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Balduin I. (Jerusalem)

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Krönung Balduins I. (aus: Histoire d’Outremer, 13. Jahrhundert)

Balduin von Boulogne (* nach 1060; †2. April1118 inal-ʿArīsch), frz.Baudouin de Boulogne, warGraf von Verdun, von 1098 bis 1100Graf von Edessa und von 1100 bis 1118König von Jerusalem. Seine Grafschaft rührt ausBoulogne-sur-Mer amÄrmelkanal her.

Herkunft

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Er war der dritte Sohn desEustach II.,Graf von Boulogne, und derIda von Lothringen (Tochter HerzogGottfrieds III.des Bärtigen),Gottfried von Bouillon war sein Bruder. Balduin heiratete dreimal: Godehilde (Gontrana), Tochter desRaoul II. de Tosny, Orianta ausMelitene, Tochter des armenischen Fürsten Taphnuz, undAdelheid, Tochter des MarkgrafenManfred von Savona, Witwe GrafRogers I. vonSizilien.

Ursprünglich war erKanoniker zuReims, wo er spätestens 1086 ausschied, da die Kirchenreform eine Kumulierung vonPfründen verbot. Balduin lebte danach in derNormandie, wo er seine erste Ehe schloss. Dann kehrte er nachLothringen zurück, um die Herrschaft in der GrafschaftVerdun zu übernehmen, die bislang sein Bruder Gottfried innegehabt hatte.

Erster Kreuzzug und Werdegang im Heiligen Land

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1096 brach er mit Gottfried und seiner Frau Godehilde zumErsten Kreuzzug auf, nachdem er zur Deckung der Kosten viel von seinem Besitz an die Kirche verkauft hatte. Auf dem Weg insHeilige Land war er Geisel beiKoloman, König vonUngarn, um sicherzustellen, dass die Kreuzfahrer unterwegs nicht das Land plünderten. Er begleitete seinen Bruder bisHeraclea inKleinasien, wo er sich gemeinsam mitTankred vom Hauptheer absetzte, um nachKilikien weiter zu marschieren. Es ist sicher, dass Tankred beabsichtigte, sich in der Gegend als unabhängiger Herrscher zu etablieren, und es kann angenommen werden, dass Balduin das gleiche Ziel hatte.

Errichtung einer eigenen Herrschaft

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Im September 1097 übernahm BalduinTarsus von Tankred und installierte dort mit Hilfe einer Piratenflotte ausBoulogne seine eigene Garnison. Tankred und Balduin wandten sich kurz nachMamistra, aber die beiden konnten keinen offenen Krieg erzwingen und marschierten schließlich aufAntiochia zu. Sie trafen inMarasch wieder auf das Hauptheer und Balduin erfuhr, dass seine Frau Godehilde inzwischen gestorben war. Durch ihren Tod verlor Balduin auch den Erbanspruch auf die reichen Ländereien seines Schwiegervaters. EinArmenier namens Pakrad lud sie ein, ostwärts auf denEuphrat zu marschieren. Balduin besetzte hier die FestungTurbessel. Eine zweite Einladung kam vonThoros von Edessa, der Balduin als seinen Sohn und Nachfolger adoptierte. Nach Thoros’ Ermordung wurde er am 10. März 1098 zum ersten Grafen vonEdessa ausgerufen, wobei unbekannt ist, inwieweit Balduin für den Mord verantwortlich war.

Graf von Edessa

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Er regierte dieGrafschaft bis 1100. Er heiratete Orianta (Arda) ausMelitene, eine Tochter des armenischen Fürsten Taphnuz, und agierte in der Folgezeit als Vermittler zwischen den Kreuzrittern und den Armeniern. Die Bewohner von Edessa waren jedoch von ihrem neuen Fürsten nicht begeistert, und Balduin musste sich ständig mit einer fränkischen Wache umgeben und besuchte selbst den Gottesdienst bewaffnet und in voller Rüstung. Nach Guibert von Nogent nahm er die führenden Bürger der Stadt gefangen, klagte sie des Verrates an, ließ ihnen Hände, Füße, Ohren, Nasen, Lippen oder Zungen abschneiden und alle kastrieren und verbannte sie. In den nächsten zwei Jahren unterdrückte er eine Verschwörung armenischer Untertanen (1098), eroberteSamosata undSeruj (Sarorgia). Gegen Ende des Jahres 1099 besuchte er zusammen mitBohemund von Tarent das inzwischen vom Hauptheer des Kreuzzugs eroberteJerusalem, womit beide ihr Kreuzzugsgelübde formell erfüllten. Er kehrte schon im Januar 1100 nach Edessa zurück.

König von Jerusalem

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In Jerusalem war Balduins BruderGottfried als „Beschützer des Heiligen Grabes“ zum Regenten des dort errichtetenKreuzfahrer-Königreichs aufgestiegen. Nachdem sein Bruder im Juli 1100 kinderlos gestorben war, wurde Balduin von den Anhängern einer weltlichen Monarchie nach Jerusalem gerufen und am Weihnachtstag (25. Dezember) 1100 vonDaimbert von Pisa, demlateinischen Patriarchen von Jerusalem zum erstenKönig von Jerusalem gekrönt, obwohl dieser es vorgezogen hätte, das Königreich zu einerTheokratie zu machen. Die Grafschaft Edessa überließ Balduin seinem VetterBalduin von Bourcq, dem späteren KönigBalduin II. von Jerusalem. Im Frühjahr 1101 ließ Balduin Daimbert einenApostolischen Legaten an die Seite stellen; später im Jahr brach zwischen beiden ein Streit zur Frage aus, welchen Beitrag der Patriarch zur Verteidigung des Heiligen Landes zu leisten hatte. Die Auseinandersetzung endete 1102 mit der Absetzung Daimberts.

Nachdem Balduin die Monarchie in Jerusalem gesichert hatte, dehnte er die Macht des Königreichs über die Städte aus, die bislang noch nicht erobert worden waren. Dabei wurde er durch dieitalienischen Handelsstädte, namentlichGenua unterstützt, die Belagerungsmaschinen und militärische Unterstützung von der Seeseite her lieferten, und im Gegenzug Handelskontore in jeder der eroberten Städte erhielten.

Der mächtigste Gegner Balduins war dieFatimiden-Dynastie inÄgypten, deren Invasionen er 1101, 1102 und 1105 in denSchlachten von Ramla zurückschlug, und gegen die er ab 1115 zum Angriff überging, wodurch er Zugang zumRoten Meer (EroberungAkabas 1116) erlangte, den er durch den Bau der FestungMontreal sicherte. Im Norden sperrte erDamaskus den Zugang zumMittelmeer durch die Eroberung der StädteArsuf undCaesarea (1101),Akkon (1104),Beirut undSidon (1110), letztere mit HilfeVenedigs und desnorwegischen KönigsSigurd I.

Gegenüber den anderen christlichen Regenten wurde ihm die nominelle Oberherrschaft in derGrafschaft Tripolis, demFürstentum Antiochia und der Grafschaft Edessa eingeräumt, die er im Gegenzug bei der Abwehr der muslimischen Invasionen ausSyrien, insbesondereMaududs undAq Sunqurs vonMosul, unterstützte. 1103 zahlte er das Lösegeld fürBohemund I. von Antiochia, der bei einer Schlacht in Gefangenschaft geraten war: Balduin bevorzugte Bohemund gegenüber Tankred, demFürsten von Galiläa, der in dessen Abwesenheit als Regent in Antiochia handelte. 1109 war er Schlichter im Rat der großen Barone vor den Mauern vonTripolis, als er Tankred zwang, seine Ansprüche auf die Stadt aufzugeben. Kurz darauf fiel die Stadt an die Kreuzfahrer und wurde Hauptstadt der Grafschaft Tripolis, eines Vasallenstaates des Königs von Jerusalem.

Balduin starb 1118 auf dem Rückmarsch von einem Feldzug gegen Ägypten, bei dem er bis an denNil vorgestoßen war undFarama erobert und geschleift hatte, an einer Fischvergiftung. Seine Regentschaft festigte die königliche Macht, und die Bevölkerung im Königreich wurde von ihm durch die Ansiedlung von Christen jenseits desJordans vermehrt. Er wurde in derGrablege der Kreuzfahrerkönige inJerusalem beigesetzt. Der Thron wurde seinem in Europa lebenden BruderEustach III. von Boulogne angeboten, der aber ablehnte. Sein Nachfolger in Jerusalem wurde dann sein VetterBalduin von Bourcq, der ihm bereits in Edessa gefolgt war.

Lebensweise

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Balduins Lebensweise war kontrovers. Seine armenische Frau Oriana war auf der Reise von Edessa nach Jerusalem mit einem Schiff in St. Simeon, dem Hafen vonAntiochia angekommen, wo sie auf ein schnelleres Schiff umstieg. Dieses wurde zu einer Insel verschlagen, die von Piraten bewohnt war, welche die Königin gefangen nahmen. Nachdem sie 1108 ausgelöst worden war, zwang Balduin sie, in das Kloster der heiligen Anna in Jerusalem einzutreten, da er, wie sichGuibert von Nogent ausdrückt, „wegen der Unkeuschheit der Barbaren verständlicherweise misstrauisch war“, er also vermutete, seine Frau könne in der Gefangenschaft vergewaltigt worden sein. 1113 heiratete erAdelheid, die Witwe des GrafenRoger I. von Sizilien, die nun für ihren SohnRoger II. als Erbin des Reiches gehandelt wurde. Da aber Oriana noch lebte, wurde er 1117 gezwungen, seine dritte Ehefrau aufzugeben. Wiederum nach Guibert von Nogent war er aber froh, ein zölibatäres Leben führen zu können, da „sein Kampf sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern die Herrscher dieser Welt richtete“.

Quellen

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DieHistoria Hierosolymitana desFulcher von Chartres, der Balduin als Kaplan nach Edessa begleitet hatte und während seiner Regierungszeit in Jerusalem lebte, ist die wichtigste Quelle für Balduins Leben.

Vorfahren Balduins I.

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Balduin II. (* um 976; † 1032),
Graf von Boulogne
Adelheid von GentLambert I. († 1015),
Graf von Löwen
Gerberga von LothringenGotzelo I. (* um 967; † 1044),
Herzog vonNiederlothringen
n.n.n.n.n.n.
Eustach I. (* um 995; † 1049),
Graf von Boulogne
Mathilde von LöwenGottfried der Bärtige († 1069),
Herzog vonNiederlothringen
Doda
Eustach II. (* um 1020; † 1085),
Graf von Boulogne
Ida von Lothringen († 1113)
Balduin von Boulogne (* um 1065; † 1118),
Graf von Edessa, dannKönig von Jerusalem

Literatur

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  • Alain Demurger:Die Templer. Aufstieg und Untergang. 1120–1314. 50.–55. Tausend. Beck, München 2007,ISBN 978-3-406-52367-0.
  • Susan B. Edgington:Baldwin I of Jerusalem 1100-1118, London: Routledge 2018,ISBN 978-1-4724-3356-5.
  • Yvonne Friedman:Captivity and ransom: The Experience of Women. In: Susan B. Edgington, Sarah Lambert (Hrsg.):Gendering the crusades. University of Wales Press, Cardiff 2001,ISBN 0-7083-1698-0, S. 121–139.
  • Hans Eberhard Mayer:Mélanges sur l'histoire du royaume Latin de Jérusalem (=Mémoires de l'Académie des inscriptions et belles-lettres. NS 5,ISSN 0398-3595). Imprimerie Nationale, Paris 1983.
  • Robert Levine (Hrsg.):The deeds of God through the Franks. A translation of Guibert de Nogent's „Gesta Dei per Francos“. Boydell Press, Woodbridge 1997,ISBN 0-85115-693-2.
  • Sylvia Schein:Balduin I. In:Lexikon des Mittelalters(LexMA).Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980,ISBN 3-7608-8901-8,Sp. 1366. 

Weblinks

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Commons: Balduin I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
Gottfried von BouillonKönig von Jerusalem
1100–1118
Balduin II.
Graf von Edessa
1098–1100
Balduin II.
Personendaten
NAMEBalduin I.
ALTERNATIVNAMENBalduin von Boulogne
KURZBESCHREIBUNGGraf von Verdun, Graf von Edessa und König von Jerusalem
GEBURTSDATUMnach 1060
STERBEDATUM2. April 1118
STERBEORTal-ʿArīsch
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