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Andrei Corbea-Hoișie

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Andrei Hoișie (2016)

Andrei Corbea-Hoișie (*15. Dezember1951 inIași) ist ein jüdisch-rumänischer Germanist, Romanist und Diplomat. Seit 1995 ist er Professor für Deutsche Literatur in Iași. Im April 2007 erhielt Andrei Corbea-Hoișie vomNationalen Rat für das Studium der Archive der Securitate (CNSAS) das Urteil, ein Mitarbeiters der politischen Polizei gewesen zu sein,[1] woraufhin er sein Amt als rumänischer Botschafter in Wien niederlegte.

Leben

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Nach dem Abitur amGymnasium C. Negruzzi (1970) studierte Corbea-Hoișie an derUniversität Alexandru Ioan Cuza Iași Germanistik und Romanistik. Dort erlangte er 1974 das Deutschdiplom und 1979 das Geschichtsdiplom. Mit einer Doktorarbeit überFranz Kafka wurde er 1988 in Bukarest inPhilologiepromoviert.[2] Wie kein anderer kennt er die multikulturelle Geschichte und (jüdische) Literaturgeschichte derBukowina. So ragen in seinem großen Œuvre die Bücher überPaul Celan,Immanuel Weissglas und den in Deutschland (zu Unrecht) vergessenenValeriu Marcu hervor. Besonders befasst hat er sich auch mitErnst Jünger,Theodor Adorno undMax Frisch. Corbea-Hoișie war Associate Professor an derUniversität Paris VIII, derUniversität Siegen, derUniversität Freiburg (Schweiz) und derUniversität Bukarest. Die Stiftung derÉcole normale supérieure (Paris) verlieh ihm 1998/99 die Blaise-Pascal-Forschungsprofessur. Seit 2000 ist er Mitglied derAkademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. DieUniversität Konstanz verlieh ihm 2004 denDr. phil. h. c. Verheiratet ist er mit Magda Jeanrenaud.

Im April 2007 erhielt er von Seiten desNationalen Rats für das Studium der Archive der Securitate (rumänisch:Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității, CNSAS), das rumänische Pendant derGauckbehörde in Deutschland, einen Urteilsspruch, der dessen Kollaboration mit der Securitate bestätigte. Als Folge seinerIM-Tätigkeit genoss Corbea-Hoișie während des Ceaușescu-Regimes einen Sonderstatus, der ihm unter anderem zahlreiche Auslandsreisen erlaubte.Unter dem Mitarbeiternamen „Horia“ bespitzelte er die intellektuelle Opposition inJassy. Zu den Betroffenen gehörte auch der prominente Literaturkritiker und RegimegegnerDan Petrescu, an dessen vom Geheimdienst betriebener Diskreditierung Corbea-Hoișie beteiligt war: Man versuchte den unbequemen Liberalen Petrescu als Rechtsextremisten zu diffamieren. Als im April 2007 die Archivbehörde ihr einstimmiges Verdikt sprach, das ihn als Mitarbeiter der politischen Polizei benannte, widersprach er mit keinem Wort. Das Beweismaterial war erdrückend.[3] Deswegen waren weder derTagesspiegel noch dieFrankfurter Rundschau dazu bereit, seine Entgegnung zu veröffentlichen. Ihre rumänische Version erschien 2008 in der Bukarester KulturzeitschriftObservator cultural (Nr. 436, 14. August 2008).[4] Seinen Posten als Botschafter Rumäniens in Wien, den er seit 2005 innehatte, musste er aufgeben. Zu seiner Nachfolgerin als Botschafterin inWien wurdeSilvia Davidoiu ernannt. 2008/09 hielt er dann eine dreisemestrigeGastprofessur an derUniversität Wien. Als er im selben Jahr zur Sommerakademie desRumänischen Kulturinstituts in Berlin eingeladen wurde, protestierten die SchriftstellerHerta Müller undRichard Wagner, weil er für den rumänischen SicherheitsdienstSecuritate gearbeitet hatte.[5] 2016 veröffentlichte derSüdkurier Hoișies Stellungnahme zu den Vorwürfen.[6]

2020 wurde er zum Mitglied derAcademia Europaea gewählt.[7]

Preise

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Veröffentlichungen

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  • mit Octavian Nicolae:J. W. Goethe, 1832–1982 : contribuții ale germanisticii ieșene. Iași 1982.
  • Interferenţe culturale româno-germane. Iași 1986.
  • mit Michael Astner (Hrsg.):Kulturlandschaft Bukowina. Studien zur deutschsprachigen Literatur des Buchenlandes nach 1918. Iaşi 1990.
  • Czernowitz. Frankfurt am Main 1998.
  • Hrsg.:Paul Celan: Biographie und Interpretation - Biographie et interprétation. Konstanz 2000.
  • „Ein Kopf ist mehr als vierhundert Kehlköpfe“ – Marcu, Valeriu. Konstanz 2002.
  • Czernowitzer Geschichten. Über eine städtische Kultur in Mittelosteuropa. Böhlau, Wien 2003.ISBN 978-3205770343.
  • Historisches Erbe – Kapital für die Zukunft? Deutsche Spuren in Rumänien. Potsdam 2003,ISBN 978-3936168105.
  • Umbruch im östlichen Europa. Innsbruck 2004.
  • Leben für andere. Konstanz 2004.
  • La Bucovine. Éléments d’histoire politique et culturelle. Institut d’Études Slaves, Paris 2004.
  • Czernowitz bei Sadagora. Iași 2006.
  • Politik, Presse und Literatur in Czernowitz 1890–1940. Kulturgeschichtliche und imagologische Studien. Stauffenburg, Tübingen 2013.ISBN 978-3860574980.
  • Deutschsprachige Öffentlichkeit und Presse in Mittelost- und Südosteuropa (1848–1948). Iași 2008.
  • mit Harald Haslmayr (Hrsg.):Pluralität als kulturelle Lebensform. Österreich und die Nationalkulturen Südosteuropas, Lit, Berlin / Münster / Wien / Zürich / London 2013,ISBN 978-3-643-50546-0.
  • mit Christina Spinei:Gregor von Rezzori : auf der Suche nach einer größeren Heimat : Studien und Materialien. Jassyer Beiträge zur Germanistik 17 (2013).

Weblinks

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Commons: Andrei Corbea-Hoișie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Urteil des CNSAS
  2. Dissertation:Franz Kafka
  3. Artikel über A. Corbea-Hoișie (Der Tagesspiegel, 17. Juli 2008)
  4. Entgegnung (rumänisch)
  5. Herta Müllers Protest
  6. Die Stellungnahme von Andrei Corbea-Hoisie im Wortlaut (suedkurier.de)
  7. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
Personendaten
NAMECorbea-Hoișie, Andrei
KURZBESCHREIBUNGrumänischer Germanist, Romanist, Hochschullehrer und Diplomat
GEBURTSDATUM15. Dezember 1951
GEBURTSORTIași
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