Alexander Ernst Carl Heinrich Freiherr von Reitzenstein (*15. Mai1904 inScheinfeld; †16. April1986 inEggstätt) war eindeutscherKunsthistoriker undWaffenkundler. Von 1965 bis 1969 war er Direktor desBayerischen Armeemuseums.
Alexander Freiherr von Reitzenstein entstammt dem fränkischen Adelsgeschlecht derervon Reitzenstein. Er wurde 1904 als Sohn eines ehemaligenAmtsgerichtsrates und dessen Frau im mittelfränkischen Scheinfeld geboren.[1] Ab 1924 studierte erKunstgeschichte in Berlin, Würzburg und München.[2] 1928 wurde er beiWilhelm Pinder an derUniversität München mit der DissertationDasClemensgrab imDom zu Bamberg zumDr. phil. (summa cum laude) promoviert.[3] Die Arbeit erschien ein Jahr später imMünchner Jahrbuch der bildenden Kunst. Nach seinem Studium volontierte er in den Staatlichen Kunstsammlungen in München und in der Kunstdenkmälerinventarisation desBayerischen Landesamtes für Denkmalpflege[2].
1936 wurde er durchHans Stöcklein alsHauptkonservator an dasBayerische Armeemuseum geholt, wo er unter dessen NachfolgerGeorg Gilardone bis 1945 tätig war. Ab 1940[4] wurde das Museum durch dieWehrmacht verwaltet, wodurch er Heeresbeamter wurde. Nach Entlassung aus derKriegsgefangenschaft übernahm er 1947[5] die Verwaltung des durch die alliierte Militärverwaltung geschlossenen Armeemuseums. 1949 wurde es zunächst als Abteilung „Bayerisches Armeemuseum“ demBayerischen Nationalmuseum in München angeschlossen. Von Reitzenstein verantwortete vor allem dieKonservierung von Beständen. Von 1965 bis 1969 war er Direktor des Bayerischen Armeemuseums, dessen Neugründung 1963 beschlossen wurde. 1967 hatte er maßgeblichen Anteil an der Neugründung des Vereins der Freunde. Ende der 1960er Jahre erfolgte der Umzug des Museums nachIngolstadt, wobei Alexander von Reitzenstein von seinem NachfolgerPeter Jaeckel unterstützt wurde.[6]
Alexander von Reitzenstein beschäftigte sich mit historischer Landes- undWaffenkunde[7]; sein besonderes Interesse galt demHarnisch. Der KunsthistorikerLorenz Seelig bezeichnete ihn als Waffenspezialisten.[8] 1959 verantwortete er die Wiederbelebung der FachzeitschriftWaffen- und Kostümkunde, die er fortan mit der KunsthistorikerinMargarete Braun-Ronsdorf redigierte. Von 1959 bis 1980 war er zuständiger Redakteur für den waffenkundlichen Teil und bis 1986 Berater der Zeitschrift. Er war u. a. Autor desReallexikons zur Deutschen Kunstgeschichte und derNeuen Deutschen Biographie sowie Mitarbeiter der BuchreiheDie Kunstdenkmäler von Bayern.
Im Jahre 1971 erhielt er denBayerischen Verdienstorden.
Alexander von Reitzenstein, katholisch, war verheiratet.
- Ottheinrich von der Pfalz. Angelsachsen-Verlag, Bremen u. a. 1938.
- Franken. Prestel, München 1953. (5. durchgesehene und erweiterte Auflage 1971)
- Frühe Geschichte rund um München. Prestel, München 1956.
- Deutsche Baukunst. Die Geschichte ihrer Stile (=Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 7838/7840). Reclam, Stuttgart 1956. (6. Auflage 1981)
- Reclams Kunstführer. Band 1:Bayern (=Reclams Universalbibliothek. 8055/8072). Reclam, Stuttgart 1957. (9. neu bearbeitete und erweiterte Auflage 1983:Bayern Nord undBayern Süd)
- Der Main (=Deutsche Lande, deutsche Kunst). Aufnahmen von Leo Gundermann, Deutscher Kunstverlag, München u. a. 1960.
- Bamberg (=Große Kunstführer. Bd. 32). Schnell & Steiner, München u. a. 1960. (6. Auflage 1979)
- Deutsche Plastik der Früh- und Hochgotik (=Die blauen Bücher). Aufnahmen vonHelga Schmidt-Glassner, Langewiesche, Königstein 1962.
- Altbaierische Städte. Prestel, München 1963.
- Der Waffenschmied. Vom Handwerk der Schwertschmiede, Plattner und Büchsenmacher (=Bilder aus deutscher Vergangenheit. Bd. 23). Prestel, München 1964.
- Ingolstadt. Hrsg. vom Freundeskreis desBayerischen Nationalmuseums, Callwey, München 1967.
- Die alte bairische Stadt. In den Modellen des DrechslermeistersJakob Sandtner, gefertigt in den Jahren 1568–1574 im Auftrag HerzogAlbrechts V. von Bayern. Hrsg. vom Freundeskreis des Bayerischen Nationalmuseums, Callwey, München 1967.
- Rittertum und Ritterschaft (=Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Bd. 32). Prestel, München 1972,ISBN 3-7913-0032-6.
- Die Geschichte des Bamberger Domes von den Anfängen bis zur Vollendung im 13. Jahrhundert. Prestel, München 1984,ISBN 3-7913-0666-9.
- Der Weg der deutschen Plastik vom frühen bis zum späten Mittelalter. H. v. Reitzenstein, Eggstätt 1994.
- ↑Vgl. dazuGenealogisches Handbuch des Adels. Band 21 (Freiherrliche Häuser A, Band III). Starke, Limburg 1959, S. 355 ff., insb. S. 363.
- ↑abRobert Born:Victor Roth und Hermann Phleps. Zwei Positionen der deutschsprachigen Kunsthistoriographie zu Siebenbürgen in der Zwischenkriegszeit. In: Robert Born, Alena Janatková,Adam S. Labuda (Hrsg.):Die Kunsthistoriographien in Ostmitteleuropa und der nationale Diskurs (=Humboldt-Schriften zur Kunst- und Bildgeschichte. Bd. 1). Gebr. Mann, Berlin 2004,ISBN 3-7861-2491-4, S. 355–380, hier: S. 376.
- ↑Abgeschlossene Dissertationen am Institut für Kunstgeschichte 1873–2001, kunstgeschichte.uni-muenchen.de, abgerufen am 26. Mai 2017.
- ↑Edgar Wolfrum:Geschichtspolitik in Bayern. Traditionsvermittlung, Vergangenheitsbearbeitung und populäres Geschichtsbewußtsein nach 1945. In:Thomas Schlemmer,Hans Woller (Hrsg.):Bayern im Bund. Band 3:Politik und Kultur im föderativen Staat. 1949 bis 1973 (=Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Bd. 54). Oldenbourg, München 2004,ISBN 3-486-56596-6, S. 349–409, hier: S. 376.
- ↑Edgar Wolfrum:Geschichtspolitik in Bayern. Traditionsvermittlung, Vergangenheitsbearbeitung und populäres Geschichtsbewußtsein nach 1945. In:Thomas Schlemmer,Hans Woller (Hrsg.):Bayern im Bund. Band 3:Politik und Kultur im föderativen Staat. 1949 bis 1973 (=Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Bd. 54). Oldenbourg, München 2004,ISBN 3-486-56596-6, S. 349–409, hier: S. 378.
- ↑Ernst Aichner:125 Jahre Bayerisches Armeemuseum. In:Kaskett. Zeitschrift der Freunde des Bayerischen Armeemuseums e. V., Heft 20, 2004, S. 6–12, hier: S. 10.
- ↑Vgl. dazuArmin Wolf:Von den Königswahlen zum Kurfürstenkolleg. Bilddenkmale als unerkannte Dokumente der Verfassungsgeschichte In:Reinhard Schneider,Harald Zimmermann (Hrsg.):Wahlen und Wählen im Mittelalter (=Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen. Bd. 37). Thorbecke, Sigmaringen 1990,ISBN 3-7995-6637-6, S. 15–78, hier: S. 48.
- ↑Lorenz Seelig:Waffen. In:Renate Eikelmann,Ingolf Bauer (Hrsg.):Das Bayerische Nationalmuseum. 1855–2005. 150 Jahre Sammeln, Forschen, Ausstellen. Im Auftrag des Bayerischen Nationalmuseums, Hirmer, München 2006,ISBN 3-7774-2885-X, S. 417–432, hier: S. 432.
Personendaten |
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NAME | Reitzenstein, Alexander von |
ALTERNATIVNAMEN | Reitzenstein, Alexander Freiherr von; Reitzenstein, Alexander Ernst Carl Heinrich Freiherr von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker und Museumsleiter |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1904 |
GEBURTSORT | Scheinfeld |
STERBEDATUM | 16. April 1986 |
STERBEORT | Eggstätt |