Die Gemeinde erhielt 2023 die Auszeichnung „Drei Blumen“, die vomConseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.[1]
Lage von Bailleul im Arrondissement DunkerqueBodennutzung, Hydrografie und Infrastruktur der Gemeinde (2018)
Bailleul liegt inFranzösisch-Flandern etwa 42 Kilometer südsüdöstlich vonDünkirchen an der Grenze zuBelgien. Die Gemeinde befindet sich in derRégion naturelleHoutland südlich derMonts des Flandres. Das Gebiet der Gemeinde wird von den Flüsschen Douve, Meteren Becque, Dom Becque, Becque de Steenwerck, Becque de Ravensberg, Leuthe, Stil Becque, Serpentine Becque oder Grande Becque, Ruisseau du Leet und verschiedenen kleineren Wasserläufen entwässert. Die Stadt selbst liegt auf44 m ü. M., und nebst der eigentlichen Stadt umfasst das 43,42 km² große Gemeindegebiet noch drei größere Weiler:La Crèche,Steent'je undOuttersteene. Die höchsten Erhebungen befinden sich im Norden und im Osten mit Höhen von86 m bzw. über70 m.
Ein Teil des Gebiets von Bailleul gehört zurZNIEFF-Naturzone „Les prairies bocagères de Bailleul“ (310030042).[2] 87 % der Fläche der Gemeinde werden landwirtschaftlich genutzt, der Anteil bebauter Fläche beträgt etwa 9 %, der Anteil an industriellen oder gewerblichen Flächen etwa 4 %, insbesondere durch die Gewerbegebiete La Blanche Maison und La Verte Rue südlich des Stadtzentrums (Stand: 2018).[3]
Umgeben wird Bailleul von den acht Nachbargemeinden:
Bailleul scheint die älteste StadtFlanderns zu sein, da ein erstes Dokument ihre Existenz im Jahr 837 bezeugt. Ab 1177 genehmigte Baudouin, der damaligeSeigneur von Bailleul, ihr einenBelfried und eine Glocke.[4]
Im Jahr 1213, am Vorabend derSchlacht von Bouvines, erzürntePhilipp II., König von Frankreich, den Grafen von Flandern,Ferdinand, der sich mit seinen englischen und deutschen Gegnern verbündete, und beauftragte seinem Sohn, den späterenLudwig VIII., mit einer Strafexpedition. Bailleul brannte. Zwei Jahrhunderte später, im Jahr 1436, waren es englische Haudegen, die die Stadt nach ihrer Plünderung in Brand steckten.
1478 kehrten die Franzosen zurück. KönigLudwig XI. ordnete seinen Truppen an, den Flamen den größtmöglichen Schaden zuzufügen, denn sie bekannten sich zuMaximilian, den neuen Ehemann ihrer PrinzessinMaria von Burgund. Bailleul wurde mit Feuer und Schwert verwüstet.
Im Jahr 1503, der ersten großen Unfallkatastrophe, fiel der Belfried selbst den Flammen zum Opfer. Es brannte erneut zusammen mit Hunderten anderer Gebäude, als 80 Jahre später die Geusen,calvinistische Aufständische, die Stadt verwüsteten.[5]
Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert entwickelte sich in Bailleul dasKlöppelhandwerk (Klöppelmuseum „La Maison de la Dentelle“), eine Handwerkskunst, für die die Stadt auch heute noch weit über ihre Grenzen hinaus bekannt ist.
ImErsten Weltkrieg war die Gegend um Bailleul zeitweise stark von den schweren Kämpfen betroffen, die sich deutsche und alliierte Truppen um die nahegelegene belgische StadtYpern lieferten. Alsdeutsche Gastruppen am 30. April 1916 auf einer Frontlänge von 3,2 kmChlorgas gegen die alliierten Truppen bei Wulverghem (GemeindeHeuvelland, Belgien) einsetzten, erstreckte sich die entstehende giftige Gaswolke bis nach Bailleul. Bei derKaiserschlacht in derOperation Georgette ab dem 13. April 1918 wurde Bailleul mit seinemalten flämischen Stadtkern zu mehr als 90 Prozent zerstört.
Karte des deutschen Gasangriffs vom 30. April 1916
Nach den schweren Zerstörungen des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt im Laufe des 20. Jahrhunderts in neuflämischem Stil wiederaufgebaut. Ein typisches Beispiel für den in ganz Flandern verbreiteten Baustil ist das Rathaus von 1932 mit seinem Belfried.
Seit dem 13. Juli 2020 ist der ehemalige französische FIFA-SchiedsrichterAntony Gautier Bürgermeister von Bailleul.[6]
Rathaus und Belfried, nach den Zerstörungen des Ersten Weltkriegs neu errichtet, der bestehende Teil des Belfrieds ist seit 1922 alsMonument historique klassifiziert, das gesamte Rathaus seit 2001 eingeschrieben
Kirche Saint-Armand
Kirche Saint-Vaast
Kirche La Crêche, La-Nativité-Notre-Dame, 1922 neu errichtet nach den Zerstörungen des Ersten Weltkriegs
Ehemaliger Justizpalast aus dem Jahre 1776, Fassade und Dach zum Place Plichon gerichtet seit 1969 alsMonument historique eingeschrieben
Reste dermittelalterlichenErdhügelburg im Weiler Le Bois-de-Bailleul, seit 1979 alsMonument historique eingeschrieben
Kirche Saint-Armand
Kirche Saint-Vaast
Justizpalast
Museum
Commonwealth-Soldatenfriedhof
Kapelle am Eingang des Commonwealth-Soldatenfriedhofs
Das Ballungsgebiet um Lille, in dem Bailleul liegt, ist traditionell ein wichtiges Zentrum derTextilindustrie. Bereits imMittelalter, vor allem vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, war Bailleul sehr bekannt für seine Roten Tücher, die mit englischer Wolle hergestellt wurden. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Wolle mehr und mehr durchLeinen ersetzt, welches aus denFlachspflanzen in der Umgebung der Stadt kultiviert wurde. Infolgedessen erarbeitete sich die Stadt einen guten Ruf für die Herstellung vonSpitze (18. und 19. Jahrhundert). 1664 wurde die erste Schule für das Erlernen desKlöppeln eröffnet.Im Jahre 1789 gab es in der Stadt und in der Umgebung mehr als tausend sogenannteDentellières (Spitzenklöpplerinnen). Der Erfolg dieser Handarbeit dauerte bis Mitte des 19. Jahrhunderts an, ehe sie von der neu aufkommenden Fabrikarbeit verdrängt wurde. Heute wird diese Handarbeit in Bailleul nur noch von wenigen Menschen alsKunsthandwerk praktiziert.[5]
In der Stadt befindet sich eine Fabrik des LebensmittelkonzernsDanone.
Edmond de Coussemaker (1805–1876), französischer Musikologe und Jurist, in Bailleul geboren
Marguerite Yourcenar (1903–1987), französische Schriftstellerin, Mitglied derAcadémie Française, Tochter des aus Bailleul gebürtigen Michel Cleenewerck de Crayencour