  21. Vgl.Bernhard Fabian (Hrsg.):Die englische Literatur. Band 2:Autoren. 3. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997,ISBN 3-423-04495-0, S. 230 f.
Personendaten
NAMEJonson, Ben
ALTERNATIVNAMENJonson, Benjamin
KURZBESCHREIBUNGenglischer Bühnenautor und Dichter
GEBURTSDATUMunsicher: 11. Juni 1572
GEBURTSORTWestminster
STERBEDATUM6. August 1637
STERBEORTLondon
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ben_Jonson&oldid=254398495
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp