Agnes Prinzessin zu Salm-Salm, geboren alsAgnes Elisabeth „Winona“ Leclerq Joy (*25. Dezember1844 inSwanton,Franklin County,Vermont,USA; †21. Dezember1912 inKarlsruhe,Baden) begann ihre Karriere als Zirkusreiterin inHavanna aufKuba, später wurde sie Schauspielerin. Auf Feldzügen in den USA, Mexiko und Frankreich diente sie alsKrankenschwester.
Agnes benutzte mehrere Namen:Winona ist ihr indianischer Rufname, den ihr die indianische Großmutter gab. Als junge Schauspielerin nannte sie sichAgnes Leclerq nach dem zweiten Vornamen ihres Vaters; ihr korrekter Familienname war aberJoy.
Agnes war die Tochter des amerikanischenGenerals William Leclerq Joy (1793–1866) und dessen zweiter Ehefrau Julia Willard (1800/1810–1882), die er am 17. Juli 1834 in deren HeimatortMontpelier (Washington County, Vermont) geheiratet hatte, nachdem seine erste Ehefrau Pamela Lee Pemington, mit der er seit 1819 verheiratet gewesen war, im Jahr 1832 gestorben war. Agnes’ Schwester war Hannah Delilah Johnston.[1]
Agnes Joy heiratete als 22-Jährige in erster Ehe am 30. August 1862 in der St. Patrick’s Church inWashington, D.C. heimlich und ohne den elterlichen Segen den zwölf Jahre älterenFelix Prinz zu Salm-Salm (1828–1870), Sohn des FürstenFlorentin zu Salm-Salm (siehe auchFürsten zu Salm). In zweiter Ehe heiratete sie am 16. September 1876 in Stuttgart den englischen Edelmann Charles Heneage (* 4. Dezember 1841; † 16. September 1901) ausLincolnshire. Heneage war königlich britischer Diplomat am Hof desGroßherzogsFriedrich I. von Baden. Die Ehe mit Agnes wurde allerdings noch vor 1899 wieder geschieden.
Agnes Joy soll schon in jungen Jahren ihr Elternhaus im US-BundesstaatOhio verlassen haben und zunächst bei einem Zirkus inHavanna (Kuba) als Reiterin, später als Tänzerin undSchauspielerin aufgetreten sein.
Im Jahr 1860 zog sie zu ihrer Schwester Hannah Delilah Joy nach Washington, D. C., die dort mit Hauptmann Edmond Johnston verheiratet war. Dort war sie „berüchtigt“ wegen ihrer rasanten Ausritte auf ihrem halbwildenMustang quer durch die Stadt und vorbei amWeißen Haus. Auf einem der Empfänge, die PräsidentAbraham Lincoln für seineOffiziere gab, lernte Agnes den Prinzen zu Salm-Salm kennen. Lincoln und die Schwestern Joy hatten gemeinsame Vorfahren.
Nach ihrer Hochzeit mit Prinz Felix (1862) begleitete sie diesen als Krankenschwester (allerdings noch ohne jede Ausbildung) und einzige Frau auf die Schlachtfelder desAmerikanischen Bürgerkriegs (1862–1865), in dem ihr Mann im Dienst derNordstaaten kämpfte, und in die kaiserliche Armee vonMaximilian I. in Mexiko (1866–1867). Als ihr Ehemann zu sieben JahrenFestungshaft aufSan Juan de Ulúa verurteilt worden war, erreichte Agnes, vorBenito Juárez auf Knien um Gnade flehend, 1867 die Freilassung ihres Mannes. Kurz vor seinem Tod ernannte Maximilian I. sie zur Ehrendame desSan-Carlos-Ordens.[2]
Nach Deutschland zurückgekehrt, ließ sie sich zunächst an derUniversität Bonn zur Krankenschwester weiterbilden und durfte ihren Mann im Jahr 1870 aufgrund persönlicher Beziehungen zuGeneralKarl Friedrich von Steinmetz wieder als Krankenschwester (mit dem Salär einesHauptmanns) auf die französischen Schlachtfelder imDeutsch-Französischen Krieg begleiten. Prinz Felix fiel noch im selben Jahr in derSchlacht bei Gravelotte und Agnes brachte den Leichnam in Begleitung einerEskorte in seine westfälische Heimat zurück.
AlsWitwe lebte sie später einige Zeit zunächst in derSchweiz – dort soll sie sichBaroness bzw.Baronin von Stein genannt haben – und inItalien und sammelte Geld fürArmeehospitäler. Nach der Trennung von ihrem zweiten Ehemann ging sie 1899 nachNew York (USA), um auch dort Geld für Hospitäler zu sammeln. Bei einem Empfang, der zu ihren Ehren am 14. Mai 1899 in der New Yorker Odd Fellows Hall gegeben wurde, begegnete sie zahlreichen Weggefährten ihres ersten Ehemanns, unter anderemCarl Schurz,Franz Sigel undJulius Stahel.[3] Ihren Lebensabend verbrachte sie in ihrem Wohnhaus in Karlsruhe.
Nach ihrerEinäscherung wurde sie am 20. März 1913, also erst drei Monate nach ihrem Tod, unter dem NamenPrinzessin Agnes zu Salm-Salm auf demAlten Friedhof inBonn begraben.
Agnes Prinzessin zu Salm-Salm stand ihr Leben lang im Ruf einer schillernden Persönlichkeit. Sie galt als sehr intelligente und selbstbewusste, äußerst exzentrische Frau, die ihr eigenes Leben lebte, ohne sich um Konventionen zu kümmern. Sie hatte nichts mit der zu ihrer Zeit gerade entstehendenFrauenbewegung im Sinn und beschäftigte sich nicht mit der Theorie desFeminismus, nahm sich aber ohne Rücksicht auf gängige Meinungen oder Rollenklischees ihr Recht auf Freiheit und persönliche Entfaltung, oft auch zum Entsetzen ihrer männlichen Begleiter. So schrieb denn auch derAdjutant des Generals von Steinmetz,PremierleutnantPaul von Collas, während des Deutsch-Französischen Krieges in sein privates Tagebuch:
„Jouy, 12. September 1870. – Selbst eine Dame fehlt nicht, es ist die Prinzessin Salm, die sich der freiwilligen Krankenpflege gewidmet hat; die Dame geniert mehr, als sie wohl nützt; etwas emanzipiert.“
Personendaten | |
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NAME | Salm-Salm, Agnes zu |
ALTERNATIVNAMEN | Salm-Salm, Agnes Prinzessin zu; Joy, Agnes Elisabeth Leclerq; Leclerq, Agnes |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Zirkusreiterin, Schauspielerin, Krankenschwester |
GEBURTSDATUM | 25. Dezember 1844 |
GEBURTSORT | Swanton,Franklin County,Vermont |
STERBEDATUM | 21. Dezember 1912 |
STERBEORT | Karlsruhe,Baden |