Alexios war der drittälteste Sohn desDomestikos derScholenJohannes Komnenos und derAnna Dalassene und somit ein Neffe des KaisersIsaak I. Er diente als Feldherr unter den KaisernMichael VII. Dukas undNikephoros III. Botaniates. Vor den Nachstellungen des Letzteren floh Alexios zumHeer, wurde von diesem zum Kaiser ausgerufen, eroberte die Hauptstadt und entthronte Nikephoros.
Am 4. April 1081 wurde der neue Machthaber von PatriarchKosmas I. zum Kaiser gekrönt. Durch die Heirat mitIrene aus der einflussreichen Familie derDukai sicherte Alexios I. Komnenos seine Herrschaft. Den 1078 von Nikephoros als Kleinkind abgesetzten MitkaiserKonstantin Dukas Porphyrogennetos beteiligte er bis zur Geburt des ThronfolgersJohannes an der Regierung; seinen älteren BruderIsaak Komnenos machte er unter dem neu geschaffenen TitelSebastokrator zum Vizekaiser. Auf Konstantins Großonkel, denKaisarJohannes Dukas, stützte er sich als Ratgeber. Seinem SchwagerNikephoros Melissenos, der ebenfalls nach dem Kaiserthron gestrebt hatte, gestand Alexios dieKaisar-Würde zu. Mit denSeldschuken schloss er Frieden, um sich gegen den in das Reich eingefallenenNormannenherzogRobert Guiskard zu wenden. Gegen diesen verbündete er sich mit denVenezianern, denen er reiche Handelsprivilegien verlieh, und mit dem römisch-deutschen KaiserHeinrich IV., wurde aber beiDurazzo geschlagen. Robert drang nun siegreich bisMakedonien vor, musste aber, durch die Fortschritte Heinrichs IV. in Italien und durch einen Aufstand inApulien bedroht, 1082 nachItalien zurückkehren, worauf sein unter seinem SohnBohemund zurückgelassenes Heer von Alexios fast vollständig vernichtet wurde. Robert erneuerte 1084 den Angriff, schlug die vereinigte venezianisch-byzantinische Flotte beiKorfu, starb aber schon 1085, woraufhin sein Heer heimkehrte.
Alexios hatte 1088–1091 gegen die über dieDonau vorgedrungenenPetschenegen zu kämpfen, die er schließlich nach wechselhaften Kämpfen besiegte. Gegen dieSeldschuken suchte er bei PapstUrban II. und den abendländischen Fürsten um Unterstützung. Papst Urban II. rief daraufhin am 27. November 1095 inClermont-Ferrand zumKreuzzug auf. Als aber 1096 die Kreuzfahrer im Reich erschienen, fanden sie nicht die gewünschte Aufnahme. Alexios, besorgt durch die große Menge der Kreuzfahrer und zugleich bestrebt, die Interessen des Reiches zu wahren, forderte von den vor Konstantinopel erscheinenden Fürsten denLehnseid für die von den Moslems zu erobernden Länder, wusste dieses auch mit großer Geschicklichkeit durchzusetzen, wenn auch keineswegs vollständig. Doch entsprangen diesem Verhältnis eine Menge von Konflikten und Gefahren für sein Reich (ein neuer Einfall Bohemunds 1107–1108 wurde abgewehrt und endete mit demVertrag von Devol), welche noch nicht beigelegt waren, als Alexios am 15. August 1118 starb.
Alexios hatte mit seinem Hilfegesuch nach Westen sozusagen die „Büchse der Pandora“ geöffnet, wenn auch ungewollt. Die Existenz dieses Hilfegesuchs ist jedoch umstritten, daAnna Komnena in ihrem WerkAlexias, der einzigen Quelle zum Ersten Kreuzzug aus byzantinischer Sicht, das Sendschreiben nicht erwähnt und besonders die Überraschung und Bestürzung desBasileus hervorhebt, als er Gerüchte von dem Nahen der Kreuzritter erfuhr.[1] In der modernen Forschung wird jedoch betont, dass den Byzantinern kaum die fast ein Jahr in Anspruch nehmenden Vorbereitungen für den Kreuzzug entgangen sein dürften, zumal Alexios gute Beziehungen zu Ungarn und Venedig unterhielt. Wahrscheinlicher dürfte sein, dass Alexios mit Bedacht agierte, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, auch wenn den Byzantinern wohl schon recht früh klar war, was das Ziel des Kreuzzugs war.[2]
Dennoch war Byzanz wieder eine Macht, mit der zu rechnen war. Im Innern des Reichs, das er in einem zerrütteten Zustand vorfand, stellte er die Ordnung her. Er verbesserte die Finanzen und führte 1092 eine umfassende Münzreform durch, um die bereits von seinen Vorgängern übernommene Hyperinflation (der Goldgehalt desHistamenon undTetarteron sank auf unter 8Karat) zu stoppen und das Vertrauen in diebyzantinische Währung wiederherzustellen. Im Gegensatz zu früheren byzantinischen Münzreformen war diese umfassend und betraf alle Münztypen. Auch verbesserte er dasHeerwesen, begünstigte die Kirche und verfolgte die Ketzer (Paulikianer undBogomilen). Allerdings gelang es Alexios nicht, die vollständige Kontrolle überKleinasien zu erlangen; Byzanz blieb dort auf die Küstenregionen beschränkt. Sein Leben beschrieb seine TochterAnna Komnena (wenn auch glorifizierend) in demGeschichtswerkAlexias.
Κωνσταντίνος Βαρζός:Η Γενεαλογία των Κομνηνών (=Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται. T. 20α,ZDB-ID 420491-8).Τόμος Α'. Κέντρο Βυζαντινών Ερευνών – ΑΠΘ, Θεσσαλονίκη 1984, S. 87–113 Nr. 15,Digitalisat (PDF; 264 MB).
João Vicente de Medeiros Publio Dias:Isaac and Alexios I Komnenos (1081–1118): A Reassessment of a Unique Power-sharing Arrangement between Brothers. In: Antje Bosselmann-Ruickbie, Zachary Chitwood, Johannes Pahlitzsch, Martin Marko Vucetiċ (Hrsg.):Byzanz am Rhein. Festschrift für Günter Prinzing anlässlich seines 80. Geburtstags. Harrassowitz, Wiesbaden 2024 (Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik; 18),ISBN 978-3-447-12138-5, S. 43–64.
↑Alexias 10,5. Vgl. auch Anna Komnene:Alexias. Übers., eingel. und mit Anm. vers. vonDiether Roderich Reinsch. 2 Aufl. de Gruyter, Berlin 2001, S. 334, Anmerkung 97.