Anne-Sophie Mutter wuchs imbaden-württembergischenWehr auf. Ihr Vater war der Zeitungsverleger(Alb-Bote) Karl-Wilhelm Mutter.[1] Bereits mit fünf Jahren hatte sie den Wunsch, Geigenunterricht zu erhalten, und schon nach einem halben Jahr gewann sie einen Wettbewerb. Aufgrund ihrer hohen Begabung wurde sie von der Schulpflicht entbunden und erhielt nebenKlavier- und Geigenunterricht beiErna Honigberger privaten Schulunterricht. Besonders geprägt wurde sie durch die GeigenvirtuosinAida Stucki, von der sie in der Meisterklasse des damaligenKonservatoriums Winterthur (heuteZürcher Hochschule der Künste) unterrichtet wurde und die als ihre eigentliche Entdeckerin gilt.[2] Mutter war mehrmals erste Preisträgerin im WettbewerbJugend musiziert,[3] das erste Mal 1970 „mit besonderer Auszeichnung“.
1976 debütierte Anne-Sophie Mutter bei denInternationalen Musikfestwochen Luzern (heuteLucerne Festival)[4][5] und ein Jahr später bei denSalzburger Pfingstkonzerten mitMozartsG-Dur-Konzert unter der Leitung vonHerbert von Karajan. Anschließende Konzerte und Einspielungen mit denBerliner Philharmonikern unter Karajan in den 1980er-Jahren verhalfen ihr zu internationaler Bekanntheit. Seitdem konzertiert sie weltweit in Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten, Orchestern und Kammermusikpartnern in allen bedeutenden Musikzentren. 2019 gab sie mit demRoyal Philharmonic Orchestra auf demMünchner Königsplatz den erstenOpen-Air-Auftritt in ihrer Laufbahn.[6]
1986 erhielt sie einen Lehrstuhl für Violine an derRoyal Academy of Music in London.[7] Zur Förderung junger Streicher gründete sie 1987 dieRudolf-Eberle-Stiftung sowie 1997 denFreundeskreis der Anne-Sophie Mutter-Stiftung. Sie ist zudem Mitglied des Kuratoriums desforum thomanum Leipzig e. V.[8]
Auf der Bühne trägt Mutter stets schulterfreie Kleider.[9][10] In einem Interview sagte sie dazu, die Abendkleider seien für sie „Arbeitskleider, die vor allem bequem“ sein sollten.[11]
Mit einem gemeinsamen Konzert im Dezember 1988 begann die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem amerikanischen PianistenLambert Orkis. Mutter bezeichnete diese Zusammenarbeit 2014 zum 25-jährigen Jubiläum als „Glücksfall in meinem Leben“.[12] Sie hatte Orkis bereits 1980 als 16-Jährige bei ihrem Debüt beimNational Symphony Orchestra in Washington unterMstislaw Rostropowitsch als Begleitpianisten für ein Vorspiel erlebt.[13] Orkis hatte Rostropowitsch bereits 11 Jahre lang als Pianist auf fast allen seinen Cello-Konzerten begleitet.[14] Rostropowitsch war es auch, der Orkis und Mutter 1988 erneut zusammenbrachte.[15][13] Bis heute ist Orkis Mutters Begleiter bei allen Konzerten mit kammermusikalischem Repertoire.[16] Zum 25-jährigen Jubiläum hatte das Duo bereits 10 CDs bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht, und es feierte seine Zusammenarbeit in einer „Silber-Tournee“ mit Konzerten in zwölf Städten in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz zwischen Mai und September 2014.[17] Die zum Jubiläum erschienene Doppel-CD „The Silver Album“ enthält unter anderem die Welt-Ersteinspielungen vonPendereckis „La Follia“ undPrevins zweiter Violinsonate. Mutter und Orkis hatten die beiden Stücke im Dezember 2013 auf ihrem Jubiläumskonzert in der Carnegie Hall (New York) erstmals präsentiert, und sie gehörten auch zum Konzertprogramm der europäischen Jubiläumstournee.[17] Mit dem für den 2. Juni 2023 in Essen geplanten Triokonzert mit Anne-Sophie Mutter, Lambert Orkis und Maximilian Hornung (Violoncello), u. a. mit demKlaviertrio D-Dur op. 70/1 „Geistertrio“ von Ludwig van Beethoven undGhost Trio von Sebastian Currier geht diese Zusammenarbeit ins 35. Jahr.[14]
Anne-Sophie Mutter war von 1989 bis zu seinem Tod 1995 mit dem fast 30 Jahre älterenRechtsanwalt Detlef Wunderlich verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder.
Von 2002 bis 2006 war sie in zweiter Ehe mit dem US-amerikanischenKomponisten,Pianisten undDirigentenAndré Previn verheiratet, der 34 Jahre älter war als sie. Rückblickend sagte Mutter über ihre beiden Ehen, sie habe offenbar Männer „mit sehr viel mehr Lebenserfahrung gesucht“.[19] Laut Presseberichten erfolgte die Scheidung von Previn im Sommer 2006 aufgrund des großen Altersunterschiedes und des durch den vollen Terminkalender Mutters geprägten Lebens des Paares.[20] Previns 2002 von ihr uraufgeführtes Violinkonzert trägt ihren Namen. Es war sein Verlobungsgeschenk an Anne-Sophie Mutter.[21] Sie bezeichnet es als Previns „Reminiszenz an seine Zeit in Berlin“ (wo er bis zur Flucht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung seine Jugendjahre verbrachte) nicht zuletzt, weil es im letzten Satz das Thema seines Lieblingskinderliedes „Wenn ich ein Vöglein wär“ aufnimmt.[21]
Mutter lebt inMünchen. Einer ihrer beiden älteren Brüder,Christoph Mutter (* 1961), ist Rechtsanwalt.
Anne-Sophie Mutter besitzt zweiStradivari-Violinen, dieEmiliani (gebaut 1703) und dieLord Dunn-Raven (gebaut 1710). Beide stammen somit aus der sogenannten „goldenen Periode“ Stradivaris. DieEmiliani spielte sie vor allem bei den Aufnahmen mit Karajan, dieLord Dunn-Raven ist ihre derzeit bevorzugte Konzertvioline.[22]
2009:Ritter der Ehrenlegion vom Französischen Staatspräsidenten, für ihr Engagement für die Werke französischer Komponisten und für zeitgenössische Musik
2009: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
2020:Opus Klassik, Kategorie Instrumentalistin (Violine), fürAcross The Stars
2023: Opus Klassik, Kategorie Instrumentalistin (Violine), für ihre Einspielung des zweiten Violinkonzerts vonJohn Williams mit demBoston Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten[31]
Peter Fuhrmann:Anne-Sophie Mutter: Mein Ideal ist mein Ideal geblieben. In:Alle Lügen hört man sofort. 24 Begegnungen mit großen Musikern. Dittrich, Weilerswist-Metternich 2016,ISBN 978-3-943941-65-4,S.43–52.
Alfred Stenger:Anne-Sophie Mutter. Die Schönheit des Violinklanges. Noetzel, Wilhelmshaven 2001,ISBN 3-7959-0795-0.
↑MDR Mediathek (Hrsg.):Abschied ist ein leises Wort; 29. Dezember 2016, 20:15-22:15. (mdr.de [abgerufen am 2. Januar 2017] persönliche Mitteilung von Anne-Sophie Mutter anlässlich des Todes von Lothar Späth).