Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterAeneas (Begriffsklärung) aufgeführt.
Iapyx entfernt Pfeil aus dem Bein des Aeneas. AntikesFresko ausPompeji (Casa di Sirico).Aeneas trägt Anchises,schwarzfigurig bemalter Weinkrug, ca. 520–510 v. Chr., Paris,Louvre Inv. F 118
InHomersIlias ist Aeneas ein trojanischer Prinz aus einer Nebenlinie des Herrscherhauses und Anführer derDardaner (Alliierte der Trojaner). Er gilt als der Tapferste der Trojaner nachHektor. Während desTrojanischen Krieges wird er im Kampf mitDiomedes schwer verwundet; er wäre gestorben, hätte ihn seine Mutter Aphrodite nicht davongetragen, wobei die Göttin vom wütenden Diomedes am Handgelenk verwundet wurde.Apollon hüllte die beiden in einen Schutznebel und versetzte den verletzten Aeneas aus der Schlacht zur Zitadelle desPergamon, in seinen dort gelegenen Tempel. Im Heiligtum heilten ihnLeto undArtemis und machten ihn stärker als vorher.
In mythologischen Erzählungen nach Homer wird von der Rettung des Aeneas aus dem untergehenden Troja und seiner Reise nach Westen berichtet. Zusammen mit seinem Vater Anchises, den er auf seinen Schultern trägt, und seinem SohnAskanios (latinisiertAscanius), auchIulus genannt, kann er aus dem brennendenTroja entkommen. Auch dasPalladion kann er mitnehmen, aber seine FrauKrëusa verliert er. Bei der Flucht aus Troja schart Aeneas eine Gruppe entkommener Trojaner um sich. Die Fahrten des Aeneas von Troja führten der Sage nach schließlich zur Gründung der StadtAlba Longa, aus der eines TagesRom hervorgehen sollte.
Die Aeneas-Sage findet ihre ausführlichste Darstellung in derAeneis des römischen DichtersVergil. Darin wird erzählt, wie die Trojaner (Dardaner) zuerst eine Fahrt auf schnellen Schiffen nachSamothrake unternehmen, aber – durch ein schauderhaftes Vorzeichen von diesem Ort abgeschreckt – nach anderen Ländern und Inseln streben. Von der GöttinJuno verfolgt, legen sie eine lange Irrfahrt zurück, unter anderem auch nach Nordafrika, und besuchen dort das neu gegründeteKarthago, wo Aeneas dessen KöniginDido kennenlernt, die sich in ihn verliebt und nach der Trennung von ihmSuizid begeht.
Schließlich befiehlt ihnenApollon durch ein Orakel, die „alte Mutter“ aufzusuchen, die sich als das personifizierteItalien herausstellt. Im sechsten Buch derAeneis schildert Vergil, wie Aeneas in denHades reist, um sich von seinem Vater Anchises die Herrschaft seines Geschlechts in Italien bis zu Augustus’ römischem Weltreich weissagen zu lassen. Dort trifft er auch Dido wieder, die sich auf seine Ansprache hin schweigend abwendet, und dank eines magischenMistelzweiges kann er wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren.
VonLatinus, dem König vonLatium, wird Aeneas freundlich aufgenommen und wirbt um dessen TochterLavinia. Nachdem er sich im Zweikampf gegen seinen Nebenbuhler und bisherigen Bräutigam der Lavinia,Turnus, durchgesetzt hat, heiratet er sie und gründet zu ihren Ehren die StadtLavinium. Sie schenkt ihm einen weiteren Sohn:Silvius. Später nimmt er die jüngere Schwester Didos,Anna, auf, die sich aber das Leben nimmt, als sie die Eifersucht Lavinias erkennt.
In einem Kampf soll Aeneas (wieHerakles) in den Himmel (Olymp) versetzt worden sein. Schließlich wurde er zum Gott(Iupiter Indiges) erklärt.
Später gründet Aeneas’ Sohn Iulus der Sage zufolgeAlba Longa, die „Mutterstadt“ Roms. Auf ihn und die mythologische Abstammung von der Liebesgöttin berufen sich dieJulier, vor allem unterGaius Iulius Caesar und seinem AdoptivsohnOctavian. Silvius ist in der Darstellung Vergils[1] Nachfolger seines Bruders in Alba. Alle Könige von Alba, die auf Silvius folgten, trugen dessen Namen alsCognomen (zum BeispielNumitor Silvius). Aus Ascanius’ oder Silvius’ Geschlecht – über Aeneas Silvius, der auch Silvius selbst sein könnte, und Latinus Silvius – stammten die ZwillingsbrüderRomulus und Remus, die Gründer Roms. Durch sie galt Aeneas als Ahnherr des römischen Volkes.
Die eigene Abstammung von Rom – und damit auch Troja – herleiten zu können, war bereits in der Antike, aber auch während des gesamten Mittelalters populär. So wurde etwaBrutus von Britannien, der Gründerkönig Britanniens, als Sohn des Silvius angesehen.
Zugrunde gelegt ist die Liste der Könige von Alba Longa beiTitus Livius.[2] (Allerdings ist bei Livius Silvius, der Vater des Aeneas Silvius, der Sohn von Ascanius.)