Als einer der populärsten Staatsmänner in der japanischen Geschichte gehörte er zu den Personen, die früh die Verbreitung westlicher Technologien in Japan förderten. Er gründete dieWaseda-Universität.
Ōkuma Shigenobu wurde als Sohn eines Artillerie-Offiziers inSaga in derProvinz Hizen (heutePräfektur Saga) geboren. Seine Ausbildung bestand zunächst hauptsächlich aus dem Studium der Bücher derkonfuzianischen Philosophen und daraus hervorgegangenen japanischen Werken wieHagakure vonYamamoto Tsunetomo. 1853 verließ er jedoch die traditionelle japanische Schule und besuchte stattdessen eineholländische Schule.
Nachdem die holländische Schule mit der Provinz-Schule 1861 vereinigt worden war, wurde Ōkuma Shigenobu Lektor an dieser Schule. Ōkuma sympathisierte mit derSonnō-jōi-Bewegung, die in dieser Zeit weiter erstarkte. Er versuchte eine Annäherung zwischen den Rebellen desChōshū-Han und demBakufu zu ermöglichen.
Während einer Reise nachNagasaki traf Ōkuma den holländischen MissionarGuido Verbeck. Dieser brachte ihm die englische Sprache bei und gab ihm Kopien desNeuen Testaments und deramerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Diese Schriften führten zu einer völligen Änderung seiner Ansichten über die japanische Regierungsform. War er zuvor als Krieger fest mit dem traditionellen feudalen System verwurzelt, so war er nun überzeugter Anhänger einer neuen, auf einer Verfassung begründeten Regierung Japans.
Ōkuma reiste in den folgenden Jahren oft zwischen Nagasaki und Kyōto und wurde in der Bewegung zur Wiederherstellung der kaiserlichen Macht aktiv. 1867 reiste er zusammen mitSoejima Tanetomi nachEdo, um den neueranntenShōgunTokugawa Yoshinobu einen Plan zur Wiederherstellung der Macht desTennō vorzulegen. Dieser zögerte allerdings daraufhin nicht, sie sofort zuRōnin zu erklären. Auf dem Rückweg nach Kyōto wurden die beiden gefangen genommen. Ōkuma verbrachte daraufhin einen Monat unter Hausarrest in Saga.
Nach derMeiji-Restauration war Ōkuma zuerst im Dienst des Auswärtigen Amtes, erhielt jedoch bald einen weiteren Posten als Leiter des Programms zur Reform des japanischen Währungssystems. Er wurde 1870 Mitglied im Regierungskabinett und Finanzminister. In dieser Funktion führte er Reformen des japanischen Eigentumsrechts und des Steuerrechts durch, welche die frühe industrielle Entwicklung Japans unterstützten. 1881 kam es jedoch zu einerpolitischen Krise, die zu seiner Entlassung führte, nachdem er eine Reihe von Streitigkeiten über den Stellenwert des Rechts des Einzelnen in der japanischen Gesellschaft mit anderen Kabinettsmitgliedern gehabt hatte. Unter diesen ist besondersItō Hirobumi zu erwähnen, der im Gegensatz zu Ōkuma ein Befürworter eines Obrigkeitsstaates nachpreußischem Muster war.
1882 war Ōkuma Shigenobu einer der Mitbegründer der Konstitutionellen Progressiven Partei (立憲改進党,Rikken Kaishintō), welcher sich bald andere bekannte Führer der Meiji-Zeit anschlossen. Unter diesen bekannten Persönlichkeiten warenOzaki Yukio undInukai Tsuyoshi. Im gleichen Jahr gründete Ōkuma dieTōkyō Semmon Gakkō im Waseda-Viertel von Tokio. Diese Schule wurde später die Waseda-Universität, welche eine der angesehensten in ganz Japan ist.
Ungeachtet ihrer Rivalität ernannteItō Hirobumi Ōkuma im Februar 1888 zum japanischen Außenminister. In dieser Position sollte er die „ungleichen Verträge“ auflösen, die durch dasBakufu mit den europäischen Mächten abgeschlossen worden waren. Ōkumas Zusammenstöße mit den anderen Regierungsmitgliedern häuften sich aber bald wieder. Nachdem sein rechtes Bein von einer Bombe desGen’yōsha-MitgliedsKurushima Tsuneki zerrissen wurde, trat er 1889 von seinem Posten zurück.Matsukata Masayoshi ernannte ihn 1896 erneut zum Außenminister, aber auch dieses Mal trat er nach einer Amtszeit von nur einem Jahr wieder zurück.
Im Juni 1898 gründete Ōkuma Shigenobu die Konstitutionelle Regierungspartei (Kenseitō) und wurde vom KaiserMutsuhito als Ministerpräsident Japans damit beauftragt, ein Kabinett zu bilden. Dieses Kabinett war das erste Einparteienkabinett in der japanischen Geschichte. Es stieß auf intensiven Widerstand von Seiten der Liberalen und der Progressiven Partei und hatte nur einige Monate bestand, bis alle Minister geschlossen zurücktraten. Ōkuma blieb Parteimitglied derKenseitō bis er 1908 vom politischen Leben Japans zurückzog.
Nach seinem politischen Rücktritt wurde Ōkuma Präsident der Waseda-Universität und Ratsmitglied der japanischen Zivilisationsgesellschaft. Er übersetzte eine Reihe von europäischen und amerikanischen Texten in die japanische Sprache und sammelte Spenden für Japans erste Expedition in dieAntarktis.
Ōkuma kehrte 1914 in die Politik zurück, als das Land von einer Regierungskrise erschüttert wurde. Die Regierung vonYamamoto Gonnohyōe wurde wegen desSiemens-Skandals zum Rücktritt gezwungen. Ōkuma wurdeGenrō – Mitglied des Rates der Älteren Staatsmänner – und Ministerpräsident und brachte seine Befürworter zusammen mit den ParteienRikken Dōshikai undChūseikai in ein Kabinett. Im weiteren Verlauf des Jahres erklärte die Regierung Ōkuma demdeutschen Reich den Krieg und trat damit auf der Seite derEntente in denErsten Weltkrieg ein. 1915 entwarfen Ōkuma undKatō Takaaki dieEinundzwanzig Forderungen anChina, die Japan die Vorherrschaft über das Land sichern sollten.
Aufgrund desŌura-Skandals von 1915 verlor Ōkumas Kabinett rasch den Rückhalt in der Bevölkerung und seine Mitglieder traten gemeinschaftlich im Oktober 1916 zurück. Ōkuma ging nach Waseda zurück und starb dort 1922. Ungefähr 300.000 Menschen wohnten seinem Staatsbegräbnis imHibiya-Park von Tokio bei. Er wurde imGokoku-ji begraben.
Eintrag zu Okuma, Shigenobu (1838–1922) in der Ausstellung der japanischen Parlamentsbibliothek mit Porträts und kurzen Biografien bedeutender japanischer Persönlichkeiten der Moderne (englisch)
Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familiennamevor dem Vornamen. Somit istŌkuma der Familienname,Shingenobu der Vorname.