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1. Buch der Chronik

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König David umgeben von Musikern, Weltenchronik des Rudolf von Ems, um 1340 (Zentralbibliothek Zürich)
Ketuvim (Schriften) desTanach
Sifrei Emet (poetische Bücher)
חמש מגילותMegillot (Festrollen)
Übrige
  • דָּנִיּאֵלDaniel
  • עֶזְרָאEsra (einschließlichNehemia)
  • דִּבְרֵי הַיָּמִיםChronik (1–2 Chr)

Das1. Buch der Chronik ist ein Buch der Bibel. ImTanach bildet es zusammen mit dem2. Buch der Chronik ein einzigesChronikbuch. Bei der antiken Übersetzung ins Griechische, derSeptuaginta, wurde das Werk in zwei Bücher geteilt. Diese Zweiteilung wurde später von derVulgata übernommen. Dort wurde das erste Buch der Chronik imMittelalter, wohl erstmals vonStephen Langton, in 29 Kapitel unterteilt. Mit der Kapitelzählung hat im 16. Jahrhundert schließlich auch die Zweiteilung – in 1 Chr und2 Chr – Eingang in die hebräischen Bibeldrucke gefunden.

Name und Stellung im Kanon

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Der Buchtitel des Gesamtwerks lautethebräischדִּבְרֵי הַיָּמִיםdivrê hajjāmîm („Ereignisse der Tage“, im Sinne von „Annalen[1]). Er ist zum Beispiel in derMischna (mJoma 6,1ff.) bezeugt. Die meisten hebräischen Bibelausgaben stellen das Chronikbuch ans Ende des drittenKanonteilsKetuvim und damit ans Ende der gesamten jüdischen Bibel. Davon abweichend, steht das Chronikbuch imCodex Petropolitanus B19a und imCodex von Aleppo am Anfang der Ketuvim und vor demBuch der Psalmen.[2]

In den Septuagintahandschriften und daher auch in denOstkirchen heißen die beiden Chronikbücheraltgriechischπαραλειπόμεναparaleipómena „ausgelassene Dinge“ (vgl.Paralipomenon), entweder, weil sie viele in denSamuel- undKönigsbüchern fehlende Details (Sondergut) enthalten, oder weil sie erst spät in den jüdischen Kanon aufgenommen wurden.[3] Die Septuaginta ordnete die Chronikbücher im zweiten Hauptteil, den Geschichtsbüchern, ein; dem folgte dieVulgata und die meisten christlichen Bibelübersetzungen in moderne Sprachen.[2] Die Formulierung „Buch der Chronik“ geht aufHieronymus zurück, der das Werk als „Chronik der gesamten göttlichen Geschichte“ (lateinisch:Chronicon totius divinae historiae) bezeichnete.[1] In der Vulgata lautet der Titel des Werks Paralipomenon;Martin Luther griff die Anregung des Hieronymus auf und prägte die Titel „Das erste Buch der Chronica“, bzw. „Das ander Buch der Chronica“, die leicht variiert als 1./2. Buch der Chronik von derLutherbibel in weitere moderne Übersetzungen übernommen wurden.[4]

Verfasser, Entstehungszeit und -ort

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Die traditionelle Ansicht war, dassEsra das Buch der Chronik verfasst habe. Auch die ältere historisch-kritische Bibelwissenschaft vertrat zwar nicht Esras Verfasserschaft, aber eine Zusammengehörigkeit des Chronikbuchs mit dem Buch Esra-Nehemia („Chronistisches Geschichtswerk“, erstmals 1832 vonLeopold Zunz vermutet und danach Konsens[5]). Gegen diese Hypothese erheben sich aber in der neueren Forschung Bedenken; weitgehend wird heute vermutet, dass die Chronik und Esra/Nehemia unabhängig voneinander von verschiedenen Verfassern geschrieben wurden.[6]

Die Chronik scheint das Werk eines Autors zu sein, der aber sein Quellenmaterial relativ wenig bearbeitete, dadurch wirkt das Werk uneinheitlich.Sara Japhet schlägt eine Datierung ins späte 4. Jahrhundert v. Chr. vor, also in die Zeit deszweiten Tempels.[7] Der Verfasser wird inpriesterlichen Kreisen inJerusalem vermutet.[8] Für den anonymen Autor ist die Bezeichnung „Chronist“ üblich.

Inhalt

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Israel und seine Institutionen (Kapitel 1–10)

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Für den Eröffnungsteil prägteJohann Wilhelm Rothstein die Bezeichnung „genealogische Vorhalle.“[9] Üblicherweise wird die Zäsur zwischen Kapitel 9 und 10 angenommen; nach den genealogischen Listen beginne mit Kapitel 10 (dem EndeSauls) die Erzählung. Mit Witte und Steins lässt sich aber auch eine Zäsur nach Kapitel 10 begründen. DieDavidsgeschichte erscheint dann mehr als in sich geschlossene Einheit.[10]

Das Listenmaterial steckt einen genealogischen und geografischen Rahmen ab. „Zielstrebig bewegt sich der Stammbaum der einen Menschheit auf das eine Israel zu.“[11] Das geschieht in mehreren Schritten: In 1 Chr 1,1 bis 2,2 spannt der Chronist den Bogen vom UrmenschenAdam bis zu denzwölf Söhnen Israels. Unter den von diesen zwölf Brüdern abgeleiteten Stämmen stehtJuda als Stamm König Davids voran. Die Familien des Stammes Juda werden in den Kapiteln 2 bis 4 gelistet, im Zentrum steht der Stammbaum der Davidsfamilie, die bis innachexilische Zeit weitergeführt wird. 1 Chr 3,17–24 enthält innerhalb der Hebräischen Bibel die ausführlichsten Angaben zur Davidsfamilie nach demExil.[12] Auf Juda folgen die StämmeSimeon,Ruben,Gad und Ost-Manasse. Dann wird mit Levi wieder ein Stamm beschrieben, an dem dem Verfasser besonders viel liegt (1 Chr 5,27–6,66). Denn auf Levi wird das gesamte Kultpersonal des Jerusalemer Tempels zurückgeführt. Unter den Nachkommen Levis sind dieAaroniden privilegiert; ihnen ist der Vollzug des Opferkults vorbehalten. Die übrigenLeviten sind Tempelmusiker, Türhüter, Assistenten beim Opferkult, aber auch Tempelschreiber.[13] In Kapitel 7 folgen die StämmeIssachar,Benjamin,Naftali, Manasse,Efraim undAscher. Die Kapitel 8 und 9 befassen sich mit den Benjaminiten und hier besonders mit der Familie Sauls. Darin eingeschoben ist in 1 Chr 9,1–34 eine Liste der Einwohner Jerusalems zur Zeit Davids.[14] Erwähnt wird unter der Einwohnerschaft besonders das Tempelpersonal (Priester, Leviten, Torhüter). Damit ist deutlich, dass Jerusalem das Zentrum des chronistischen Weltbilds bildet, und innerhalb Jerusalems der Tempel.[15]

Wichtige Themenkomplexe der biblischen Geschichtsbücher werden im Geschichtsrückblick der Chronik übergangen. DerAuszug aus Ägypten wird an späterer Stelle beiläufig erwähnt1 Chr 17,5 EU. Der Chronist betont eine „ungestörte Kontinuität“ in der Beziehung des Volkes Israel zu seinem Land.[16] DemPentateuch zufolge verbringt Ephraim sein ganzes Leben in Ägypten und gelangt nie ins Land Israel;1 Chr 7,20–24 EU zufolge wohnt er mit seiner Familie in der Gegend vonGat.[17] „Der Chronist geht ganz schlicht davon aus, daß die Israeliten sich in dem Lande vermehrten, wo sie vonJakobs Zeiten an saßen.“[18]

Das Königtum Davids (Kapitel 11–29)

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Der zweite Hauptteil ist eine Neuinterpretation (Rewritten Bible) der Regierungszeit Davids. Dabei lag das Samuelbuch als Quelle zugrunde. Für den Chronisten ist David zwar nicht Erbauer des Tempels, aber doch der Organisator des Tempelkults und der Planer für dessen Bau, so dassSalomo (im 2. Buch der Chronik) dann die Vorbereitungen seines Vaters in die Tat umsetzt. Die Schritte auf dem Weg zum Tempelbau sind folgende:[19]

  • David wird als König inthronisiert.
  • David erobert Jerusalem.
  • David bringt dieBundeslade nach Jerusalem (Kapitel 13–16).
  • David entschließt sich zum Tempelbau; Gott verheißt ihm durch den ProphetenNatan ein ewiges Königtum (Kapitel 17).
  • David schafft den außenpolitischen Rahmen.
  • David erkennt, dass der Tempel auf derTenne des Arauna errichtet werden muss. Er erwirbt den Platz und lässt einen Altar errichten (Kapitel 21).
  • David stellt die Baumaterialien bereit und beauftragt seinen Sohn Salomo, den Bau auszuführen (Kapitel 22).
  • David gliedert das Tempelpersonal in Gruppen und bestimmt ihre jeweiligen Aufgaben (unter anderem lässt er die Musikinstrumente anfertigen: 1 Chr 23,5).
  • David hält eine Rede an die Notablen Israels und fordert sie auf, nach den Geboten derTora zu leben. Er übergibt die Modelle, Pläne und Materialien des Tempelbaus an Salomo (Kapitel 28).
  • Salomo tritt die Regierung an; David stirbt und wird begraben (Kapitel 29).

Wirkungsgeschichte

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Im Judentum

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Die Rezeption der Chronik im Judentum ist relativ gering: „Das Buch sollte demHohenpriester im Tempel in der Nacht vonJom Kippur vorgelesen werden, damit er nicht einschläft (mYom 1,6). Und dies ist denn auch fast die einzige Funktion, die diesem Buch im Judentum gegeben wurde.“[20]

Die liturgischen Texte1 Chr 16,8–36 EU und1 Chr 29,10–13 EU wurden ins tägliche Morgengebet (Psuke desimra) aufgenommen. Der Vers1 Chr 29,11 EU wird nach dem Ausheben der Torarolle im Synagogengottesdienst gesungen.[20]

Im Christentum

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Frau Musica, umgeben von Musikern, über ihr König David. Illustration in einem Manuskript (um 1350) von:Boethius,De arithmetica, De musica (Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III, Neapel)

Der Standardkommentar derGlossa ordinaria gab der Kommentierung der Chronik relativ breiten Raum und griff dabei auf den Kommentar desHrabanus Maurus und den eines Anonymus (Pseudo-Hieronymus,Quaestiones Hebraicae in Paralipomenon) zurück, möglicherweise das Werk eines jüdischen Konvertiten.Petrus Comestor wertete die Chronik für sein Standardwerk zur Geschichte der Bibel (Historia scholastica) aus.[21]

Aufgrund von1 Chr 16,37–43 EU galt David im Mittelalter als Begründer der gottesdienstlichen Musik.[22] Die Beschreibung im 1. Buch der Chronik von der Überführung der Bundeslade nach Jerusalem und Davids Gründung von Tempelsängergruppen wurde seit der Spätantike von den Kommentatoren auf dieKirchenmusik hin ausgelegt (zum Beispiel: Vorrede zum Psalmenkommentar desBeda Venerabilis;De institutione clericorum vonHrabanus Maurus). Dies setzt sich im Blick auf die protestantische Kirchenmusik fort, zum Beispiel in der Vorrede des Gesangbuchs vonJohann Hermann Schein (1627).Michael Praetorius verwies imSyntagma musicum auf die Musikinstrumente, die David für den Tempel anfertigen ließ, um Instrumentalmusik im christlichen Gottesdienst biblisch zu begründen.[23]

Literatur

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Textausgabe

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Hilfsmittel

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Überblicksdarstellungen

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Forschungsberichte

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Kommentare

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  • Erschienene Lieferungen von Band 24/2 (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013ff.):
  • Ralph W. Klein:1 Chronicles: a commentary (=Hermeneia – a critical and historical commentary on the Bible). Fortress, Minneapolis 2006.ISBN 978-0-8006-6085-7.

Artikel und Monographien

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  • Israel Finkelstein:The Historical Reality behind the Genealogical Lists in 1 Chronicles. In:Journal of Biblical Literature 131, 1/2012, S. 65–83. (PDF)
  • Manfred Oeming:Das wahre Israel. Die genealogische Vorhalle 1 Chr 1-9. BWANT 128, Stuttgart 1990.
  • Georg Steins:Die Chronik als kanonisches Abschlussphänomen. Studien zur Entstehung und Theologie von 1/2 Chronik (=Bonner biblische Beiträge. Band 93). Weinheim 1995.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. abMarkus Witte:Die Chronikbücher, Göttingen 2019, S. 524.
  2. abSara JaphetChronikbücher. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 344–348., hier Sp. 344f.
  3. Markus Witte:Die Chronikbücher, Göttingen 2019, S. 525.
  4. Magne SæbøChronistische Theologie/Chronistisches Geschichtswerk. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 8, de Gruyter, Berlin / New York 1981,ISBN 3-11-008563-1, S. 74–87., hier S. 80.
  5. Magne SæbøChronistische Theologie/Chronistisches Geschichtswerk. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 8, de Gruyter, Berlin / New York 1981,ISBN 3-11-008563-1, S. 74–87., hier S. 81.
  6. Georg Steins:Die Bücher der Chronik, Stuttgart 2016, S. 319–321.
  7. Sara JaphetChronikbücher. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 344–348., hier Sp. 346.
  8. Georg Steins:Die Bücher der Chronik, Stuttgart 2016, S. 325.
  9. Johann Wilhelm Rothstein:Das erste Buch der Chronik (=Kommentar zum Alten Testament. Band 18/2). Deichert, Leipzig 1927. Vgl. Pancratius Cornelis Beentjes:Tradition and Transformation in the Book of Chronicles. Brill, Leiden / Boston 2008, S. 116 Anm. 14.
  10. Georg Steins:Die Bücher der Chronik, Stuttgart 2016, S. 314.
  11. Reinhard Gregor Kratz:Israel als Staat und als Volk. In:Zeitschrift für Theologie und Kirche 97/1 (2000), S. 1–17, hier S. 6.
  12. Sara Japhet:1. Chronik, Freiburg im Breisgau u. a. 2002, S. 125.
  13. Markus Witte:Die Chronikbücher, Göttingen 2019, S. 526.
  14. Georg Steins:Die Bücher der Chronik, Stuttgart 2016, S. 315.
  15. Magne SæbøChronistische Theologie/Chronistisches Geschichtswerk. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 8, de Gruyter, Berlin / New York 1981,ISBN 3-11-008563-1, S. 74–87., hier S. 75.
  16. Sara JaphetChronikbücher. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, Sp. 344–348., hier Sp. 347.
  17. Sara Japhet:1. Chronik, Freiburg im Breisgau u. a. 2002, S. 195.
  18. Sara Japhet:1. Chronik, Freiburg im Breisgau u. a. 2002, S. 368.
  19. Georg Steins:Die Bücher der Chronik, Stuttgart 2016, S. 328.
  20. abHanna Liss:Das Buch Divre ha-Jamim (Chroniken I und II), Heidelberg 2019, S. 462.
  21. Bernard McGinn:Chronicles (Books) III. Christianity. In:Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 5. De Gruyter, Berlin / Boston 2012.
  22. Andreas Kosuch:David IV. Christianity B. Medieval Times and Reformation Era. In:Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 6. De Gruyter, Berlin / Boston 2013, Sp. 210–212, hier Sp 210.
  23. Sven Rune Havsteen:David VIII. Music A. General. In:Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 6. De Gruyter, Berlin / Boston 2013, Sp. 230–237, hier Sp. 236f.
Geschichtsbücher imAlten Testament

Josua |Richter |Rut |Samuel1. Buch,2. Buch |Könige1. Buch,2. Buch |Chronik1. Buch,2. Buch |Esra und Nehemia |Ester

deuterokanonisch: Judit |Tobit |1. Makkabäer |2. Makkabäer |Zusätze Ester

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